Lycoperdon und weiter?

nicht eindeutig geklärte bzw. unbekannte Funde können hier gezeigt und besprochen werden. Forumsstart - 05.11.2007

Moderator: Harry

Benutzeravatar
mykologicus
treues Mitglied
Beiträge: 254
Registriert: Do 5. Mär 2009, 12:46
Kamera: Canon EOS 7D
Wohnort: Norderstedt, nördliches Hamburger Umland

Lycoperdon und weiter?

Ungelesener Beitrag von mykologicus »

Liebe Pilzkenner,
am allerletzten Tag unseres Österreichurlaubs habe ich auf dem Parkplatz des Nachbargrundstücks recht frische Stäublinge gefunden. Die Bestimmung stellte ich mir (zu) einfach vor, deshalb habe ich auch kein Exemplar mitgenommen. Soweit so schlecht.
Funddaten: Österreich, Bundesland Salzburg, Pinzgau, Salzburger Schieferalpen, Maria Alm, 1100 m, am Rande eines montanen Mischwaldes, 17.10.2015

Die FK wuchsen am Rand des Parkplatzes anscheinend im Schotter. Dass eventuell vergrabenes Holz im Spiel sein könnte, kann ich nicht ausschließen. Aufgrund der starken Hanglage wurden dort früher oftmals sog. Krainerwerke zur Hangabstützung gebaut: schlanke Baumstämme wurden in den Hang getrieben, zwischen die dann vorne quer zum Hang dicke Baumstämme gelegt wurden. Dieses alte Handwerk ist fast ausgestorben.
2015-10-17 #30712-f Lycoperdon spec.jpg
2015-10-17 #30712-f Lycoperdon spec.jpg (292.04 KiB) 6124 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2015:10:17 11:19:34
Bild aufgenommen am/um:
Sa 17. Okt 2015, 09:19
Brennweite:
100 mm
Belichtungszeit:
1/125 Sek
Blendenwert:
f/8
ISO:
250
Weißabgleich:
Manuell
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon EOS 7D
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
-2/3 EV
Belichtungsmessung:
Zentrums-basierte Gewichtung


etwas näher heran:
2015-10-17 #30711-f Lycoperdon spec.jpg
2015-10-17 #30711-f Lycoperdon spec.jpg (282.83 KiB) 6124 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2015:10:17 11:19:16
Bild aufgenommen am/um:
Sa 17. Okt 2015, 09:19
Brennweite:
100 mm
Belichtungszeit:
1/125 Sek
Blendenwert:
f/8
ISO:
160
Weißabgleich:
Manuell
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon EOS 7D
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
-1/1 EV
Belichtungsmessung:
Zentrums-basierte Gewichtung
Der größte, ovale FK oben links im Bild war 50 mm x 35 mm breit und 40 mm hoch.
Ein Blick auf das Innenleben: weiß, nur an einer Seite hellbräunlich
2015-10-17 #30714-f Lycoperdon spec.jpg
2015-10-17 #30714-f Lycoperdon spec.jpg (288.5 KiB) 6124 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2015:10:17 11:19:51
Bild aufgenommen am/um:
Sa 17. Okt 2015, 09:19
Brennweite:
100 mm
Belichtungszeit:
1/160 Sek
Blendenwert:
f/8
ISO:
160
Weißabgleich:
Manuell
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon EOS 7D
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
-2/3 EV
Belichtungsmessung:
Zentrums-basierte Gewichtung
Oben am Scheitel am dunkelsten, am Stiel wesentlich heller, Stielbasis mit weißem Myzel.
2015-10-17 #30716-f Lycoperdon spec.jpg
2015-10-17 #30716-f Lycoperdon spec.jpg (275.1 KiB) 6124 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2015:10:17 11:20:53
Bild aufgenommen am/um:
Sa 17. Okt 2015, 09:20
Brennweite:
100 mm
Belichtungszeit:
1/125 Sek
Blendenwert:
f/8
ISO:
200
Weißabgleich:
Manuell
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon EOS 7D
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
-2/3 EV
Belichtungsmessung:
Zentrums-basierte Gewichtung
Flocken ungleichmäßig verteilt, ich weiß noch, ich habe versucht sie abzuwischen, ich glaube, das ging.
2015-10-17 #30715-f Lycoperdon spec.jpg
2015-10-17 #30715-f Lycoperdon spec.jpg (277.59 KiB) 6124 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2015:10:17 11:20:13
Bild aufgenommen am/um:
Sa 17. Okt 2015, 09:20
Brennweite:
100 mm
Belichtungszeit:
1/125 Sek
Blendenwert:
f/8
ISO:
200
Weißabgleich:
Manuell
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon EOS 7D
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
-2/3 EV
Belichtungsmessung:
Zentrums-basierte Gewichtung
Tja, für einen
Lycoperdon pyriforme (Birnenstäubling) zu groß und zu unkugelig,
Lycoperdon foetidum (Stinkstäubling) sind die Stacheln nicht ausgeprägt genug,
Lycoperdon echinatum (Igelstäubling) ebenfalls viel zu wenige und zu kurze Stacheln,
Lycoperdon perlatum (Flaschenstäubling) zu hell.

Am ehesten passend erscheint mir
Lycoperdon molle (Weicher Stäubling) bzw.
Lycoperdon umbrinum (Brauner Stäubling), die nach Autor synonymisiert werden oder als verschiedene Arten betrachtet werden.
Harry hatte mir vor Jahren einen Fund als Lycoperdon umbrinum bestätigt, der Fund war allerdings richtig dunkelbraun, hatte aber auch an einer recht dunklen Nadelwaldecke gestanden. Gemeldet an die Österreicher hatte ich den Fund aus 2009 nicht.

Zu meinem Erstaunen sind in der online Pilzkartierung für Österreich (austria.mykodata.net) weder
Lycoperdon umbrinum noch
Lycoperdon molle verzeichnet.

Folgende Arten werden gelistet:

BOVISTA PUSILLA (SYN. LYCOPERDON ERICETORUM)
ENTERIDIUM LYCOPERDON
ENTERIDIUM LYCOPERDON (SYN. RETICULARIA LYCOPERDON)
HANDKEA EXCIPULIFORMIS (SYN. LYCOPERDON EXCIPULIFORME)
LYCOPERDON ATROPURPUREUM
LYCOPERDON CAUDATUM
LYCOPERDON CAUDATUM (SYN. LYCOPERDON PEDICELLATUM)
LYCOPERDON DECIPIENS
LYCOPERDON ECHINATUM
LYCOPERDON ERICAEUM
LYCOPERDON FOETIDUM
LYCOPERDON FOETIDUM (SYN. LYCOPERDON NIGRESCENS)
LYCOPERDON FRIGIDUM
LYCOPERDON LAMBINONII
LYCOPERDON LIVIDUM

Bebildert ist davon nichts, und ich komme mir a bisserl bleed vor.
Was glaubt ihr, was ich da aufgenommen habe?

Herzlichen Dank für eure Meinungen im Voraus.
Zuletzt geändert von mykologicus am Di 3. Nov 2015, 15:49, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße Sabine
__________________________________________________
Der Mensch muss sich in die Natur schicken;
aber er will, dass sie sich in ihn schicken soll.
Immanuel Kant (1724 - 1804)
Benutzeravatar
Harry
Administrator
Beiträge: 4693
Registriert: Mi 22. Dez 2004, 09:37
Kamera: Nikon D500
Nikon Z5
Olympus Tough TG-6
Pilzverein: Pilzfreunde Saar - Pfalz e.V.
Wohnort: Bexbach - Saarland
Kontaktdaten:

Re: Lycoperdon und weiter?

Ungelesener Beitrag von Harry »

Liebe Sabine,

ich kann mir nicht helfen, aber ich komme nur schwer an Lycoperdon pyriforme vorbei. So bräunlich können die schon mal sein. Die feinen Warzen ohne erkennbare Stacheln und der relativ kurze " Stiel " mit den kräftigen Basisrhizomorphen würden auch super passen. Und du kannst nicht ausschließen das sich dort im Boden Holz befindet. Dass die Fruchtkörper nicht alle ganz kugelig sind kann man getrost außen vorlassen. Vielleicht hat ja noch jemand einen Tipp.

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
Holger

Re: Lycoperdon und weiter?

Ungelesener Beitrag von Holger »

Liebe Sabine,
aus dem Bauch raus (ohne Blick in die Literatur) sehen die für mich wie L. molle aus. L. umbrinum hat nach meinen Kenntnissen bis zu 1mm kurzen in Gruppen stehenden, etwas gebogenen Stacheln und schon jung grau-bräunlichen Töne in der "Außenhaut". Grautöne sehe ich bei Deinen nicht. Deine FK zeigen für mich auch die typischen Stacheln und Körnchen, jedenfalls so wie ich L. molle kenne. Aber schauen wir mal was die anderen sagen und was meine Literatur hergibt.
Beste Grüße
Holger
Ps. ups Harry war schneller..................
Benutzeravatar
Harry
Administrator
Beiträge: 4693
Registriert: Mi 22. Dez 2004, 09:37
Kamera: Nikon D500
Nikon Z5
Olympus Tough TG-6
Pilzverein: Pilzfreunde Saar - Pfalz e.V.
Wohnort: Bexbach - Saarland
Kontaktdaten:

Re: Lycoperdon und weiter?

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Holger,

danke für deine Meinung. Was mich an Lycoperdon molle stört sind die doch recht starken Myzelstränge an der Stielbasis. Ich jedenfalls kenne das vom Weichen Stäubling nicht. Bei L. pyriforme sind sie dagegen deutlich vorhanden. Oft sind mehrere Fruchtkörper durch diese Rhizoiden miteinander verbunden.

Sorry, mit Lycoperdon molle kann ich mich nicht anfreunden. :er:

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
Benutzeravatar
mykologicus
treues Mitglied
Beiträge: 254
Registriert: Do 5. Mär 2009, 12:46
Kamera: Canon EOS 7D
Wohnort: Norderstedt, nördliches Hamburger Umland

Re: Lycoperdon und weiter?

Ungelesener Beitrag von mykologicus »

Lieber Harry und Holger,
herzlichen Dank für eure - gegensätzlichen - Meinungen. Wenn ich mir die Darstellungen auf dieser Seite
http://www.123pilze.de/DreamHC/Download ... ubling.htm
ansehe, dann haben "meine" Stäublinge keine Stacheln oder nur ganz winzige. Hier nochmal ein Ausschnitt:
2015-10-17 #30715-f2 Lycoperdon spec.jpg
2015-10-17 #30715-f2 Lycoperdon spec.jpg (132.48 KiB) 6073 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2015:10:17 11:20:13
Bild aufgenommen am/um:
Sa 17. Okt 2015, 09:20
Brennweite:
100 mm
Belichtungszeit:
1/125 Sek
Blendenwert:
f/8
ISO:
200
Weißabgleich:
Manuell
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon EOS 7D
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
-2/3 EV
Belichtungsmessung:
Zentrums-basierte Gewichtung
Ich wollte gerade einen weiteren Bildausschnitt nachschieben, bekomme aber jedes Mal einen HTTP-Fehler.

Das spricht wohl schon eher für den Birnenstäubling Lycoperdon pyriforme. Allerdings habe ich bisher noch niemals solche großen Exemplare gefunden; meistens waren sie deutlich kleiner und alle mehr oder weniger gleich groß.

Ich habe HaWe nach einem Krainerwerk beim Nachbarn gefragt, ja, die haben auch eines. Unterirdisch vorhandenes Holz rückt demnach mehr in den Bereich der Wahrscheinlichkeit.
Liebe Grüße Sabine
__________________________________________________
Der Mensch muss sich in die Natur schicken;
aber er will, dass sie sich in ihn schicken soll.
Immanuel Kant (1724 - 1804)
Antworten