welcher Röhrling? => Xerocomus cf. ferrugineus

nicht eindeutig geklärte bzw. unbekannte Funde können hier gezeigt und besprochen werden. Forumsstart - 05.11.2007

Moderator: Harry

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mykologicus
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welcher Röhrling? => Xerocomus cf. ferrugineus

Ungelesener Beitrag von mykologicus »

Liebe Pilzfreunde,
am vergangenen Samstag waren wir Pilze suchen, und mein HaWe hat einen schönen "Maronenröhrling" eingesammelt. Der ist natürlich nicht in der Pfanne gelandet, weil es keine Marone war und mir auch nicht weiter bekannt. Da ich nur wenig Pilzliteratur dabei habe, brauche ich mal eure Hilfe.

Funddaten: Österreich, Bundesland Salzburg, Pinzgau, Salzburger Schieferalpen, Maria Alm, 1100 m, montaner Fichtenwald über Schiefer, bodensauer, 19.09.2015

Größe: Hutdurchmesser knapp 8 cm, Stiel 8,5 cm hoch x 2,5 cm im Durchmesser

Die Stielbasis war natürlich abgeschnitten, daher zwei Aufnahmen, die nicht am Fundort entstanden sind (mit Zahnstocher in der Senkrechten gehalten).
2015-09-19 #29508-f Roehrling.jpg
2015-09-19 #29508-f Roehrling.jpg (281.51 KiB) 8298 mal betrachtet
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2015:09:19 15:36:54
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Sa 19. Sep 2015, 13:36
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2015-09-19 #29505-f Roehrling.jpg
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Sa 19. Sep 2015, 13:36
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-1/3 EV
Belichtungsmessung:
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Hutoberfläche: matt, samtig wie allerfeinster Samt, Hutfarbe zwischen olivgrün, grau und bräunlich.
Huthaut: überragt den Hutrand und biegt auf die Röhrenschicht um ähnlich wie bei Rotkappen-Arten. Huthaut um etwa 2 cm abziehbar (Versuch am Sonntag).
2015-09-19 #29513-f Roerling.jpg
2015-09-19 #29513-f Roerling.jpg (258.64 KiB) 8298 mal betrachtet
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2015:09:19 15:38:53
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Sa 19. Sep 2015, 13:38
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100 mm
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1/100 Sek
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ISO:
200
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Röhrenausgänge: leuchtend, gelblich mit einem Touch ins Grünlich-Bräunliche, Röhren verschieden geformt: rund, oval und rundlich-eckig. Röhrenausgänge auf Druck leicht bräunend.
2015-09-19 #29515-f Roehrling.jpg
2015-09-19 #29515-f Roehrling.jpg (276.01 KiB) 8298 mal betrachtet
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2015:09:19 15:39:10
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Sa 19. Sep 2015, 13:39
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Belichtungszeit:
1/320 Sek
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ISO:
200
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Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
-2/3 EV
Belichtungsmessung:
Spot
Röhrenschicht ausgebuchtet mit dem Stiel verbunden, am oberen Stielende ein Netz bildend.
2015-09-19 #29514-f Roehrling.jpg
2015-09-19 #29514-f Roehrling.jpg (289.65 KiB) 8298 mal betrachtet
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Sa 19. Sep 2015, 13:39
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100 mm
Belichtungszeit:
1/320 Sek
Blendenwert:
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ISO:
200
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Belichtungsmodus:
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Belichtungskorrektur:
-2/3 EV
Belichtungsmessung:
Spot
Stiel: sehr grob und länglich genetzt, ähnlich im Aussehen wie beim Gallenröhrling. Auf dem Foto kommt das Netzartige viel stärker hervor als mit bloßem Auge sichtbar. In der Stielmitte fein rötlich überlaufen.
2015-09-19 #29517-f Roehrling.jpg
2015-09-19 #29517-f Roehrling.jpg (296.24 KiB) 8298 mal betrachtet
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2015:09:19 15:39:57
Bild aufgenommen am/um:
Sa 19. Sep 2015, 13:39
Brennweite:
100 mm
Belichtungszeit:
1/160 Sek
Blendenwert:
f/8
ISO:
200
Weißabgleich:
Manuell
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon EOS 7D
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
-1/3 EV
Belichtungsmessung:
Spot
Schnittbild: Röhren und Stiel bis zur Hälfte sofort blauend, allerdings nicht überall gleichmäßig. Das Foto zeigt die maximale Verfärbung, die nach ca. 2 Stunden wieder weg war.
2015-09-19 #29520-f Roehrling.jpg
2015-09-19 #29520-f Roehrling.jpg (277.33 KiB) 8298 mal betrachtet
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2015:09:19 15:41:33
Bild aufgenommen am/um:
Sa 19. Sep 2015, 13:41
Brennweite:
100 mm
Belichtungszeit:
1/250 Sek
Blendenwert:
f/8
ISO:
200
Weißabgleich:
Manuell
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon EOS 7D
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Stielfleisch: leuchtend gelb und hell längs gemasert, ähnlich wie beim Steinpilz.
2015-09-19 #29522-f Roehrling.jpg
2015-09-19 #29522-f Roehrling.jpg (284.35 KiB) 8298 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2015:09:19 15:41:55
Bild aufgenommen am/um:
Sa 19. Sep 2015, 13:41
Brennweite:
100 mm
Belichtungszeit:
1/200 Sek
Blendenwert:
f/8
ISO:
200
Weißabgleich:
Manuell
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon EOS 7D
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Sporenprobe auf weißem Papier: SPP irgendwo zwischen oliv und braun.
2015-09-19 #29527-f Roehrling.jpg
2015-09-19 #29527-f Roehrling.jpg (278.89 KiB) 8298 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2015:09:20 11:11:42
Bild aufgenommen am/um:
So 20. Sep 2015, 09:11
Brennweite:
100 mm
Belichtungszeit:
1/160 Sek
Blendenwert:
f/7.1
ISO:
640
Weißabgleich:
Manuell
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
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Kamera-Modell:
Canon EOS 7D
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
2/3 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Geruch: intensiv, ich würde ihn am ehesten mit dem Geruch vom Goldröhrling vergleichen. HaWe fand den Geruch hingegen eklig.

Geschmack: nicht probiert, erst am Sonntag daran gedacht, da war der aufgeschnittene Fruchtkörper aber nicht mehr frisch genug, er roch schon leicht angemodert.

Was könnte das nun für eine Röhrlingsart sein?
Zum einen erinnert sie mich ein wenig an die Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus). Aber eben nur ein wenig. Die wenigen Ziegenlippen, die ich bisher gefunden habe, hatten
a) einen deutlich polsterförmigeren Hut,
b) viel breitere, größere Röhrenöffnung,
c) nach meiner Erinnerung blauten sie nicht im Schnitt.

Nach LAUX (Der große Kosmos Naturführer Pilze) ist unter der Ziegenlippe der Schwarzblauende Röhrling (Xerocomus pulverulentus) abgebildet. Die dort beschriebenen, ausgebuchetet angewachsenen Röhren würden zu meinem Fund passen. Die Röhrenschicht und der gesamte Fruchtkörper soll aber nach Berührung sofort intensiv blauen, was bei meinem Fund nicht der Fall ist.

LAUX gibt für die Ziegenlippe an, dass Verwechselung mit Rotfuß-Röhrlingen gegeben sein könnte, die Rotfußröhrlinge sind aber weicher im Fleisch und meist kleiner. Von der Ziegenlippe sollen verschiedene Formen und Varietäten bekannt sein. Ich komme zu keinem Ergebnis.

Was sagen die Kenner?

Ich bin gespannt und grüße ganz herzlich von der Alm
Sabine
Zuletzt geändert von mykologicus am Fr 11. Nov 2016, 20:52, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße Sabine
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willihund
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Re: welcher Röhrling?

Ungelesener Beitrag von willihund »

Hallo Sabine,

ich bin zwar kein Experte würde aber auf diesen hier tippen:

http://www.123pilze.de/DreamHC/Download ... hrling.htm

Ein Schwarzblauender Röhrling ist das nicht. Der hat kein Stielnetz sondern ist geflockt und läuft schon bei der leichtesten Berrührung schwarzblau an.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzbl ... 3%B6hrling

VG Willihund
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Gerd †
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Re: welcher Röhrling?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Sabine,

ich bin begeistert, wie gut :un: du deinen Fund beschreibst :danke

- Obwohl ich kein Boletales-Kenner bin fallen mir nur zwei Arten ein, die ich als mögliche Kandidaten annehme:

(1) Xerocomus ferrugineus (Brauner Filzröhrling):
- Stiel mit Netzzeichnung
- Fleisch und Hymenophor meist grünblau verfärbend
- Nadelwald!?

---> Mein klarer Favorit!!!

(2) Xerocomus subtomentosus (Ziegenlippe)
- Stiel meist nicht genetzt
- auf Druck bräunend, nicht blauend
- Laub-, Nadelwald

---> Den würde ich nur als "Sparringspartner" in den Ring schicken!
---------------------------------------------------------

---> Leider, leider (trotz deiner Detailbeschreibung) kann man die Farbe des Basismyzels nicht beurteilen, das bei (1) gelb und nicht wie bei (2) weißlich (evtl. mit Gelbspuren) sein soll.
---> Ansonsten kannst du auch die Farbreaktion auf NH3 überprüfen, obwohl die von mindestens einem Autor (Gröger) als fraglich betrachtet wird!!!

Liebe Grüße
Gerd

Übrigens, der "Scharzblauende" ist es ganz sicher nicht. Den der hat (a) einen anderen Habitus und (b) blaut bereits beim "Anschauen" intensiv blau in allen Teilen.
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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Gerd †
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Re: welcher Röhrling?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Willihund,
willihund hat geschrieben:
ich bin zwar kein Experte würde aber auf diesen hier tippen:

http://www.123pilze.de/DreamHC/Download ... hrling.htm
---> Da bin ich mit dir einig, da ich auch die (aus meiner Sicht) einzig vernünftige Alternative (Ziegenlippe) recht gut kenne.

Grüße
Gerd

PS.:
@ Sabine: Hast du für den Fall, dass noch andere Vorschläge kommen sollten, ein Herbarexemplar gerettet?
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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mykologicus
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Re: welcher Röhrling?

Ungelesener Beitrag von mykologicus »

Hallo Willihund und Gerd,
ich danke sehr herzlich für eure Antworten. An den Schwarzblauenden Röhrling hatte ich ja selbst nicht geglaubt, und ihr bestätigt beide, dass er es nicht sein kann.
Der Braune Filzröhrling Xerocomus ferrugineus, den Willi verlinkt hat, der passt meiner Meinung nach sehr gut. Und Gerd, du hast diese Art auch fett unterlegt, es ist offenbar dein Favorit.

123Pilze schreibt zum Braunen Filzröhrling,
- dass der Stiel lang, schlang und verdreht sei. Das trifft zu.
- Etwas braunfleckig trifft auch in gewissem Maß zu.
- Stielbasis verdickt trifft eher nicht zu. Auch wenn der unterste Teil der Stielbasis fehlt, so ist offenbar nur recht wenig davon abgeschnitten worden.
- SPP olivbraun würde ich auch als zutreffend einschätzen.
Die bei 123Pilze gezeigten Fotos passen schon ganz prima zu meinem Fund.

Das das Basismyzel nicht sichtbar ist liegt einfach daran, dass mein HaWe ja eine vermeintliche Marone mitgenommen hat.

Ammoniak habe ich als Reagenz natürlich nicht, und inzwischen ist der Fruchtkörper auch schon jenseits von Gut und Böse.

Ich mache sicher nichts falsch, wenn ich die Fotos unter dem Namen ablege. Fein, da habe ich wieder eine neue kennengelernt. Ich habe zwar im Archiv (auf externer Festplatte dabei) schon zwei Fotos von der Art, aber der war noch ein ganz junges Exemplar (aus dem Harz), der schon mal Frost abbekommen hatte und damit als "Referenzobjekt" völlig ungeeignet ist.

Herzliche Grüße von der Alm, auf der es heute tüchtig geschneit hat;
aktuell 2 Grad (huhu, es wird wieder wärmer, vorhin waren es nur 1,5 Grad)
Sabine

PS: was die Beschreibung angeht: Gerd, da habe ich doch von dir sehr viel gelernt! :ge:
Liebe Grüße Sabine
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mykologicus
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Re: welcher Röhrling?

Ungelesener Beitrag von mykologicus »

Hallo Gerd,
ich sehe gerade deine Frage nach dem Herbarexemplar. Also, der durchgeschnittene Fruchtkörper bzw. das was von ihm noch übrig ist, liegt noch sporulierend in der Küche. Ich könnte den Rest morgen auf den Dörrie legen. Würde das Sporenpulver nicht auch ausreichen? Was meinst du?

Liebe Grüße
Sabine
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Beorn
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Re: welcher Röhrling?

Ungelesener Beitrag von Beorn »

Hallo, Sabine!

Schade, daß du nicht probiert hast. Der unheimlich bittere Geschmack nach kurzer Kauzeit wäre hier sehr hilfreich gewesen.
Eine Art aus der Gattung Xerocomus ist das sicher nicht. Das Verfärbungsmuster alleine schließt sowohl X. moravicus, als auch X. ferrugineus und X. subtomentosus aus.
Ebenso die Struktur des Netzes, das nämlich nicht aus Rippen (zur Stielrinde gehörend) besteht, sondern aus einer der Stielrinde aufliegenden Struktur (zumindest im oberen Stielbereich). Das kann kein Filzröhrling.
Ich gebe zu, der Fruchtkörper ist sehr ungewöhnlich ausgeprägt, aber solche Boletus calopus hatte icha uch schon in der Hand.


LG; pablo.
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rickenella
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Re: welcher Röhrling?

Ungelesener Beitrag von rickenella »

Beorn hat geschrieben:Hallo, Sabine!

Schade, daß du nicht probiert hast. Der unheimlich bittere Geschmack nach kurzer Kauzeit wäre hier sehr hilfreich gewesen.
Eine Art aus der Gattung Xerocomus ist das sicher nicht. Das Verfärbungsmuster alleine schließt sowohl X. moravicus, als auch X. ferrugineus und X. subtomentosus aus.
Ebenso die Struktur des Netzes, das nämlich nicht aus Rippen (zur Stielrinde gehörend) besteht, sondern aus einer der Stielrinde aufliegenden Struktur (zumindest im oberen Stielbereich). Das kann kein Filzröhrling.
Ich gebe zu, der Fruchtkörper ist sehr ungewöhnlich ausgeprägt, aber solche Boletus calopus hatte icha uch schon in der Hand.


LG; pablo.
Hallo Pablo, Hallo Sabine,

Boletus calopus kommt in unseren Gebirgs-Nadelwäldern in manchen Jahren recht häufig vor. Er wird von den Pilzsammlern häufig irrtümlich geschnitten, für den Satanspilz gehalten und wieder verworfen. Ich schaue ich mir diese Exemplare immer wieder mal an und melde hinsichtlich Deiner "Theorie" Zweifel an.
Die Poren erscheinen mir - selbst für einen " alten " Bol. calopus a ) viel zu weit , b) das Hymenium viel zu dick. Das habe ich so bei keinem noch so überständigen Frkp. gesehen. Ich bin morgen wieder auf "Pirsch", vielleicht kann ich das mal dokumentieren.

Gruß Peter
Wissen ist das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.
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Beorn
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Re: welcher Röhrling?

Ungelesener Beitrag von Beorn »

Hallo, Peter!

Wo steht denn was zur Porengröße?
Wenn ich die auf dem ersten Bild in Relation zu den Erdbeerblättern setze, dann passt das wunderbar, ist jedenfalls feinporig genug. Die Länge der Röhren kannst du als Merkmal vergessen, das ist bei (fast) allen Röhrlingen alters- aber nicht artabhängig. Ausnahme ist vielleicht, wenn du sowas wie Gyrodon lividus vor dir hast.
Ich bleibe dabei: Bei den Filzröhrlingen (Xerocomus s.l.) sehe ich keine Übereinstimmung. Xerocomus ferrugineus blaut nie, X. subtomentosus nur schwach im Hutfleisch (niemals so weit unten im Stiel). Mit thermophilen Arten aus Kalklaubwäldern in Südeuropa fangen wir jetzt besser nicht an, oder?
Alternative zu B. calopus wäre noch B. subappendiculatus gewesen, aber auch der blaut nicht so stark und die Netzzeichnung ist feiner.


LG, pablo.
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Re: welcher Röhrling?

Ungelesener Beitrag von mykologicus »

Hallo Peter und Pablo,
als allererstes ein herzliches Dankschön, dass ihr euch des Fundes angenommen habt. Eure Ausführungen, warum es kein Filzröhrling Xerocomus sein kann lesen sich für sehr fundiert - ich kann es aber auch nicht wirklich beurteilen. Dass dies nun aber ein - sehr ungewöhnliches Exemplar - des Schönfußröhrlings Boletus calopus sein soll, finde ich höchst überraschend. Der kommt hier auf dem Berg durchaus auch vor, allerdings recht selten und meist so aussehend, wie die Art in Pilzbüchern gezeigt wird.
Ich hänge mal zwei Fotos von einem Boletus calopus vom 18.08.2014 an, das Exemplar hatte eine Höhe von 12 cm.
2014-08-18 #20345-f Boletus calopus.jpg
2014-08-18 #20345-f Boletus calopus.jpg (229.62 KiB) 8232 mal betrachtet
2014-08-18 #20352-f Boletus calopus.jpg
2014-08-18 #20352-f Boletus calopus.jpg (229.28 KiB) 8232 mal betrachtet
Zur Porengröße: die war schon recht klein, ich hatte oben geschrieben: deutlich kleiner als bei allen vorigen Ziegenlippen-Funden. Die Porengröße im Größenvergleich mit dem Erdbeerblatt zu sehen, birgt einen Pferdefuß: es sind die Blätter von Wald-Erdbeeren, die sehr viel kleiner als die von Zucht- oder Gartenerdbeeren sind.

Wenn ich die vorjährigen Bilder neben die vom 19.09. stelle, dann ist da für mich kaum Ähnlichkeit zu erkennen. Ich werde die Sporenprobe aufbewahren, vielleicht ergibt sich bei irgendeinem Pilzseminar irgendwann die Möglichkeit, dass jemand mit "scharfem" Auge draufschaut. Zumindest erscheint mir dies die wohl sicherste Artzuordnung zu sein.
Liebe Grüße Sabine
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Beorn
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Re: welcher Röhrling?

Ungelesener Beitrag von Beorn »

Hallo.

Bei den meisten Röhrlingen (Gattung Xerocomus s.l. und zwei, drei Grenzfälle bei Leccinum mal ausgenommen) finden sich die sichersten Bestimmungsmerkmale eigenltich im makroskopischen Bereich. Gerade bei Boletus s.l. fällt mir außer bei der Abgrenzung von Boletus luridus und Boletus mendax nichts ein, won man zwingend mikroskopieren müsste. Und auch da wäre es vor allem ein Zusatzkriterium.
Generell ist die Beurteilung mikroskopischer Merkmale bei Boletus s.l. sehr schwierig und teilweise problembehaftet. Sinn machen im Grunde nur die Sporen und die Huthaut. Die Huthaut aber verändert sich je nach Reifegrad der Fruchtkörper recht stark, da benötigt man viel Erfahrung. Die Sporen sind bei allen Arten recht ähnlich und variieren auch innerhalb der einzelnen Arten oft recht stark in der Größe. Sicher einiges lässt sich ganz gut ablesen, aber die Orientierung an makroskopischen merkmalen ist prinzipiell in dem Bereich schon sicherer. Da gibt es eben schon bestimmte Kill - Kriterien. Das kann Porenfarbe sein, Netzzeichnung, bestimmte Verfärbungsmuster. Egal, wie ich deinen Fund drehe und wende: Bei jeder anderen Art stoße ich irgendwo auf so ein Kill - Kriterium.
Aber untypisch ausgeprägt ist er in jedem Fall.
Die typische Form hast du ja wunderbar dargestellt. Mit solchen Bildern brauche ich also nicht weiter zu langweilen.
Dafür habe ich mal zwei Bilder von eher untypischen fruchtkörpern, die dann auch etwas näher an deinem Fund sind:
calopus 2.JPG
calopus 2.JPG (142.85 KiB) 8273 mal betrachtet
Brennweite:
4.68 mm
Belichtungszeit:
1/20 Sek
Blendenwert:
f/2.8
ISO:
125
Weißabgleich:
Manuell
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
OLYMPUS IMAGING CORP.
Kamera-Modell:
SP560UZ
Belichtungsmodus:
Kreativprogramm (optimiert auf größtmöglichen Schärfebereich)
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
calopus 1.JPG
calopus 1.JPG (142.53 KiB) 8273 mal betrachtet
Brennweite:
4.68 mm
Belichtungszeit:
1/30 Sek
Blendenwert:
f/2.8
ISO:
125
Weißabgleich:
Manuell
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
OLYMPUS IMAGING CORP.
Kamera-Modell:
SP560UZ
Belichtungsmodus:
Kreativprogramm (optimiert auf größtmöglichen Schärfebereich)
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Beide sind recht trocken, daher auch die kaum wahrnehmbare verfärbung. Es sind beides sicher Fruchtkörper von Boletus calopus, was nur zeigen soll, daß diese Art in ihren Extremerscheinungen schon recht variabel aussehen kann.


LG, Pablo.
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mykologicus
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Re: welcher Röhrling?

Ungelesener Beitrag von mykologicus »

Hallo Pablo, guten Abend,
du hast dir sehr viel Zeit genommen, um mir vieles zu erklären, was mir bisher unbekannt war. Z.B. habe ich immer gedacht, dass Sporen mikroskopieren sozusagen die Ultima Ratio ist. Völlig neu für mich ist, dass die ganze Gattung Boletus offenbar so ähnliche Sporen haben muss, dass diese mikroskopisch schwer zu unterscheiden sind.
Ganz herzlichen Dank für das Ausschließen möglicher anderer Arten über KO-Kriterium.
Du erwähnst die Huthaut, und da muss ich doch nochmal einen Punkt aufgreifen, den ich neulich unter den Tisch fallen ließ:
Zum Braunen Filzröhrling Xerocomus ferrugineus schreibt 123Pilze, dass der Fruchtkörper unter der Huthaut rötlich sei. Bei meinem Fund ließ sich die Huthaut am Folgetag bis/um etwa 2 cm abziehen, darunter war das Hutfleisch aber definitiv nicht rötlich.

Die von dir gezeigten Bilder von sicher bestimmten Boletus calopus hätte ich niemals als Schönfußröhrlinge erkannt. Du schreibst, dass die beiden recht trocken waren. Hier am Fundort war es auch wochenlang sehr trocken, eine Gemeinsamkeit. Ich spekuliere mal, dass ungenügend verfügbare Feuchtigkeit vielleicht zu so schmalen/schlanken Kümmerwuchs-Stielen führen kann.

Allerbesten Dank nochmals!
Liebe Grüße Sabine
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