Ein häufig zu findender Echter Mehltaupilz auf Arctium - Kle

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Dedimyk
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Ein häufig zu findender Echter Mehltaupilz auf Arctium - Kle

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Phytoparasitenfreunde,

gestern habe ich beim Gassigehen mit meinem Westi wieder diverse Funde des recht häufigen Echten Mehltaupilzes Golovinomyces depressus (Wallroth 1819) V.P.Gelyuta 1988 syn. Erysiphe depressa auf Arctium lappa, der Großen Klette gemacht, den ich Euch kurz vorstellen will:

Der Echte Mehltaupilz Golovinomyces depressus befällt sowohl die Blätter, als auch die Stängel der Kletten Arctium lappa, A.minus, A.nemorosum und A.tomentosum.
Das Befallsbild sind weiße mehlige feinfilzige Beläge auf Blattober,- und -unterseite, sowie auf den Stängeln.

Gerade jetzt und die kommenden Wochen ist dieser leicht erkennbare Echte Mehltaupilz zu finden und so sieht er aus:







Viel Spaß beim Ansehen und Erfolg bei der Suche.


Herzliche Grüße Detlef
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Harry
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Re: Ein häufig zu findender Echter Mehltaupilz auf Arctium - Kle

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Detlef,

du schreibst das der echte Mehltaupilz leicht zu erkennen wäre. Bisher dachte ich das der echte vom flaschen Mehltau nur mikroskopisch zu unterscheiden sei.

Ist das jetzt nicht so??

Gruß
Harry
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Dedimyk
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Re: Re: Ein häufig zu findender Echter Mehltaupilz auf Arctium -

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Harry hat geschrieben: Hallo Detlef,
du schreibst das der echte Mehltaupilz leicht zu erkennen wäre. Bisher dachte ich das der echte vom flaschen Mehltau nur mikroskopisch zu unterscheiden sei.
Ist das jetzt nicht so??
Gruß
Harry
Hallo Harry,
da muß ich wohl etwas weiter ausholen, um das zu erklären:

Die Echten Mehltaupilze aus der Ordnung Erysiphales gehören zu der Klasse "Ascomycetes-Schlauchpilze" .

Nachfolgendes Befallsbild läßt Echte Mehltaupilze (Erysiphaless) wie folgt auf Pflanzen erkennen:

Meist weiße, später manchmal bräunliche "mehlige" Beläge, teilweise filzig, manchmal schwach und vergänglich. Befall meist blattoberseits oder beiderseits, an Gehölzen auch nur unterseits, auch am Stängel oder an generativen Organen. Deformationen nur bei wenigen Arten.

Dazu kommen noch die nachfolgenden mikroskopischen Merkmale:
Ziemlich große runde vielzellige Fruchtkörper ( Perithezien, oder auch Kleistothezien genannt) mit charakteristischen fadenförmigen Anhängseln.Im Innern der Perithezien 2-8 sporige Asci ( Schläuche ).
Einige Arten bilden selten Fruchtkörper aus, dann muß über die Anamorphen ( Nebenfruchtform ) die Konidien bestimmt werden.

Hier Bild von Phyllactinia fraxini auf Fraxinus, das sehr schön die unterseitigen Perithezien zeigt und ein Microbild von Phyllactinia guttata ( aus Ellis & Ellis ):





Die "Falschen Mehltaupilze" haben diesen Namen erhalten, da sie ein ähnliches Befallsbild wie die Echten Mehltaupilze zeigen.

Taxonomisch gehören allerdings die "Falschen" Mehltaupilze in die Unterabteilung Mastigomycotina mit der Klasse Oomyces und der Hauptordnung Peronosporales und sind also in keinster Weise mit den Echten Mehltaupilzen verwandt .

Nachfolgendes Befallsbild läßt "Falsche" Mehltauepilze (Peronosporales) wie folgt auf Pflanzen erkennen:

Meist zarte, graue, grauweiße oder grauviolette Rasen ( Peronosporaceae ), bzw. mattglänzende weiße Pusteln bis feste Krusten ( Albuginaceae ) überwiegend blattunterseits, auch im oberen Stängel,- und Blütenbereich und meist lokal.

Befallene Blätter oberseits oft mit Blattflecken oder auch löffelartig verkrümmt, vorzeitig abfallend. Die befallenen Stengel und generative Organe sind manchmal deformiert, verdreht etc.

Dazu kommen noch die nachfolgenden mikroskopischen Merkmale:
Bäumchenförmige, verzweigte Sporenträger mit eiförmigen Oosporen an den Ausläufern, den sogenannten "Ästen".

Hier ein Bild von Pseudoperonospora humuli und das zugehörige Sporenbild Nummer 21 von Pseudoperonospora cubensis. Die anderen Sporenbilder zeigen Peronospora rumicis Nr. 19, Plasmopara pyggmaea und Nr. 20 als Peronosporales ( aus Brandenburger ):

Text



Ich hoffe, damit habe ich die makroskopische und mikroskopische Unterscheidung der Echten und "Falschen" Mehltaupilze ausreichend erklärt.

Natürlich ist eine mikroskopische Absicherung der Untersuchung auf jeden Fall anzuraten, vor allem bei den "Falschen "Mehltaupilzen, da diese makroskopisch mit einigen " Deuteromycetes-Imperfekten Pilzen" verwechselt werden können.

Herzliche Grüße Detlef


Literaturhinweis:

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und
Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Ellis, Martin,B. und Ellis, J.Pamela:Microfungi on Landplants, 888Seiten ISBN: 085546 245 0 Paperback
The Richmond Publishing Co. Ltd.P.O.Box 963, Slough SL2 3RS England ISBN: 085546 246 9 Hardback
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