Allgemeine Frage zu Echtem Mehltau

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
kazi

Allgemeine Frage zu Echtem Mehltau

Ungelesener Beitrag von kazi »

Hallo Mehltauspezialisten,

es gibt ja verschiedene Mehltauarten, zu diesen habe ich mal eine allgemeine Frage. Echten Mehltau habe ich an verschiedenen Pflanzen in relativ geringer Entfernung. Kann man alleine anhand der Wirtspflanze sagen um welche Art es sich handelt?

Auf meinem Eichensämling also Microsphaera alphitoides?
Auf der Gurke Erysiphe cichoracearum ?
Auf meinem Feldsalat Erysiphe communis?
Oder auf Tomate den Oidium lycopersicum?

Ich verzichte jetzt mal aufgrund der allgemeinen Frage auf die genaueren botanischen Namen der Wirte.

Oder habe ich hier viel zu einfach gedacht und es ist alles viel komplizierter und ohne Mikroskop einfach nicht festzustellen? Ich glaube ja fast nicht daran, dass es so einfach sein könnte diese verschiedenen Arten zu bestimmen, sofern man den falschen Mehltau schonmal ausgeschlossen hat.

LG
Katja


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Dedimyk
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Re: Allgemeine Frage zu Echtem Mehltau

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=kazi,07.08.2006, 22:34]
Hallo Mehltauspezialisten,
es gibt ja verschiedene Mehltauarten, zu diesen habe ich mal eine allgemeine Frage. Echten Mehltau habe ich an verschiedenen Pflanzen in relativ geringer Entfernung. Kann man alleine anhand der Wirtspflanze sagen um welche Art es sich handelt?
Auf meinem Eichensämling also Microsphaera alphitoides?
Auf der Gurke Erysiphe cichoracearum ?
Auf meinem Feldsalat Erysiphe communis?
Oder auf Tomate den Oidium lycopersicum?
Ich verzichte jetzt mal aufgrund der allgemeinen Frage auf die genaueren botanischen Namen der Wirte.
Oder habe ich hier viel zu einfach gedacht und es ist alles viel komplizierter und ohne Mikroskop einfach nicht festzustellen? Ich glaube ja fast nicht daran, dass es so einfach sein könnte diese verschiedenen Arten zu bestimmen, sofern man den falschen Mehltau schonmal ausgeschlossen hat.
LG Katja
[/quote]


Hallo Katja,

die Frage kann ich nur mit jein beantworten.

Auch bei den Echten Mehltaupilzen ist zum einen die genaue Wirtskenntnis erforderlich und zum anderen können verschiedene Mehltaupilzarten auf dem gleichen Wirt gefunden werden;
d.h. hier sind auch zum Teil mikroskopische Untersuchungen erforderlich, um die Art sicher zu bestimmen.
Bei Deinen herausgesuchten Mehltaupilznamen, hast Du bei den ersten 3 Arten die Teleomorphen ( Hauptfruchtform, sogenanntes Asco-Stadium ) benannt, während für die Tomate mit Oidium...die Anamorphe ( Nebenfruchtform, sogenanntes Konidien-Stadium ) angegeben wurde.

Du mußt schon die kompletten Angaben über den Wirt und auch Bilder von Ober,- und Unterseite machen, um eine Bestimmung des Echten Mehltaupilzes zu versuchen.
Pauschalaussagen sind nicht möglich.
Aber keine Scheu, her mit den Angaben und Bildern, dann sehen wir weiter, bei Bedarf rufe ich dann noch Exsikkate zum Mikroskopieren ab.

Herzliche Grüße Detlef
kazi

Re: Allgemeine Frage zu Echtem Mehltau

Ungelesener Beitrag von kazi »

Hallo Detlef,

das hatte ich natürlich fast erwartet, so einfach wollen die Mehltaupilze es mir mikroskoplosen Wesen natürlich nicht machen.

Von der genauen Wirtskenntnis bin ich ja schon ausgegangen auch wenn ich diese im ersten Beitrag erst einmal nach hinten gestellt hatte.
Bei Deinen herausgesuchten Mehltaupilznamen, hast Du bei den ersten 3 Arten die Teleomorphen ( Hauptfruchtform, sogenanntes Asco-Stadium ) benannt, während für die Tomate mit Oidium...die Anamorphe ( Nebenfruchtform, sogenanntes Konidien-Stadium ) angegeben wurde.
Von den Teleomorphen oder Anamorphen hatte ich ja nun auch schon mal gar keine Ahnung. :rolleyes: Habe den Mehltau ja bisher nur als halt erscheinendes "Übel" betrachtet, das ich nun mal ertrage. :giggle:

Aber ich habe heute Mittag gleich mal die Kamera gezückt, hier kannst Du erst einmal 3 Bilder meines Spaghettikürbis, der zu der Gruppe Cucurbita Pepo gehört, anschauen, schon mal sorry für die nicht sonderlich guten Bilder, falls sie nicht ausreichen versuche ich es mit neuen:

Blattoberseite:


Unterseite:


Hier einmal mit 22-Punkt Marienkäfer:




Und hier noch der Mehltau an einem Eichensämling, die Art kann ich nicht bestimmen. Mein Mann hat den Sämling vor meinen beikrautjätenden Händen gerettet und eingetopft. :-D



Ich habe Dir noch etwas anderes nettes mitgebracht, als Dankeschön für Deine Geduld und nette Hilfe. Die Raupe des Schwalbenschwanzes, den Schmetterling konnte ich dieses Jahr leider noch nicht sichten, aber hier die wunderschöne Raupe an meinem Dill:



Ups, das war jetzt ein langer Beitrag. :rolleyes: :-)

Lg

Katja
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Dedimyk
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Re: Allgemeine Frage zu Echtem Mehltau

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Katja und natürlich auch für die anderen Phytoparasitenfreunde,

dann will ich mal versuchen die offenen Fragen allgemein verständlich zu erklären:

Von den Teleomorphen oder Anamorphen hatte ich ja nun auch schon mal gar keine Ahnung. Habe den Mehltau ja bisher nur als halt erscheinendes "Übel" betrachtet, das ich nun mal ertrage.

Also die Mehltaupilze Ordnung Erysiphales gehören zu der Klasse Ascomycetes - Schlauchpilze und bilden in ihrer Entwicklung zwei Fruchtformem aus, die Teleomorphe und Anamorphe heißen.

Teleomorphe ist die Hauptfruchtform ( sogenanntes Asco-Stadium ) und bildet im Fruchtkörper Sporenträger mit sexuell gebildeten Sporen aus ( Meiosporen bildendes Entwicklungsstadium der Eumycota ).

Anamorphe ist die Nebenfruchtform ( sogenanntes Konidien-Stadium ). Organ der vegetativen ( asexuellen ) Fortpflanzung durch Konidien=Knospensporen, ungeschlechtlicher Sporen, Keimzellen vegetativen Ursprungs, durch Myzelien, durch Zerfall oder Abschnürung der Hyphen.

Klingt verwirrend, aber brauchst Du nicht zu behalten. Wichtig ist nur die Begriffe Anamorhe und Teleomorphe und die zugehörigen Erklärungen Haupt,- und Nebenfruchtform bei allen Ascomyceten zu kennen.

Aber ich habe heute Mittag gleich mal die Kamera gezückt, hier kannst Du erst einmal 3 Bilder meines Spaghettikürbis, der zu der Gruppe Cucurbita Pepo gehört, anschauen, schon mal sorry für die nicht sonderlich guten Bilder, falls sie nicht ausreichen versuche ich es mit neuen

Also die Bilder sind schon ausreichend, zeigen noch ein frühes Stadium, ohne Perithecium ( sind die kleinen kugeligen Fruchtkörper blattunterseitig der Mehltaupilze ) und damit keine Ascus-Bildung.Text

Das Befallbild ist aber für mich gut erkennbar und entspricht der Erysiphe orontii, die ich schon mehrmals auf Cucurbita maxima, dem Riesenkürbis gefunden und auch in der Datenbank des Forums "pilzbestimmung " hinterlegt habe( kannst Du dort ansehen ).

In der Datenbank ist der aktuelle Name nach Professor Brauns Neubearbeitung so hinterlegt:Golovinomyces orontii (Castagne 1851) V.P. Gelyuta 1988 und Erysiphe orontii ist Synonym, mußt Du aber verwenden, wenn du in Pilzkartierung 2000online eingeben willst.

Und hier noch der Mehltau an einem Eichensämling, die Art kann ich nicht bestimmen. Mein Mann hat den Sämling vor meinen beikrautjätenden Händen gerettet und eingetopft.

Hier ist die Bestimmung sehr einfach, da zu 97 % auf allen gängigen Eichen die Microsphaera alphitoides var. alphitoides gefundenwird, auch in Deinem Fall auf dem Eichensämling, in einem späteren Stadium werden die Blätter oft deformiert.Vergleichsbilder kannst Du ebenfalls in der Datenbank aufrufen.
Allerdings auch unter dem aktuellen neuen Namen:Erysiphe alphitoides var. alphitoides(Griffon & Maublanc 1912) U. Braun & S. Takamatsu 2000 der Name Microsphaera alphitoides var. alphitoides ist auch hier Synonym, muß aber auch bei der Kartierung genommen werden.

Soweit zu den Mehltaupilzen.

Worauf saß denn der niedliche 22-Punkt Marienkäfer und über die Raupe des Schwalbenschwanzes habe ich mich besonders gefreut,da ich den Schmetterling in den Alpen schon öfters gesehen habe, die Raupe bis dato aber nicht kannte .

So jetzt könnt Ihr das Ganze in Ruhe verarbeiten und sacken lassen.

Herzliche Grüße Detlef
kazi

Re: Allgemeine Frage zu Echtem Mehltau

Ungelesener Beitrag von kazi »

Hallo Detlef,

vielen Dank!
So jetzt könnt Ihr das Ganze in Ruhe verarbeiten und sacken lassen.
Dazu habe ich jetzt in der Tat einige Tage gebraucht. ;-)
Klingt verwirrend, aber brauchst Du nicht zu behalten. Wichtig ist nur die Begriffe Anamorhe und Teleomorphe und die zugehörigen Erklärungen Haupt,- und Nebenfruchtform bei allen Ascomyceten zu kennen.
Es klingt wirklich verwirrend, aber zumindest denke ich, dass ich mir jetzt Haupt- und Nebenfruchtform merken kann.

Ich werde mich in den nächsten Tagen mal daran wagen es mit der Kartierung zu versuchen, sollte ich damit nicht klar kommen wirst Du ganz sicher von mir mit Fragen gelöchert. :-)

Der 22 Punkt Marienkäfer saß auf einem Blatt des Cucurbita Pepo, er war nicht der einzige, sie treten dort in einer großen Vielzahl auf. Ich habe gelesen, dass sie sich von dem Mehltau ernähren.

Die nette Raupe ist mittlerweile gewachsen und ich denke, dass sie sich bald verpuppt. Vielleicht kann ich ja irgendwann einen frisch "geschlüpften" Schwalbenschwanz zeigen. Sie wird täglich besucht. :-)

Einen schönen Sonntag und liebe Grüße

Katja
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Dedimyk
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Re: Allgemeine Frage zu Echtem Mehltau

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Katja,

das klingt doch schon positiv, daß Du erstens jetzt zumindest Haupt,- und Nebenfruchtform unterscheiden kannst, bzw. weißt was darunter zu verstehen ist.
Das ist schon sehr wichtig, gilt nämlich für alle Ascomyceten ( Schlauchpilze ).

Ich werde mich in den nächsten Tagen mal daran wagen es mit der Kartierung zu versuchen, sollte ich damit nicht klar kommen wirst Du ganz sicher von mir mit Fragen gelöchert.

Und daß Du Deine Funde kartieren willst, daß finde ich ebenfalls Klasse und keine Scheu bei Fragen. :freu:

Der 22 Punkt Marienkäfer saß auf einem Blatt des Cucurbita Pepo, er war nicht der einzige, sie treten dort in einer großen Vielzahl auf. Ich habe gelesen, dass sie sich von dem Mehltau ernähren.

Das ist ja interessant, das habe ich noch nicht gehört mit der Ernährung, aber möglich ist alles.Dann wäre dieser Marienkäfer ja ein "Helfer in Mehltaufragen". :idee:

Die nette Raupe ist mittlerweile gewachsen und ich denke, dass sie sich bald verpuppt. Vielleicht kann ich ja irgendwann einen frisch "geschlüpften" Schwalbenschwanz zeigen. Sie wird täglich besucht.

Auf diese Bilder bin ich schon jetzt gespannt.

Auch Dir einen schönen Sonntag noch


Detlef
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