Phytophtora infestans - es ist soweit

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
kazi

Phytophtora infestans - es ist soweit

Ungelesener Beitrag von kazi »

Hallo Phytoparasitenfreunde,

heute zeige ich den mir am meisten verhassten Pilz, Phythophtora infestans.
5 meiner 30 Tomatenpflanzen sind seit heute befallen, leider sind es späte Sorten bei denen ich bisher noch nichts ernten konnte. :heul:

Hier ist das "Luder":

Blattoberseite:



Blattunterseite:



Stengel:




Viel "Spaß" damit. :-X

Katja
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Dedimyk
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Re: Phytophtora infestans - es ist soweit

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=kazi,25.08.2006, 16:13]
Hallo Phytoparasitenfreunde,
heute zeige ich den mir am meisten verhassten Pilz, Phythophtora infestans.
5 meiner 30 Tomatenpflanzen sind seit heute befallen, leider sind es späte Sorten bei denen ich bisher noch nichts ernten konnte. :heul:
Viel "Spaß" damit. :-X
Katja [/quote]

Hallo Katja,

da fällt mir doch ein gutes Sprichwort ein:
"Dem enen sin Ul, dem andern sin Nachtigall", jetzt kannst Du mal raten, zu welcher Kategorie ich wohl gehöre :giggle: :giggle: :giggle:

Aber Spaß beiseite, für Dich als Gartenliebhaberin ist das schon sehr ärgerlich; natürlich für mich als Phytoparasitenfreund, der ich keinen Gemüsegarten habe, ist es sehr schön, diesen doch viele Nachtschattengewächse befallenden Parasiten" Phytophthora infestans ( Mont. ) De Bary endlich mal in Natura zu sehen.

Du kannst mir einen großen Gefallen tun, wenn Du mir diese 3 doch schön aussagefähigen Bilder per email für meine Phytoparasitendatei zur Verfügung stellen würdest, ich habe sie noch nicht. :giveme:

Bitte auch den kompletten Namen der Lycopersicon Tomate bekannt geben. :giveme:

Und wie sagen die Engländer: dont worry, be happy ! :giggle:

Herzliche Grüße Detlef
kazi

Re: Re: Phytophtora infestans - es ist soweit

Ungelesener Beitrag von kazi »

Hallo Detlef,
Dedimyk,25.08.2006, 18:32 hat geschrieben:
Hallo Katja,

da fällt mir doch ein gutes Sprichwort ein:
"Dem enen sin Ul, dem andern sin Nachtigall", jetzt kannst Du mal raten, zu welcher Kategorie ich wohl gehöre :giggle: :giggle: :giggle:
Da muss ich ja gar nicht raten, die Bilder habe ich ja für Dich gemacht, wusste doch, dass du das "Unding" magst. ;-)
Du kannst mir einen großen Gefallen tun, wenn Du mir diese 3 doch schön aussagefähigen Bilder per email für meine Phytoparasitendatei zur Verfügung stellen würdest, ich habe sie noch nicht.
Natürlich kannst Du sie haben, ich sende sie dir zu, gerne auch in größerer Auflösung.
Bitte auch den kompletten Namen der Lycopersicon Tomate bekannt geben.
Es handelt sich um Lycopersicon esculentum, wenn auch bei den Bildern 3 verschiedene Sorten zu sehen sind, vermutlich sind die Namen der einzelnen Tomaten aber eher uninteressant? Egal, die Blattoberseite stammt von "Black Zebra", die Blattunterseite von "Black Prince" und der Stengel gehört zu "Schimmeig Creg", aber wie gesagt alles zugehörig zu Lycopersicon esculentum.

Und wie sagen die Engländer: dont worry, be happy ! :giggle:
Ich bemühe mich. Habe gerade 4 Kilo Tomatenernte verarbeitet, ich gehe also nicht ganz leer aus. :-D

LG
Katja
Heinz †
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Re: Phytophtora infestans - es ist soweit

Ungelesener Beitrag von Heinz † »

Hallo Katja, hallo Detlef,

Hier noch ein paar Informationen zu Phytophthora infestans. Der Pilz, der nur Tomaten und Kartoffeln befällt, brach 1845/46 in Irland ein und vernichtete die gesamten Kartoffelbestände. Damit war Millionen von Menschen die Nahrungsgrundlage entzogen, ein großer Teil der Bevölkerung verhungerte oder wanderte aus; darunter auch die Vorfahren von J. F. Kennedy. Bis heute stellt der Pilz in manchen Ländern den begrenzenden Faktor in der Kartoffelproduktion dar.
Systematisch ist der Pilz folgendermaßen eingestuft: Klasse Oomycota, Ordnung Pythiales, Familie Pythiaceae. Die Überwinterung erfolgt in befallenen Kartoffelknollen oder ? in einigen Ländern ? auch als sexuell entstandene Oospore. Im Kartoffelbestand breitet sich Pilz durch zitronenförmige Sporangien aus, die auf der Blattunterseite an Hyphenspitzen entstehen. Sie werden durch Wind und Regentropfen verbreitet und keimen wiederum in Tau- oder Regentropfen mit beweglichen, begeißelten Zoosporen aus. Diese dringen wieder in das Blattgewebe ein und der Kreislauf beginnt erneut. Bei optimalen Bedingungen und ohne Bekämpfung kann ein Kartoffelbestand innerhalb einiger weniger Tage vernichtet sein. Für die Landwirte ist dieser Pilz ? neben Viren ? der gefährlichste Krankheitserreger im Kartoffelbau.
Hier noch drei Bilder, im Bestand, Oberseite und Unterseite eines befallenen Kartoffelblattes.





Gruß aus Wolfenbüttel, Heinz


Schöber-Butin, Bärbel, Volker Garbe, Gerhard Bartels: Farbatlas Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1999
Schöber-Butin, Bärbel: Die Kraut und Braunfäule der Kartoffel und ihr Erreger Phytophthora infestans (Mont.) de Bary. Mitt. Biol. Bundesanst. Land-Forstwirtsch., Berlin-Dahlem, Heft 384, 2001
Heinz †
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Re: Phytophtora infestans - es ist soweit

Ungelesener Beitrag von Heinz † »

Hallo,
ich versuche die beiden fehlenden Bilder nochmals einzustellen:




Ich hoffe, es klappt!

Heinz
Gelbfieber

Die Bilder der Blattseiten

Ungelesener Beitrag von Gelbfieber »

Hallo und guten Tag Herr Professor Butin,

eine kleine Hilfe von ?Haus zu Haus? ;-) Mal schauen ob jetzt ihre Bilder zu sehen sind.

Ein schönes Wochenende
Gelbfieber



Heinz †
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Re: Phytophtora infestans - es ist soweit

Ungelesener Beitrag von Heinz † »

Hallo Gelbfieber,

danke für die Hilfe! Das erste Bild zeigt nun die Oberseite eines infizierten Kartoffelblattes, das zweite die Blattunterseite mit dem für diese Krankheit typischen, am Rand ausgebildeten, weißlichen Myzelrasen.

Gruß aus Wolfenbüttel, Heinz
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Dedimyk
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Re: Phytophtora infestans - es ist soweit

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Professor Butin,

vielen Dank für die sehr interessante Geschichte über den Schaden den Phytophtora infestans an der Kartoffel verursachte, bzw. noch verursacht.

Wie sieht die Situation denn heute bei unserem Kartoffelanbau aus ?

Ist die Schädigung noch immer hoch, oder werden Fungizide eingesetzt, bzw. gibt es eventuell resistente Kartoffelarten?

Ich frage das natürlich auch unter dem Aspekt einer eventuellen Suche nach dem Phytoparasiten auf dem nächsten Kartoffelackerrand, um mir das mal in Natura anzusehen.


Gruß Detlef
kazi

Re: Phytophtora infestans - es ist soweit

Ungelesener Beitrag von kazi »

Hallo Heinz,

danke für die weiteren Ausführungen zu Phytophtora infestans.
Ich selbst habe noch nie einen Pilz gesehen, der so verheerend in so kurzer Zeit eine komplette Ernte, ob bei Kartoffel oder Tomate, vernichten kann.

Innerhalb von 1-2 Tagen kann es bei entsprechend feuchter Witterung mit den Pflanzen vorbei sein.


Hallo Detlef,
Wie sieht die Situation denn heute bei unserem Kartoffelanbau aus ?
Braunfäule ist im Kartoffelanbau immer noch ein sehr großes Problem. Kupferspritzungen sollen den Befall zumindest nach hinten verschieben ganz verhindern lässt er sich dadurch nicht. Die Sortenwahl spielt auch eine Rolle, eine wirklich resistente Sorte gibt es nicht.
Bei Tomaten weiß ich es genauer als bei Kartoffeln: Es gibt Sorten die als "Irgendwas" F1 resistent gegen Braunfäule angepriesen werden. Im Anbau werden diese Sorten jedoch genauso befallen, manchmal vielleicht ein paar Tage oder Wochen später.

Du könntest also Glück haben wenn Du einmal einen Kartoffelacker inspizierst. :-)

Vielleicht interessiert Dich dieser Link, der sich mit Phytophtora infestans im ökologischen Anbau beschäftigt. Du kannst da jede Menge Infos über Bekämpfung, Sorten und sonstige Verhinderungsversuche erfahren.

http://www.bba.de/oekoland/oeko3/phytophtora.htm

LG
Katja
Heinz †
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Re: Phytophtora infestans - es ist soweit

Ungelesener Beitrag von Heinz † »

Hallo Herr Emgenbroich,

nun muß ich mich ja zu erkennen geben! Mein Mann hat nur seinen Namen für meinen Text hergegeben, weil ich im Forum nicht angemeldet bin. Aber für Landwirtschft, spezielle Kartoffelbau, bin ich zuständig. Also: In der modernen Kartoffelproduktion werden Fungizide - außer im Bioanbau - regelmäßig eingesetzt. Situationen wie 1845 in Irland sind paktisch nicht mehr möglich. Allerdings kann ein einzelnes, unbehandeltes Feld auch heute immer noch total vernichtet werden. Es gibt relativ resistente Kartoffelsorten; aber auch diese brauchen noch Fungizidschutz. Phytophthora infestans werden Sie dieses Jahr in Ihrem Bereich wegen der vorangegangenen Hitze und Trockenheit kaum noch finden können, bzw. die Bestände sind schon abgetötet oder geerntet.

PS: Von Phyllosticta cornicola ist bisher keine Teleomorphe bekannt.

Gruß aus Wolfenbüttel, Bärbel Butin
kazi

Re: Phytophtora infestans - es ist soweit

Ungelesener Beitrag von kazi »

Hallo!

ups, da sind meine Informationen wohl so nicht ganz richtig.

LG
Katja

PS:
Generell mal eine Frage an Heinz und Detlef, hat es einen bestimmten Grund, dass Ihr Euch siezt, ich bin es irgendwie gewöhnt, jeden in Internet Foren zu duzen, wenn es natürlich jemand lieber möchte, dass ich ihn mit "sie" anspreche, dann komme ich dem gerne nach.

Das verwirrt mich irgendwie schon die ganze Zeit. :-)
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Harry
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Re: Re: Phytophtora infestans - es ist soweit

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Katja,

[quote=kazi,26.08.2006, 20:09]

Generell mal eine Frage an Heinz und Detlef, hat es einen bestimmten Grund, dass Ihr Euch siezt, ich bin es irgendwie gewöhnt, jeden in Internet Foren zu duzen, wenn es natürlich jemand lieber möchte, dass ich ihn mit "sie" anspreche, dann komme ich dem gerne nach.

Das verwirrt mich irgendwie schon die ganze Zeit. :-)

[/quote]

Ich bin zwar keiner der angesprochenen Herren, trotzdem möchte ich zum Thema Siezen/Duzen Stellung beziehen.

Im Wold Wide Web ist es üblich, dass man sich in Chats und Foren dutzt. Standesdünkel sind nicht erwünscht und somit wird es auch nicht vorkommen das sich zwei vollkommen fremde User das Sie abverlangen.

Etwas aders sieht das ganze aus wenn sich die User auch Privat kennen und auf dieser Schiene schon per Sie verkehren. Im Internet Du und privat Sie ist ein Spagat der für manche Personen kaum zu bewerkstelligen ist. Schade eigentlich, ich finde das förmliche deutsche Sie eh für den A... Ähem nicht angebracht.

Gruß
Harry
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