Orphanomyces arcticus auf Davalls-Segge

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Orphanomyces arcticus auf Davalls-Segge

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hallo ihr Lieben,

nachdem die Publikation in der aktuellen ZfM nun erschienen ist, kann ich auch diesen Brandpilz zeigen und vorstellen.

Als ich letztes Jahr in Österreich unterwegs war, um ein Praktikum von der Uni zu absolvieren, fand ich bei einer Vegetationsanalyse eines Hanges eine Pflanze mit schwarzen Belag. Weil diese im Wasser standen dachte ich erst an Schmutz, aber der Belag war mir dann doch irgendwie zu schwarz. Die Pflanze konnte ich als Davalls-Segge (Carax davalliana) ausmachen. Zu Hause mikroskopierte ich und fand tatsächlich Brandpilzsporen, die zum Brandpilz Orphanomyces arcticus (Rostr.) Savile gehören. Die Sporen sind einzellig, dunkelbraun, netzig ornamentiert und messen 13-18 x 10-13 μm.

Der Brandpilz ist aus Europa von verschiedenen Arten der Gattung Carex bekannt. Für Österreich, Schweiz und Deutschland handelt es sich hierbei um den Erstfund dieses Pilzes. Die Seltenheit des Pilzes könnte auch mit dem Rückgang des Wirtes zuzammenhängen.
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Funddaten: Österreich, Tirol, Gemeinde Landeck, NO Fließ, Kaunertal, NW Gogles Alm, Wanderweg zum Gipfel, SW-Hang des Venet, kalkhaltige Quellstelle, u. a. mit Pinguicula vulgaris L., Bartsia alpina L. und Carex flava L., ca. 2100 m über NN, 47°08‘32.40‘‘ 10°39‘11.80‘‘, 23.07.2012.

Haltet doch einfach mal die Augen offen, vielleicht ist der Pilz wirklich nur übersehen.

Liebe Grüße Jule
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Harry
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Re: Orphanomyces arcticus auf Davalls-Segge

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Julia,

in welchem Monat bzw. in welchen Monaten ist Orphanomyces arcticus zu finden? Müssen die Seegenarten zwingend im Wasser stehen, oder kommt der Brand auch an Arten vor die trockenere Standorte bevorzugen?

Finden würde ich den schon mal gerne, aber bei meinem Glück kann das noch Jahrzehnte dauern. :giggle
Ich danke dir jedenfalls für die Vorstellung dieses sehr seltenen Brandpilzes. :tup:

Gruß
Harry
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Julia
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Re: Orphanomyces arcticus auf Davalls-Segge

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hallo Harry,

das sind Fragen, die kann ich nicht beantworten. Wie auch, ich hab die Art doch selber erst einmal gefunden. Wie du anhand des Datums sehen kannst im Juli. Im Grunde wird man den Brand denke ich halt im Sommer finden können. Juni bis August oder so. Ich kann auch nicht sagen ob sie feucht stehen muss. Anhand eines Fundes auf die Ökologie eines Pilzes zu schließen ist sehr gewagt. Auf jedenfall ist C. davalliana eine Segge, die sehr feucht steht. Direkt in Bächen, Mooren etc. Aber er Pilz wurde auch schonmal auf C. brunnescens gefunden, die kann auch in Wäldern stehen, ist in Deutschland aber selten. Wenn ich den Pilz suchen würde, wütde ich gezielt Moore mit C. davalliana aufsuchen und diese immer ein bisschen auseinanderdrücken und auf die Basis der Pflanzen schauen (wegen schwarzem Belag).

Ich hoffe das hilft ein bisschen weiter.

Liebe Grüße Jule
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Harry
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Re: Orphanomyces arcticus auf Davalls-Segge

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Julia,

sorry, das Datum hatte ich übersehen. :spr:

Danke für deine Erläuterungen, das hilft schon weiter. Werde mir im nächsten Jahr mal gut feucht stehende Seegen anschauen.

:ge:

Gruß
Harry
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Dedimyk
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Re: Orphanomyces arcticus auf Davalls-Segge

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
Julia hat geschrieben:Hallo ihr Lieben,
nachdem die Publikation in der aktuellen ZfM nun erschienen ist, kann ich auch diesen Brandpilz zeigen und vorstellen.
Als ich letztes Jahr in Österreich unterwegs war, um ein Praktikum von der Uni zu absolvieren, fand ich bei einer Vegetationsanalyse eines Hanges eine Pflanze mit schwarzen Belag. Weil diese im Wasser standen dachte ich erst an Schmutz, aber der Belag war mir dann doch irgendwie zu schwarz. Die Pflanze konnte ich als Davalls-Segge (Carax davalliana) ausmachen. Zu Hause mikroskopierte ich und fand tatsächlich Brandpilzsporen, die zum Brandpilz Orphanomyces arcticus (Rostr.) Savile gehören. Die Sporen sind einzellig, dunkelbraun, netzig ornamentiert und messen 13-18 x 10-13 μm.
Der Brandpilz ist aus Europa von verschiedenen Arten der Gattung Carex bekannt. Für Österreich, Schweiz und Deutschland handelt es sich hierbei um den Erstfund dieses Pilzes. Die Seltenheit des Pilzes könnte auch mit dem Rückgang des Wirtes zuzammenhängen.
Funddaten: Österreich, Tirol, Gemeinde Landeck, NO Fließ, Kaunertal, NW Gogles Alm, Wanderweg zum Gipfel, SW-Hang des Venet, kalkhaltige Quellstelle, u. a. mit Pinguicula vulgaris L., Bartsia alpina L. und Carex flava L., ca. 2100 m über NN, 47°08‘32.40‘‘ 10°39‘11.80‘‘, 23.07.2012.
Haltet doch einfach mal die Augen offen, vielleicht ist der Pilz wirklich nur übersehen.
Liebe Grüße Jule
Mit dem Brandpilz Orphanomyces arcticus (Rostrup 1886) Savile 1974 auf Carex davalliana SM., der Davalls-Segge stellst Du uns die erste Art der kleinen Gattung Orphanomyces Savile 1974 vor. :su:

In der Datenbank fungiworld.com ist diese Gattung mit insgesamt 3 Arten gemäß unserer Prämisse: "Europa bis an die Grenzen Asiens und Afrika und überseeischen Wirten die bei uns vorkommen oder zu erwarten sind," hinterlegt und jetzt durch Deine eben eingestellten Bilder erstmalig dokumentiert. :tup:

Dadurch sind jetzt 23 = 48,9 % der insgesamt 47 Gattungen = 100 % der Datenbank fungiworld.com bildlich belegt, also fast jede 2. Gattung, einfach phänomenal. :freu

Die Beschreibung in Wikipedia:

Davalls Segge (Carex davalliana), auch als Torf-Segge oder Rau-Segge bezeichnet, ist ein in Mitteleuropa gebietsweise verbreitet vorkommendes Sauergrasgewächs aus der Familie der Cyperaceae. Sie blüht von April bis Juni. Die Verbreitung erfolgt durch Vögel, an deren Gefieder sich die Früchte anheften. Die Art ist nach dem Schweizer Botaniker englischer Herkunft Edmund Davall (1763-1798) benannt.

macht mir Hoffnung in meinen großen Torfabbaugebieten im Kreis Gifhorn eventuell auch mal fündig zu werden.

Dazu hast Du mit Deinem wieder sehr informativen Beitrag die Grundlagen gelegt, danke dafür.

Herzliche Grüße Detlef


Literaturhinweise:
-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Ellis, Martin,B. und Ellis, J.Pamela:Microfungi on Landplants, 888Seiten
The Richmond Publishing Co. Ltd.P.O.Box 963, Slough SL2 3RS England
ISBN: 085546 245 0 Paperback
ISBN: 085546 246 9 Hardback

-[ESF]: Vánky, K. (1994) - European Smut Fung
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
Antworten