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Getreideschwarzrost (Puccinia graminis)? auf Süßgras

Verfasst: Mo 9. Jul 2018, 23:20
von dieser
Hallo zusammen,
zwei Abende doktere ich nun an diesem Gras herum, aber ich finde keinen passenden Namen. Die Gattung Festuca gefiel mir eine zeit lang ganz gut, aber ....

Den Rost würde ich gerne als Puccinia graminis ansprechen.
Paraphysen habe ich keinen gefunden - leider habe ich auch nur ein II Uredinien-Sporenlager mikroskopiert, da werde ich bei Bedarf sicher noch einmal dem Gras einen Besuch abstatten und noch mal nach einem solchen Lager schauen.
Isp. fast rund, bis 30 µm Durchmesser.
IIsp. ellipsoid, 30 × 17 μm, Keimporen äquatorial.
IIIsp. 2-zellig, bis 56 × 18 μm, lang gestielt, Wand am Scheitel verdickt.

Wer kann mir auf die Sprünge helfen?
Antonius behüt' und Dank schon mal vorweg

Ach ja, Merkmal die fehlen liefere ich nach - so noch vorhanden

Re: Getreideschwarzrost (Puccinia graminis)? auf Süßgras

Verfasst: Di 10. Jul 2018, 00:26
von Julia
Lieber Dieter,

ersteinmal danke fürs Zeigen :)

Fangen wir mit der Wirtsfrage an. Der Wirt ist der Gewöhnliche Glatthafer (Arrhenatherum elatius). Im Grunde eigentlich ein gar nicht so schwer zu erkennendes Gras, zumal es sehr häufig auf Wiesen und an Wegrändern vorkommt. Wenn du mal eine Blüte auseinandernimmst wirst du sehen, dass die Granne gekniet ist, was typisch für den Glarrhafer ist. Außerdem hat dieser nur eine lange sichtbare Granne die aus dem Ährchen ragt. Die Blätter sind verhältnismäßig breit. Alle Festucen mit so breiten Blättern haben keine Granne oder mehr als eine, wie Festuca pratensis, F. arundinacea. Arrhenatherum dreht seine Blätter immer so ein bisschen ein, dass man die Unterseite von oben sieht, das ist aber allein gesehen ein schlechtes Merkmal. Man muss sich dann zum Beispiel den Blütenstand anschauen, der aufrecht, recht locker, gestielte (lang) Ährchen hat die bis zu 1 cm lang sind.

Der Rostpilz ist richtig bestimmt. Man sieht gut, dass die Telien am Stängel schön lang ausgebildet sind und früh aufreißen und die Sporenmasse freigeben. Auf den Blättern (also der Blattfläche) ist Puccinia graminis ein kleines Chamäleon, soll heißen, die Lager können dort sehr klein, fast punktförmig ausgebildet sein, oder lange von der Epidermis bedeckt oder sogar streifig. Das Mikroskop gibt einem dann den Hinweis, ob es Puccinia graminis oder einer der anderen Roste auf diesem Wirt ist.

Zu deinen Mikrofotos: Die ersten 4 Mikrobilder zeigen noch sehr junge und kaum ausdifferenzierte Uredosporen, die auch total untypisch für Puccinia graminis aussehen. Also ich denke dass ich junge sind (eine Mischinfektion mag ich aber nicht ausschließen). Auf Mikrofoto 5 und 6 sieht man dann schon eher die typischen ovalen bis ellipsoiden, hellbräunlich gefärbten Uredosporen mit den äquatorialen Keimporen (zum Beispiel auf Foto 5 der helle Punkt am Zellwandrand). Auf Foto 10 und 11 ist ebenfalls eine typische Puccinia graminis Uredospore zu sehen.

Die restlichen Fotos zeigen die Telien, die typischerweise am Scheitel stark verdickt sind. Außerdem sind die Sporen recht lang gestielt. Der Stiel ist recht flexibel und bricht nicht so schnell ab. Paraphysen kannst du gerne suchen, wirst aber keine finden, da die Art keine ausbildet.

Leider habe ich es zeitlich noch nicht geschafft, Puccinia graminis auf meiner Homepage einzubinden, da ich aber bei Puccinia "f" angekommen bin, wird es nicht mehr lange dauern.

Eine weitere sehr verbreitete Art auf Glatthafer ist übrigens Puccinia coronata. Bei der Art sind die Telien lange von der Epidermis bedeckt und glänzen dadurch sogar etwas. Vielleicht magst du ja auch mal danach schauen.

http://jule.pflanzenbestimmung.de/puccinia-coronata-4/



Liebe Grüße,
Jule

Re: Getreideschwarzrost (Puccinia graminis)? auf Süßgras

Verfasst: Fr 13. Jul 2018, 17:58
von dieser
Vielen Dank für die ausführliche Antwort Julia.
.... und ich habe Puccinia coronata gefunden! :D