Wissenswertes von der Roßkastanie

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Wissenswertes von der Roßkastanie

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Hallo Heilpflanzenfreunde,

die Roßkastanie gehört in die Familie der Hippocastanaceae ( Roßkastaniengewächse ). Sie ist ein dicht belaubter, bis zu 35 m hoher Baum. Die Blätter sind handförmig ausgebildet und besitzen 5 - 7 Finger. Die Blütenkerzen sind weiß bis rötlich gefärbt. Die kugeligen, braunen Samen reifen in gelblich grünen Kapseln heran. Zur Reifezeit ab September springen diese auf und die Kastanien fallen zu Boden.

Die Roßkastanie stammt ürsprünglich aus Vorderasien und dem Balkan. In Mitteleuropa finden wir keine Wildbestände dieses Baumes vor. Er wird in Parks, Alleen und in der Nähe menschlicher Behausungen angepflanzt. Einzelne Bäume können ein Alter bis zu 2000 Jahren erreichen.

Aesculus hippocastanum - Roßkastanie

Bild

Historisches

Erst im 16. Jahrhundert kamen die ersten Roßkastanien von Nordgriechenland nach Wien. Über den Namen des Baumes schreibt Tabernaemontanus* " Sie werden Roßkastanien genennet , dieweil sie den keichenden Roßen behulfflich seyn." Tatsächlich wurden die getrockneten und gemahlenen Kastanien dem Futter schwer atmenden an Asthma leidenden Pferden beigemischt. In früheren Jahrhunderten dienten sie auch als Kaffeeersatz und wurden auch zur Herstellung von Leim verwendet. Ein französischer Arzt berichtete 1896 das erste Mal von Behandlungserfolgen bei Hämorrhoiden.

Inhaltsstoffe

als Wirkstoffe findet sich in der Rinde Saponine, das fluoreszierende Glykosid Aesculin, Gerbsäure, Harz, fettes Öl und Stärke. In den Samen findet sich Kampferöl, die Flavonglykoside Rutin und Quercitin, Cholin, Purinderivate, Aesculin, Aescin, Stärke, fettes Öl und bis zu 35 % Saponine.

Heilpflanze Roßkastanie

wurden früher auch Blätter, Rinde oder Blüten zu Heilzwecken verwendet kommen heute fast nur noch die Samen zum Einsatz. Einsatzgebiete der Roßkastanie sind: Venenerkrankungen, Blutstauungen, Blutergüsse, Verstauchungen, Hämorrhoiden, Unterschenkelgeschwüren Entzündungen der oberen Atemwege.

Aesculin hat die Fähigkeit ultraviolette Strahlung abzufangen und ist daher Bestandteil vieler Sonnenschutzmittel. Ausserdem hemmt es die körpereigene Produktion von Entzündungsstoffen und reduziert die Aktivität von Enzymen die die Gefäßwände zersetzen. Große Bedeutung hat die Roßkastanie daher beim Einsatz gegen Veneleiden wie z.B. Krampfadern erlangt. In neueren Studien erhielten Patienten täglich Roßkastanienextrakte mit 100mg Aescin täglich. Bereits nach zwei Wochen hatten sich der Umpfang von Füßen und Unterschenkeln deutlich reduziert. Auch hatten sich Beschwerden wie Schmerzen, Spannungsgefühl, Müdigkeit und Juckreiz in den Beinen deutlich gebessert.

Zubereitungsarten

Fertigpräparate bestehen heute zum großen Teil aus einem Trockenextrakt der in Form von Kapseln, Dragees oder Tabletten verabreicht wird. Ein selbst hergestellter alkoholischer Auszug aus den Kastanien wird als Einreibmittel für die Beine verwendet. Man schneidet vollreife Kastanien in Scheiben und fühlt sie zu einem Viertel in eine weithalsige Flasche. Die Flasche wird mit Alkohol ( 38%igem Doppelkorn oder ähnlichem ) ganz aufgefühlt und verschlossen. 6 Wochen wird sie an einem warmen Ort aufbewahrt und abei gelegentlich geschüttelt. Der Extrakt kräftigt die Venen und beschleunigt die Blutströmung. Blutstauungen werden so beseitigt und das Müdigkeitsgefühl in den Beinen verschwindet.

Nebenwirkungen

in seltenen Fällen kann es nach der Einnahme von Fertigpräparaten zu Magen - Darmbeschwerden und Juckreiz kommen. Selbst hergestellte Pulver, aus noch nicht vollständig reifen Kastanien, können zu starker Übelkeit und Erbrechen führen.

Roßkastanien in der Küche

die Roßkastanie wird in der Küche nicht verwendet. Die Kastanien sind bei Kindern beliebte Bastelobjekte

Verwechslungen

sind allenfalls mit der Esskastanie ( Castanea sativa ) möglich. Deren Fruchtkapseln sind aber deutlich stärker stachelig und die Samen bestehen aus halbkugeligen, glatten Früchten die auch oft als Maronen bezeichnet werden.

Gruß
Harry

*Tabernaemontanus:

eigentlicher Name: Jacob Diether
Beruf: Professor für Medizin und Botanik
Geboren: 1522 in Bad Bergzabern
Gestorben: 1590 in Heidelberg
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