Leccinum

hier kann alles gepostet werden was mit Pilzen zu tun hat. Forumsstart - 22.12.2004

Moderator: Harry

Rita

Leccinum

Ungelesener Beitrag von Rita »

Hallo Pilzfreunde,

ich habe heute in einem Garten eine Leccinum Art gefunden. Die beiden Fruchtkörper waren noch ziemlich klein (ca. 2 cm Durchmesser).

Die Röhren sind cremefarben, die Huthaut ist haselnußbraun und samtig.

Das Fleisch ist fest bis leicht schwammig und verfärbt beim Anschnitt nicht, Fe2SO4-Reaktion ist negativ. Der Stiel ist ca. 0,5 cm dick und gerade und mit dunkelbraunen Schüppchen besetzt. Die Stielbasis verfärbt sich beim Anschnitt intensiv blaugrün.

Die beiden Fruchtkörper sind zwischen Hainbuchen und Birken gewachsen.

Hat jemand einen Tip für mich?

Viele Grüße

Rita

P.S. hier noch ein Bild



Die Blaufärbung in der Huttrama rührt von aufgestreuten Fe2SO4 Kristallen her.
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AK_CCM
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Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von AK_CCM »

Hallo Rita,

aufgrund der blaugrün-verfärbenden Stielbasis und des blass-rötlich anlaufenden Hutfleisches würde ich auf den Buntfärbenden Birkenpilz (Leccinum variicolor) tippen.

Was meinen die Profis?

Gruß, Andreas
Rita

Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von Rita »

Hallo Andreas,

vielen Dank schon mal für Deinen Tipp. :-D

Nachdem der Pilz jetzt seit ca. 12 Stunden hier durchgeschnitten liegt hat sich die Trama grau verfärbt und die angeschnittenen Röhren sind ziemlich dunkelgrau bis fast schwarz geworden. Druckstellen auf den Röhren, die anfangs leicht gelblich wurden sind jetzt braun.

Vielleicht ist ja noch ein Rauhfuss-Experte da, der nähere Erläuterungen dazu geben kann? :jo:

Viele Grüße

Rita
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Harry
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Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Rita, hallo Andreas

also ich weiß nicht - mit Leccinum variicolor kann ich mich nicht so Recht anfreunden. Ich kenne den Pilz anders und auch der Standort passt meines Erachtens nicht zu L. variicolor.

Der vielverfärbende Birkenpilz finde ich ausschließlich in sehr feuchten, anmoorigen Gebieten vor. Dort wo sich Birken auf dicken Moospolstern angesiedelt haben, hat man die besten Chancen ihn zu finden.

Die Hutfarbe ist mir für Variicolor viel zu gleichmäßig. In der Regel besitzt die Art einen stets durch hellere Flecken auf graubraunem bis fast schwarzbraunem Untergrund gekennzeichnetem Hut. Er ist übrigens bei L. varriicolor sehr oft ziemlich uneben und nicht so glatt wie auf Ritas Bild.

Rita, ging die Verfärbung gleich von Anfang an ins blau-grüne oder haben sich zuerst rötliche Töne gezeigt?

Gut das sind meine ersten Anmerkungen, ich weiß aber im Moment noch nicht was es noch sein könnte. Ich gehe mal meine Literatur durch und werde verschiedene Bestimmungsschlüssel durchforsten.

Gruß
Harry
Rita

Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von Rita »

Hallo Harry,

sehr feucht ist es ja dort, da der Garten nah am See liegt, aber die ganze Gegend ist Kalkgebiet und kein saures Moor.

Die blaugrüne Verfärbung an der Stielbasis trat sofort und sehr intensiv auf, während sich das Hutfleisch zunächst überhaupt nicht und erst nach Stunden ganz leicht rötlich gefärbt hat.

Viele Grüße

Rita
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Harry
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Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Rita,

ein kalkhaltiger Untergrund spricht eigentlich auch ganz klar gegen Leccinum variicolor. Die Art ist laut Literaturangaben ausschließlich auf saure Böden beschränkt.

Auch die negative FeSO4 Reaktion spricht gegen die Art. Die Trama sollte sich mit dieser Chemiekalie eigentlich grünlich verfärben.

Gruß
Harry
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AK_CCM
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Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von AK_CCM »

Hallo Harry,

mit dem typisch fleckigen Hut hast Du Recht, es bestünde aber die Möglichkeit, dass es Exemplare ohne dieses Merkmal waren. Auch der anmoorige Standort ist nicht zwingend notwendig, allerdings darf es wohl nicht zu trocken sein. Die Angaben habe ich aus einer Diskussion über L. variicolor mit Jürgen Schreiner - vielleicht auch wg. der Bilderserie aufschlussreich:
http://www.pilzepilze.de/cgi-bin/webbbs ... read=80424

Eric Strittmatter hat in seinem Forum noch 2 Online-Schlüssel für Leccinum gelistet:
http://www.pilzbestimmung.de/forum/inde ... 8fa0d5ba9/

Mehr kann ich leider nicht zu dem Thema beitragen. Bin schon gespannt, was Deine Literaturrecherche ergibt. Kennst Du eine gute Monografie über Rauhfüße mit einem makroskopischen Schlüssel?

@Rita
Hast Du vielleicht noch ein größeres Bild vom Stiel, das die Schuppen detailreicher zeigt? L. variicolor hat lt. meiner Literatur einen Stiel mit netzartig angeordneten schwarzen Schüppchen. Aber so wie ich das auf dem Bild erkennen kann, sind die Schüppchen nicht netzartig angeordnet. Außerdem hast Du ja geschrieben, dass sie dunkelbraun gefärbt sind. Dann wohl doch kein L. variicolor...

Es bleibt spannend! :-)
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AK_CCM
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Re: Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von AK_CCM »

Hallo Rita,

[quote=Rita,04.10.2005, 09:00]Druckstellen auf den Röhren, die anfangs leicht gelblich wurden sind jetzt braun.[/quote]

Laux schreibt bzgl L. variicolor, dass die Poren auf Druck schwach röten. Gerhardt meint, dass sie erst röten und sich dann ockerfleckig verfärben. In Bons "Pareys Buch der Pilze" heißt es: Poren...bei Verletzung rosa. In Bd.2 der BaWü-Flora steht, dass die Poren bei Berührung und im Alter ockerlich flecken.

Vielleicht hilft das weiter...

Gruß, Andreas
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Harry
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Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Andreas,

ich habe mir die interessante Diskusion auf pilzepilze mal angeschaut. Auch wenn bei älteren Exemplaren die Flecken des Hutes fehlen können und anmoorige Standorte nicht zwingend erforderlich sind so passen doch einige anderer Faktoren und makroskopische Bestimmungsmerkmale nicht.

Standort auf Kalk
fehlende FeSO4 Reaktion


Die etwas netzige Struktur der Stielschuppen ist auf deinem Bild ( pilzepilze ) recht gut zu erkennen aber oft zeigt sich dieses Merkmal nur an jüngeren Basidiocarpien. Rita schreibt zwar das die Pilze recht klein waren, aber das ist halt kein sicheres Indiz dafür das die Pilze auch jung gefunden wurden.

Leccinummonographien gibt es in deutscher Sprache meines Wissens nichts, sieht man mal von Heinz Engels " Die Gattung Leccinum in Europa" ab. Das Werk ist aber schon älter und im Handel nicht mehr erhältlich. Es stammt, glaube ich, aus dem Jahre 1986 und dürfte mittlerweile vom neuesten Kenntnisstand um einiges entfernt sein. Ich habe eine Schlüsselsammlung von ca. 650 MB in der sicherlich auch mehrere Leccinumschlüssel zu finden sind. Ich schau mir das morgen früh mal an und wer weiß, vielleicht kommen wir dem Dingens ja auf die Spur. Es ist halt meines Erachtens vieles Unstimmig und nur wegen einer blau grünlichen Verfärbung der Stielbasis direkt auf L. variicolor zu tippen, halte ich für etwas übereilt.

Gruß
Harry
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AK_CCM
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Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von AK_CCM »

Hallo Harry,

in der Tat passen einige markante Merkmale nicht zu L. variicolor. Aber wieso darf ich nicht auf den Buntfärbenden Birkenpilz tippen? Ich bin weder PSV noch Mykologe, da lass ich mir das Recht, mit einem Tipp daneben zu liegen, nicht nehmen. ;-)

Zudem habe ich meinen Tipp ja nicht bloß wg. der grün-blau-anlaufenden Stielbasis abgegeben, sondern auch wg. des schwach-rötlich anlaufenden Hutfleisches - siehe rechts am Hutansatz.

Letztlich habe ich mir jetzt typischen Merkmale von L. variicolor eingeprägen können. Anhand solcher Diskussionen kann ich mir Artmerkmale nämlich besser merken. Vielleicht geht es anderen Lesern hier im Forum ja ähnlich...

Gruß aus dem trüben Bayern

Andreas
Rita

Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von Rita »

Hallo Andreas,

auch ich finde die Diskussionen hier wichtig weil man sich bestimmte Details so viel besser merken kann, als wenn man nur Bücher durchliest. Und den Mut, etwas Falsches zu sagen sollte man auch haben, da wir ja mehr oder weniger noch Anfänger sind und hier nur lernen können.

Ja selbst die Profis wissen nicht immer alles richtig. Das sieht man ja auch oft an den kontroversen Diskussionen in anderen Pilzforen. Außerdem gibt es im Bereich der Mykologie sicher noch viele Ungereimtheiten. Manchmal denke ich bei den vielen Varietäten einiger Pilze, daß sie oft auch selbstgemacht sind von den jeweiligen Kapazitäten? :-p

Nun zurück zu Leccinum. Ich habe leider kein besseres Bild. Wenn ich mir den Stiel genau betrachte kann ich, selbst mit Lupe, keine netzartige Struktur erkennen. Ich habe bei BK auch schon die verschiedenen Arten verglichen und bin eigentlich nicht auf eine 100 %ige Übereinstimmung mit dem gefundenen Exemplar gestoßen und die größte Ähnlichkeit schien mir auch L. variicolor zu haben, aber ich bin ja kein Experte.

Viele liebe Grüße

Rita
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Harry
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Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Andreas,

ich glaube da hast du was missverstanden. Ich habe mit keinem Wort erwähnt das du nicht auf L. variicolor tippen darfst. Und wenn ich von übereilten Tipps schrieb, so war das nicht auf dich persönlich gemünzt, sondern richtete sich eher an alle mitlesenden" Leccinumbestimmer".

Ansonsten bin ich ganz deiner und Ritas Meinung, aus solchen Diskussionen kann man einiges lernen und da schließe ich mich nicht aus. Ich will auch nicht ganz ausschließen, dass er es am Ende doch ist. Aber wie schon erwähnt spricht für mich mehr dagegen wie dafür.

Gruß
Harry
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