Leccinum

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Moderator: Harry

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Harry
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Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo zusammen,

ich bin bei der Durchforstung meiner Schlüsselsammlung auf zwei Leccinum Schlüssel gestoßen die mich aber in keinster Weise weiterbringen. :rtfm:

Der Schlüssel von Watling stammt aus dem Jahre 1970, ist auf makroskopische Merkmale ausgerichtet, umfasst aber nur wenige Arten.

Nicht viel jünger ( 1974 ) ist der Schlüssel von Pilat-Dermek. Er beinhaltet zwar mehr Arten, aber Leccinumarten um L.variicolr finden in ihm keine Erwähnung. Beide Werke sind meiner Ansicht nacht total veraltert.


ich stelle mal letztgenannten ein:

BESTIMMUNGSSCHLÜSSEL DER GATTUNG LECCINUM

nach Pilàt-Dermek 1974


Anmerkung: Der Schlüssel bedarf für die westdeutschen Pilzfunde und für eine noch klarere Abgrenzung der Arten einer Überarbeitung. L.ROSEOTINCTUS Watling 1968 (L.candidum nahestehend) und L.VARIICOLOR Watling 1969 (L.oxydabile nahestehend) finden bei Pilàt-Dermek keine Erwähnung. Am Ende des Schlüssels findet sich eine Kurzbeschreibung von vier Arten, die weder im Schlüssel von Watling, noch im Pilàt-Dermek-Schlüssel enthalten sind.



1a) Röhren, Poren und Fleisch sind gelbfarbig:
Sektion Luteoscabra

In Europa nur eine Art:
LECCINUM NIGRESCENS

1b) Röhren und Poren nicht gelb, allenfalls jung gelblich-grau. Fleisch nicht gelb, nur ausnahmsweise in der Stielbasis gelb:
Sektion Leccinum ........................................ .................................................................................... 2

2a) In der Huthaut überwiegend kugelförmige Zellen, die ein Epithelium bilden. Hut meist dunkel-braun und grübchenhaft faltig, trocken felderig aufreißend. Fleisch schwärzend. Mykorrhiza haupt-sächlich mit Buchen:
LECCINUM GRISEUM

2b) Hutfarbe in verschiedenen Tönungen von blaßgrau bis blaßbraunrot. Hut glatt, nicht felderig auf-reißend. Röhren und Poren nie gelblich. Fleisch nicht schwärzend, im Hut sofort rötlich, in der Stiel-basis bläulich verfärbend. Mykorrhiza vor allem mit Silberpappel:
LECCINUM DURIUSCULUM

2c) Huthaut kein Epithelium, sondern faserige Hyphen mit walzenförmigen Zellen fast gleicher Stär-ke. ...................................................................................................................................................... 3

3a) Fleisch nicht verfärbend oder nur schwach rosa, später blaßgrau, oder wenn Huthaut ein Epitheli-um, dann schmutzig-violett-schwärzlich, in der Stielbasis auch grün verfärbend. Buchen, Eichen:
Subsektion Scabri ............................................................................................................................. 4

3b) Fleisch verfärbend (rot-, schmutzigviolett, graurot, schmutzigblau bis schwarz). Buchen, Weiden, Kiefern:
Subsektion Aurantiaci ...................................................................................................................... 9

4a) Fleisch zumindest teilweise rosa verfärbend, mit Formalin dunkler rot. Mehrzahl der Hyphen in der Epikutis größer als 6 µm Eventuelle gelbe Partien der Stielbasis verfärben sich bläulich. Hutfarbe hellbraun mit dunkelbraunen Fasern, jung grau bis dunkel umbrabraun:
LECCINUM OXYDABILE

4b) Fleisch weiß, nicht oder nur wenig rosa verfärbend, mit Formalin nur schwach rötlich. Eventuelle gelbliche Partien der Stielbsis nicht blauend. Huthauthyphen fädig und kleiner als 6,2 µm Hutfarbe graubraun bis weiß. ............................................................................................................................ 5

5a) Hut jung weiß bis weißlich, später mit grünlicher Tönung, örtlich mit gelbrostfarbigen Flecken, später häufig ockerbräunlich, ausgewachsen schmutzigbraun. Stielschuppen blaßbraun. An feuchten Stellen, auf Torfböden. Mykorrhiza mit Birken (Betula pubescens und Betula nana):
LECCINUM HOLOPUS

5b) Huthaut schon jung gefärbt. Unter verschiedenen Birken. ............................................................ 6

6a) Fruchtkörper klein. Hut kleiner als 5 cm. Hutfarbe blaß braungrau. In Tundragebieten und höhe-ren Gebirgen. Unter Strauchbirken:
LECCINUM ROTUNDIFOLIAE

6b) Fruchtkörper mittelgroß bis stattlich, Hut ausgewachsen größer als 5 cm. Hutfarbe dunkler, grau-, rot- bis schwarzbraun. Mykorrhiza mit Birken. ................................................................................. 7

7a) Hutfarbe grau- bis dunkelbraun. Stielschuppen gleichfarbig:
LECCINUM SCABRUM

7b) Hutfarbe zimtbraun. Stielschuppen oben heller, unten schwarz:
LECCINUM SUBCINNAMOMEUM

7c) Hutfarbe dunkel braunschwarz bis schwarz. Stielschuppen rußig, fein:
LECCINUM MELANEUM

7d) Hutfarbe anders. .......................................................................................................................... 8

8a) Hutfarbe graugrün. Stielbasis außen grün. Stielschuppen graugrün. Fleisch unter der Huthaut rosa-farben, in der Stielbasis grünlich:
LECCINUM THALASSINUM

8b) Fruchtkörper robuster. Fleisch kompakt. Hutfarbe orange, rot, braunrot, seltener braun oder weiß:
Subsektion Aurantiaci ...................................................................................................................... 9

9a) Hutfarbe weiß, manchmal leicht rosa. Stielschuppen jung weiß, später braunrötlich. Unter Birken, besonders in nördlichen Regionen:
LECCINUM PERCANDIDUM

9b) Hutfarbe gelborange oder rotbraun. ............................................................................................ 10

10a) Hutfarbe gelborange bis gelbbräunlich mit vorherrschend gelben Farben. Unter Birken:
LECCINUM TESTACEOSCABRUM

10b) Hutfarbe lebhaft orange, leuchtend rot oder braun. ................................................................... 11

11a) Hutfarbe rotorange bis leuchtend rot. Mykorrhiza mit Zitterpappeln, seltener mit anderen Pappel-arten, möglicherweise auch mit anderen Laubbäumen:
LECCINUM AURANTIACUM

11b) Hutfarbe anders als rotorange oder leuchtend rot. .................................................................... 12

12a) Hutfarbe braun oder gelbbraun, ohne rote Farbtöne. Mykorrhiza mit Silberpappeln und mit ande-ren Pappelarten:
LECCINUM DECIPIENS

12b) Hutfarbe rotbraun. ................................................................................................................... 13

13a) Mykorrhiza mit Eichen:
LECCINUM QUERCINUM

13b) Mykorrhiza mit Nadelbäumen. ................................................................................................ 14

14a) Mykorrhiza mit Pinus silvestris (Kiefer):
LECCINUM VULPINUM

14b) Mykorrhiza mit Picea abies (Fichte):
LECCINUM PICEINUM



Kurzbeschreibung anderer Arten:


Hut blaß orange-lederbraun bis rötlich-gelbbraun, angedrückt schuppig, mit stark überhängender Hut-haut. Stiel mit groben, schwarzen Punkten oder Schüppchen bedeckt. Fleisch weiß, rasch weinrot-lederbraun bis fuchsig-violettlich weiterverfärbend, aber nicht schwärzend! Die Heiderotkappe (L.testaceoscabrum) steht dieser Art nahe. Verbreitung bisher: Nordamerika und Tschechoslowakei:
LECCINUM ATROSTIPITATUM Smith, Thiers et Watling

Hut grau bis schwach oliv, schuppig-filzig. Huthaut überhängend. Stiel mit braunen Schuppen bedeckt. Fleisch schwach rosa bis grauschwärzlich verfärbend, in der Stielbasis grünlich. Bisher nur in Deutschland:
LECCINUM CANUMTOMENTOSUM Engel nom.prov.

Hut lederbraun mit ockerlichen oder weißlichen Linien (Flekken), schmierig. Huthaut nicht überhän-gend. Der Stiel ist mit undeutlichen, blaßbraunen Schüppchen versehen. Fleisch schwach rötlichbraun verfärbend. Verbreitung bisher England, Skandinavien und Deutschland:
LECCINUM ONYCHINUM Watling nom.prov.

Hut zimtbraun bis rotbraun getönt, bald rissig und tief gefurcht und mit überhängender Huthaut. Der Stiel ist mit verschiedenfarbigen Schuppen besetzt (braun, schwärzlich, rostgelbbraun). Fleisch in der Stielbasis blaugrünlich verfärbend, sonst weiß und blaß blaugrünlich bis schwärzlich verfärbend. Ein kleiner, aber robuster Pilz. Bisher nur in Schottland unter Kriechweiden gefunden:
LECCINUM SALICOLA Watling


Ritas Rauhstielröhrling wird wohl an dieser Stelle nicht schlüssig bestimmt werden können.

Gruß
Harry
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AK_CCM
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Re: Leccinum

Ungelesener Beitrag von AK_CCM »

Hallo zusammen,

vielen Dank für diese informative Diskussion! Auch wenn die Art nicht identifiziert werden konnte (Jürgen Schreiner tippt übrigens in Richtung L. brunneogriseolum), konnte ich doch einiges dazulernen, z.B. die Artmerkmale und das Vorkommen von L. variicolor. Diesbezüglich ist auch eine weitere Diskussion auf pilzepilze.de sehr interessant: Dort werden Bilder von jungen L. variicolor gezeigt.

Gruß, Andreas
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