Austernseitling?

hier kann alles gepostet werden was mit Pilzen zu tun hat. Forumsstart - 22.12.2004

Moderator: Harry

Fred
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Austernseitling?

Ungelesener Beitrag von Fred »

Hallo die Experten,
habe ab Ende Oktober 2008 an einer Hauswand (Kellereingang) ein
Pilzwachstum beobachtet. Da Null-Ahnung Recherche im Internet
mit dem Ergebnis, dass es Austernseitlinge sein könnten.
Über eine Spezialfirma wurden die Pilze, die trotz tiefer Temperaturen
(max. ca-4°C ... -10°C) weiter wuchsen, entfernt und die Fundstelle
"behandelt". Im Februar 2009 war oberhalb der Stelle ein erneutes
Pilzwachstum zu beobachten.
Nun meine Fragen: - Handelt es sich um einen Austernseitling?
- Kann dadurch das Mauerwerk zerstört werden?
(Hausalter: 10 Jahre)
- Wie kann das Pilzwachstum dauerhaft
unterbunden werden?
Für Antworten bedanke ich mich schon einmal im Voraus.
2 Fotos als Anlage (ich hoffe, dass das Hochladen geklappt hat)
Mit freundlichen Grüßen
Fred

Anlage:
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Harry
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Re: Austernseitling?

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Ferd,

zunächst einmal ein herzliches Willkommen im Forum. :tup:

Das ist ja krass. Austernseitlinge, ja es sind welche, aus einer Kellerwand ist mir absolut neu. Mich würde mal interessieren was diese sogenannte Spezialfirma angestellt hat um künftiges Pilzwachstum zu verhindern. Gebracht hat es ja offensichtlich nichts.

Dauerhaft kann das Wachstum nur unterbunden werden, wenn man das Substrat von dem sich der Pilz ernährt entfernt. Bei wildwachsenden Austernseitlingen ist dies in der Regel totes Laubholz, das heißt irgendwo hinter der Wand müssen sich größere Holzreste befinden. Vielleicht ein größerer Stumpf oder gar ein Holzbalken in der Wand. Ob das Pilzmycel das Mauerwerk schädigt kann ich dir leider nicht sagen, da fehlen mir einfach die Erfahrungswerte.

Ich denke mal zu deinem Posting werden sich noch andere Pilzfreunde melden und weitere Antworten geben.

Gruß
Harry

PS. noch eine Bitte - lade bitte künftig Bilder mit der Upload - Funktion des Forums hoch. Die Bilder liegen dann auf meinem Server und stehen so dauerhaft in Beiträgen zur Verfügung. Danke für dein Verständnis.
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
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Volker
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Re: Austernseitling?

Ungelesener Beitrag von Volker »

Moin Fred

also gelesen habe ich davon im Internet schon öfter, dass Austernseitlinge an ungewöhnlichen Orten fruktifizieren können. Aus diesem Grunde kann ja auch der blutigste Laie diese Art zuhause züchten, es klappt eigentlich immer. Hier bei holzfragen.de kannst du es auch nochmal lesen und ja, irgendwo muß Holz und muß es gut feucht sein. Also schau lieber mal nach.

Ciao Volker
Holger

Re: Austernseitling?

Ungelesener Beitrag von Holger »

Hallo und guten Morgen Fred,

das ist echt der Hammer :shock: mir sieht es aber ganz so aus, als wenn dort ein Holzbalken, bzw ein Brett übergestrichen bzw. überputzt worden ist. Man sieht bei dem roten ???Putz/Balken/Brett?? am linken Rand auf dem 2. Foto eine "Naht". Ich glaube nicht das dieser Teil tragend ist. Evtl. ist dort ein "Träger" mit Holzbrettern verkleidet worden, das könnte man austauschen und der Nährstoff für die Austern ist weg. Ich habe im letzten Jahr einen "ähnlichen" Beitrag im Forum pilzepilze gelesen, dort wuchsen sie aus der Holzverkleidung eines Fensters. Vielleicht finde ich den Beitrag wieder.
Schönen Tag noch und viele Grüße
Holger
Fred
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Re: Austernseitling?

Ungelesener Beitrag von Fred »

Hallo Harry, Volker und Holger,
ich bedanke mich zunächst für die schnelle Beantwortung und glaube
das Volkers Tipp mit der "holz-site" genau ins Schwarze getroffen hat.
Es handelt sich offensichtlich um einen Wärmedämmverbundwerkstoff, denn Holz ist zumindest im Kellereingangsbereich nicht verbaut worden.
Vielmehr sind Betonfertigteile eingesetzt und die Kanten mit Silikon o.ä. verfugt worden.
Es ist nur erstaunlich, dass es 10 Jahre gedauert hat bis sich der Pilz
so entwickeln konnte.
Die Hausverwaltung hatte mir mitgeteilt, dass die Spezialfirma eine
Wärmebehandlung vorgenommen hat und außerdem ein "Mittel" (?)
gespritzt hat.
Auf jeden Fall habe ich die Bestätigung bekommen, dass es tatsächlich der Austernseitling ist und ich demnächst ernten kann!
Mit freundlichen Grüßen
Fred
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Gerd †
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Re: Austernseitling?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Fred,
Fred hat geschrieben:Hallo Harry, Volker und Holger,
Es handelt sich offensichtlich um einen Wärmedämmverbundwerkstoff, denn Holz ist zumindest im Kellereingangsbereich nicht verbaut worden.
Vielmehr sind Betonfertigteile eingesetzt und die Kanten mit Silikon o.ä. verfugt worden.
---> Damit ist eine deiner Fragenb geklärt: Die Statik der Wand (es sei denn, bei der Herstellung des Betons wurden Sägespäne statt Sand verwendet :roll: ) ist mit Sicherheit nicht gefährdet, da Pilze sich ausschließlich von organischen Stoffen ernähren können.
--------------------------
Es ist nur erstaunlich, dass es 10 Jahre gedauert hat bis sich der Pilz
so entwickeln konnte.
- Mich erstaunt das weniger:

(1) Es ist völlig unklar, zu welchem Zeitpunkt das "Holz" infiziert wurde.

(2) Bis es zu einer Fruchtkörperbildung kommt, kann es abhängig vom "Substrat- und Feuchteangebot" mehrere Jahre dauern, da die Fruchtkörperbildung erst einsezt, nachdem das Substrat aureichend stark vom "Pilzgeflecht (Myzel) durchwuchert ist.
-----------------------------
Die Hausverwaltung hatte mir mitgeteilt, dass die Spezialfirma eine
Wärmebehandlung vorgenommen hat und außerdem ein "Mittel" (?)
gespritzt hat.
- Wärmebehandlung (tötet das Myzel) hört sich gut an und wird auch bei der "Kellerschwamm"-Bekämpfung eingesetzt.
---> Wirkungsvoll ist sie m.E. aber nur, wenn das infizierte Substrat entsprechend hoch und lange genug erhitzt wird.

- "Mittel spritzen", vermutlich Fungizide, die in Innenräumen zugelassen sind.
---> Schadet sicher nicht. Ob die wirksam werden, wenn nur "oberflächlich" eingesetzt"???

---> Ich habe in meinem Lichthof mit Fungiziden "tiefdruckimprägnierte" Rundhölzer eingesetzt, die ich nach etwa 10 Jahren ersetzen muss. Erste Fruchtkörper erscheinen erst nach ca. 8 Jahren, wenn das im Boden steckende Holz schon weitgehend zersetzt ist. Das Problem hier ist der Bodenkontakt, über den Feuchtigkeit zugeführt wird.


- Den wichtigsten Punkt vermisse ich:
---> Stilllegung der "Feuchtequelle" !!!
------------------------------

Und jetzt noch Zusatzinfos über die Physiologie und Ökologie des "Austernseitlings":
- Diese Art ist hochgradig kälteresistent und hat während der Fruktion einen hohen Lichtbedarf.

Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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Gerd †
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Re: Austernseitling?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Ich bringe jetzt nachträglich noch einen Beitrag, der mir gestern nach dem Senden mit folgender Fehlermeldung quittiert wurde:

Das übermittelte Formular war ungültig. Versuche erneut, das Formular abzusenden

Hallo Harry,
Harry hat geschrieben: Das ist ja krass. Austernseitlinge, ja es sind welche, aus einer Kellerwand ist mir absolut neu.
- Ja, dass dies eindeutig Austernseitlinge (Pleurotus ostreatus) sind, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren.

- Krass, na ja: Immerhin wurden (bei dir oder ERIC; müßte recherchieren) schon eindeutig als "Eichen-(Filz)Röhrlinge" (Xerocomus communis) bestimmbar (ein Mykorrhiza-Pilz), aus einer Kellerwand wachsend, vorgestellt. Und in der Literatur findet man einige Beispiele für sonderbare Fruktifikationsstandorte.
Mich würde mal interessieren was diese sogenannte Spezialfirma angestellt hat um künftiges Pilzwachstum zu verhindern. Gebracht hat es ja offensichtlich nichts.
- Uneingeschränkt :zu:
Dauerhaft kann das Wachstum nur unterbunden werden, wenn man das Substrat von dem sich der Pilz ernährt entfernt. Bei wildwachsenden Austernseitlingen ist dies in der Regel totes Laubholz, das heißt irgendwo hinter der Wand müssen sich größere Holzreste befinden. Vielleicht ein größerer Stumpf oder gar ein Holzbalken in der Wand.

---> Ja, das Substrat "Laubholz" kann "irgendwo hinter (außerhalb im Erdboden!), in oder als Wandverkleidung (z.B. Wärmedämmung) an der Wand. Neben Holz könnte es sich bei dem Substrat natürlich auch um Stroh, Pappe oder ähnliche Stoffe handelt, auf denen mnan Austerenseitlinge züchten kann.
Ob das Pilzmycel das Mauerwerk schädigt kann ich dir leider nicht sagen, da fehlen mir einfach die Erfahrungswerte.
- Mir fehlen da auch Erfahrungswerte.

---> Aber, wenn ich berücksichtige, dass Pilze nur "organische Stoffe" verwerten können, dann gibt es da m.E. nur ein "+-größeres, kostenintensives Problem, wenn die Wand "eine z.B. durch Regips verkleidete)" Holzkonstruktion ist.

Abschlussbemerkungen: @Fred:

- Mir ist ein Farbunterschied der Wand in der Umgebung der Fruchtkörperbildung aufgefallen, die ich als "Feuchte" deute.
---> Und wenn ich da richtig liege, würde ich zuerst diese Feuchtequelle beseitigen. Denn, genau die in Kellerräumen vorherrschende Bedingungen (Feuchte und wenig Luftzirkulation) bevorzugen m.E. viele Pilzarten (insbesondere auch Schimmelpilze) .

- M.E. (dazu fehlen mir noch Detailangaben) ist es sehr wichtig etwas über die "Kellerwandkonstruktion" zu erfahren:

(1) Wenn die "große Holzanteile" hat, dann wird's vermutlich teuer und du mußt eine "Spezialfirma" (evtl. nicht deine, die bewerte ich erst nach deinem Bericht, was sie bisher getan hat) beauftragen. Und die wird (da bin ich mir ziemlich sicher) (a) zuerst die Feuchtigkeitsquelle abschotten/eliminieren; (b) das Myzel durch längere, große Hitzeeinwirkung (ähnlich wie bei einer "Hausschwamm-Sanierung" abtöten; (c) abhängig von Zersetzungsgrad muss evtl. auch die Holzkonstruktion ersetzt werden.

(2) Und wenn die Kellerwand +-ausschließlich aus anorganischem Material besteht?
---> Dann kann ich mir nicht vorstellen (beachte, es werden nur organische Stoffe abgebaut), dass die Statik der Wand gefährdet ist.
---> In jedem Fall ist empfehlenswert, die „Feuchtigskeitsquelle“ trocken zu legen.

Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Fred
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Re: Austernseitling?

Ungelesener Beitrag von Fred »

Hallo Gerd,
bedanke mich für die sehr informative Antwort. die mich veranlasste noch eimal bei der Verwaltung vorzusprechen.
Zunächst wird morgen erst einmal die Feuchtigkeit überprüft.
Danach werden weitere Maßnahmen eingeleitet.
Zur Information: es sind Außenwände, soweit mir bekannt tw. aus Betonfertigteilen aufgebaut; der Eingang zum
Keller (Fahrradkeller) liegt ca. 2 m unter Straßenniveau; die etwas dunkleren Stellen fühlen sich nicht feucht an.

Ich berichte vom Fortgang der Untersuchungen und möglichen Arbeiten zur Beseitigung. Ansonsten der Dank eines
Unwissenden an die Experten!

Gruß
Fred
Fred
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Re: Austernseitling?

Ungelesener Beitrag von Fred »

Hallo an die Experten
Hallo Harry,
es ist ja schon eine Weile her, dass ich mich in diesem Forum beraten
ließ. Inzwischen sind ja einige Aktionen gelaufen: die besagte
Spezialfirma hat an der Pilzaustrittsstelle Bohrungen durchgeführt und
dabei auch eure Vermutungen bestätigt bekommen. Zur Schalldämmung zwischen den angrenzenden Häuser-(Keller-)wänden
befindet sich eine Holz- bzw. Spanplatte, die offensichtlich
infiziert war. Nach einer Wartezeit wurde nochmals ein Fungizid
gespritzt und die Bohrlöcher wieder verschlossen....hoffen und
abwarten!
Nochmals besten Dank und weiterhin viel Erfolg mit diesem Forum.
Fred
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Gerd †
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Re: Austernseitling?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Fred,
Fred hat geschrieben:Hallo an die Experten
Inzwischen sind ja einige Aktionen gelaufen: die besagte
Spezialfirma hat an der Pilzaustrittsstelle Bohrungen durchgeführt und
dabei auch eure Vermutungen bestätigt bekommen. Zur Schalldämmung zwischen den angrenzenden Häuser-(Keller-)wänden
befindet sich eine Holz- bzw. Spanplatte, die offensichtlich
infiziert war. Nach einer Wartezeit wurde nochmals ein Fungizid
gespritzt und die Bohrlöcher wieder verschlossen....hoffen und
abwarten!
Zuerst einmal herzlichen Dank für die Info über die eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen.

- Na ja, nach meiner Einschätzung kann ich da nur sagen:
---> Die Hoffnung stirbt zuletzt und ich würde bei erneutem Auftreten von Fruchtkörpern (das erwarte ich :un: ) eine andere Firma beauftragen, eine m.E. vernünftige Sanierung durchzuführen:

(1) Für mich ist es nicht nachvollziehbar, dass diese "Spezialfirma" erst auf unseren Rat (von dir weiter gegeben) hin überhaupt Bohrungen angesetzt hat.

(2) Und nur diese Bohrungen (lokal :tdown:) mit Fungiziten zu behandeln und dann anschließend zu verschließen betrachte ich als ziemlich wirkungslos.
---> Beachte bitte, dass m.E. das Myzel (bevor es zu einer Fruchtkörperbildung kommt) bereits das +-gesamte Substrat durchwuchert hat und durch diese Behandlung keineswegs vollständig abgetötet wurde. Und deshalb erwarte ich in Zukunft weitere Fruchtkörperbildungen. Positiv: Die kannst du dann in die Pfanne hauen.

Beste Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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Gerd †
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Re: Austernseitling?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo zusammen,
Gerd hat geschrieben: - Krass, na ja: Immerhin wurden (bei dir oder ERIC; müßte recherchieren) schon eindeutig als "Eichen-(Filz)Röhrlinge" (Xerocomus communis) bestimmbar (ein Mykorrhiza-Pilz), aus einer Kellerwand wachsend, vorgestellt. Und in der Literatur findet man einige Beispiele für sonderbare Fruktifikationsstandorte.
- Da muss ich mich korrigieren:
---> Das war HIER

Grüße
Gerd

Nachtrag: Link korrigiert.
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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