Cortinarius vernus

hier kann alles gepostet werden was mit Pilzen zu tun hat. Forumsstart - 22.12.2004

Moderator: Harry

Rita

Cortinarius vernus

Ungelesener Beitrag von Rita »

Hallo Pilzfreunde,

bei der heutigen Exkursion der Pilzfreunde Saar-Pfalz am Furpacher Weiher haben wir unter anderem Cortinarius vernus gefunden. Auf einer Rasenfläche des dortigen Friedhofs wuchsen mehrere Exemplare unter einer Birke.

Ich habe einen Fruchtkörper zum Mikroskopieren mit nach Hause genommen. Hier ist das Ergebnis:
Cortinarius_vernus_005a.jpg
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Sporen: braun, breitelliptisch, stark warzig
SporenCortinarius.jpg
SporenCortinarius.jpg (106.28 KiB) 3611 mal betrachtet
Marginalzellen:
Marginalzellen_Cortinarius.jpg
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LG
Rita
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Gerd †
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Re: Cortinarius vernus

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Rita,
Rita hat geschrieben: Ich habe einen Fruchtkörper zum Mikroskopieren mit nach Hause genommen. Hier ist das Ergebnis:
Na ja, bei Cortinarien halte ich mich (ohne Miikroskop meist nix los!!!) eh meist zurück.

---> Aber, was mir bei dir immer wieder auffälllt:

- Du zeigst regelmäßig Sporenfotos ( :su: ) mit leider nur wenigen "Sporenmaßen". Ich würde mir (und nur das kann man m.E. vernüftig bewerten) wünschen, dass du in Zukunft zusätzlich wenigstens noch die Mittelwerte der "Länge und Breite" und auch die Anzahl der gemessenen Sporen angibst. Daraus kann man dann (wenn auch nicht exakt, aber meist völlig ausreichend) auch das "Längen-/Dickenverhältnis" und das "Sporenvolumen" abschätzen.

---> Natürlich wäre es noch besser (---> "Breitenbach/Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 3"), wenn du statistisch ausgewertete Sporenmaße (inkl. der Populationsgrenze z.B. 95%) angeben würdest.

---> Und mich würde zusätzlich noch interessieren: In welchem Medium bzw. (wenn aus dem Kontext nicht eindeutig sichtbar), ob die Sporen von Frsischmatereial, Trockenmaterial oder Sporenabwurf gemessen wurden.

Warum???

(1) Viele "Spitter" sind m.E. der Meinung, dass eine "Sporenabweichungen im 0,x µm-Bereich" ausreicht, um eine "gute Art" zu postulieren. Denen kann ich nur empfehlen, sich einmal mit "einschlägiger Literatur" zu beschäftigen. Und da werden sie schnell erkennen müssen, dass auch Sporen (wie Makromerkmale) eine erstaunliche Variabilität aufweisen und die durch Wahl des Mediums und der Probenentnahme (z.B.frisch, trocken, Abwurf, Alter des Fruchtkörpers) recht leicht zu verschärfen ist.
----------------------------

Damit ich nicht falsch verstanden werde:

- Meine Anmerkungen haben absolut nichts mit deiner vorgestellten Art zu tun (dazu kann ich nichts sagen und bin auch zu faul eine Recherche durchzuführenh), sondern bewerte nur grundsätzlich "Sporenangaben", die ich persönlich als nicht bewertbar betrachte.

Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Rita

Re: Cortinarius vernus

Ungelesener Beitrag von Rita »

Hallo Gerd,

du hast vollkommen recht mit Deiner Kritik, aber ich wollte gestern noch auf die Schnelle für die PSP-ler, die bei der Exkursion dabei waren, noch ein Ergebnis bereitstellen, da wir in PdS folgendes nachgelesen hatten:

"Auf Grund der frühen Erscheinungszeit und auch wegen seiner grobwarzigen, breitelliptischen Sporen ist C. vernus einfach zu bestimmen"

Hier aber noch ein Nachtrag zum Posting von gestern:

Rosastieliger Wasserkopf (Cortinarius vernus)

Fund vom 19.04.2009 auf dem Friedhof in Furpach (Wiesenfläche unter Birke)

mehrere Exemplare
Hut: 1-30 mm, halbkugelig bis abgeflacht mit breitem Buckel
Oberfläche: schwarzbraun, durch Velum fein überfasert, Rand teilweise eingerissen

Lamellen: hellbraun bis schmutzig rostbraun, ausgebuchtet am Stiel angewachsen, manchmal etwas strichförmig am Stiel herablaufend, sehr breit, Schneide etwas weisslich

Stiel: 2,5-5 x 2-5 mm, zylindrisch, brüchig, längs weisslich überfasert auf hell lilafarbenem Grund, Stielbasis auf Druck rötend

Geruch habe ich keinen festgestellt und auf eine Geschmacksprobe verzichtet.

Mikroskopische Untersuchung:
Frischmaterial
Sporen vom Abwurfpräparat, gemäß PdS, gemessen inklusive Ornamentation, jedoch ohne Apikulus in KOH 3 %.

Anzahl der gemessenen Sporen: 20
Mittelwerte: Länge: 7,05 Breite: 5,24

Quotient aus Länge und Breite: 1,35
Vm: 101,24 (nach der Formel: Vm= Breite x Breite x Länge x 0,523 (Einhellinger 1987))

Die gemessenen Werte liegen innerhalb der von PdS angegebenen Grenzen und auch der Quotient entspricht den dort angegebenen Werten, wenn er auch am unteren Ende liegt.
Das Volumenmittel ist mit 101,24 niedriger als in PdS (121) angegeben.

Vielleicht kannst Du dazu noch etwas schreiben?

Danke schon mal im voraus.

LG
Rita
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Gerd †
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Re: Cortinarius vernus

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Rita,
Rita hat geschrieben: Vielleicht kannst Du dazu noch etwas schreiben?
- Ja, doch das wird ein längerer Beitrag :o
Rita hat geschrieben: Cortinarius (Telamonia) vernus

Mikroskopische Untersuchung:
Frischmaterial
Sporen vom Abwurfpräparat, gemäß PdS, gemessen inklusive Ornamentation, jedoch ohne Apikulus in KOH 3 %.

Anzahl der gemessenen Sporen: 20
Mittelwerte: Länge: 7,05 Breite: 5,24

Quotient aus Länge und Breite: 1,35
Vm: 101,24 (nach der Formel: Vm= Breite x Breite x Länge x 0,523 (Einhellinger 1987))

Die gemessenen Werte liegen innerhalb der von PdS angegebenen Grenzen und auch der Quotient entspricht den dort angegebenen Werten, wenn er auch am unteren Ende liegt.
Das Volumenmittel ist mit 101,24 niedriger als in PdS (121) angegeben.
- Danke, mit diesen „Sporenangaben“ kann ich etwas anfangen.

---> Doch bevor ich deine Sporen mit den PdS-Angaben vergleiche, fasse ich zuerst einmal zusammen, wie man die Sporenangaben in [PdS] interpretieren sollte:
PdS hat geschrieben: Sporen breitelliptisch, stark warzig, dunkel ockerfarben;
6,9 - 8,5 x 4,8 - 6µm; Q= 1,3 - 1,5; Vm = 121µm^3
Sporenpulver umberbraun
...
Untersuchter Fund:
Luzern (Ibach), Feld 2166, 450m, in einer Hecke bei Salix caprea und Alnus incarna, 25. April 1995, leg. FK. 2504-95K.
(1) Gemessen wurden die Sporenmaße eines einzelnen Funds (einer Einzelkollektion).
---> Und dies etwas völlig anderes als die Angabe einer „Mittelwertsbandbreite“ vielen „Einzelfunde“, die man als Sieb/Filter (ich komme darauf noch zurück) nehmen kann, um eine eigene Sporenmessung zu bewerten.
---> Es ist daher eine weit verbreiteter „Irrglaube“, anzunehmen, dass eine andere „zeitlich und räumlich“ getrennt gefundene „Einzelkollektion“ in die in PdS angegeben Sporengrenzen passen sollte/müßte.

(2) Gemessen wurde eine Einzel-Stichprobe (meist mindestens 20 Sporen, Sporenabwurf), die dann statistisch über eine t-Verteilung (= Studentsche Verteilung) ausgewertet wird.
---> Bei den Längen-/Breitenangaben handelt es sich um Konfidenz-Grenzen (Vertrauensbereich 95%). Dies muss wie folgt interpretiert werden: 95% der Sporen dieser und nur dieser gemessenen Einzelkollektion (streng genommen sogar nur dieser Stichprobe) liegen innerhalb der angegebenen Grenzwerte.
---> Und schon taucht wieder das Problem auf, dass eine „Einzelkollektion“ keinen zweifelsfreien Rückschluss auf andere „zeitlich und räumlich„ getrennt aufgesammelten „Kollektionen“ zulässt. Denn dazu müsste ich „statistisch“ bewertbare Daten der „Grundgesamtheit“ (aller bisheriger und zukünftiger Funde) haben, zumindest aber ausreichend große „Strichprobendaten“, die von „zeitlich und räumlich“ getrennt aufgefundenen „Kollektionen“ stammen.

(3) Mit den in [PdS] angegebenen 95%-Populationsgrenzen und Kenntnis der „gemessenen Sporenanzahl, angenommen 20“ kann man durch einfache Berechnungen noch ein paar „statistische“ Zusatzdaten gewinnen. Aber auch die gelten nur für die in PdS gemessene „Einzelkollektion“:
- Die Mittelwerte (hier 7,7 x 5,4µm) liegen exakt in der Mitte der angegebenen „Populationsgrenzen“
- Der „Variationskoeffizient (Vk)“ (hier: Vk(Länge) = 4,96% und Vk(Breite) = 5,3%) deutet an, dass nur oder weitgehend nur „4-sporige Basidien“ gemessen wurden und es sich um eine „noch unproblematische Sporenverteilung“ handelt..
- Man kann mit einem 95%-Vertrauensniveau damit rechnen, dass der „tatsächliche“ Mittelwert (wenn man alle ausgereiften Sporen dieser „Einzelkollektion“ messen würde) etwa innerhalb folgender gerundeter Sporengrenzen (7,52 - 7,88 x 5,27 - 5,53µm) liegt.

(4) Und jetzt betrachte ich noch die weiteren Angaben in PdS:

- Q = 1,3 – 1,5: Ich bewerte Q auch als gerundete 95%-Populationsgrenzen der gemessenen „Einzelkollektion“, deren Mittelwert wegen der groben Rundung nicht exakt in der Mitte liegen wird.
---> Die Idee, diesen Mittelwert aus dem Längen-/Breiten-Verhältnis einer mittleren Spore (---> Qm = 1,43) zu berechnen, ist nicht exakt. Streng genommen muss man zuerst Q für alle gemessenen Sporen ermittelt und dann daraus den Mittelwert und die Konfidenzgrenzen berechnen. Der Unterschied zwischen beiden Mittelwertsberechnungen wird man aber m.E. wegen der „groben, Rundung auf eine Nachkommastelle meist vernachlässigen können.
Völlig anders sieht es aus (kannst das ja spaßeshalber selbst überprüfen) aus den Min-/Max-Werten der Länge/Breite die Steubreite der Q-Werte ableiten zu wollen. Dies ist völliger Unsinn, da Länge und Breite nicht streng genug miteinander korrelieren.

- Vm = 121µm^3. Hier gilt im Prinzip das gleiche, wie bereits bei Q angesprochen.
---> Aus der „mittleren Spore“ berechnet ist Vm = 117,6µm^3, über V aller Einzesporen berechnet Vm = 121µm^3. Dies ist eine Abweichung von ca. 3%, die man m.E. tolerieren kann.

---> Aber auch hier das gleiche Problem: Von den Daten einer „Einzelkollektion“ kann man nicht zweifelsfrei auf die Daten der Grundgesamtheit (alle Kollektionen“ schließen.
--------------------------------------------------------------------------------------------------

Tja, ich weiß, das hört sich nicht so gut an.
- Aber es ist nun einmal Fakt, dass man „Äpfel mit Birnen“ vergleicht, wenn man die 95%-Populationsgrenzen“ von [PdS] (eine „Einzelkollektion“ !!!!!) als Sieb/Filter für das Ergebnis eines eigenen Fundes benutzt.

- Die Angaben von [PdS] sind deshalb nicht wertlos, sondern ganz im Gegenteil, den „statistisch“ nicht auswertbaren Aussagen von Min-/Max-Werten (weit verbreitet in der Literatur) haushoch überlegen, da man hier einige statistische Parameter (z.B. Standardabweichung, Mittelwerte) von Sporenmerkmalen (Länge, Dicke, Q, V) extrahieren kann., die zwar alle in gewissen Grenzen (aber nicht beliebig) schwanken können.

---> Und mit etwas Gefühl/Erfahrung kann man dann abschätzen, Q- und auch V-Mittelwerte der Sporen werden dabei von Autoren, die sich mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, als besonders wichtig angesehen. Aber, ich kann da keine feste %-Abweichung angeben, da jede Art bezüglich der „Bandbreite“ unterschiedlich sein kann.

Kurz und schmerzlos noch eine Abschlussbemerkung:
- Die [PdS]-Angaben solltest du m.E. nur als „groben Hinweis“ betrachten und dabei insbesondere bewerten, ob Q und V wenigstens einigermaßen mit deinem Fund übereinstimmen.
---> Ich bringe in einem Folgebeitrag noch Literaturhinweise, die man als „Filter/Sieb“ benutzen kann.

Liebe Grüße
Gerd

PS.:
- Ich habe meine Literatur quergelesen und bin auch der Meinung, dass du den Fund korrekt als „Rosastieliger Wasserkopf“ bestimmt hast.

- Das einzige Problem (wie so oft) ist: Die Autoren sind sich nicht einig, ob C. (Tel.) vernus oder C. erythrinus) der aktuell gültige Name ist.

---> Mal schauen, evtl. schiebe ich da auch noch unterschiedliche „Einschätzungen“ nach
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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Volker
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Re: Cortinarius vernus

Ungelesener Beitrag von Volker »

Hallo Rita

Vielen Dank für die Bestätigung unserer Vermutung- Rosastieliger Wasserkopf.

Ciao Volker
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Gerd †
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Re: Cortinarius vernus

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Rita,

und weiter geht's.
(a) Zuerst, etwas kompliziert, beschäftige ich mich nochmals mit den [PdS]-Angaben und bewerte, ob deine "Sporenmaße" noch passen.

(b) Und dann, ganz einfach, wie man "eigene" Mittelwerte mit Literaturangaben (Schlüsselwerken und Monographien) vergleicht.
=======================================================================

Jetzt lass mich einmal deine Sporenmessung mit den [PdS]-Mittelwerten vergleichen:


Rita (gerundet) Lm(µm) = 7,1
PdS Lm(µm) = 7,7
----------------------------------------------------------------------------
---> Abweichung (PdS=100%) -7,79%


Rita (gerundet) Dm(µm) = 5,2
PdS Dm(µm) = 5,4
----------------------------------------------------------------------------
---> Abweichung (PdS=100%) -3,70%


Rita (gerundet) Qm=L/D = 1,35
PdS Qm=L/D = 1,4
----------------------------------------------------------------------------
---> Abweichung (PdS=100%) -3,57%


Rita (gerundet) Vm(µm^3) = 101
PdS Vm(µm^3) = 121
----------------------------------------------------------------------------
---> Abweichung (PdS=100%) -16,53%

Ob diese Abweichungen tolerierbar sind, kann ich nicht wirklich beurteilen, da ich nicht weiß, an welcher Stelle der Gesamtverteilung aller Kollektionen die [PdS]-Kollektion liegt.
-----------
Was ich kann, ist (wegen der statistischen Auswertung von [PdS]), grob abzuschätzen, wo die „unteren Mittelwertsgrenzen“ aller Kollektionen dieser Art liegen. Und ich bin da „rigoros“ und versuche es mit einer „Worstcase“-Kontrollrechnung, bei der ich Annahmen treffe/Parameter wähle, die die untere Populationsgrenze nach oben verschiebt:

(1) Ich gehe (ziemlich unwahrscheinlich!) davon aus, dass die [PdS]-Einzelkollektion am „oberen“ Ende der 95%-Konfidenzgrenze liegt und überprüfe, ob dein Fund dann immer noch innerhalb der MW-Konfidenzgrenzen liegt.

(2) Ich benutze einen „t-Wert (95% Konfidenz) = 2,0“ für Stichprobe von. 61 vermessener Sporen, deutlich höher als in [PdS] vermessen.

(3) Ich benutze einen „Variationskoeffizient“ von 3%, einen Wert, der nach Literatur bei völlig unproblematischer Sporenverteilung (z.B. nur 4-sporige Basidien) noch erreicht werden kann.
---> Bei der [PdS]-Kollektion ist vk(L,D) = ca. 5%

(4) Die Kontrollrechnung ist trivial: Ich benutze die in [PdS, Band 3] angegebene Formel zur Berechnung der Populationsgrenzen (Pop-Grenzen = +-t * Standardabweichung) und die Beziehung Variationskoeffizient (vk) = Standardabweichung/Mittelwert.


Voilà das Ergebnis:

- Sporen Lm (untere MW-Grenze, 95%-Konfidenz) <= 6,8µm
---> Dein Fund liegt noch deutlich innerhalb der MW-Konfidenzintervalle, auch wenn ich annehme, dass [PdS] eine Kollektion am „oberen Ende“ angibt.

- Sporen Dm (untere MW-Grenze, 95%-Konfidenz) <= 4,8µm
---> Auch hier liegst du voll im Rahmen.

- Sporen Qm, da erspare ich mir eine Kontrollrechnung, da von wenigen Ausnahmen abgesehen (z.B. +- runde Amanita-Sporen) Abweichungen im Nachkommenstellenbereich normal sind.

- Sporen Vm, zeigt eine deutlich höhere Variabilität. M.E, wird hier auch bei völlig „unproblematischen Sporen, ein „Variationskoeffizient“ von 10% kaum unterschritten.

Fazit:
- Ok, deine Sporenmaße liegen auch bei einer „Worstcase“-Betrachtung noch im Rahmen.

Da stellt sich sofort die Frage, ob man eigene Messungen einfacher bewerten kann?

Klare Antwort:JA[//b]

- Dazu muss man allerdings seine Auswertung einer „Einzelkollektion“ mit Sporenangaben in „Schlüsselwerken oder Monographien“ vergleichen. Denn da werden „Streubereiche“ von Mittelswerten angegeben. Und die angegebenen Grenzwerte kann man als „Sieb/Filter“ benutzen, um festzustellen, ob die eigene Mittelwerts-Messung einer Kollektion akzeptiert werden kann.

---> Solange die eigenen Mittelwerte innerhalb der Grenzwerte liegen ist alles ok.

- Doch nichts ist vollkommen. Diese Literaturangaben differieren oft.

[attachment=0]Sporen_CoirtinariusVernus.jpg[/attachment]

---> Und wenn man nicht durch’s Sieb fällt?

(1) Eine andere Literatur konsultieren.
(2) Die Angaben in der Literatur nicht zu ernst nehmen, wenn man knapp daneben liegt.


Liebe Grüße
Gerd

PS.:
- Wenn sich ein Mitglied für „Sporenstatistik“ interessiert.

---> Hier wurde das Thema ausgiebig diskutiert.
Dateianhänge
Sporen_CoirtinariusVernus.jpg
Sporen_CoirtinariusVernus.jpg (123.63 KiB) 3499 mal betrachtet
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Rita

Re: Cortinarius vernus

Ungelesener Beitrag von Rita »

Hallo Gerd,

danke schon mal für deine ausführliche Antwort. Das erschlägt mich erstmal und ich muß mir das in Ruhe zu Gemüte führen. Es wird auf jeden Fall einige Zeit in Anspruch nehmen, bis mir das alles ganz klar ist, was du hier so "einfach aus dem Ärmel schüttelst". :su:

LG
Rita
Mollisia
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Re: Cortinarius vernus

Ungelesener Beitrag von Mollisia »

Gerd hat geschrieben:(1) Viele "Spitter" sind m.E. der Meinung, dass eine "Sporenabweichungen im 0,x µm-Bereich" ausreicht, um eine "gute Art" zu postulieren.
Hallo Gerd,

derartige Vorwürfe kommen immer mal wieder von Dir. Ich muss aber sagen, ich kenne kein einziges Beispiel, dass eine Art von einer anderen nur wegen einer Abweichung in den Sporenmaßen "im 0,x-Bereich" abgetrennt worden wäre. Nenne doch bitte mal Beispiele!

Mir fällt noch nicht mal eine Varietät ein. Es gibt zwar bisweilen klein- oder großsporige Vaerietäten, doch weichen bei denen dann die Sporenmaße wesentlich deutlicher ab.

beste Grüße,
Andreas
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Gerd †
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Re: Cortinarius vernus

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Rita,
Gerd hat geschrieben: - Das einzige Problem (wie so oft) ist: Die Autoren sind sich nicht einig, ob C. (Tel.) vernus oder C. erythrinus) der aktuell gültige Name ist.

---> Mal schauen, evtl. schiebe ich da auch noch unterschiedliche „Einschätzungen“ nach
- Voilà, ein kleiner, aber unverständiger Auszug aus der Literatur:


---> BRD-Online-Kartierung
Cortinarius (Tel.) erythrinus (Fries) Fries
Rosastieliger Wasserkopf
Cortinarius (Tel.) vernus Lindstroem & Melot
Cortinarius (Tel.) castaneus var.erythrinus
-------------------------------


---> Bollmann et al. (2007): Abb.-Verzeichnis Europäischer Grosspilze

- Da werden 2 Arten auf Artrang akzeptiert:
(1) Cortinarius (Tel.) erythrinus (Fries 1818) Fries 1838
.....Rosastieliger Wasserkopf
(2) Cortinarius (Tel.) vernus Lindstroem & Melot 1994
.....Rosastieliger Frühlings-Wasserkopf
---------------------------------

---> Index Fungorum, da findet man u.a. folgende Einträge:

(1) Cortinarius erythrinus sensu Ricken [as Hygrocybe erythrina, Die Blatterpilze: 184 (1915)]
Current name:
Cortinarius vernus H. Lindstr. & Melot, in Brandrud, Lindström, Marklund, Melot & Muskos 1994
Synonymy:
Cortinarius erythrinus sensu Ricken [as Hygrocybe erythrina, Die Blatterpilze: 184 (1915)]
Cortinarius uraceus sensu Lange [Fl. Ag. Dan. 3: 45 &[/url]; pl. 102B (1938)], A.A. Pearson (1949)

(2) Current Name:
Cortinarius erythrinus (Fr.) Fr.[/url], Epicr. syst. mycol. (Upsaliae): 312 (1838)
Synonymy:
Agaricus caesius d erythrinus Fr.[/url], Observ. mycol. (Havniae) 2: 44 (1818)
-------------
(3) Current Name:
Cortinarius vernus H. Lindstr. & Melot, in Brandrud, Lindström, Marklund, Melot & Muskos, Cortinarius, Flora Photographica [English translation by J. Melot] (Matfors) 3: 27 (1994)
Synonymy:
Cortinarius erythrinus sensu Ricken [as Hygrocybe erythrina, Die Blatterpilze: 184 (1915)]
Cortinarius uraceus sensu Lange [Fl. Ag. Dan. 3: 45 &; pl. 102B (1938)], A.A. Pearson (1949)
---------------------


---> Gerault

(1) Cortinarius erythrinus (Fr.) Fr. ss. Henry (= Cortinarius tortuosus Rick.)

(2) Cortinarius vernus Lindström & Melot (= Cortinarius castaneus var. erythrinus Moën.-Locc. & Reum. ;
Cortinarius erythrinus ss. Rickens)
- Diese Art wird im „Kleindruck“ gebracht mit folgendem Hinweis: „Précoce (dés mai). Non vue mais semble exister. »
-----------------------------

---> Ricken (1915): Die Blätterpilze

Nr. 570: „H. erythrina (Fr. 1838), Zimmetblättriger Wasserkopf , Taf. 53. Fig. 2“
- Sporen 7-8x6µm
- Ricken bringt folgende Anmerkung: Diese Art konnte von „Nr. 569 H. castanea (Bull. 1785)“,Sporen 8-9x4-5µm, und „Nr. 571 H. tortuosa (Fr. 1821)“, Sporen 8-10x5-6ym nicht getrennt werden.

- Übrigens, beschreibt Ricken noch Nr. 576: „H. uracea (Fr. 1838)“, Sporen 12-18x7-9µm, als eigenständige Art.
-------------------------

---> J.E. Lange (1935): Flora Agaricina Danica

Nr. 100: C. uraceus Fr. (Plate 102 fig. B), Sporen 8x5µm
- Lange verweist auf „uracea ss. Ricken“, die er wegen „der gigantischen Sporen und der Lamellenfärbung“ für etwas anderes hält.

Nr. 103: C. castaneus (Bull.) Fr.?, Sporen 8-10x4,5-5µm
- Ich zitiere:
“Although my specimens answer very well to the discription of FRIES they are probably too close to C. sciophyllus to be specifically distinct and might be possibly be regarded as a somewhat sun-scoched form of this species. C. castaneus is a somewhat ambiguous species which perhaps has better be disregarded. BRESADOLA’s castaneus evidentlty is C. saturninus. BATAILLE’s is a small species with “rose-purpurasces” gills. REA, like the author, has met with it early in the season.”

Nr. 104: C. erythrinus Fr. (ss. Rea); Sporen 6,5x4-4,5µm
- It is intimately related to C. castaneus (Bull.) Fr.(?). RICKEN describes it as having somewhat larger, roundish and warty spores.
---------------------------------------

Fazit:

- Wie so oft:
(1) „2 Autoren, 3 unterschiedliche Einschätzungen.

(2) Wer richtig liegt kann ich (auch wenn ich die Originalbeschreibungen kennen würde) nicht beurteilen.

---> Aber, wenn du deinen Fund kartieren möchtest, dann unter „C. erythrinus = C. vernus“.


Liebe Grüße
Gerd
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