Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

hier kann alles gepostet werden was mit Pilzen zu tun hat. Forumsstart - 22.12.2004

Moderator: Harry

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bibobb
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Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

Ungelesener Beitrag von bibobb »

Myxomyceten – Schleimpilze
Liebe Pilzfreunde, ich möchte Euch in lockerer Folge eine kleine Einführung in die Welt der Schleim“pilze“ geben.
Dabei werde ich allgemeine Informationen und spezielle Informationen und natürlich Bilder zu den Ordnungen und typischen Arten geben.
Fangen wir mit einigen allgemeinen Erkenntnissen an:
Alle Arten durchlaufen mehrere sehr verschiedene Lebensphasen von der mikroskopisch kleinen Zelle über ein bis zu mehreren Quadratmetern großes schleimiges Plasmodium - nur eine Zelle mit 10 - 10 Millionen Zellkernen -, das sich zielgerichtet auf eine Nahrungsquelle hinbewegen kann bis hin zu den auffällig gestalteten Fruchtkörpern. Aus den in ihnen gebildeten Sporen entstehen Myxamöben oder begeißelte Schwärmerzellen, die zu einer Zygote verschmelzen:
Lebenszyklus Myxos.jpg
Lebenszyklus Myxos.jpg (84.65 KiB) 8806 mal betrachtet

Sie leben weltweit meist auf Totholz, Rinde oder verrottendem Pflanzenmaterial.
Schleim“pilze“ sind KEINE Pilze, obwohl ihr wissenschaftlich klingender anderer Trivialname Myxo“myceten“ genau dies vermuten ließe.
Nach aktuellsten Erkenntnissen der Genomanalyse könnte die Systematik in etwa so aussehen:

Domäne Eukaryota
- Amorphea
Klasse Amoebozoa
Unterklasse Myxogastria (L.S. Olive 1970, Macbride 1899)

Also Myxogastria, Schleimbäuche; auch nicht gerade ein schöner Name, aber immerhin ist der Pilz weg. Ich würde mich ja Lothar Krieglsteiner anschließen und sie Schönlinge nennen.
Es sind ca. 900 Arten in 60 Gattungen bekannt; für diese Minizahlen hat mancher Pilzkenner nur ein müdes Lächeln.
Weitere Trivialnamen sind: Myxomyceten, echte oder plasmodiale Schleimpilze.
Sie wurden ursprünglich mit der parallelen U.klasse Dictyostelia (zelluläre Schleimpilze) - Ihr kennt sicherlich alle Filme, in denen Tausende dieser Einzeller zusammenströmen, als Nacktschnecke herumkriechen und dann zu einem spektakulären Sporenkörper auftürmen und ausdifferenzieren - und den inzwischen neu geordneten Protostelia – typisch ist bei ihnen, dass jede einzellige Zelle einen separaten Fruchtkörper bildet - als Eumycetozoa (Schleimpilze) bezeichnet. Diese Bezeichnung kann als Taxon heute nicht mehr aufrechterhalten werden.
Apropos –zoa, Tiere sind sie auch NICHT.

Das molekulargenetische Kladogramm indessen zeigt, dass die weitere Einteilung in die bisherigen Ordnungen Liceida, Echinosteliida, Trichiida, Stemonitida, Physarida absolut seine Berechtigung hat – Okay, als Myxomyceten heißen sie Liceales Trichiales usw.
Kladogramm.png
Kladogramm.png (7.31 KiB) 8806 mal betrachtet

Aber wo sind die Ceratiomyxaceae, die weltweit wohl häufigsten Myxos überhaupt?

Schon Neubert, Nowotny, Baumann (1) steckten sie in eine eigene Unterklasse Ceratiomyxomycetidae mit äußeren Sporen im Gegensatz zu den Myxogastrromycetidae mit Sporen in der Fruktifikation.

Da die Gattung Ceratiomyxa laut (1) Sporen an der Oberfläche der Fruktifikation auf 7-20µm langen Stielchen bildet, bzw., wie L. Krieglsteiner es ausdrückt: einsporige Fruchtkörper auf einer gemeinsamen Fruktifikation, die man Sporophor nennt, wird sie in die Unterklasse Protosporangiida eingeordnet, parallel zu der U.klasse der Protostellida (mit ähnlichen Eingenschaften, s.o.) und parallel zu den Myxogastria.

Nach so viel Theorie und weil wir Ceratiomyxa als Besonderheit der Myxomyceten ja schon angesprochen haben, hier ein paar weitere Details:
Die 4 Arten der einzigen Gattung, die nun bei der U.klasse Protosporangiida eingeordnet wurde, bilden säulen-, zweig- oder morchelähnliche Fruktifikationen auf einer gemeinsamen Unterlage (Hypothallus). Sie bilden gestielte einsporige Fruktificationen auf Sporophoren.

Bei uns kommt nur die Art Ceratiomyxa fruticulosa („buschiger Geweihschleim“) mit den Varietäten fruticulosa und porioides vor. Beide Varietäten gedeihen teilweise auf demselben Hypothallus und können ineinander übergehen. Es gibt keine mikroskopischen Unterschiede. Sie kommen in weißlicher oder gelblicher Form vor.

Demnächst geht’s hier weiter,
Bernd 

Literatur:
1. Hermann Neubert, Wolfgang Nowotny, Karlheinz Baumann, Heidi Marx: Die Myxomyceten Deutschlands und des angrenzenden Alpenraumes unter besonderer Berücksichtigung Österreichs. Bd. 1–3, Karlheinz Baumann Verlag, Gomaringen

40. A.-M. Fiore-Donno, C. Berney, J. Pawlowski, S.L. Baldauf: Higher-Order Phylogeny of Plasmodial Slime Molds (Myxogastria) Based on Elongation Factor 1-A and Small Subunit rRNA Gene Sequences. In: Journal of Eukaryotic Microbiology, 52, S. 201–210, 2005

Dateianhänge
Und so sieht Ceratiomyxa fruticulosa var. fruticulosa aus:
Und so sieht Ceratiomyxa fruticulosa var. fruticulosa aus:
bb-Ceratiomyxa fruticulosa_IMGP9500a-klein.jpg (420.61 KiB) 8806 mal betrachtet
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… und etwas näher heran. Man sieht die Oberfläche der Sporophore ...
… und etwas näher heran. Man sieht die Oberfläche der Sporophore ...
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… und ganz nahe heran. Jetzt erkennt man die einsporigen Fruktifikationen auf den 7-20 µm langen Stielchen:
… und ganz nahe heran. Jetzt erkennt man die einsporigen Fruktifikationen auf den 7-20 µm langen Stielchen:
Ceratiomyxa fruticosa_IMGP9505 klein.jpg (425.67 KiB) 8806 mal betrachtet
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Bei Ceratiomyxa fruticulosa var. porioides besteht die Sporophore aus 0,1-0,5 mm großen Poren:
Bei Ceratiomyxa fruticulosa var. porioides besteht die Sporophore aus 0,1-0,5 mm großen Poren:
Ceratiomyxa fruticulosa var porioides_IMGP9536. klein.jpg (293.93 KiB) 8806 mal betrachtet
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Beorn
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Re: Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

Ungelesener Beitrag von Beorn »

Hallo, Bernd!

Auch an dieser Stelle ein Dankeschön für die schön geschriebene und bebilderte Myxo - Einführung. :danke
Übrigens: Die Makroaufnahmen von var. fruticulosa sind absolut spitze.
In beiden Varietäten ist das einer meiner Lieblingsschleimis (bisher, ich kenne ja erst sehr wenige), aber so schön habe ich das noch nie abbilden können.


LG, Pablo.
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rickenella
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Re: Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

Ungelesener Beitrag von rickenella »

Hallo Bernd,

da kann ich Pablo nur beipflichten :su: . Auch wenn die Schleimpilze mich nur wenig berühren - ich kenne kaum welche - finde auch ich Deinen Beitrag sehr ansprechend.

VG
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Harry
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Re: Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Bernd,

wie du weist habe ich mit " Schleimpilzen " auch nicht viel am Hut. Ich muss aber gestehen das mein Interesse an diesen " Aliens " in letzter Zeit geweckt wurde. Dein wirklich gelungener und lehrreicher Beitrag hat Potenzial dieses Interesse zu verstärken. Weiter so, bin schon gespannt auf weitere Teile. :tup: :tup:

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
Jacob83
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Re: Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

Ungelesener Beitrag von Jacob83 »

Hallo Bernd,

das sind ja mal wirklich tolle Bilder :su: Kennt jemand hier vielleicht den Film "Als wären sie nicht von dieser Welt" über Schleimpilze? Lief mal im WDR und gibts glaube ich auch auf Youtube. Der ist auf jeden Fall auch sehr spannend.

Bin Referendar in Bio und Deutsch und wollte ein paar Ausschnitte daraus meinen Schülern zeigen, wenn ich Unterrichtsbesuch habe.
Hoffe ich kann die Schulleitung und die Schüler damit ein bißchen für Pilze begeistern. Das Interesse für Mykologie ist bei den Schülern momentan leider nicht so groß, aber bei Filmen und Fotos werden sie eigentlich immer ein bißchen wacher :D

Mit welcher Kamera hast du denn die Bilder gemacht, Bernd?

Grüße, Jacob
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Beorn
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Re: Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

Ungelesener Beitrag von Beorn »

Hallo, Jacob!

Auch wenn Schleimpilze mit Pilzen im Grunde wenig zu tun haben (ist ja ein anderes Reich), finde ich deine Idee absolut hervorragend.
Das ist ein Thema, über das ich schon oft mit Pilzkollegen gesprochen habe: Da erfährt man in der Schule viel zu wenig.
Ganz im ernst: Ich hätte früher im Biounterricht sehr viel lieber ein paar Pilze mikroskopiert (auch Schleimpilze) als die langweiligen Zwiebelschalen. ;)
Guckst du da einmal durch die Linse, hast du alles gesehen. Pilz: Ganz viele tolle Strukturen mit sonderbaren Funktionen, aufregende Formen, oft sogar noch bunt. Wow.
Geht mit Schleimpilzen teils sogar noch besser, weil die meist sehr markante Sporen haben.
Aber man muss ja auch nicht von null auf hundert gehen...

Zur Kamera von Bernd kann ich nicht viel sagen, aber mit einiger Übung, Stativ und einem guten Makroobjektiv ist es kein Hexenwerk.
Bei Bernd's Aufnahmen 2 & 3 gehe ich aber davon aus, daß diese Bilder durch eine Stereolupe oder durchs Mikroskop gemacht sind.


LG, Pablo.
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Harry
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Re: Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Jacob,

zunächst einmal ein herzliches Willkommen im Pilzfotopage - Forum.

Schön dass du hierher gefunden hast. :tup:

Ich kann mich den Ausführungen von [mention="Beorn"]Pablo[/mention] nur anschließen. Zu meiner Schulzeit hätte ich mir im Naturkundeunterricht so einen Stoff auch gewünscht. Das Thema Pilze spielt im Schulunterricht auch keine größere keine größere Rolle als damals. Schade eigentlich, die Pilze bieten Stoff für viele interesannte Unterrichtsstunden. Aber wie du schon richtig bemerkt hast haben die meisten Kids an der Natur heute kein oder nur noch sehr wenig Interesse.

Ich habe mir mal die Exif - Daten von Bernd´s erstem Foto angesehen, er hat es mit einer Pentax aufgenommen. Mit dem Zusatz *ist DL kann ich allerdings nichts anfangen, denke aber Bernd wird dazu noch was schreiben. Ist aber gut möglich dass er im Moment im Urlaub ist und nicht gleich antwortet.

Gruß
Harry
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Jacob83
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Re: Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

Ungelesener Beitrag von Jacob83 »

Hallo ihr beiden,
danke für eure Willkommensgrüße, freut mich, dass meine Idee so gut bei euch ankommt! :danke

Ich glaube, die meisten Lehrer würden sich dem Thema Pilze gar nicht mehr widmen, ich bin da schon ein bißchen der Sonderling unter meinen Kollegen. Aber als sie die Fotos gesehen haben, waren sie ganz begeistert und dachten erst es wären Korallen ;)

Ich finde den Entwicklungszyklus von Schleim"pilzen" auf jeden Fall wirklich einzigartig, genauso wie die Abstammung. Habe sie gerade deshalb ausgesucht, weil sie eben so wenig erforscht sind und sozusagen "weder Fisch noch Fleisch", weder als Tier noch Pflanze gelten. Und dazu sind sie noch schlau. Es gibt ja verschiedene Experimente mit Haferflocken, durch die man rausgefunden hat, dass Schleimpilze in der Lage sind, den kürzesten und effizientesten Weg zwischen mehreren Nahrungsquellen zu finden. Dazu brauchen Computer komplizierte Algorithmen und viel Zeit :idea:

Wäre natürlich auch toll, mit den Kids in den Wald zu gehen und einen Blutmilchprinzen aufzustöbern. Aber ich befürchte, dazu verstecken die Schleimpilze sich zu gut im Laub und Holz, hab in letzter Zeit keinen mehr gefunden. Naja wahrscheinlich würden die Schüler sich sowieso nur nen Spaß daraus machen und mit Wassertropfen die Membran zerstören...

Zur Kamera: Vielen Dank schon mal für eure Hinweise! Ich besitze eine Nikon d3200, aber ich glaube für solche Detailaufnahmen müsste ich mir dann wohl nochmal ein Makro-Objektiv anschaffen. Die die ich gesehen habe waren allerdings ziemlich teuer.

So, jetzt aber genug Vorträge gehalten. Hoffe Bernd liest das vielleicht. Bin natürlich auch für Tipps von leidenschaftlichen Fotografen dankbar :)
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Beorn
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Re: Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

Ungelesener Beitrag von Beorn »

Hallo, Jacob!

Wenn du dir einen Waldgang überlegst: Momentan ist es echt ein wenig schwer.
Aber immerhin sind Schleimpilze wie zB Lohblüten (Fuligo sp.) noch recht regelmäßig zu finden. und wenn man durch feucht liegende Haufen von verrotendem Geäst stöbert, wird man auch bei etwas spektakuläreren Arten fünfig.
Hier ist einer vom Samstag; Arcyria denudata:
01.JPG
01.JPG (299.29 KiB) 8336 mal betrachtet
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Die Art ist freilich recht klein (auch wenn es noch wesentlich kleinere gibt), aber gut zu finden und zu erkennen durch die roten Farben und die in kleinen Kelchen steckenden "Wuschelköpfe", die sich auch recht gut ablösen lassen, wenn man darüberstreicht.
Mikroskopisch ist da vor allem das Capillitium spektakulär, also die stacheligen Fäden zwischen den Sporen. Die Sporen selbst sind da mal nicht so ausgefallen sondern einfach rund und mit wenigen, kaum prägnanten Warzen besetzt.

Was vielleicht interessant sein könnte für eine Klasse, wäre ein Kultivierungsexperiment. Also einen Schleimpilz im Terrarium (mit entsprechender nahrung) mal bei der Entwicklung über ein paar Tage zu beobachten.
Das ist nicht ganz einfach, mir fehlt dazu leider auch die Erfahrung.

Die Bilder sind übrigens mit der Kamera aufgenommen, die auch im Profil steht. Also absolut nichts besonderes. Die hat allerdings einen ganz guten integrierten Makromodus, mit dem ich sehr nah an die Objekte rankomme. Das geht also durchaus.
Die Mikrobilder sind mit eben der Kamera freihändig durchs Okular fotografiert, das ginge auch noch deutlich besser, aber für meine Zwecke ist es noch ausreichend.


LG, Pablo.
Jacob83
Neuling
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Re: Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

Ungelesener Beitrag von Jacob83 »

Hallo Beorn!
Da hast du ja wirklich Glück gehabt, schöne Bilder! Das Problem hier ist momentan einfach, dass die Schleimpilze es ja eher feucht und dunkel mögen, bei der Hitze ist da nicht so viel zu machen (außerdem gibt es hier nicht so viel Nadelholz). Aber am Wochenende soll es ja regnen :freu

Wegen des Kultivierungsexperiments: Genau das war mein Plan! Habs bisher zweimal selbst gemacht, das hat einmal funktioniert, einmal nicht.
Da würde es sich natürlich anbieten, einen Physarum polycephalum zu nehmen (könnte ich über die Schule auch bestellen, falls ich mit der Klasse nichts finde). Vorgehen würde ich dann in etwa so:


1. Variante: Ein dünnes Rindenstück oder Nadelstreu in ein Gefäß auf Papier legen, mit Leitungswasser übergießen und bis zur Wassersättigung ca. 24 Stunden stehen gelassen. Nach dieser Zeit das Wasser vorsichtig abgießen und das Gefäß verschlossen (unter gespannter Luft) bei Zimmertemperatur aufbewahren. Alle 3 Tage sollten die Schüler dann beobachten, ob Plasmodien oder Fruchtkörpern gebildet wurden.

2. Variante: Falls wir doch hier im Wald fündig werden, würde ich ähnlich vorgehen, also die Plasmodien in Gefäßen mit feuchtem Papier unter gespannter Luft halten (so hab ich es auch die letzten beiden Male gemacht). Dafür muss man eine Petrischale mit einer größeren Schale abdecken und mit Löschpapier feucht halten. Das Plasmodium kann man ja klassisch mit eingeweichten Haferflocken füttern, quasi das Müsli für die Schleimpilze :)

Da ich den Schülern auch die Bildung des Plasmodiums zeigen möchte, wollte ich mit einem Nährboden (Laktose-Hefe-Extrakt-Agar) in den Petrischalen arbeiten. Das "Problem" hierbei ist nur, dass man dann täglich beobachten muss - Ich habe mit der Klasse nur zweimal Biounterricht in der Woche, da müsste ich mich entweder auf die Schüler verlassen oder mir selbst Notizen machen, ohne die Schüler. Die könnten dafür schon im Wald Aufgaben übernehmen wie die Beschriftung der Pappschachteln, auf denen sie den Fundort vermerken und sich Notizen zum Fruchtkörper, zur Sporenzeichnung und der Art des Capillitiums machen.
Denke die größte Herausforderung wird dann das Umsetzen der Flüssigkulturen, wenn der Nährstoff aufgebraucht ist.


Noch kurz zur Kamera: Habe mir jetzt ein Tamron 60SP Objektiv gekauft, denke das wird dafür ausreichen. Und die Mikrobilder können wir an der Schule mit einem invertierten Mikroskop machen, dem Zeiss Axio Observer... Das kann man auch über den Computer steuern, daher wollte ich ein oder zwei Mikroplasmodien von den Nachbarn trennen und über etwa 5 Stunden Aufnahmen aus mehreren Positionen machen.

Denke, mit dem Equipment in der Schule hab ich auf jeden Fall eine größere Chance, dass daraus was wird, die beiden Male vorher waren eher Selbstversuche zu Hause ;)
Werde Sonntag schon mal allein in den Wald fahren und mich auf die Suche begeben, hoffe ich finde ein paar gute Stellen!
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Beorn
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Re: Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

Ungelesener Beitrag von Beorn »

Hallo, Jacob!

Das klingt wirklich interessant.
Warum hatten meine Lehrer früher so selten solche guten Ideen?

Leider habe ich selbt noch keine "Zuchtversuche" mit Schleimpilzen unternommen. Von einigen kennern habe ich schon gehört, daß es da auch Arten gibt, die ziemliche Mimosen sind: Wenn die Bedingungen nicht passen, zersetzen sie sich oder gehen in ein Sklerotienstadium über und machen garnichts mehr. Andere Arten sind dagegen sehr genügsam, dann klappt das auch mit dem Füttern sicher gut. Ein Problem ist dabei, daß sich Schleimpilze im Plasmodienstadium so gut wie gar nicht untescheiden lassen. Da ist es dann schwer zu sagen, ob man einen Alleskönner wie eiine Lohblüte einsammelt, oder irgendeine anspruchsvolle Art, die nur unter ganz bestimmten Bedingungen leben kann und auf spezielles Substrat angewiesen ist.
Kann also nicht schaden, mehrgleisig zu fahren und gleich mehrere Kulturen anzulegen.


LG, Pablo.
Jacob83
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Re: Myxomyceten - Schönlinge des Waldes Teil 1

Ungelesener Beitrag von Jacob83 »

Ja das stimmt, manche Arten sind ziemlich empfindlich. Deswegen bin ich bei einem meiner Selbstversuche auch gescheitert. Zum einen würde ich keine unreifen Schleimpilze mehr mitnehmen, weil sie ohne Fruchtkörper tatsächlich sehr schwer zu bestimmen sind, zum Anderen sind sie eben empfindlich, was Keime angeht. Aber im Chemielabor in der Schule habe ich wahrscheinlich ganz gute Chancen. Keimfrei ist es ja ohnehin nirgends.
Haben jetzt mit der Klasse die ersten Kulturen angelegt und müssen uns jetzt erstmal gedulden. Bis aus einer Spore ein Schleimpilz entsteht, dauert es ja schon mal einige Tage. Hoffe ich kann nächste Woche die ersten Bilder präsentieren!

Viele Grüße zurück!
Antworten