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Appell der DGfM im Wahljahr 2017: Gemeinsam gegen Gülle!

Verfasst: Sa 7. Jan 2017, 22:35
von AK_CCM
Hallo in die Runde,

die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) bezieht Position:
Gemeinsam gegen Gülle!<br />Grafik von Dr. Rita Lüder
Gemeinsam gegen Gülle!
Grafik von Dr. Rita Lüder
2017-01-06_Gemeinsam_gegen_Gülle.png (179.12 KiB) 4815 mal betrachtet
Massentierhaltung wirkt sich negativ auf unsere Gesundheit, die Tiere selbst und unsere Umwelt inklusive den Pilzen aus. Problematisch sind vor allem die Ausscheidungen der Tiere, die als Dünger auf Wiesen und Felder gelangen. Während das in der Gülle enthaltene Nitrat unser Trinkwasser belastet, schädigt der andauernde Nährstoffeintrag die Lebensräume vieler Pflanzen, Pilze und Tiere.

Naturnahe und artenreiche Pilzbiotope weisen in der Regel weniger als 10 kg Gesamtstickstoff pro Hektar auf. An Güllestandorten sind es bis zu 200 kg/ha. Viele Ammoniumverbindungen werden zudem über die Luft verbreitet, die auch vor Schutzgebieten keinen Halt machen. Die permanente Nährstoffüberfrachtung unserer Landschaft ist die Hauptursache für den Rückgang vieler Lebewesen. In dem Artikel „Bedroht Gülledüngung unsere heimischen Pilze?“ von Peter Karasch findet ihr weiterführende Informationen. An dieser Stelle nochmals ein Danke an Rainer Wald, der mit einem Foto des Satansröhrlings ausgeholfen hat.

Die DGfM rät:
  • Prüft und ändert bei Bedarf euer Verbraucherverhalten, denn der Konsum von billigen Gütern fördert die Produktion derselben.
  • Macht bei Ausstellungen, Exkursionen und anderen Veranstaltungen medienwirksam auf das Problem aufmerksam, diskutiert und überzeugt.
  • 2017 ist zudem ein Wahljahr, da entscheiden wir gemeinsam über unsere Zukunft: Gebt eure Stimmen den Parteien, die sich für Alternativen zur Massentierhaltung einsetzen.
  • Zu guter Letzt sucht die Campact-Kampagne „Keine Gülle ins Trinkwasser!“ von „Aktion Agrar“ noch Unterstützer: Macht mit!
Danke im Voraus für eure Unterstützung!

Gruß, Andreas

Re: Appell der DGfM im Wahljahr 2017: Gemeinsam gegen Gülle!

Verfasst: So 8. Jan 2017, 17:32
von rickenella
Hallo Andreas,

tolle Grafik. Das Ganze als Aufkleber am Pkw z.Bsp. wäre angesichts der Brisanz des Thema´s sehr "werbewirksam". Wo kann man den beziehen ?

Gruß
Peter

Re: Appell der DGfM im Wahljahr 2017: Gemeinsam gegen Gülle!

Verfasst: So 8. Jan 2017, 18:00
von AK_CCM
Hallo Peter,
rickenella hat geschrieben: tolle Grafik. Das Ganze als Aufkleber am Pkw z.Bsp. wäre angesichts der Brisanz des Thema´s sehr "werbewirksam". Wo kann man den beziehen ?
danke für Dein Interesse an dem Thema!

Soweit ich von Peter Karasch (zuständig für Öffentlichkeitsarbeit) weiß, wird gerade im Präsidium der DGfM die Beschaffung von Aufklebern diskutiert. Je mehr Interessenten es gibt, desto wahrscheinlicher ist es, dass welche bestellt werden. Nachdem die Frage auch schon bei den Nachbarn von pilzforum.eu auftauchte, habe ich dort eine Umfrage gestartet, welche Werbemittel denn interessant wären: Aufkleber stehen hoch im Kurs, gefolgt von Plakaten für Pilzausstellungen. Außerdem wurden noch Werbebanner vorgeschlagen, die sich in Webseiten und als Signatur in Diskussionsforen einbinden ließen. Weitere Vorschläge sind willkommen.

Falls Du dort ebenfalls aktiv bist, würde ich mich freuen, wenn Du an der Umfrage teilnimmst. Ansonsten kann ich gerne auch hier im Forum eine Umfrage starten. Nachtrag: Habe gerade im Initialbeitrag eine Abstimmung hinzugefügt.

Gruß, Andreas

Re: Appell der DGfM im Wahljahr 2017: Gemeinsam gegen Gülle!

Verfasst: Di 10. Jan 2017, 17:22
von Harry
Hallo Andreas, hallo Peter

an und für sich eine gute Sache. Aber kann die Kampagne wirklich was bewirken? Bund und Länder hätten schon 2012 eine EU - Verordnung zum Schutz vor zu hohen Nitratbelastungen durch die Landwirtschaft umsetzen müssen. Und was ist bisher passiert? Nichts! Im Gegenteil der Nitrateintrag durch Gülle und Kunstdünger nimmt ständig zu und liegt bereits auf 35% der gesamten Landfläche über dem Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Liter Grundwasser. In einigen Regionen sogar recht deutlich.

Schuld an der Misere ist hauptsächlich der Verbraucher. Einem Großteil der Bevölkerung ist es egal wie unser Fleisch " produziert " wird. Hauptsache billig und viel, was natürlich Massentierhaltung und viel Gülle nach sich zieht. Egal scheinen auch die gesundheitlichen Risiken durch zu hohe Nitratbelastungen in der Nahrung ( Obst, Gemüse etc. ) zu sein. Die Rückbesinnung zu gesund erzeugten aber teureren Nahrungsmitteln hat zwar zugenommen, scheitert aber bei der großen Mehrzahl der Verbraucher am Geldbeutel.

So lange wir nicht von der Massentierhaltung weg kommen wird der Gülleeintrag auf unseren Feldern nicht weniger werden. Das wird sich auch durch die Kampagne der DGFM nicht ändern. Der Bauernverband hat eine Riesenlobby in Berlin, die Pilzler leider nicht. Dennoch ist die DGFM Kampagne gut und ein Versuch wert. Ich bin allerdings der Meinung das ein Autoaufkleber nicht sehr werbewirksam wäre. Er liefert zu wenig Informationen und wird kaum beachtet. Ein großes Plakat für Ausstellungen, versehen mit konkreten Informationen, wäre da schon wirkungsvoller. Natürlich sollte man die Aufklärungskampagne auch in den viel gelesenen Printmedien starten. Ob die das auch bringen wollen sei mal dahingestellt.

Gruß
Harry

Re: Appell der DGfM im Wahljahr 2017: Gemeinsam gegen Gülle!

Verfasst: Fr 13. Jan 2017, 00:13
von AK_CCM
Hallo Harry,

die Idee, die Grafik von Frau Dr. Lüder auch als Aufkleber (für was auch immer) anzubieten, wurde durch Dritte an das Präsidium der DGfM herangetragen. Wenn es Bedarf dafür gibt, fände ich den Vorschlag überlegenswert. Diese PR-Maßnahme wäre zumindest finanzierbar im Gegensatz zu einer teuren Kampagne in den vielgelesenen Printmedien (das Geld ist anderweitig sicher besser angelegt).

Es müssen auch nicht sämtliche Argumente gegen Überdüngung ausgeführt werden. Ruhig eine Facette des Themenkomplexes wie z.B. die massive Gülledüngung herausgreifen. Wenn dann eine Diskussion zustande kommt, hat der Aufkleber bereits seinen Zweck erfüllt. Auch wenn der Tenor lautet, dass das Problem viel umfassender und größer ist. Wichtig ist, die Diskussion zu befeuern, solange sie in den Medien präsent ist.

Ob die Kampagne etwas bewirken kann? Du hast als Gegner bereits die starke Bauernlobby genannt: Laut Wikipedia sind im Deutschen Bauernverband etwa bis zu 270.000 Bauern organisiert. Zum Vergleich: Die DGfM hat um die 1.500 Mitglieder. Die Möglichkeiten der Pilzlobby (wenn man davon überhaupt sprechen kann) sind also überschaubar. Aber es gibt sie: Der Aufkleber wäre eine, genauso wie ein Ausstellungsplakat oder ein Flyer. Vielleicht im Herbst zur Hauptsaison auch noch einen (idealerweise essbaren) Pilz des Jahres wie z.B. den Wiesen-Champignon benennen, dessen Bestand durch die Gülledüngung zurückgeht? Dann stehen die Chancen gut, dass das über die dpa auch in auflagenstarke Medien gelangt. Gefragt ist eine ausgeklügelte Strategie aus verschiedenen Werbemitteln und -kanälen.

Und dann ist natürlich jede Pilzfreundin und jeder Pilzfreund gefragt, die Problematik bei Ausstellungen, Lehrwanderungen etc. dem interessierten Publikum zu erläutern. Und zu guter Letzt natürlich der Blick auf jede(n) selbst: Stimmt mein Verbraucherverhalten? Brauche ich viel Billigfleisch oder kaufe ich lieber weniger oft qualitativ hochwertigeres Fleisch? Womöglich von einem regionalen Hof, damit die Ware nicht durchs Land gefahren werden muss?

Ich befürchte zwar wie Du, dass das Gros der Bevölkerung keine Zeit aufwenden will, sich über die Herkunft der Nahrung zu informieren. Aber nichts zu tun ist erst recht keine Lösung. Vor dem Hintergrund finde ich den Appell richtig und den Zeitpunkt gut gewählt. Selbst wenn sich im Detail noch etwas verbessern ließe: Der Anfang ist gemacht.

Gruß, Andreas

Re: Appell der DGfM im Wahljahr 2017: Gemeinsam gegen Gülle!

Verfasst: Fr 13. Jan 2017, 01:04
von AK_CCM
Hallo nochmals,
Harry hat geschrieben:Bund und Länder hätten schon 2012 eine EU - Verordnung zum Schutz vor zu hohen Nitratbelastungen durch die Landwirtschaft umsetzen müssen. Und was ist bisher passiert? Nichts! Im Gegenteil der Nitrateintrag durch Gülle und Kunstdünger nimmt ständig zu und liegt bereits auf 35% der gesamten Landfläche über dem Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Liter Grundwasser. In einigen Regionen sogar recht deutlich.
kennst Du den Agrarstatistiker Georg Keckl? Ein Bekannter (kein Spinner, sondern Dipl.-Ing.) hatte mich in Facebook auf ihn aufmerksam gemacht. Keckl arbeitet wohl beim Landesbetrieb für Statistik in Niedersachsen oder hat dort gearbeitet (die Einrichtung wurde 2013 in IT.Niedersachsen und Landesamt für Statistik Nds. aufgeteilt). Lies Dir mal seine kritischen Ausführungen zu den Nitratwerten und dem neuen Messstellennetz durch. Da kommen einem durchaus politische Ränkespiele in den Sinn.

Gruß, Andreas