Hallo zusammen,
bei Durchforsten in etwas älteren Bildarchiven bin ich auf dieses Bild gestoßen:
Es handelt sich um eine kleinere Gruppe Birkenpilze die sehr eng standen. Zwei der Fruchtkörper waren an den Hüten zusammengewachsen. Ich denke man kann bei diesem Verwachsungstyp durchaus von siamesischen Zwillingen sprechen.
Gruß
Harry
Hutverwachsung bei Leccinum scabrum
- Harry
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Hutverwachsung bei Leccinum scabrum
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
Re: Hutverwachsung bei Leccinum scabrum
Hallo Harry,
---> Als "siamesische Zwillinge" (sind immer "eineiig") würde ich eine derartige Verwachsung allerdings nicht bezeichnen, da beide Fruchtkörper mit Sicherheit aus unterschiedlichen Fruchtkörperanlagen (Primordien) entstanden sind.
---> "Zwillings-Fruchtkörper" (ohne Zusatz) passt da wohl eher.
- Die prinzipielle Ursache einer derartigen Bildungsabweichung wurde bereits erklärt ---> Verwachsungen
---> In diesem Fall standen m.E. die Primordien nicht eng genug beieinander und es kam deshalb nicht zu einer Stielverwachsung. Aber offensichtlich haben sich beide Fruchtkörper +- synchron (oder zeitlich kurz nacheinander) entwickelt und die Hüte haben sich am Beginn der Streckungsphase berührt und sind deshalb miteinander verwachsen.
Es stellt sich jetzt die Frage, in welche Schublade man diese Verwachsung ablegen kann:
(1) Verwachsung (Pseudofasciation)
---> Typisch ist hier eine Stielverwachsung zweier in gleicher Ebene, nahe beieinander stehender Primordien, die sich +- synchron entwickeln und Fruchtkörper bilden.
(2) Doppelfruchtkörper (Stockwerkpilz)
---> Typisch ist hier, dass sich zwei untereinander (in unterschiedlichen Ebenen) stehende Primordien entwickeln und der höher stehende Fruchtkörper vom Substrat getrennt wird und emporgehoben wird. Beide Fruchtkörper verwachsen an unterschiedlichen Stellen. Im Endzustand enstehen folgende Konfigurationen:
(a) Auf dem Hut des unteren, größeren Fruchtkörpers steht ein kleineren Fruchtkörper, der am Stiel mit dem Hut des unteren Fruchtkörpers locker verwachsen ist.
(b) Der kleinere Fruchtkörper steht invers mit nach oben zeigendem Stiel auf dem größeren Fruchtkörper und beide Hüte sind locker miteinander verwachsen.
(c) Beide Hüte sind miteinander am Rand verwachsen und der kleinere Fruchtkörper hängt mit dem Stiel nach unten zeigend am Hutrand des größeren.
===> Aber es gibt natürlich Zwischen-/Übergangsformen wie in deinem Beispiel, bei denen eine eindeutige Zuordnung kaum möglich ist.
------------------
Noch eine kleine Zusatzinformation:
- Erstaunlicherweise findet man m.W. keine Hutverwachsungen bei büschelig wachsenden Agaricales (Blätterpilzen). Die haben sich auf das büschelige Wachstum eingestellt und krümmen den Stiel etwas, so dass sich die Hüte frei entfalten können.
Liebe Grüße
Gerd
- Derartige Verwachsungen (Stiel und oder Hut) sind insbesondere bei Röhrlingen gehäuft anzutreffen.Harry hat geschrieben: Es handelt sich um eine kleinere Gruppe Birkenpilze die sehr eng standen. Zwei der Fruchtkörper waren an den Hüten zusammengewachsen. Ich denke man kann bei diesem Verwachsungstyp durchaus von siamesischen Zwillingen sprechen.
---> Als "siamesische Zwillinge" (sind immer "eineiig") würde ich eine derartige Verwachsung allerdings nicht bezeichnen, da beide Fruchtkörper mit Sicherheit aus unterschiedlichen Fruchtkörperanlagen (Primordien) entstanden sind.
---> "Zwillings-Fruchtkörper" (ohne Zusatz) passt da wohl eher.
- Die prinzipielle Ursache einer derartigen Bildungsabweichung wurde bereits erklärt ---> Verwachsungen
---> In diesem Fall standen m.E. die Primordien nicht eng genug beieinander und es kam deshalb nicht zu einer Stielverwachsung. Aber offensichtlich haben sich beide Fruchtkörper +- synchron (oder zeitlich kurz nacheinander) entwickelt und die Hüte haben sich am Beginn der Streckungsphase berührt und sind deshalb miteinander verwachsen.
Es stellt sich jetzt die Frage, in welche Schublade man diese Verwachsung ablegen kann:
(1) Verwachsung (Pseudofasciation)
---> Typisch ist hier eine Stielverwachsung zweier in gleicher Ebene, nahe beieinander stehender Primordien, die sich +- synchron entwickeln und Fruchtkörper bilden.
(2) Doppelfruchtkörper (Stockwerkpilz)
---> Typisch ist hier, dass sich zwei untereinander (in unterschiedlichen Ebenen) stehende Primordien entwickeln und der höher stehende Fruchtkörper vom Substrat getrennt wird und emporgehoben wird. Beide Fruchtkörper verwachsen an unterschiedlichen Stellen. Im Endzustand enstehen folgende Konfigurationen:
(a) Auf dem Hut des unteren, größeren Fruchtkörpers steht ein kleineren Fruchtkörper, der am Stiel mit dem Hut des unteren Fruchtkörpers locker verwachsen ist.
(b) Der kleinere Fruchtkörper steht invers mit nach oben zeigendem Stiel auf dem größeren Fruchtkörper und beide Hüte sind locker miteinander verwachsen.
(c) Beide Hüte sind miteinander am Rand verwachsen und der kleinere Fruchtkörper hängt mit dem Stiel nach unten zeigend am Hutrand des größeren.
===> Aber es gibt natürlich Zwischen-/Übergangsformen wie in deinem Beispiel, bei denen eine eindeutige Zuordnung kaum möglich ist.
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Noch eine kleine Zusatzinformation:
- Erstaunlicherweise findet man m.W. keine Hutverwachsungen bei büschelig wachsenden Agaricales (Blätterpilzen). Die haben sich auf das büschelige Wachstum eingestellt und krümmen den Stiel etwas, so dass sich die Hüte frei entfalten können.
Liebe Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.