Geotropismus, Umorientierung der Wachtumsrichtung

Missbildungen und Mutationen an Pilzen können hier vorgestellt werden - Forumsstart 14.03.2009
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Harry
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Re: Geotropismus, Umorientierung der Wachtumsrichtung

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Sepp,

zunächst einmal ein herzliches Willkommen im Pilzfotopage - Forum.

Es freut mich sehr dich hier begrüßen zu dürfen.

:su:

Wieder mal ein Bild von herausragender Qualität, es verdeutlicht den Geotropismus bei Porlingen ganz hervorragend. Wenn ich mir die Größe der Fruchtkörper anschaue, muss der Kiefernstamm schon einige Jahre liegen. Ich finde es schön wenn nicht jeder umgestürtze Baum gleich aus dem Wald entfernt wird. Solch tolle Sachen würden uns sonst entgehen.

Danke für´s zeigen.

Gruß und ein schönes Wochenende
Harry

PS: du kannst das Aussehen des Forums nach deinem Geschmack verändern. Mehr Infos findest du hier:

viewtopic.php?f=18&t=3888
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
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Gerd †
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Re: Geotropismus bei Fomotopsis pinicola

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Sepp,
Boletus1 hat geschrieben: Über diese Exemplare bin ich am letzten Wochenende gestolpert:
Bild
- Zuerst einmal herzlichen Dank dafür, dass du dieses Bild auch hier eingestellt hast.

- Eine hervorragende Aufnahme, die zeigt, wie der "mehrjährige" (Rotrandige Baumschwamm, "Fomitopsis pinicola"), hier an "Kiefer", auf eine Lageänderung des Substrats reagiert:

(1) Der senkrecht vom Baum abstehende, "ältere" Fruchtkörper wuchs bereits am noch stehenden Baumstamm. Und da Porlinge ihre Porenschicht so ausrichten (man nennt das "Geotropismus"), dass die Sporen ungehindert in Richtung Erdboden fallen können, ist klar, dass sich die Baumwurzel rechts vom Stamm gefindet.

(2) Nach dem Fällen/Umkippen des Baumes versucht der Fruchtkörper rel. kurzfristung (noch in der gleichen oder in der folgenden Vegetationsperiode) durch Regeneration die Sporenschicht erneut "geotrop" auszurichten, indem er ein oder mehrere "neue" der "Fruchtschicht" entspringende Fruchtkörper bildet.

- Dies gelingt natürlich nur, wenn der Fruchtkörper am stehenden Stamm noch vital genug war.
- Ansonsten werden vom Myzel an anderen Stellen des Substats schlicht neue Fruchtkörper bebildet.

(3)Harry hat's bereits erwähnt:
- In der Tat kann man aus den "neuen" Fruchtkörpern in etwa den Zeitpunkt des Fällens/Umfallens abschätzen. Dazu muss man nur wissen, dass mehrjährige Fruchtkörper in jeder Vegetationsperiode (*) das Hutfleisch (an wulstigen Übergängen am Hut zu beobachten) vergrößern und eine neue Fruchtschicht (kann man im Schnittbild beobachten) bilden.

(*) Anmerkung:
- Salopp könnte man das als "Jahresringe" bezeichnen. Doch dies wäre nicht ganz korrekt, da ein kontinuierliches Wachsen des Fruchtkörper "witterungsdedingt" innerhalb eine Jahres gestoppt werden kann und dann z.B. in einem Jahr zwei Vegetationsperioden auftreten können.
- Kurz, ich schätze (ohne Schnittbild eine Vermutung), dass der Baum vor ca. 5 Jahren gefällt wurde.

Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Boletus1
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Re: Geotropismus, Umorientierung der Wachtumsrichtung

Ungelesener Beitrag von Boletus1 »

Hallo

@Harry
Herzlichen Dank für den Willkommensgruss :P Ich werde versuchen, sofern es meine knappe Freizeit erlaubt, auf diesem Portal nicht nur mitzulesen, sondern auch ab un zu einen Beitrag zu posten!

@Gerd
Lieben Dank für die interessannten, weiterführenden Anmerkungen! :su:

Viele Grüsse
Sepp
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Fredy
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Re: Geotropismus, Umorientierung der Wachtumsrichtung

Ungelesener Beitrag von Fredy »

Hallo zusammen!

Eine Aufnahme von Geotropismus bei Fomitopsis pinicola kann ich auch beisteuern! Es handelt sich um ein schönes, älteres Exemplar, das ich im letzen Winter fotografiert habe:
Forum_2010.01.02 Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola - geotrop.jpg
Forum_2010.01.02 Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola - geotrop.jpg (243.84 KiB) 6097 mal betrachtet
Mein eigentliches Anliegen betrifft jedoch diese Aussage von Gerd:
(a) Bei z.B. mehrjährigen „Phellinus“ (Feuerschwamm)- oder Ganoderma (Lackporling)-Arten“ wurde eine geotrope „Anpassung“ noch nicht beobachtet.
Hierzu zwei Fragen:

1. Wie darf man sich das vorstellen:

Wachsen denn mehrjähige Phellinus- oder Ganoderma-Arten am umgestürzten Substrat einfach parallel zur Erdoberfläche weiter (Unterseite im rechten Winkel zur Erdoberfläche ausgerichtet oder sterben sie nach dem Fall (Tod) des Baumes sogar ab oder fangen sie je nach Art überhaupt erst am liegenden Substrat an zu wachsen (Ganoderma?)?

Anmerkung: Ich gehe aus eigener Anschauung davon aus, dass Pilze wie der Eichen-Feuerschwamm (Ph. robustus) auch an totem, positionsveränderten Substrat zumindest für eine längere Zeit noch nachwachsen, obwohl gerade dieser laut meiner Literatur am liebsten auf (noch) lebendem (also in aller Regel noch stehendem Substrat) wachsen soll.

--> Hier kommt wahrscheinlich auch noch ein Punkt mit ins Spiel, der Fragen aufwirft wie "ab wann ist ein Substrat überhaupt als "tot" zu bezeichnen" etc...

2. Was hält Du (Gerd) von diesem großen Exemplar eines Eichen-Feuerschwammes (Höhe ca. 40 cm am liegenden Substrat) unter Berücksichtigung Deiner obigen Aussage:
Forum_2010.02.27 Eichen-Feuerschwamm (Phellinus robustus).jpg
Forum_2010.02.27 Eichen-Feuerschwamm (Phellinus robustus).jpg (268.22 KiB) 6078 mal betrachtet
Oben und unten sind korrekt dargestellt!
Oben und unten sind korrekt dargestellt!
Forum_2010.02.27 Eichen-Feuerschwamm (Phellinus robustus) - Détail.jpg (248.91 KiB) 6082 mal betrachtet
Ich habe zwar damals diesen Feuerschwamm nicht speziell unter dem Aspekt des Geotropismus fotografiert und somit mein jetziges Anliegen nicht besonders exakt herausgearbeitet, aber ich persönlich würde doch sagen, dass dieses "Gewurschtel" nicht entstanden wäre, wenn der Pilz am stehenden Substrat weitergewachsen wäre. Ich vermeine auch einen deutlichen Willen des Pilzes zu erkennen, neue Fruchtschichten parallel zum Erdboden hin auszurichten.

Entspringt dieser Eindruck lediglich dem Lesen dieses Beitrages oder würdest Du mir irgendwo Recht geben wollen?

Gruß,

Fredy
Pilzliebe geht nicht durch den Magen, sondern durch das Objektiv!
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Gerd †
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Re: Geotropismus, Umorientierung der Wachtumsrichtung

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Fredy,
Fredy hat geschrieben: Eine Aufnahme von Geotropismus bei Fomitopsis pinicola kann ich auch beisteuern! Es handelt sich um ein schönes, älteres Exemplar, das ich im letzen Winter fotografiert habe:
Forum_2010.01.02 Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola - geotrop.jpg
Mein eigentliches Anliegen betrifft jedoch diese Aussage von Gerd:
(a) Bei z.B. mehrjährigen „Phellinus“ (Feuerschwamm)- oder Ganoderma (Lackporling)-Arten“ wurde eine geotrope „Anpassung“ noch nicht beobachtet.
- Ich habe hier nur meine Literatur ("Kreisel (1983): Bildungsabweichungen an Fruchtkörpern (Teratologie); in Handbuch der Pilzfreunde Band 2" zitiert.
---> Und, diese Beobachtung bezog sich, habe darauf evtl. nicht klar genug hingewiesen, nur auf die Regeneration (das Weiterwachsen) eines Fruchtkörpers nach Lageänderung des Substrats.

- Sepp (Boletus1) hat diese Umorientierung eines Fruchtkörpers von "Fomitopsis pinicola" (Rotrandiger Baumschwamm) sehr eindrucksvoll gezeigt und wir haben auch bereits mehrfach ein gleiches Verhalten beim "Zunderschwamm" (Fores fomentarius) vorgestellt.

- Hier nochmals dein Bild von "Fomitopsis pinicola" (Rotrandiger Baumschwamm):

download/file.php?id=6116

---> Hier muss man genauer hinschauen, um dieses Bild zu bewerten. Man wird dann feststellen, dass der "ältere" Fruchtkörper (links) nach Lageveränderung des Substrats sein Wachstum verm. eingestellt hat und dann in seiner Nähe ein "neuer", isolierter Fruchtkörper entwickelt hat, der jetzt bei der Aufnahme des Bilder auch bereits mehrere Vegetationsperioden (*) hinter sich hat.

(*) Der erste Eindruck täuscht m.E. deshalb nur eine Regeneration/ein Weiterwachsen des "älteren" Fruchtkörpers vor. Und ich versuche das einmal zu begründen:
- Bei einer Lageänderung versucht sich die Fruchtschicht bei einem Weiterwachsen des Fruchtkörpers erneut "geotrop" (sieht man schön bei "Sepp") auszurichten.
---> Bei deinem Bild sieht man aber bei einem Vergleich der Fruchtschichten beider Fruchtkörper doch recht deutlich, dass der "jüngere" nicht durch weiterwachsen der Fruchtschicht aus dem "älteren" entstanden sein kann. Übrigens, schau genau hin: Da kannst du unterhalb des "rechten Fruchtkörpers noch den Rand eines weiteren entdecken.
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Fredy hat geschrieben: Hierzu zwei Fragen:

1. Wie darf man sich das vorstellen:

Wachsen denn mehrjähige Phellinus- oder Ganoderma-Arten am umgestürzten Substrat einfach parallel zur Erdoberfläche weiter (Unterseite im rechten Winkel zur Erdoberfläche ausgerichtet oder sterben sie nach dem Fall (Tod) des Baumes sogar ab oder fangen sie je nach Art überhaupt erst am liegenden Substrat an zu wachsen (Ganoderma?)?
(1) Es ist bekannt, dass sich "vitale" Bäume recht gut und wirkungsvoll gegen "Pilzinfektionen" abschotten/schützen können und die Fruktifikation erst bei starker Schädigung oder nach dem Fällen einsetzt.

(2) Mir scheint es nur konsequent zu sei, dass Ganoderma- und Phellinus-Arten bei einer Lageänderung die Weiterentwicklung einstellen und einfach neue Fruchtkörper bilden, sofern das Substrat noch nicht ausgelaugt ist.
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Fredy hat geschrieben: Anmerkung: Ich gehe aus eigener Anschauung davon aus, dass Pilze wie der Eichen-Feuerschwamm (Ph. robustus) auch an totem, positionsveränderten Substrat zumindest für eine längere Zeit noch nachwachsen, obwohl gerade dieser laut meiner Literatur am liebsten auf (noch) lebendem (also in aller Regel noch stehendem Substrat) wachsen soll.

--> Hier kommt wahrscheinlich auch noch ein Punkt mit ins Spiel, der Fragen aufwirft wie "ab wann ist ein Substrat überhaupt als "tot" zu bezeichnen" etc...
"Phellinus robustus" ist ein Schwächeparasit, der meist über Astbruch, Astgabelungen den Baum infiziert und im "Splintholz eine "Weißfäule erzeugt. Selbstverständlich wächst er nach Fällen des Baumes noch (oft jahrzehntelang!) weiter. Er ist schließlich kein "obligater" Parasit, der mit dem Tod des Wirtes auch stirbt.

Tot ist der Baum m.E., wenn (a) die Nährstoffversorgung vollständig unterbrochen wurde und (b) die Abwehrreaktion völlständig zusammengebrochen ist.
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Fredy hat geschrieben:2. Was hält Du (Gerd) von diesem großen Exemplar eines Eichen-Feuerschwammes (Höhe ca. 40 cm am liegenden Substrat) unter Berücksichtigung Deiner obigen Aussage:
Forum_2010.02.27 Eichen-Feuerschwamm (Phellinus robustus) - Détail.jpg
Ich habe zwar damals diesen Feuerschwamm nicht speziell unter dem Aspekt des Geotropismus fotografiert und somit mein jetziges Anliegen nicht besonders exakt herausgearbeitet, aber ich persönlich würde doch sagen, dass dieses "Gewurschtel" nicht entstanden wäre, wenn der Pilz am stehenden Substrat weitergewachsen wäre. Ich vermeine auch einen deutlichen Willen des Pilzes zu erkennen, neue Fruchtschichten parallel zum Erdboden hin auszurichten.

Entspringt dieser Eindruck lediglich dem Lesen dieses Beitrages oder würdest Du mir irgendwo Recht geben wollen?
- Ja, sieht so aus, als ob der Fruchtkörper sich noch nicht auf eine wirklich geotrope Lage der Fruchtschicht eingeschossen hat und noch etwas verwirrt/orientierungslos ist.

---> Aber, das würde m.E. dann die Aussage von "Kreisel" stützen, dass Phellinus-Arten ein Problem haben, sich schnell und flexibel an eine Änderung der Substratlage anzupassen.

Grüße
Gerd
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hopsing17
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Re: Geotropismus, Umorientierung der Wachtumsrichtung

Ungelesener Beitrag von hopsing17 »

Hallo !
Ich habe heute beim Spaziergang in den Rheinauen auch einen schönen Rotrandigen Baumschwamm gefunden (Fomitopsis pinicola )dessen Wuchsform auch aussergewöhnlich ist . Auf der Unterseite des alten Fruchtkörpers sind jüngere Exemplare genau rechtwinklig angewachsen .
DSC01166 (800x600).jpg
DSC01166 (800x600).jpg (234.17 KiB) 6009 mal betrachtet
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2010:07:09 04:10:49
Bild aufgenommen am/um:
Fr 9. Jul 2010, 02:10
Brennweite:
4.25 mm
Belichtungszeit:
1/125 Sek
Blendenwert:
f/3.5
ISO:
80
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
SONY
Kamera-Modell:
DSC-H55
Belichtungsmodus:
Automatikprogramm
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
DSC01165 (800x600).jpg
DSC01165 (800x600).jpg (196.58 KiB) 6011 mal betrachtet
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Bild aufgenommen am/um:
Fr 9. Jul 2010, 02:10
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Belichtungszeit:
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Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
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Fr 9. Jul 2010, 02:09
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f/3.5
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Belichtungsmessung:
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Gruss Harry
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Gerd †
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Re: Geotropismus, Umorientierung der Wachtumsrichtung

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Harry,

Entschuldigung: Ich bin gerade bei einer Recherche über deinen Beitrag gestolpert, den ich jetzt nachträglich noch kommentieren möchte.

hopsing17 hat geschrieben:Hallo !
Ich habe heute beim Spaziergang in den Rheinauen auch einen schönen Rotrandigen Baumschwamm gefunden (Fomitopsis pinicola )dessen Wuchsform auch aussergewöhnlich ist . Auf der Unterseite des alten Fruchtkörpers sind jüngere Exemplare genau rechtwinklig angewachsen .

Bild

- Diese Reaktion auf eine Lageveränderung des Substrat ist keineswegs ungewöhnlich und sogar eher häufiger als eine mühsame u.U. mehrere Vegetationsperioden dauernde "Krümmung" des "pileaten Fruchtkörpers" (Konsole) in eine neue, geotrop ausgerichtete Lage..

- Insbesondere "Fomitopsis pinicola" (Rotrandiger Baunschwamm) und "Fomes fomentariius" (Echter Zunderschwamm) reagieren bei einer drastischen Lageveränderung des Substrats (z.B. Umfallen des Wirts) recht schnell und effektiv:

(1) Sie bilden aus dem "Hymenophor" oder sogar aus dem "Hutfleisch" herausbrechend ("Regeneration" meist gleich mehrere neue Fruchtkörper , die bereits in der ersten Vegetationsperiode geotrop ausgerichtet werden.

(2) Die Bildung mehrerer Fruchtkörper ist genial, da dadurch sofort (und auch in den Folgejahren!) die "Sporenproduktion gegenüber einer Einzelfruchtkörperbildung erheblich gesteigert wird.

- Die dritte Möglichkeit wäre eine aus dem Substrat herausbrechende neue "Fruchtkörperbildung", die eigentlich deutlich seltener genutzt wird.

---> Dies liegt vermutlich daran, dass die "intakte Rinde" (auch bei frischtoten Bäumen!) wegen ihres "Gerbsäureanteils" die Fruchtkörperbildung erheblich erschwert.

--->Übrigens kann ich dazu einen interessanten Artikel anbieten.
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- Und zum Schluss zur Einstimmung auf "Advent/Weihnachten" (Süßer die Glocken nie klingen ...) noch einen Beitrag anbieten, der zeigt, dass Porlinge auch ohne "Lageveränderung des Substrats" mit einer Regeneration" (aus dem Hymenophor herausbrechende Fruchtkörperneubildung) reagieren können.

Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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