Zwillinge bei L. nuda

Missbildungen und Mutationen an Pilzen können hier vorgestellt werden - Forumsstart 14.03.2009
Holger

Zwillinge bei L. nuda

Ungelesener Beitrag von Holger »

Guten Morgen zusammen,

am Sonntag habe ich unheimlich viele violette Röttelritterlinge gefunden. In einem Hexenring habe ich dann dieses Exemplar mit einem Hut und 2 Stielen gefunden. Der Kleinere von beiden war schon aus dem Boden gehoben, weil der größere Bruder schneller wuchs. Das passt auch zu Gerds Ausführungen bei Verwachsungen, dass fast immer einer der Fruchtkörper kleiner bleibt als der andere. Aber ich denke das Gerd da noch etwas zu schreibt bzw. Links setzt.

Hier kann man es kaum erkennen nur erahnen
Va.jpg
Va.jpg (146.98 KiB) 5523 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:11:08 12:30:02
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So 8. Nov 2009, 11:30
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von oben auch nur wenn man es weiß
Vb.jpg
Vb.jpg (115.44 KiB) 5504 mal betrachtet
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2009:11:08 12:30:54
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beim Umdrehen wird es dann ganz deutlich
Vc.jpg
Vc.jpg (106.46 KiB) 5531 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:11:08 12:31:21
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Vd.jpg (115.6 KiB) 5499 mal betrachtet
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Gerd †
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Re: Zwillinge bei L. nuda

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Holger,
Holger hat geschrieben:
In einem Hexenring habe ich dann dieses Exemplar mit einem Hut und 2 Stielen gefunden. Der Kleinere von beiden war schon aus dem Boden gehoben, weil der größere Bruder schneller wuchs. Das passt auch zu Gerds Ausführungen bei Verwachsungen, dass fast immer einer der Fruchtkörper kleiner bleibt als der andere.
- Zuerst herzlichen Dank für diese „Bildungsabweichung“, die du korrekt als „Verwachsung“ einordnest. Und auch deine Begründung „der große Bruder wuchs schneller“ kann ich nachvollziehen und noch etwas ergänzen:
---> Ausgangspunkt der Fruchtkörperbildung waren 2 Fruchtkörperanlagen (Primordien), die in der +-gleichen Ebene dicht beieinander standen, massiv am Hut miteinander verwachsen waren und +-sychron eine Fruchtkörperentwicklung starteten.
---> Und da der linke „große Bruder“ sich etwas schneller entwickelte/streckte, wurde der „kleine Bruder“ (wegen der massiven Hutverwachsung) von seinem Myzel getrennt und stellte die weitere Entwicklung ein. Unklar (ist nicht so wichtig) und auf dem Bild nicht sicher zu beurteilen ist, ob die Stielbasen auch noch miteinander verwachsen waren:
(a) Ohne (oder mit nur geringfügiger) Stielbasen-Verwachsung wird der „kleine Bruder“ komplett von seinem Myzel getrennt.
(b) Bei einer kräftigen Verwachsung der Stielbasen wird der Stiel an einer „Sollbruchstelle“ abgerissen.
---> Ein Beispiel dazu, in dem ich die Zuordnung "Verwachsung, Stockwerkpilz, Doppelfruchtkörper" gegenüber stelle, hatten wir
HIER
-------------------

- Die Ursache für „Fruchtkörperverwachsungen“ ist bekannt:
---> Hier haben sich 2 nahe beieinander, in +-gleicher Ebene liegende und miteinander am Stiel und/oder Hut verwachsene Primordien +-synchron zu einer Fruchtkörperentwicklung entschlossen.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------

Mit deinen Bildern hast du mir übrigens einen großen Gefallen getan:

---> Denn jetzt ist bei mir der „Groschen gefallen“ und ich sehe eine klarere Abgrenzung zwischen „Stockwerkpilz (Doppelfruchtkörper)“ und „Verwachsung (Pseudofasciation)“. Der „springende Punkt“ ist:

(a) „Verwachsungen (Pseudofasciation)
---> 2 oder mehrere Primordien, die nahe beieinander stehen, am Stiel und/oder Hut miteinander verwachsen entschließen sich +-synchronen zu einer Fruchtkörperentwicklung. Alternativ kann ich mir noch vorstellen, dass sich die Fruchtkörper erst in der frühen Streckungsphase berühren.
---> Konsequenz: Die Fruchtkörper verwachsen +-massiv

(b) Bei den „Stockwerkpilzen“ sieht das etwas anders aus. Hier werden die Primordien räumlich betrachtet in deutlich unterschiedlichen Ebenen gebildet und zusätzlich erfolgt der Start der Fruchtkörperentwicklungen (Streckungsphase) zeitverzögert. Anders ausgedrückt: Der „ältere“ Fruchtkörper wird durch einen darunter liegenden sich später entwickelnden Fruchtkörper angehoben.
---> Konsequenz: Beide Fruchtkörper sind (wenn sie sich berühren) bereits zu stark entwickelt und verwachsen deshalb nur noch rel. locker. Diese Verwachsung reicht aus, um ein Herabfallen des „älteren“ Fruchtkörpers zu verhindern.)
-------------------------------------------------------------------------------------------------------

- Bei der Einordnung von “missgebildeten“ Fruchtkörpern des Typs „Verwachsung“ (Pseudofasciation) sollte man auf folgende morphologische Merkmale achten:

---> Die Fruchtkörper sind - außer an der (den) Verwachsungsstelle(n) bezüglich Hut, Hymenophor (Lamellen, Röhren, Stacheln) und Stiel +-normal(typisch) ausgebildet.
---> Die Verwachsungen können recht massiv sein, umfassen aber nie den gesamten Stiel.

- Bilder von Verwachsungen wurden schon mehrfach gezeigt. Nachfolgend wenige Bilder:

Bild von HARRY

- Bild

Bild von Holger-

Bild

- Hier ist der untere Teil des Stiels +- lang/deutlich miteinander verwachsen und die ansonsten „drehrunde“ Stiele zeigen beiderseits eine auffällige Längsfurchung.
- Der obere Teil der Stiele wächst voneinander weg und versucht dadurch eine normale, nicht verwachsene Hutbildung zu ermöglichen.

---> Dies gelingt allerdings nicht immer und es kann deshalb (z.B. wenn sich die Primordien auch am Hut berühren) noch zusätzlich zu einer +-massiver Hutverwachsung kommen. Auffällig ist auch hier, dass trotz massiver Hut-/Stielverwachsung die Stiele nicht vollständig miteinander verwachsen sind und auch die Einzelhüte (+-drehrund) über eine +-ausgeprägte Furchung erkennbar sind:

Bild von RESAVAC71

- Bild

Bild von GABY

- Bild


Bild von EMMESS2006
-

Bild

---> In die Schublade Verwachsung (Pseudofasciation) kann man m.E. auch „Doppelfruchtkörper“ einordnen, bei denen nur die Hüte stark miteinander verwachsen sind und die Stielbasen nicht oder kaum.

----> Mein Erklärungsversuch: Der Abstand der Primordien ist zu groß und deshalb berühren/verwachsen sie nur am Hutrand.

- Eingestellte Bilder, bei denen die Stielbasen eindeutig nicht miteinander verwachsen sind/waren, habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Dies gilt übrigens auch für deinen eingestellten Fund: Ich kann da nicht wirklich beurteilen, ob der Stiel „des kleineren Bruders“ „komplett“ angehoben oder der „untere Teil“ abgerissen wurde:

Bild von Holger

Bild

Und auch bei diesem Bild kann man erahnen (beachte die Krümmung an den Stielbasen), dass die Stielbasen verm. miteinander verwachsen waren:

Bild von Wilhelm

Bild


------------------------------------------------------

Abschlussanmerkung:

(1) Den Begriff „Stockwerkpilz“ werde ich in Zukunft nur noch verwenden, wenn die in zwei Etagen übereinander stehende Fruchtkörper nur locker miteinander verbunden sind:

Bild von Gerd

Bild

Bild von Resavav 71

Bild

(2) Grenzfälle wird es natürlich auch weiterhin geben. Schaut einmal HIER


Literatur

[1] (ID-05008): Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62

[2] (ID-00144): Krieglsteiner G. J. (1996): Bildungsabweichungen oder eigenständige Taxa ?, Beihefte zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas X


Beste Grüße und ein schönes Restwochenende
Gerd

Nachtrag (in blauer Schrift); 15.1.2009; 13:35Uhr

Holger hat geschrieben:
Das passt auch zu Gerds Ausführungen bei Verwachsungen, dass fast immer einer der Fruchtkörper kleiner bleibt als der andere.


:o wenn ich mich korrekt erinnere, dann habe ich bei "Verwachsungen" von "etwa gleich großen Fruchtkörpern" gesprochen und bei einem "Stockwerkpilz" den "oberen Fruchtkörper als kleiner" bezeichnet.

- Eine derartige Unterscheidung war eine Fehleinschätzung von mir :wo:

---> Du zeigst das deutlich bei deinen "L. nuda"-Bild: der "kleine Bruder" wurde frühzeitig vom Myzel getrennt und hat deshalb seine Entwicklung vorzeitig eingestellt.

---> Aber auch bei einem "Stockwerkpilz" (habe zwar bisher noch kein entsprechendes Bild gesehen) kann ich mir gut vorstellen, dass der "nachschiebene" (untere) Fruchtkörper kleiner ist als der "ältere", oben stehende Fruchtkörper:
(a) Der "untere" Fruchtkörper ist noch nicht voll entwickelt und deshalb noch kleiner als der obere
(b) Der "untere" Fruchtkörper hat witterungsbedingt (z.B. Wassermangel) seine Entwicklung vorzeitig gestoppt.
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Holger

Re: Zwillinge bei L. nuda

Ungelesener Beitrag von Holger »

Guten Morgen Gerd,

:su: Deine Zusammenfassung und Erklärungen. Dieser Beitrag ist eine hervorragende Studie mit Beispielbildern, den könnte man glatt als Lehrvortrag nehmen.

Wenn ich den kleinen Bruder richtig in Erinnerung habe, gab es da eine klare Trennung der Stiele und auch keinerlei "Berührung". Da hätte ich noch einmal eine andere Perspektive beim Fotografieren wählen müssen. Der Stiel war meiner Meinung nach auch nicht abgerissen. Ich habe die Exemplare noch, aber ob da jetzt noch etwas zu erkennen ist? Ich schaue auf jeden Fall mal nach.

Ps. Wieviel Zeit hast Du für diesen :un: intensiven und ausführlichen Bericht gebraucht?

Auf jeden Fall ein herzliches Dankeschön an Dich und mich spornt es an nach weiteren Missbildungen Ausschau zu halten.
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Gerd †
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Re: Zwillinge bei L. nuda

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Holger,

nur noch wenige Abschlussanmerkungen zu deinem Fund:
Holger hat geschrieben: Wenn ich den kleinen Bruder richtig in Erinnerung habe, gab es da eine klare Trennung der Stiele und auch keinerlei "Berührung".
...
Der Stiel war meiner Meinung nach auch nicht abgerissen. Ich habe die Exemplare noch, aber ob da jetzt noch etwas zu erkennen ist? Ich schaue auf jeden Fall mal nach.
- Ok, du hattest den Fruchtkörper in der Hand und ich vertraue da voll deiner Beobachtung.
---> Spielt ja auch (darauf habe ich hingewiesen) für die Beurteilung dieser Bildungsabweichung m.E. überhaupt keine Rolle. Eine "massive (Hut-)Verwachsung (Pseudofasciation) ist es für mich zweifelsfrei.
----------

Lass mich noch einen kleinen, ergänzenden Nachtrag bringen:
Holger hat geschrieben: In einem Hexenring habe ich dann dieses Exemplar mit einem Hut und 2 Stielen gefunden.
- Für mich zeigst du zwei stark miteinander verwachsene „Einzelhüte“. Und ich habe bereits im Vorbeitrag (nicht bei deinen Bildern) auf die Trennmerkmale an den Verwachsungsstellen hingewiesen:
Gerd hat geschrieben: Auffällig ist auch hier, dass trotz massiver Hut-/Stielverwachsung die Stiele nicht vollständig miteinander verwachsen sind und auch die Einzelhüte (+-drehrund) über eine +-ausgeprägte Furchung erkennbar sind.
Hut-Details.jpg
Hut-Details.jpg (133.43 KiB) 5385 mal betrachtet
---> Auch auf deinen Bildern kann man nach meiner Einschätzung die Trennfurchung der Hüte (rot markiert) gut nachvollziehen.

-----------------------

Die Vermutung, dass beide Fruchtkörper evtl. sogar zusätzlich am Stiel miteinander "locker oder etwas massiver" verwachsen sind, kam mir beim Betrachten folgender Details:
LepistaNuda(Ausschnitte).jpg
LepistaNuda(Ausschnitte).jpg (140.76 KiB) 5376 mal betrachtet
- Auf dem linken Bild sieht man ein "Loch" im Substrat aus dem die Stielbasis des "kleinen Bruders" (beides rot markiert) vermutlich herausgerissen wurde. Die herausgerissene Stielbasis (beachte das anhaftende Substrat) scheint vollständig zu sein.
---> Aber, da gibt es noch an dem Stiel des "großen Bruders" (linkes Bild, "grün“ noch eine Beschädigung (jetzt vermute ich nur Schneckenfraß!), die ich (das Gegenstück des „kleinen“ Bruders ist verdeckt) nicht eindeutig beurteilen konnte.

- Auf dem rechten Bild sieht es so aus (rot markiert), als ob der Stiel nicht vollständig wäre.
---> Tja :roll: , da habe ich mich wohl geirrt: Denn diese von mir als evtl. Bruchkante des Stiels beurteilte Ausprägung weist in die falsche Richtung (vom Stiel des "größeren Bruders" weg) und kann deshalb nicht als "Abrissstelle" der beiden Stiele interpretiert werden.

Fazit:

(1) Ich stimme nach einer erneuten Beurteilung der Bilder und deiner Beurteilung zu, dass sowohl die unteren Stielanteile als auch die Stielbasen nicht „massiv“ miteinander verwachsen waren.
---> Beachte die Fruchtkörpergrößen: Hier haben sich wohl erst in einer rel. späten Steckungsphase nur die Stielbasen (nicht aber die Stiele) +-berührt. Und in dieser Entwicklungsphase werden m.E. höchstens noch, wie bei den „Stockwerk“-Pilzen, „lockere“ Verwachsungen produziert.

(2) Mit deinem Fund zeigst du ein "missing link" und bestätigst meine Vermutung:
“Gerd“ hat geschrieben: ---> In die Schublade Verwachsung (Pseudofasciation) kann man m.E. auch „Doppelfruchtkörper“ einordnen, bei denen nur die Hüte stark miteinander verwachsen sind und die Stielbasen nicht oder kaum.

----> Mein Erklärungsversuch: Der Abstand der Primordien ist zu groß und deshalb berühren/verwachsen sie nur am Hutrand.
Holger hat geschrieben: Ps. Wieviel Zeit hast Du für diesen :un: intensiven und ausführlichen Bericht gebraucht?
- Na ja, zwischen „Tür und Angel“ habe ich den Bericht nicht geschrieben. Die Suche nach geeigneten „Links/Abbildungen“ ist halt recht zeitintensiv.
Holger hat geschrieben: ... und mich spornt es an nach weiteren Missbildungen Ausschau zu halten.
- Danke, wir können in diesem UNTERFORUM jeden ungewöhnlich aussehenden Fruchtkörper gebrauchen.


Grüße
Gerd

PS.:
@HOLGER: Herzlichen Dank für die Bereitstellung deiner „L.nuda“-Bilder (kann ich gut gebrauchen).

@ALLE: Wie ihr wisst, plane ich einen Artikel über Missbildungen in einer Fachzeitschrift und benötige dazu Bilder von Missbildungen, die ich (natürlich mit Angabe/Genehmigung des Autors) in diesem Artikel veröffentlichen darf.
---> Deshalb meine Bitte: Sendet mir (sofern nicht bereits geschehen) bitte eure Originalbilder (z.B. JPG-Dateien, >=300ppi, 10-15-fach komprimiert), damit ich möglichst viele Missbildungstypen veröffentlichen kann.
---

So nebenbei:

- Demnächst werde ich (als Vorübung für meinen Artikel) eine Zusammenfassung starten, dabei (vorrangig) aber nur auf Bilder zurückgreifen, die mir für meinen artikel zur Verfügung gestellt wurden.
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Holger

Re: Zwillinge bei L. nuda

Ungelesener Beitrag von Holger »

Moin Gerd,

Tja mit Deinen vielen Hinweisen und den Markierungen hast Du mich misstrauisch gemacht und das zu recht! Sorry sorry :wo: für meine mal wieder zu oberflächige Bild- und Pilzbegutachtung!
Ich habe gestern abend gleich die Pilze aus ihrem dunklen und kühlen Versteck geholt und eingehend betrachtet. All Deine Hinweise auf eine Steilverwachsung stimmen, selbst in dem "Zustand" ist es noch zu sehen. Die Stiele sind sogar noch zart verbunden, ich hoffe auf diesen Aufnahmen kommt das rüber. Auch an der Stielbasis des "Großen" sieht man die Verletzung wo der "Kleinere" mal mit ihm verbunden war. Unglaublich :spr: das ich diese Merkmale übersehen habe!
V5.jpg
V5.jpg (101.28 KiB) 5358 mal betrachtet
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2009:11:20 10:06:02
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V6.jpg (101.82 KiB) 5362 mal betrachtet
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2009:11:20 10:07:19
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Fr 20. Nov 2009, 09:07
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V7.jpg (100.23 KiB) 5455 mal betrachtet
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2009:11:20 10:06:35
Bild aufgenommen am/um:
Fr 20. Nov 2009, 09:06
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Fr 20. Nov 2009, 09:07
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V10.jpg (109.4 KiB) 5354 mal betrachtet
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Fr 20. Nov 2009, 09:08
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V9.jpg (109.79 KiB) 5351 mal betrachtet
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V11.jpg (109.99 KiB) 5357 mal betrachtet
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Zentrums-basierte Gewichtung
Asche auf mein Haupt und ab in die Ecke zum schämen .................. :da muss ich jetzt selbst zu mir sagen! Aber zugegeben, durch Deine Hinweise habe ich wieder viel dazu gelernt, man muss sich mehr Zeit nehmen und auf die kleinsten Details achten. Beim nächsten Mal werde ich das auch machen, bei der Vorstellung meines Erstfundes "Mönchskopf" habe ich es ja auch besser hinbekommen.
Ps. Danke fürs Augenöffnen!
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Gerd †
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Re: Zwillinge bei L. nuda

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Holger,
Holger hat geschrieben: All Deine Hinweise auf eine Steilverwachsung stimmen, selbst in dem "Zustand" ist es noch zu sehen. Die Stiele sind sogar noch zart verbunden, ich hoffe auf diesen Aufnahmen kommt das rüber. Auch an der Stielbasis des "Großen" sieht man die Verletzung wo der "Kleinere" mal mit ihm verbunden war.

- Zuerst einmal herzlichen Dank, dass du deinen Fund gerettet hast und mit deinen eindrucksvollen Bildern meine Spekulation (evtl. lockere Stielverwachsung!?) betätigt hast. Besonders gelungen finde ich folgende Aufnahme von dir:
V7(Auschnitt).jpg
V7(Auschnitt).jpg (94.74 KiB) 5226 mal betrachtet
- Man sieht sehr schön, dass die „locker miteinander verwachsenen“ Stielbasen (blau markiert) nicht exakt in gleicher Höhe liegen.
---> Ich führe das darauf zurück, dass die Primordien zwar nahe beieinander, aber nicht in gleicher Höhe standen. Doch dies ändert m.E. nichts daran, dass es sich um eine „massive“ (Hut-)Verwachsung = „Pseudofasciation“ handelt.

- Und nach Beurteilung dieses Bilds muss ich wohl meine „Ersteinschätzung“ (komme später noch auf das WARUM zurück) leicht korrigieren:
Zuerst herzlichen Dank für diese „Bildungsabweichung“, die du korrekt als „Verwachsung“ einordnest. Und auch deine Begründung „der große Bruder wuchs schneller“ kann ich nachvollziehen und noch etwas ergänzen:
---> Ausgangspunkt der Fruchtkörperbildung waren 2 Fruchtkörperanlagen (Primordien), die in der +-gleichen Ebene dicht beieinander standen, massiv am Hut miteinander verwachsen waren und +-sychron eine Fruchtkörperentwicklung starteten.
---> Und da der linke „große Bruder“ sich etwas schneller entwickelte/streckte, wurde der „kleine Bruder“ (wegen der massiven Hutverwachsung) von seinem Myzel getrennt und stellte die weitere Entwicklung ein. Unklar (ist nicht so wichtig) und auf dem Bild nicht sicher zu beurteilen ist, ob die Stielbasen auch noch miteinander verwachsen waren:
(a) Ohne (oder mit nur geringfügiger) Stielbasen-Verwachsung wird der „kleine Bruder“ komplett von seinem Myzel getrennt.
(b) Bei einer kräftigen Verwachsung der Stielbasen wird der Stiel an einer „Sollbruchstelle“ abgerissen.

---------------------------------

- Nur zur Erinnerung, bevor ich eine neue Detaildeutung der Ursache für deine „Missbildung“ bringe:

(1) Das Myzel wächst verzweigt, watteähnlich locker verflochten im Substrat. Die Fruchtkörperentwicklung bei "Boletales (Röhrlingsartigen), Agaricales (Blätterpilzen) kann man sich (vergleiche [1]) etwa wie folgt vorstellen.

(a) "Primordialer Zustand"
- In dieser Phase werden eine Vielzahl von "Initialknötchen", das sind +- kugelige "Myzelverdichtungen" (<100µm), gebildet.

(b) "Differenzierungsphase"
- Die "Initialknötchen" werden hier zu noch sterilen aber bereits in Hut und Stiel gegliederte "Fruchtkörperanlagen" (Größe ca. 1mm) ausdifferenziert. Diese Phase schließt, sofern erforderlich auch die Ausbildung einer Gesamthülle (Velum universale) ein.

(c) "Ansatz der fertilen Strukturen"
- In diesem Schritt wird das Hymenophor (evtl. auch die Basidienanlagen !?) ausdifferenziert. Die Fruchtkörpergröße liegt bei ca. 5mm.
---> Mit dieser Phase ist die „Primordien“-Entwicklung abgeschlossen.

(d) „Steckungsphase“ (Fruktifikation bis zur Sporenreife)
- Die Initialisierungs-Bedingungen zur Entwicklung eines Fruchtkörpers sind meist nur unvollständig bekannt.
- Der Fruchtkörper wird vorrangig durch Wasseraufnahme vergrößert und erfolgt in Stufen:

(1) Zuerst wird vorrangig der Stiel „gestreckt“ und der Hut deutlich schwächer vergrößert.
---> Meine persönliche Begründung: Der Hut wird dadurch in eine für den Sporenabwurf günstige Höhe angehoben und das Hymenophor (Lamellen, Röhren, Stacheln, Leisten) mit seinem „Hymenium“ (sporenerzeugende „fertilen Zellen“, in diesem Beispiel „Basidien“) bleiben so lange wie möglich (teilweise durch zusätzliche Ausbildung einer Teilhülle = Velum partiale) geschützt.
---> Gut zu beobachten bei „Riesenschirmlingen“ (Gattungen Macrolepiota bzw. Chlorophyllum), aber auch an jungen Fruchtkörpern anderer Gattungen, die häufig eine „kugelige, halbkugelige, eiförmige etc“ Form mit sich eng an den Stiel anschmiegenden Hutrand haben.

(2) Dann erst erfolgt das vollständige „Aufschirmen“ des Hutes.
---

Und noch eine kleine Zusatzanmerkung:
- Massive Verwachsungen treten m.E. nur auf, wenn sich Teile der „Primordien“ oder „Fruchtkörper“ in der „frühen Streckungsphase“ berühren.
------------------------------------------------------

Doch nun zu meiner Einschätzung, wie deine Missbildung für mich plausibel erklärt werden kann:
(1) Die „Fruchtkörperanlage“ (Primordium) des „großen Bruders“ liegt etwas tiefer und hat sich etwas früher entwickelt.
---> Beachte die Berührungsstelle der Stielbasen und die o.g. Dimensionen des Primordiums.

(2) Das höher liegende „Primordium“ des „kleinen Bruders“ hat sich spontan (aber zeitlich verzögert) oder angeregt durch den Hutkontakt mit dem „großen Bruder“ (in der Primordial-Phase oder frühen „Streckungsphase“) zu einer Fruchtkörperentwicklung entschlossen.

(3) Die Stiele (insbesondere die Stielbasen) haben sich m.E. erst in einer „späteren“ Streckungsphase berührt und sind deshalb nur rel. locker miteinander verwachsen.

(4) Warum der „kleine Bruder“ (primär natürlich wegen der Hutverwachsung) letztendlich von seinem Myzel getrennt und angehoben wurde, dafür kann ich spekulativ folgende Alternativen anbieten:
---> Der „große Bruder“ hatte (a) einen „Entwicklungsvorsprung“ (dem der kleine Bruder“ nicht folgen konnte) oder (b) er entwickelte sich etwas schneller.
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Und zum Schluss noch eine Abschlussanmerkung:

- Deiner Fund finde ich auch nach deinen Detailbildern noch sehr interessant. Er zeigt und bestätigt meine Einschätzung, dass Kleinigkeiten (rel. Lage der Primordien, Start der Streckungsphasen) darüber entscheiden, ob

(a) eine massive Verwachsung (Pseudofasciation) auftritt
(b) eine „lockere“ Verwachsung (z.B. „Stockwerkpilz“) auftritt
(c) +-normale“, nahe beieinander stehende Fruchtkörper (evtl. an der Stielbasis oder an den Rhizomorphen leicht miteinander verbundene) gebildet werden. Ein Beispiel dazu habe ich HIER gezeigt.

---> Das kannst du dir leicht vorstellen, wenn du die Lage des Primordiums des „großen Bruderrs“ leicht veränderst:

(a) Etwas nach rechts (evtl., muss nicht sein, etwas tiefer liegend) verschoben:
---> „Stockwerkpilz“
(b) Etwas nach links verschoben:
---> Ein oder evtl. zwei (wenn beide Primordien sich +-synchron zu einer Fruchtkörperbildung entschließen) „normale“ Fruchtkörper.

Literartur:
[1] Dörfelt H.; G. Jetschke (2001): Wörterbuch der Mycologie; Spektrum Akademischer Verlag

Grüße
Gerd

PS.:
Holger hat geschrieben: Unglaublich :spr: das ich diese Merkmale übersehen habe!
- Nimm’s gelassen: Bei einer derartig massiven „Hutverwachsung“ kann man (wenn man nicht gezielt danach sucht) die „lockere“ Stielverwachsung leicht übersehen.
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Und übrigens verkneif dir bitte in Zukunft die Anfrage, wie lange ich mit diesem Beitrag beschäftigt war
- Zwischen "Tür und Angel" habe ich ihn nicht erstellt. Hat mich nur "wenige" Stunden (suche nach früheren Kommentaren, Einbinden deines Bilds (*); --> damit habe ich ein Problem) gekostet. Der Rest war nicht sehr zeitaufwändig.

Nachtrag (in blauer Schrift); 02:55Uhr:

(*) Ich gebe auf das Bild 3 deines Vorbeitrags "einzubinden" (als "img") oder über einen "Link" (als "url") darauf zu verweisen.
---> Dafür bin ich offensichtlich zu "blöd" und habe es jetzt über einen Umweg versucht.
@Holger: Dieses Bild würde mich als Original (ohne Markierung) auch interessieren.
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Holger

Re: Zwillinge bei L. nuda

Ungelesener Beitrag von Holger »

Hallo Gerd,

danke für die vielen Infos! Die Bilder bekommst Du heute noch per Mail.

Ps, :lol: ich habs mir verkniffen!
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