Hallo Holger,
Holger hat geschrieben:Die "HOBIS" Holger und Sabine haben mir das Bild zur Verfügung gestellt. Diese Fehlbildung habe ich an meinem Lieblingspilz noch nie gesehen.
Viel Spaß beim anschauen, Gerds Kommentar zum Morcheloiden Rettichhelmling findet Ihr unter dem Link.
Herzlichen Dank für' Zeigen dieser herrlichen Missbildung, die in [1] als "Prolifikation" (*) bezeichnet wird.
(*) [2] nennt diese Bildungsabweichung „Proliferation“ [beachte prolifer (lat.), prolifère (frz.) = wuchern] , weist aber darauf hin, dass in der Mykologie meist der Begriff „Prolifikation“ bevorzugt wird.
- Ein deutscher Ausdruck wird in meiner Literatur nicht genannt. Aber "Wucherung, Sprossbildung" (hier des Hymenophors = Lamellen, Röhren etc.) dürfte diese Bildungsabweichung recht treffend beschreiben.
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Zur Erinnerung:
---> [1] versteht unter "Prolifikation" eine +-exzessive Bildung von Hymenophoren (Lamellen, Röhren etc.) bei in "Hut und Stiel" gegliederten Pilzen. Er unterscheidet:
(a) "Pleurotoide Prolifikation" ---> lappig-gekräuselte Aufgliederungen des Hutrands mit zum Erdboden zeigendem Hymenophor
(b) "Inverse Prolifikation" ---> Bildung von kleinen, stiellosen Hütchen mit senkrecht oder schräg nach oben zeigendem Hymenophor oder direkt aus der Huthaut ohne Hutbildung herausbrechendem Hymenophor.
(c) "Morchelloide Prolifikation" ---> der Extremfall, bei dem der gesamte, +-kugelförmig deformierte, den Stiel berührende Hut von einem gekräuseltes oder wabenartigem Hymenophor überwuchert wird.
- [1] weist darauf hin, dass die o.g. genannten Prolifikations-Typen (invers, pleurotoid, morchelloid) allem Anschein nach nicht prinzipiell verschieden sind und mancherlei Zwischenformen vorkommen.
- Auslöser für derartige Missbildungen sind "Witterungseinflüsse, genetische Defekte, Viren oder Pilzbefall".
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Und dein Fund zeigt eine Zwischenform, die man keinem der o.g. "Prolifikations-Typen" eindeutig zuordnen kann.
- Die Ausprägung der Wucherungen erinnert an eine "morchelloide Missbildung", bei der im klassischen Fall die Wucherungen die +- kugelig gekrümmte Hutoberfläche belegen und nicht aus den Lamellen am Hutrand entspringen.
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Weitere Erläuterungen und Beispiele gibt's
HIER
Grüße und ein gesundes und pilzreiches Jahr 2012
Gerd
Literatur:
[1] Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62; 108-124
[2] H. Dörfelt/G. Jeschke (2001): Wörterbuch der Mycologie; 2. Auflage; Spektrum