Blumenkohl-Pfifferling

Missbildungen und Mutationen an Pilzen können hier vorgestellt werden - Forumsstart 14.03.2009
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Pfalz-Pilz
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Blumenkohl-Pfifferling

Ungelesener Beitrag von Pfalz-Pilz »

Hallo Harry, hallo Gerd

Ich hab da auch was von Wolfgang P. anzubieten
http://www.pilzepilze.de/cgi-bin/webbbs ... ead=235680
Gruß Dieter
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Harry
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Re: Blumenkohl-Pfifferling

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Dieter,

wenn diese Missbildungen besprochen werden sollten, müsstest du die Bilder auch hier einstellen. Dort zeigen und hier eine Antwort erwarten ist wohl nicht Gerds Sache.

Denke ich mal.

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
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Pfalz-Pilz
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Re: Blumenkohl-Pfifferling

Ungelesener Beitrag von Pfalz-Pilz »

Hallo Harry

Ich versuch mal die Bilder wunschgemäß hier einzustellen.

Zu meinem Fauxpas werde ich Dir demnächst ein Bier als Sühne ausgeben. Hoffentlich nimmst du es auch an :gnade

Das letzte Bild ist ein Standortfoto von Wolfgang P. Dieser und noch einige Andere mit diesem Ausehen standen unter Buchen in einer größeren Ansammlung von Cantharellus friesii. Weitere Auskünfte muß ich ggf. bei Wolfgang einholen.

Bin gespannt auf ein Ergebnis.

Gruß aus de Palz
Dieter
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IMG_1957.JPG (149.57 KiB) 7684 mal betrachtet
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Gerd †
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Re: Blumenkohl-Pfifferling

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Dieter,
Pfalz-Pilz hat geschrieben: Ich hab da auch was von Wolfgang P. anzubieten
http://www.pilzepilze.de/cgi-bin/webbbs ... ead=235680
Erst einmal herzlichen Dank an dich für’s Zeigen dieser Bilder und an Wolfgang P. für die Aufnahmen.

- Doch bevor ich diese herrliche Aufnahmen einer in dieser Schönheit rel. seltenen „Bildungsabweichung“ (Missbildung) kommentiere, beantworte ich noch schnell deine Frage, die du in PilzePilze gestellt hast:

Zitat:
„Sind das natürliche Verwachsungen, viele kleine Pfifferlinge auf großem Pfifferling, oder ein Parasit, oder eine Erkrankung ? „

- Es handelt sich um eine weitab von der normaler Variabilität dieser Art liegenden Fruchtkörper-Ausprägungen, die als „Bildungsabweichung“ (salopp „Missbildung) bezeichnet wird

- Auf die Schublade in der dieser Fund abgelegt wird und auf die Ursache der Missbildung komme ich noch detailliert zurück.
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Bevor ich los lege, zeige ich nochmals eines deiner Bilder, damit man leichter nachvollziehen kann, von was ich rede:

Bild

An diesem Bild erkennt man :

(a) Eine exzessive Hymenophor-Bildung (hier Leisten) auf der gesamten Hutoberseite.

(b) Das Hymenophor ist untypisch gekräuselt und teilweise wabenartig.

(c) Der gesamte Hut ist +-kugelartig deformiert.

BINGO:
---> Dein Bild ist ein Paradebeispiel für die Extremform einer sog. "Prolifikation" und wird als "morchelloid" bezeichnet.

Hmm, noch eine kurze Anmerkung:

- [1] nennt diesen Missbildungstyp "Prolifikation"; [5] nennt sie "Proliferation" und betrachtet "Prolifikation" wohl eher als Synonym.

- Ein deutscher Ausdruck wird in meiner Literatur nicht genannt. Aber "Wucherung" (hier des Hymenophors = Leisten) dürfte diese Bildungsabweichung recht treffend beschreiben.

---> Denn „Prolifikation“ [1], besser noch „Proliferation“ [5] stammt von ---> prolifer (lat.), prolifère (frz.) = wuchern] ab.
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Und nun fasse ich (angelehnt an [1]) einmal ein paar Hintergrundinformationen über diesen "Missbildungs-Typ" zusammen:

- Man versteht darunter exzessive Bildungen von Hymenophoren bei in Hut und Stiel gegliederten Pilzen, bei denen man folgende Typen unterscheiden kann:

(a) Lappig-gekräuselte Aufgliederungen des Hutrandes mit nach dem Erdboden (geotrop) gerichtetem Hymenophor und seitlingsartigem Habitus.
---> pleuroide Prolifikation,

(b) Bildung von (oft nur auf dem Hutscheitel ausgebildeten) nach oben gerichteten ("nicht geotropen") Hymenophoren
---> inverse Prolifikation)


(c) oder im Extremfall als Überwachsung der gesamten Hutoberfläche mit einem aus gekräuselten oder wabenartigen Hymenophor
---> (morchelloide Prolifikation)
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- Bei dem Extremfall "morchelloide Form" wird (wie bei deinem von mir ausgewählten Fund) die gesamte Hutoberfläche von mannigfach deformierten Hymenophoren überzogen. Die Lamellen sind oft wabenartig vernetzt, der Hut ist so weit nach unten gebogen, dass er eine Kugelform annimmt und sein Rand den Stiel berührt. Diese Art der Missbildung wurde häufig insbesondere bei Laccaria spec. beobachtet. [1] zeigt noch ein Bild von BOUDIER (1890) einer „morchelloiden „Telamonia scutulatus“.

---> Übrigens , eine auch so vollkommene „morchelloide Profilifakation“ wurde bereits HIER gezeigt und diskutiert.

- Auch mehrere „Prolifikationen“ von „Pfifferlingen“ , die evtl. als Initialphase einer morchelloiden Missbildung gedeutet werden können, haben wir z.B. bereits gezeigt, letztmalig hier :

viewtopic.php?f=34&t=6192&p=26181&hilit ... ung#p26170

- Und noch einen , LINK, der zusätzliche Infos zum Thema liefert.
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- [1] vermerkt noch, dass die o.g. genannten Prolifikations-Typen (invers, pleurotoid, morchelloid) allem Anschein nach nicht prinzipiell verschieden sind und mancherlei Zwischenformen vorkommen.
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- Über die Ursache herrscht Unklarheit. [1] Es werden folgende Ursachen diskutiert:

(1) Gendefekt oder Virusbefall
- Begründet wird diese Annahme damit, dass im Labor bei bestimmten Myzelien oder Kulturstämmen jahrelang eine "Prolifikation" beobachtet wurde.

---> Da stimme ich zu, da insbesondere gefundene "inverse Prolifikationen" sich durchaus zu einer "morchelloiden" Prolifikation weiter entwickeln könnten.

(2) Witterungseinflüsse

- Z.B plötzlich einsetzende Regenfälle im Spätherbst, die eine randliche Wiederbelebung des Wachstums bereits vorhandener Fruchtkörper auslösen.

---> Dazu habe ich ein mich beeindruckendes Beispiel In meiner Literatur gefunden:

[3] zeigt eine "morchelloide Prolifikation" eines Fruchtkörpers, der sehr stark an eine Morchel erinnerte und durch mikroskopische Bestimmung sich als Violetter Lacktrichterlings (Laccaria amethistrina) entpuppte. Er berichtet über seinen Versuch, diesen Fruchtkörper über Nacht für A. Bollmann zu retten und legte den Fruchtkörper "auf feuchtem Papier in einer Plastikdose in den Kühlschrank".
---> Doch oh Wunder: Der Fruchtkörper hatte sich über Nacht zu einem "+-normalen Lacktrichterling" umentwickelt. Dies würde die These stützen, dass auch Umwelteinflüsse eine derartige Missbildung verursachen.

Mein Fazit: Das Beispiel zeigt m.E., dass durchaus auch „Witterungsbedingungen“ eine Rolle spielen können.
---> Und das Besondere (weitere Literaturhinweise kenne ich nicht) ist, dass „witterungsbedingt“ derartige Missbildungen sogar rückgebildet werden können.
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Literatur:
[1] (ID-05008): Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62
[2] (ID-00144): Krieglsteiner G. J. (1996): Bildungsabweichungen oder eigenständige Taxa ?, Beihefte zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas X
[3] (ID-04837): Staudt E. (2000): Voll daneben; Südwestdeutsche Pilzrundschau 36(2): 42-43
[4] (ID-06369]: Geiter R. (1997): Ungewöhnliche Bildungsabweichungen an Pilzen; Tintling 4:20-21
[5] (): H. Dörfelt/G. Jeschke (2001): Wörterbuch der Mycologfie; 2. Auflage; Spektrum

Grüßé
Gerd

PS.:

- Ich hoffe, ich habe dich nicht erschlagen mit dieser Fülle an Infos.

---> Du kannst gerne (ich bitte sogar darum) einen Link auf meinen Beitrag bei PilzePilze setzen
.
---> Und wenn ein dortiges Mitglied einen ungewöhnlich aussehenden Fruchtkörper findet, dann kann ich ihn nur dazu auffordert, ihn im „Grusel-Forum“ einzustellen.
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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Pfalz-Pilz
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Re: Blumenkohl-Pfifferling

Ungelesener Beitrag von Pfalz-Pilz »

Hallo Gerd

Herzlichen Dank für Deine sehr ausführlichen Aussagen zu dem "Blumenkohl-Pfifferlingen".

Gruß aus der Pfalz
auch im Namen von Wolfgang

Dieter
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Gerd †
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Re: Blumenkohl-Pfifferling

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Dieter,
Pfalz-Pilz hat geschrieben: Herzlichen Dank für Deine sehr ausführlichen Aussagen zu dem "Blumenkohl-Pfifferlingen".
- Wie heißt es so schön:

---> Wenn du mit meinem Kommentar zufrieden warst, dann empfehle das "Gruselforum" (übrigens ein Begriff, der erstmals bei PilzePilze aufgetaucht ist) bei "PilzePilze" weiter, z.B. durch Link auf meinen Kommentar in deiner "PilzePilze"-Anfrage. Und ich verspreche auch weitere "ungewöhnlich" aussehende hier (als Link zu einem externen Beitrag oder direkt eingestellt) im Rahmen meiner Kenntnisse zu beantworten.

---> Ansonsten melde dich bei mir. Und ich werde versuchen, mich zu bessern.

Grüße, natürlich auch an Wolfgang
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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Re: Blumenkohl-Pfifferling

Ungelesener Beitrag von Pfalz-Pilz »

Hallo Gerd

Die Verlinkung ins PP-Forum erfolgte direkt mit meiner letzten Nachricht an Dich. Das siehst Du auch an der schlagartigen Zunahme der Zugriffe zu Deiner Analyse und das wird wahrscheinlich in den nächsten 1-2 Tage noch so weitergehen.
Ich werde mich bemühen selbst auch mal das "Gruselforum" zu beliefern. Es läuft einem ja oft genug was nicht erlärbares über den Weg.

Gruß Dieter
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Gerd †
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Re: Blumenkohl-Pfifferling

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo zusammen,

ich habe mir dieses Bild nochmals angeschaut:


Bild


- Und habe entdeckt, dass neben der "morchelloiden" Missbildung noch eine weitere Missbildung zu erkennen ist:

Man achte auf folgendes:

- Der Stiel ist zweifach längsgefurcht und oberhalb der Furchen erkennt man 3 zum Teil verbogene Stielchen mit jeweils morchelloiden Hütchen drauf.

---> Das ist eine klassische Fruchtkörper-Bildungsabweichung, die als "Verwachsung" (Pseudofasciation) bezeichnet wird.

- Dieser Missbildungstyp ist leicht erkennbar an den +- senkrechten Furchen der Verwachsungsstellen (Hut und/oder Stiel).

- Auch die Ursache ist bekannt: Hier entwickeln sich ausnahmsweise mehrere (2, 3,...) räumlich nahe beieinander liegende, sich an der Stielbasis oder am Hut berührende „Primordien“ (Fruchtkörperanlagen) +-synchron.

- Es ist übrigens kein Zufall sondern sehr typisch, dass bei nur am Stiel verwachsenen Mehrfach-Fruchtkörpern die Stiele nach außen (also voneinander weg) wachsen. Denn dadurch (kann man auch bei büschelig wachsenden Pilzarten beobachten) wird versucht Platz für eine sich nicht gegenseitig behindernde "geotrop"(Hymenophor zeigt zum Boden) ausgerichtete Hutentwicklung zu schaffen.
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- Verwachsungen mehrerer Fruchtkörper gehören nach den bisher dem "Grusel-Forum" gelieferten Beispielen wohl zu den häufigsten "Missbildungen". Und wir haben bereits zahlreiche Beispiele "Blätterpilze diverser Familien", "Röhrllingsartige", "Täublingsartige", ... und auch "Schlauchpilze" gezeigt.

---> Mehrheitlich dürften allerdings (so vermute ich nach den bisher gezeigten Funden) "Röhrlingsartige" (Boletales) und "Täublingsartige" (Russulales) klar die Nase vorne haben.

---> Die Art der Verwachsung (nur Stil, nur Hut, Stiel und Hut, Hut und Hut oder "Stockwerkspilz") hängt schlicht von
(a) der räumlichen Lage der betroffenen "Primordien" ab
und
(b) dem Zeitpunkt, an dem sie sich entschließen, einen Fruchtkörper zu entwickeln.
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- Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich "Verwachsungen" sein können. Hier wenige bereits gezeigte Beispiele:

---> Zweifach-Verwachsung?

---> ???

---> Dreifach-Verwachsung

---> Dreifach-Verwachsung

Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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