Viel Hut tut gut – Schwefelritterling

Missbildungen und Mutationen an Pilzen können hier vorgestellt werden - Forumsstart 14.03.2009
UmUlmHerum
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Viel Hut tut gut – Schwefelritterling

Ungelesener Beitrag von UmUlmHerum »

Hallo miteinander!

Diese Vielhüterei des Tricholoma sulphureum wird wohl eine Prolifikation sein, aber keine "gewöhnliche". Der Rand des Haupthutes ist stark gelappt, der Stiel unter dem Hut trichterförmig verdickt. Schon etwas seltsam... ob da nicht noch mehr dahinter steckt?
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Tricholoma_sulphureum_04_bw.jpg (511.44 KiB) 5082 mal betrachtet
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Hier gleich noch was Ähnliches, an einem Risspilz in Nachbars Garten. Am Interessantesten wäre eigentlich das 2. Foto: abgelöster, inverser Hut + verwurschtelte/r Stiel/e. Leider habe ich nur diese Fotos und auch den Fruchtkörper nicht entnommen – die Papageien-Saftlinge auf dem gleichen Rasen hatten mich völlig in ihren Bann gezogen...
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Inocybe_sp_04_bw.jpg (577.31 KiB) 5082 mal betrachtet
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Die Papageien haben zwar keine Missbildung (der linke war schon zusammengetrammelt), aber sie sind so wunderschön, dass ich sie als BonusTrack mit dran hänge...
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Viele Grüße – Rika

P.S.: @ Gerd – hat leider ein bissi gedauert mit dem Einstellen der Missbildungen, ich habe einfach gerade zu wenig Zeit für Pilze.
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Gerd †
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Re: Viel Hut tut gut – Schwefelritterling

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Rika,
UmUlmHerum hat geschrieben: Diese Vielhüterei des Tricholoma sulphureum wird wohl eine Prolifikation sein, aber keine "gewöhnliche". Der Rand des Haupthutes ist stark gelappt, der Stiel unter dem Hut trichterförmig verdickt. Schon etwas seltsam... ob da nicht noch mehr dahinter steckt?

Bild

Bild
- Ja es handelt sich um "Prolifikationen" (exzessive Bildungen von Hymenophoren).

(1) Auf dem ersten von mir ausgewählten Bild sieht man einige auf dem Kopf liegende stiellose Hüte, die man als "inverse Prolifikation" bezeichnet.

(2) Interessant sind die teilweise geschlitzten Hutränder (Bild 1), die man nach Bild 2 besser beurteilen kann.
---> Man kann erkennen, dass die Form "seitlingsartig" und die Lamellen für Ritterlinge untypisch am Stiel herablaufen.

- So eine Abweichung wird in der Literatur als "pleuroide Prolifikation" bezeichnet.
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UmUlmHerum hat geschrieben: Hier gleich noch was Ähnliches, an einem Risspilz in Nachbars Garten. Am Interessantesten wäre eigentlich das 2. Foto: abgelöster, inverser Hut + verwurschtelte/r Stiel/e. Leider habe ich nur diese Fotos und auch den Fruchtkörper nicht entnommen

Bild
- Da halte ich mich zurück, obwohl ich einen "inversen" Hut und mehrere Stiele erkennen kann.
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UmUlmHerum hat geschrieben: Die Papageien haben zwar keine Missbildung (der linke war schon zusammengetrammelt), aber sie sind so wunderschön, dass ich sie als BonusTrack mit dran hänge...
- Obwohl das keine wirkliche Rarität im Ulmer Raum ist, überrascht mich immer wieder, dass ich diese Art erst sicher erkenne, wenn sie bereits Grüntöne zeigt.

:danke fürs Zeigen deiner Bilder.

Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
UmUlmHerum
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Re: Viel Hut tut gut – Schwefelritterling

Ungelesener Beitrag von UmUlmHerum »

Hallo Gerd,
herzliche Dank für Deine Antwort! Mit "pleuroide Prolifikation" habe ich wieder einen neuen Begriff kennengelernt ––> seitlingsartig. :interessant

Bei den Risspilzen fand ich auch erstaunlich, dass nicht nur ein Fruchtkörper die inverse Prolifikation zeigte, sondern ca. 1/3 aller erwachsenen Fkr. dieser Population mittig ein solches Zusatz-Hymenophor entwickelten ––> kann sowas z.B. von Viren induziert sein? Oder quasi als fehlerhafte Erbanlage interpretiert werden?
UmUlmHerum hat geschrieben:- Obwohl das keine wirkliche Rarität im Ulmer Raum ist, überrascht mich immer wieder, dass ich diese Art erst sicher erkenne, wenn sie bereits Grüntöne zeigt.
Es ist umgekehrt: erst wenn sie gelb werden, kann man sie finden. Anfangs sind sie dermaßen grasgrün, dass sie dieselbe Farbe wie der Rasen haben und somit nur schwer entdeckt werden können. Erst im Älterwerden kommen zuerst violett-weinrote Farben, die dann ins Dottergelb (von Hühnern, die mit Mais gefüttert wurden) umschlagen. Am längsten ist die Stielspitze (blau-)grün – daran kann man die Papageien auch im fortgeschrittenen Alter noch makroskopisch bestimmen.

Viele Grüße – Rika

P.S.: Die Buschtrommel hat mir vermeldet, die AMU-Exkursion am Sonntag sei absolut rentabel, es gäbe jede Menge interessantes Zeug auf den Magerrasen/Walcholderheiden...
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Gerd †
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Re: Viel Hut tut gut – Schwefelritterling

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Rika,

damit ich das letzte Wort (*) habe melde ich mich nochmals.

(*) Nur, damit ich sofort (ohne die Beiträge zu lesen) sehen kann, dass mir nix entgangen ist.
UmUlmHerum hat geschrieben:
Bei den Risspilzen ...
––> kann sowas z.B. von Viren induziert sein? Oder quasi als fehlerhafte Erbanlage interpretiert werden?
- Zuerst zu deiner Risspilz-Abbildung:
---> Auch wenn ich mit dieses Bild noch so oft anschaue, kann ich diese Missbildung nicht belastbar bewerten. Und deshalb passe ich weiterhin.

- Deine Frage nach der Ursache von Prolifikationen kann ich allerdings beantworten:
---> Denn zur Ursache einer Profilikation schreibt [1]:

Zitat:
"Allem Anschein nach sind die pleuroide, die inverse und die morchelloide Prolifikation nicht prinzipiell verschieden, denn mancherlei Zwischenformen kommen vor. Unklarheit herrscht noch über die Ursache der Prolifikationen. Manche Mykologen nehmen an, daß namentlich die pleurotoide Form durch Witterungseinflüsse bedingt ist, z.B. durch plötzlich einsetzende Regenperioden im Spätherbst, welche eine randliche Wiederbelebung des Wachstums bereits vorhandener Fruchtkörper auslösen. Dem widersprechen die zitierten Beobachtungen von BENEDIX, Luthardt u.a., wonach bestimmte Myzelien oder Kulturstämme immer wieder die gleiche Mißbildung hervorbringen. Dies spricht eher für genetische Defekte oder Virusinfektion.!

(1) Ja dein Beispiel mit dem Schwefel-Ritterling bestätigt [1] bezüglich "nicht prinzipiell unterschiedlichen-Typen". Denn du zeigst sowohl "inverse" als auch "pleuroide" Prolifikationen am gleichen Fruchtkörper.

---> Und ich gehe noch einen Schritt weiter und verweise auf folgenden Link. Hier wird gezeigt, dass sich der "Prolifikations-Typ im Laufe der Fruchtkörper-Entwicklung sogar ändern kann. :daumen :daumen :daumen

(2) Bei den Ursachen möchte ich das Zitat von [1] ergänzen:

(a) Witterungsbedingte Prolifikation:
- Kommt nicht nur bei pleuroider Prolifikation vor und kann sogar durch Witterungseinfluss rückgebildet werden.
---> Vergleiche [2]. Hier wird von einem "morchelloiden" Lacktricherling berichtet, der sich über Nacht durch Lagerung in einem Kühlschrank zu einer Normal-Form zurück entwickelt hat.
---> Im Labor könnte man überprüfen, ob die Ursache "witterungsbedingt", indem man diesen nicht "Gen-geschädigten" Fruchtkörper zur Aufzucht eines Myzels benutzt. Denn dieses Myzel wird dann in den Folgejahren normale Fruchtkörper ausbilden. Im Feld erwarte ich in den Folgejahre +- keine Missbildungen, zumal die Sporenbildung primär der Eroberung weiterer Standorte dient.

(b) Virenbefall:
- Kann bei Einzel-Fruchtkörpern oder bei allen Fruchtkörpern eines Myzels auftreten. Bei letzterem wird das gesamte Myzel befallen und vermutlich Gen-geschädigt mit der Folge, dass auch in der Folgejahren (sowohl im Feld als auch im Labor) derartige Missbildungen auftreten.
---> Denn eine erneute Virusinfektion des Myzels in den Folgejahren halte ich für unwahrscheinlich.
---> Bei Befall von "Einzel-Fruchtkörpern" kann man im Feld eher kein erneutes Auftreten dieser Missbildung in den Folgejahren erwarten. Aber natürlich im Labor, wenn die Sporen dieses Fruchtkörpers zur Aufzucht eines Myzels verwendet werden.

(c) Gen-Defekte:
- Kann spontan bei Einzel-Fruchtkörpern oder bei allen Fruchtkörpern eines Myzels auftreten und natürlich auch , wie vorher erwähnt, durch eine Virusinfektion initiiert werden.
---> Die Zukunftsaussichten sind klar:
- Nur bei einer Myzel-Schädigung (sofern das Myzel nicht abstirbt) wird man im Feld in den Folgejahren derartige Missbildungen findet.
- Bei missgebildeten "Einzelfrucht-Körpern" (vergleiche (a)) wird man nur im Labor mehrjährige "Missbildungen erwarten können.

Mein Fazit:

- Ich bleibe zurückhaltend und äußere mich nicht über die Ursache, die die "Missbildung" an deinem "Schwefel-Ritterling" ausgelöst hat.

Literatur:

[1] Kreisel (1983): Bildungsabweichungen an Fruchtkörpern (Teratologie). In Handbuch für Pilzfreunde Band V: 26- 62, 108-124

[2] Staudt: (2000): Voll daneben ! Bildungsabweichung bei Laccaria amestina; Südwestdeutsche Pilzrundschau: 36(2):42-43

[3] So nebenbei: Eine "Violette Speise Morchel im Herbst" hatten auch schon vorgestellt und diskutiert. :un:

Grüße
Gerd

PS.:
- Den Fall (wenn ich mich Recht erinnere) einer von dir vermuteten evtl. Virus-Infektion hatten wir schon. Und du wolltest diesen Fruchtkörper einer "Virologin" zuschicken.

---> Schlamperei (Retourkutsche :P ): Ich kann mich nicht erinnern, dass du uns das Ergebnis mitgeteilt hast. :o
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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