Beifang

[Heiko]

Hallo, liebe Phytoparasitenkenner,

bei der Durchmusterung eines Totholz-Zweiges einer Pflaume bezüglich der „Flechten-Flora“ ging mir diese Nebenfruchtform ins Netz. Ich schätze die Länge der „Gebilde“ auf höchstens 2mm. Die mikroskopische Aufnahme stammt von Material, das aus dem Innern der „Gebilde“ entnommen wurde, 1000fache Vergrößerung. Ich deute das als „Konidien“.
Schmökern im ELLIS lässt mich an Diaporthe perniciosa denken – habe aber keine Ahnung, ob das stimmen kann.

Viele Grüße,
Heiko

[DieterB]

Hallo Heiko,

das ist ein interessanter Fund. Nicht klar ist für mich, ob es ein Phytoparasit oder ein Saprobiont ist, ob er also auf lebendem oder totem Ast gewachsen ist. Identifizieren kann ich den Pilz so oder so nicht, zu saprobiontischen Pilzen kenne ich nicht mal Literatur in Buchform, obwohl ich schon danach gesucht habe.

Viele Grüße
Dieter

[Dedimyk]

Hallo Heiko und alle Phytoparasitenfreunde,

Hallo, liebe Phytoparasitenkenner,

bei der Durchmusterung eines Totholz-Zweiges einer Pflaume bezüglich der „Flechten-Flora“ ging mir diese Nebenfruchtform ins Netz. Ich schätze die Länge der „Gebilde“ auf höchstens 2mm. Die mikroskopische Aufnahme stammt von Material, das aus dem Innern der „Gebilde“ entnommen wurde, 1000fache Vergrößerung. Ich deute das als „Konidien“.
Schmökern im ELLIS lässt mich an Diaporthe perniciosa denken – habe aber keine Ahnung, ob das stimmen kann.

Viele Grüße,
Heiko

Ja, wenn man den Ellis wirtsbezogen nach Prunus heranzieht, dann stolpert man makroskopisch sofort über Diaporthe perniciosa Marchal, die in Fig. 870 genauso aussieht, wie dein Befallsbild.

Aber die sichelförmigen mehrfach septierten Konidien passen dann leider überhaupt nicht.
Auch das anamorphe Phomopsis-Stadium hat zwar sichelförmige Konidien, aber leider unseptiert.

Ich habe dann mal im Brandenburger alles Gängige auf Prunus untersucht, aber leider auch keinen Vertreter der Deuteromycotina gefunden der zu diesen Konidien paßt.

Wenn ich diese Konidien mit der Literatur vergleiche, kämen als Gattungen Fusarium oder Cylindrocarpon eventuell infrage, die beide solche sichelförmigen, septierten Konidien besitzen, aber dafür gibt es keinen Nachweis im Brandenburger.

Tut mir leid, daß ich nicht weiterhelfen kann, da ich diesen Befall noch nie gesehen habe und meine Literatur zur sicheren Bestimmung nicht ausreicht

Aber ich setzte meine Hoffnung auf unseren Spezialisten Heinz ( Professor Butin ), der sich bestens mit den Deuteromycotina auskennt ( werde ihn per email auf diesen Beitrag hinweisen und um Hilfe bitten).

Herzliche Grüße Detlef


Literaturhinweis:
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Ellis, Martin,B. und Ellis, J.Pamela: Microfungi on Landplants
888 Seiten
The Richmond Publishing Co. Ltd.P.O.Box 963, Slough SL2 3RS England
ISBN: 085546 245 0 Paperback
ISBN: 085546 246 9 Hardback

[Heiko]

Hallo Dieter und Detlef,

herzlichen Dank für Euere Antworten. Habe schon befürchtet, dass die Sache schwierig wird. Um über die Konidien (die hier, denke ich, nicht septiert sind) der "Sache" beizukommen, bedarf es wohl wirklich eines Spezialisten, der die Art schon kennt. Und dann natürlich: Wer, wenn nicht Professor Butin!

Vielen Dank für Euere Bemühungen,
Heiko

[Flodder]

Hoi,

Dieser Pilze ist erstens einer Saprophitische Coelomyzeet,und zweitens Keine Fusarium oder Cylindrocarpon,da dieser gattungen hell gefarbte (rotlich,gelb oder weiss )fruchtkorper haben.

Für das namengeben von dieser Pilz von Heiko muss man dass konkrete material haben,Ich komm da nicht aus mit ein Bild.Die Konidiogene zellen sind zum beispiel sehr wichtig.

Gruss und eind gutes Neujahr,
Marco (Flodder )

[DieterB]

Hallo Flodder,

zunächst wünsche ich Dir ebenfalls ein gutes Jahr 2010.

Du sagst, dass es sich um einen saprophytischen Coelomyceten handelt. Schon länger versuche ich, Literatur über saprophytische Pilze zu finden. Kennst Du da Bücher oder ausführliche Übersichtsartikel ?

Viele Grüße
Dieter

[Heinz †]

Hallo Heiko,

unser Freund Flodder hat schon Recht. Fusarium oder Cylindrocarpon kann es nicht sein, alleine des merkwürdigen Fruchtkörpers wegen nicht. Dafür bietet sich aber eine andere Coelomycetengattung an, nämlich Corniculariella (das "Hörnchen"), ein treffender Name für die pyramidenartig spitze, schwarze Konidienform. Von dieser Gattung gibt es übrigens ein gutes Bild in: B.C. Sutton, The Coelomycetes, Commonw. Mycol. Institut Kew, England, 1980, 696 S. (wenn auch für eine eschenbewohnende Art).
Die Anamorphe Gattung Corniculariella ist mit 3 Arten auf der Baumgattung Prunus vertreten. Zwei davon haben sehr schmale sichelförmige und mehrzellige Sporen, die sehr wahrscheinlich für Deinen Fall nicht in Frage kommen. Zum Bild passen würde die 3. Art mit ihren einzelligen, 20-30 x 4-7 µm großen Konidien (wenn auch bei Deinem Bild die Größenangabe der Sporen fehlt). Systematisch gehört diese 3. Art als Konidienform zum Ascomyzeten Dermea prunastri (Pers.) Fr., neuerdings (nach Dictionary of the Fungi 2008) zu Durandiella.

Gruß aus Wolfenbüttel, Heinz

[Flodder]

Hallo DieterB,

Es gibt so viele saprophitische (Klein-)Pilze,um ein eindruck zu geben,:Blattere einmahl durch die Sylloge ,auf Cyberliber.Ich benutze dieses katalog gerne,ist aber stark veraltet.
Fur Discomyceten,Coelomyzeten und Sphaeriales gebrauche Ich daneben die Bücher aus der Rabenhorst-Kryptogamen serie.
Auch:British Ascomycetes von Dennis ist sehr gut.
Revisionen gibts naturlich auch in Artikel-form,es geht zu weit ein liste zu gebe.
Ein Vorslag:Spezialisiere Euch.

Gruesse aus Eindhoven,
Marco (Flodder)

[DieterB]

Hallo Marco,

vielen dank für Deine Antwort und die Anregungen.

Viele Grüße
Dieter

[Heiko]

Hallo, liebe Phytoparasitenfreunde,

bedanke mich sehr für die interessante Diskussion und besonders für die Benennung der Art durch Professor Butin.
Es lohnt sich also, die Pflaume im Auge zu behalten, um auch die Apothecien zu finden.
Für die Anamorphe hier noch eine Makroaufnahme.

Viele Grüße,
Heiko

[Dedimyk]

Hallo Heiko und alle Phytoparasitenfreunde,

nachdem jetzt die Anamorphe dank der Untersuchung von Heinz geklärt ist und du nach dem Asco-Stadium Ausschau halten willst, zeige ich nachfolgend, wie das ungefähr aussehen wird.

Ich habe die sehr ähnliche Dermea cerasi ( Persoon 1794) Fries 1825 vor ein paar Jahren auf einem Prunus avium-Ast auf dem Boden liegend direkt unter dem zugehörigen Baum gefunden und die sieht so aus:

Dermea cerasi-2.3.6.3.1.5a.jpg (131.95 KiB) 5571 mal betrachtet

Dermea cerasi-2.3.6.3.1.5b.jpg (85 KiB) 5568 mal betrachtet

Viel Erfolg bei der Suche.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweis:
-Dennis, R.W.G.; British Ascomycetes
Erscheinungsdatum: 1981 revised edition ,eingefügt in Originalausgabe 1978
Seitenanzahl: 44 revised edition 1981, sowie 585 Originalausgabe 1978
Verlag: A.R. Gantner Verlag K.G., FL-9490 Vaduz
ISBN: 3-7682-0552-5 für beide Ausgaben