Tödlicher PilzDie Angst vor der Fledermaus-Seuche

hier kann alles gepostet werden was mit Pilzen zu tun hat. Forumsstart - 22.12.2004

Moderator: Harry

AchilleAgethen
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Tödlicher PilzDie Angst vor der Fledermaus-Seuche

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Der Pilz Geomyces destructans bringt reihenweise amerikanische Fledermäuse um. Europäische Tiere haben ihn auch – sterben aber nicht daran. Wissenschaftler haben einen Verdacht, woran das liegt.
Im Winter 2005/2006 brach die Seuche aus. Im Bundesstaat New York in den USA starben Fledermäuse, reihenweise. Die Tiere sahen furchtbar aus. Sie waren abgemagert, ihre Flughäute eingerissen, die Gesichter verpilzt, die Nasen weiß gefärbt. Die Seuche wurde White-Nose-Syndrome getauft, Weißnasensyndrom. Ein Pilz verursacht es, der die Zerstörung bereits im Namen trägt, Geomyces destructans.

Seit jenem Winter vor sechs Jahren breitet sich das Weißnasensyndrom in den USA und in Kanada aus. Befällt der tödliche Pilz eine Fledermaus-Population, überleben kaum fünf von 100 Tieren. Wildtierexperten in den USA konnten bislang nichts anderes tun als die Ausbreitung zu dokumentieren. Inzwischen, berichten Wissenschaftler der US-Behörde Fish and Wildlife Service, sind mindestens 5,7 Millionen Fledermäuse tot, möglicherweise noch eine Million mehr.

Auch in Europa ist der Pilz weit verbreitet
Viele europäische Fledermäuse scheinen den Pilz schon lange zu kennen, erzählt Gudrun Wibbelt. Die Tierärztin leitet die Abteilung für Pathologie am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin und hat mehrere Publikationen zu Fledermäusen und der Verbreitung von Geomyces destructans veröffentlicht. Von einem Massensterben kann in Europa keine Rede sein, stellt sie klar: „Der Pilz scheint den Fledermäusen diesseits des Atlantik nicht viel anhaben zu können.“ Die Tiere sind zwar mit Geomyces destructans infiziert, sie entwickeln aber, meinen die meisten Forscher, kein Weißnasensyndrom.

Im Winter macht sich Geomyces destructans ans Werk, sein Temperaturoptimum liegt zwischen fünf und zehn Grad. Während des Winterschlafs sinkt die Körpertemperatur der Fledermäuse auf ein bis 15 Grad Celsius ab – günstige Bedingungen für den Pilz, der im Sommer nicht wachsen kann. Außerdem fahren die Tiere mit der Temperatur ihr Immunsystem herunter und sind daher anfälliger. Ihr Zusammenleben auf engem Raum erleichtert zudem die Übertragung.

Das auffälligste Symptom ist der dichte Bewuchs ihrer Schnauze mit weißen Pilzfäden. Solche weißen Schnauzen entdecken Fledermausexperten seit mehr als 20 Jahren immer mal wieder auch bei Fledermäusen in Deutschland. Die Bestandszahlen brechen dennoch nicht ein, erzählt Wibbelt. „Vermutlich bleibt der Pilz hier an der Oberfläche der Haut“, erklärt die Pathologin. „In den USA dringt er in tiefere Hautschichten ein. Schlimmstenfalls schädigt er die Flügel so stark, dass viel der oberflächlichen Hautschicht verlorengeht – ähnlich wie bei einer Verbrennung. Dies lässt die Tiere viel Flüssigkeit verlieren. Außerdem wachen infizierte Fledermäuse häufiger aus dem Winterschlaf auf, wodurch ihre Fettreserven zu schnell aufgebraucht werden und sie an Unterernährung sterben können.“

Zwei Theorien
Engverwandte Fledermausarten, derselbe Pilz. In den USA sterben die Tiere massenhaft, in Europa kaum. „Wir rätseln, woran das liegt“, sagt Wibbelt. Derzeit haben Wissenschaftler zwei mögliche Erklärungen dafür. Die erste Theorie besagt, dass Geomyces destructans in den USA mutiert ist. Tatsächlich haben Wissenschaftler in Fleißarbeit das Pilz-Genom analysiert, ungefähr 20 Millionen Basenpaare. „An zirka jeder 45 000. Stelle konnten sie einen Unterschied zwischen amerikanischen und europäischen Pilzen entdecken“, berichtet die Forscherin. „Das ist zwar nicht viel, aber es wäre theoretisch denkbar, dass eine dieser Veränderungen den Pilz gefährlicher macht.“
Die andere Theorie sei die wahrscheinlichere, sagt Wibbelt: „Vieles deutet darauf hin, dass Geomyces destructans aus Europa stammt. Die hiesigen Fledermäuse hatten Zeit, sich darauf einzustellen. Vermutlich hält ihr Immunsystem den Pilz in Schach.“ Die amerikanischen Flugsäuger dagegen haben offenbar keine Immunantwort parat. Die Experten des Fish and Wildlife Service gehen davon aus, dass sich die Seuche in den USA weiter ausbreiten wird.
Holger

Re: Tödlicher PilzDie Angst vor der Fledermaus-Seuche

Ungelesener Beitrag von Holger »

Hallo und guten Abend,

sehr interessant was Du da schreibst, bei uns habe ich noch nichts davon gehört und auch noch keine befallene Fledermaus gefunden.
Ich werde aber in Zukunft genauer drauf achten.
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Gerd †
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Re: Tödlicher PilzDie Angst vor der Fledermaus-Seuche

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo zusammen,

ein Video und einen Artikel zum Thema findet man HIER

Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
AchilleAgethen
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Re: Tödlicher PilzDie Angst vor der Fledermaus-Seuche

Ungelesener Beitrag von AchilleAgethen »

Oh noch direkter zum Video geht es über: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=23629
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