Ein Rätsel in Rot - Phytoparasit? - Teil 1

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Herriot
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Ein Rätsel in Rot - Phytoparasit? - Teil 1

Ungelesener Beitrag von Herriot »

Zunächst einen herzlichen Gruß in die Runde.
ich bin neu hier und wurde nach einer Suchanfrage im Pilzforum auf diese Seite aufmerksam gemacht. Ein Kollege (Pablo - Danke!) äußerte den Verdacht, es könne sich bei dem fraglichen Objekt eventuell um einen Pflanzentrieb handeln, auf dem sich ein Phytoparasit angesiedelt habe und das scheint die richtige Fährte zu sein...
Zum Hintergrund: Ich beobachte und dokumentiere fotografisch seit Weihnachten die Entwicklung der Schlauch- und Schleimpilze auf einer abgestorbenen Weide in den Rheinauen. Dabei stieß ich auf ein nur wenige mm großes, aber wunderschönes Gebilde in knallroten Farben, aufgehängt an Spinnenfäden. Dem Rat von Pablo folgend untersuchte ich nun einen feinen Trieb des Mooses (vmtl. Hypnum cupressiforme - vgl. Fotos), dass oberhalb der Fundstelle wächst. Foto "Übersicht" zeigt ihn zusammen mit "den Roten". Die Übereinstimmung ist frappierend, die Basis des roten Gebildes bildet offensichtlich ein aber trotzdem bleiben viele Punkte für mich ein Rätsel und ich hoffe, es finden sich hier Spezialisten, die dieses Rätsel lösen können.
Die angefügten Fotos mit Kürzel "M_" im Namen zeigen jeweils Aspekte des Moos-Triebs, die mit Kürzel "R_" das rätselhafte rote Gebilde.
- auffallend ist bei beiden eine transparente Außenwand - bei Moosen spricht man hier wohl von der Sklerodermis (vgl. M_3b und c sowie R_3a und d)
- bereits beim Moostrieb sind sowohl im Inneren als auch auf der Außenwand einerseits dunkle "Brocken" zu sehen (vgl. M_3a-c), auf der Außenwand auch kleiner weißliche, beide mit kristallinem Aufbau, an Zucker oder Honig erinnernd. Bei M_3d meint man sogar, schwarze, mineralische Strukturen zu erkennen. Dunkle und weiße kristalline Strukturen finden sich auch an dem roten Objekt noch (vgl. R_2a).
- zwei rote kugelförmige Gebilde (vgl. R_2a-c) deutete ich zunächst als Sporangien oder Samenkapseln. Nachdem nach einigen Tagen Warten nichts geschah, zerdrückte ich eines der beiden und soweit mit meinem suboptimalen Mikroskop erkennbar, bestehen auch sie wohl eher aus mineralischen Strukturen (vgl. R_6c sowie R_7) und Außenhülle. Mit einem gescheiten Mikroskop könnte man dazu natürlich mehr sagen und ich werde versuchen, an eines zu kommen und Fotos nachzuliefern...
- die "zuständige" Spinnne, an deren Fäden das rote Gebildes aufgehängt war, zeigt Foto "Spinne". Ob es sich bei den beiden braunen "Röllchen" auf Foto R_1c mglw. um Kot der Spinne handelt? Vielleicht ist ein Zoologe unter uns, der beurteilen kann, ob und wie diese Spinne die kristallinen Elemente nutzt und ob die Rotfärbung eventuell damit in Zusammenhang steht, etwa infolge einer chemischen Reaktion mit ihrem Speichel.
Soweit für`s Erste. Falls zur Bestimmung weitere, bessere Fotos bestimmter Stellen erforderlich sind, liefere ich gerne nach. Es gibt noch zahlreiche weitere...
Ich bedanke mich im Vorfeld für Eure Bemühungen und bin sehr gespannt, ob sich des Rätsels Lösung findet.
Viele Grüße
Herriot
P.S.: Wie es auschaut, kann ich nicht alle Dateien gleichzeitig anhängen, mach also 3 Teile daraus
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Re: Ein Rätsel in Rot - Phytoparasit? - Teil 1

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Herriot,

zunächst einmal ein herzliches Willkommen im Forum. Schön dass du hierher gefunden hast. :tup: :tup:

Nach unserem Telefonat habe ich intensiv im Netz und in meiner Phytoparasiten - Literatur recherchiert. Leider habe ich nichts vergleichbares gefunden. Da sich die ausgewiesenen Phyto - Spezialisten Julia und Björn nicht zu deinem Fund geäußert haben, gehe ich mittlerweile davon aus, dass es sich bei deinen Roten um etwas handelt das nicht auf phytoparasitische Kleinpilze zurückzuführen ist.

Ein anderer Gedankengang lenkte mich in den tierischen Bereich. Wespen, Milben, Käfer etc. können an Pflanzen die verschiedenfarbigsten ungewöhnlichsten Gebilde hervorbringen. Auch hier verliefen meine Recherchen im nichts. Mein Mitadmin Volker ist auf dem Gebiet der Pflanzengallen ein wahrer Spezialist. Auch seine Recherchen, zum Teil auf europäischen Fachseiten, führten zu keinem Ergebnis. Er hätte dir das auch hier im Forum geschrieben, aber eine kürzlich erfolgte Hand OP hindert ihn zur Zeit noch daran.

Er hatte aber eine Idee die ich überhaupt nicht in Betracht gezogen habe. Er meinte es könne sich eventuell um Reste von roter Signalfarbe handeln wie sie vom Forst verwendet wird. Spritzer und kleine Tröpfchen könnten auf das Moos gelangt und dort eingetrocknet sein. Schau dir mal diese Seite an:

http://www.wald-prinz.de/baummarkierung ... euten/4412

Auf Bild 5 ist eine R - Markierung zu sehen, die exakt den gleichen Farbton wie dein in Teil 3 vorgestelltes Moos und die kleinen kugeligen Gebilde haben. Weißt du ob in dem Fundgebiet in der Vergangenheit mit Signalfarbe gearbeitet wurde? Zugegeben ist es eine etwas vage Vermutung aber wenn man quasi längere Zeit „ mit der langen Stange im Nebel “ herumgestochert hat klammert man sich an jeden Strohhalm. Da unsere Recherchen in die anderen oben schon erwähnten Richtungen in Leere liefen, habe ich nun auch Volkers Strohhalm ergriffen. Das Rätsel ist damit aber noch nicht gelöst. Ob es abschließend gelöst werde kann ist noch völlig unklar.

viele Grüße
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
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Julia
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Re: Ein Rätsel in Rot - Phytoparasit? - Teil 1

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hallo ihr Lieben,

also, ich habe auch in alle möglichen Richtungen recherchiert. Sowas ist mir nicht untergekommen bisher. Die Phytoparasiten mit denen ich mich beschäftige befallen aber auch keine Moose.

Den Vorschlag mit der Signalfarbe finde ich aber gar nicht schlecht.

Liebe Grüße,
Julia
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