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Re: Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig
Verfasst: Mo 30. Mär 2009, 09:52
von Fahrenheit
Peinlich, peinlich!
Eine Milbenlarve fällt wohl aus, da fehlt ein Beinpaar.
Dieser freundliche Hinweis erreichte mich heute im Mikroskopieforum. Die Hinweisgeberin tippt auf die Larve einer Blattwespe.
Schöne Grüße
Fahrenheit
Re: Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig
Verfasst: Mo 30. Mär 2009, 09:53
von Harry
Hallo Fahrenheit,
zunächst möchte ich noch ein Versäumnis nachholen und dich recht herzlich hier im Forum begrüßen.
Auf deinen Fotos ist meiner Meinung nach deutlich das Larvenstadium einer Milbe zu erkennen. Alle Milben haben im Larvenstadium 6 Beine, erst adulte Tiere verfügen über acht Beine. Es gibt eine größere Anzahl von Gallmilben die Pflanzen befallen um sich von ihren Säften zu ernähren. Welche Art jetzt deinen Ginster befallen hat kann ich dir aber nicht sagen. Ich habe unser Forumsmitglied Andricus ( Dr. Hans Buhr ) angeschrieben und Hilfestellung bei diesem Problem erbeten. Er ist in solchen Sachen Spezialist, du kennst ihn vielleicht von seiner Website
http://www.pflanzengallen.de. Vielleicht meldet er sich ja zu Wort und bringt die Lösung oder gibt den Tipp in die richtige Richtung. Er hat mir im letzten Jahr sehr bei der Bestimmung einer Gallmilbe an Ginster geholfen. Siehe hier:
viewtopic.php?f=14&t=763&p=3052#p3052
Was den vermeintlichen Pilz angeht - ich wage zu bezweifeln das er, falls es überhaupt einer ist, alleine Anhand seiner hypenförmigen Strukturen wirklich bestimmbar ist. Auch wenn es auf Genista nur wenige phytoparasitische Pilze gibt. Vielleicht kann Detlef oder Heinz ( Prof. Butin ) hierauf noch mal eingehen.
Gruß
Harry
Re: Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig
Verfasst: Mo 30. Mär 2009, 11:12
von Fahrenheit
Hallo Harry,
vielen Dank für den Willkommensgruß und Deine Hinweise!
Mit dem Pilz gebe ich Dir recht. Ich habe versucht, über das Stereo-Mikroskop Bilder von den befallenen Stellen zu machen. Die sind leider noch schlechter geworden, als die von den Larvenköpfen.
Es gibt durchsichtige Pilzhyphen auf der Oberfläche der Ästchen und auf den abgestorbenen dunkelbraun bis schwarzen Stellen büschelweise stehende, fingerförmige - ich sag' das böse Wort jetzt wieder - Fruchtkörper, die eine grau-schwarze Färbung haben. Die Epidermis ist stellenweise übersäht damit. Wie gesagt: der Kontrast ist wegen der annähernd gleichen Farbe so schlecht, dass man nichts erkennen kann. Vielleicht klapp es ja die Tage nochmal besser, die Kameraadaption an das geliehene Mikroskop ist nicht optimal.
Milbenlarven haben 6 Beine! Also doch was in der Richtung. Ich bin gespannt, ob jemand anhand der doch sehr unscharfen Photos genaueres sagen kann. Ansonsten muss ich so ein Viech mal komplett präparieren. Mit einem passenden Einschlussmedium wird auch der Kontrast besser und damit das Bildematerial hoffentlich so gut, dass beim Stacken vernünftige Ergebnisse entstehen. Ich werde mich mal dranbegeben, das kann aber noch eine Weile dauern ...
Schöne Grüße
Fahrenheit
Re: Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig
Verfasst: Mo 30. Mär 2009, 11:35
von Heinz †
Hallo Fahrenheit,
nach weitgehender Aufklärung des Schadbildes an Ginster, hierzu eine kurze Bemerkung: Primär scheint hier doch ein Befall durch Milben vorzuliegen, zumindest deuten Deine Mikrobilder darauf hin. Die Beobachtung von Pilzhyphen dürfte allerdings eine Folgeerscheinung zu sein, denn Pilze besiedeln regelmäßig absterbendes Gewebe. Ich vermute sogar, dass die kleinen, braunen Nekrosen erst später als Folgeschäden nach z. B. Frosteinwirkung entstanden sind. Die Milben würden hier als prädisponierende Wegbereiter fungieren. Pilze sollte man als primäre Urheber der Schäden jedenfalls ausschließen.
Gruß aus Wolfenbüttel, Heinz
Re: Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig
Verfasst: Di 31. Mär 2009, 18:52
von Fahrenheit
Hallo Heinz, hallo liebe Forenmitglieder,
ja, das ist auch meine Vermutung: erst die Fraßschäden, dann der Pilz.
Gestern habe ich noch etwas gearbeitet, ein kleiner Schwarm der Larven ruht nun in Euparal und muss noch etwas aushärten. Es war ganz schön frickelig, die Tiere unbeschädigt aus dem umgebenden Pflanzengewebe zu präparieren. Ich hoffe, noch vor dem Osterurlaub bessere Photos einstellen zu können.
Zwei neue Details waren schon erkennbar: ein Zacken- oder Wellenkranz am After sowie je zwei Atemöffnungen oberhalb der Beine.
Schöne Grüße
Fahrenheit
Re: Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig
Verfasst: Do 2. Apr 2009, 09:54
von Fahrenheit
Guten Morgen miteinander!
Nun geht es weiter mit dem fröhlichen Larvenraten
Heute habe ich das soweit ausgehärtete Präparat unter die Linse gelegt und eine Serie Bilder von den hartnäckigen Unbekannten gemacht.
Alle Bilder sind mit Helicon Focus gestackt (2 bis 21 Aufnahmen) und leicht nachgearbeitet. Die Aufnahmen wie immer mit Leica C-Plan Objektiven an Leica DM E und Canon A520 über Periplan Okular.
Die Größe der Larven liegt bei ca. 150 bis 200 µm.
Bild 1: Übersicht Bauchseite, 200x
Bild 2: Übersicht in Seitenlage, 200x. Man beachte die langen Fibrillen, die zu den Mundwerkzeugen gehören.
Bild 3: Nochmal die Bauchlage mit besserem Blick auf die Mundwerkzeuge, 200x
Bild 4: Die Mundwerkzeuge bei 400x, für mich seltsam erscheint die Lage zwischen dem 1. und 2. Beinpaar. Sie scheinen bei beträchtlicher Länge unter Kopf und Torax gefaltet zu sein.
Bild 5: Atemöffnungen(?) oberhalb der Beinansätze und ein roter Augenfleck. 400x.
Bild 6: Die Afteröffnung ist von einem welligen Kranz umgeben. 400x.
Vielleicht ergibt sich ja mit dem neuen Bildmaterial eine Möglichkeit zur Bestimmung. Es würde mich schon sehr interessieren, um welche Art oder wenigstens Familie es sich hier handelt. Alleine schon, um das Präparat ordentlich beschriften zu können.
Schöne Grüße und viel Dank!
Fahrenheit
Re: Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig
Verfasst: Di 14. Apr 2009, 23:49
von Fahrenheit
Guten Abend miteinander!
Leider haben die letzten Bilder nicht für eine Bestimmung gereicht. Im Forum von Insektenfotos.de erhielt ich den Tipp, die befallenen Zweige aufzubewahren um Bilder der weiteren Entwicklungsstufen machen zu können.
Nach meinem Osterurlaub fand sich tatsächlich eine frei bewegliche Larve, die dem unbeweglichen Stadium noch sehr ähnlich sieht sowie - leider nur - die Häutungsreste eines noch weiter entwickelten Tieres.
Hier nun der nächste Satz Bilder, aufgenommen mit dem Stemi - Kameratechnik wie üblich.
Vielleicht klappt es ja diesmal. Die Kopfform des Häutungsrestes erinnert mich nun stark an eine Zikade.
Nun muss ich überlegen, wie ich die Funde weiter präpariere - zumal die Aufnahmen der Dauerpräparate im Durchlichtmikroskop um einiges besser sind. Vielleicht findet sich ja noch ein zweites Exemplar, sodass ich beide Seiten darstellen kann ...
Bild 1: Unterseite der Larve, die Ähnlichkeit mit dem Entwicklungsstadium im Ginster ist unverkennbar. Insbesondere auch bezüglich der seltsamen Mundwerkzeuge. Leider lässt die Schärfe etwas zu wünschen übrig. Vergrößerung 35x zuzüglich Kamera-Zoom. Das Tier ist ca. 1,5 mm lang. Immer noch 6 Beine.
Bild 2: Oberseite des gleichen Tieres. Die roten Augen lassen sich einigermassen erkennen - vielleicht hilft die Rückenzeichnung bei der Bestimmung.
Bild 3: Der Häutungsrest von schräg oben. Länge ca. 3 mm, Vergrößerung wieder 35x. Die Anlage der Mundwerkzeuge wird nun deutlicher und die Facettenaugen waren schon vor der Häutung voll entwickelt. Für mich sieht das wie eine Zikade aus. Immer noch 6 Beine ...
Problematisch: trotz des Fundortes kann ich nicht ausschließen, dass es sich um einen 'Beifang' handelt.
Bild 4: Besonders interessant finde ich die Reihen kreisförmiger Vertiefungen an Kopf und Thorax - auf dem Bild leider etwas unscharf als helle Punkte erkennbar, siehe Markierung. Bei einem schnellen Blick durchs Lichtmikroskop bei 400x habe ich festgestellt, dass sich in der Mitte jeder dieser Vertiefungen ein Kolben auf einem Stielchen befindet. Ob es sich dabei um eine Art Sinnesorgan handelt?
Wer kann anhand der neuen Bilder etwas zu meinen unbekannten Ginsterbewohnern sagen?
Vielen Dank!
Fahrenheit
Re: Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig
Verfasst: Mi 15. Apr 2009, 12:36
von Fahrenheit
Hallo zusammen!
Beim Stöbern im Netz bin ich auf die Zikadenseite der Uni Oldenburg gestoßen. Dort wurde ein Bestimmungsschlüssel für Zikadenlarven erstellt. Eine Vorabversion davon von 2005 ist auf der Site als PDF abrufbar.
Zikadenlarven bei der Uni Oldenburg
Auf Seite 2 des Schlüssels im Abschnitt 3(2) ist von Sinnesgruben im Stirnbereich die Rede. Vom Aufbau her (wenn ich die Hülle präpariert habe, werde ich hoffentlich Bilder zeigen können) kommt das sicher hin und ich bewerte das mal als Bestätigung für meine Vermutung bezüglich der Strukturen am Häutungsrest (Bild 4).
Vom der Fundpflanze her und dem was ich bisher im Netz gesehen habe, lehne ich mich jetzt mal weit aus meinem Laien-Fenster und vermute, dass es sich vielleicht um die Ginsterzikade (Gargara genistae) handeln könnte.
Schöne Grüße
Jörg
Re: Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig
Verfasst: Mo 20. Apr 2009, 23:17
von Fahrenheit
Guten Abend zusammen!
Für alle, die noch immer interessiert sind, hier nun die Bilder von der fertig präparierten Larve. ;D
Leider hat es zu einer genaueren Bestimmung bisher noch nicht gereicht, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Kurz zur Technik: Leica C-Plan 10x und 40x mit Canon A520 über den Herrmannschen Adapter an Leica Periplan 10x.
Bild 1: Die Larve von oben gesehen bei 100-facher Vergrößerung - Gesamtlänge ca. 1,5 mm. Die Strukturen der Beinansätze scheinen leider etwas durch und ein Bein ist beim Auflegen des Deckglases abgebrochen (es liegt einzeln ausserhalb der Aufnahme). Der Objektträger liegt für dieses Bild auf der falschen Seite, da die Larve auf dem Rücken liegend präpariert ist und ich leider keine zweite für ein Doppelpräparat gefunden habe. Stack mit Helicon Focus (39 Aufnahmen).
Bild 2: Dieselbe Larve von unten gesehen, ebenfalls bei 100-facher Vergrößerung. Hier wieder die charakteristischen Mundwerkzeuge, wie sie auch schon bei den jüngeren Tieren aus dem Ginsterästchen erkennbar waren. Hier nun mit dem Deckglas nach oben. Stack mit Helicon Focus (26 Aufnahmen).
Bild 3: Noch mal die Mundwerkzeuge bei 400-facher Vergrößerung. Es hat den Anschein, als ob die bei den jüngeren Larven herausragenden Fibrillen nun 'eingezogen' sind.
Schöne Grüße
Fahrenheit
Re: Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig
Verfasst: Di 21. Apr 2009, 22:44
von Fahrenheit
Guten Abend liebe Zikadenfreunde! <- Hoffentlich muss ich dass nicht noch mal korrigieren! ;D
Nun geht es wohl Schlag auf Schlag. Die Larven haben heute begonnen, sich in den Blattachseln des Ginsters einzunisten.
An den betroffenen Blatttrieben sitzen jeweils mehrere Tiere geschützt durch eine Art Gespinst, das sie selbst ausgeschieden haben. Weiterhin hat sich mit den erfolgten Häutungen die Farbe geändert: die Larven zeigen sich nun in Türkies mit schwarzen Flecken und schönen dunkelroten Augen.
Bei den am weitesten entwickelten Exemplaren sind die vier Flügelanlagen schon deutlich zu erkennen (auf Bild 28 meiner letzten Bildserie sind diese Anlagen auf Höhe des zweiten Beinpaares auch schon zu sehen).
Hier nun die neuen Bilder, zunächst wieder mit dem Stereomikroskop (35-fache Vergrößerung, Canon A520 mit Herrmannschem Adapter und Universalokular).
Bild 30: Makroaufnahme mit Canon S3IS von einer der sich entfaltenden Blattknospen mit Gespinst.
Bild 31: Gespinst unter dem Stemi. Leider ist die Tiefenschärfe nicht optimal.
Bild 32: Die am weitesten entwickelte Larve - die Flügelanlagen sind gut zu erkennen. Länge etwa 2 mm.
Bild 33a,b und c: Drei aufnahmen mit unterschiedlicher Schärfenebene von 3 Larven in AFE. Stacken leider unmöglich, da zuviel Bewegung im Bild (die Tiere sind tot, ich nehme an, die Bewegung entsteht durch das verdunstende Ethanol).
Die Larven liegen nun zur Fixierung in AFE und werden danach in Dauerpräparate überführt. Die Bilder dazu dann in der nächsten Woche.
Schöne Grüße
Fahrenheit
Re: Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig
Verfasst: Mi 22. Apr 2009, 19:09
von Heinz †
Hallo Fahrenheit,
nachdem Du inzwischen so fabelhafte Bilder vorgelegt hast, kann man schon etwas mehr über die systematische Zugehörigkeit der " Ginstertierchen" sagen. Zu den Milben gehören sie jedenfalls nicht, vielmehr gehören sie zu den "Schnabelkerfen", charakterisiert durch das Vorhandensein stechend saugender Mundwerkzeuge. In der deutschen Terminologie werden sie als "Blattflöhe" ( Familie der Psyllidae) bezeichnet - nicht mit den echten Flöhen zu verwechseln! Sie leben von Pflanzensäften und werden daher allgemein auch als Pflanzensauger bezeichnet. Ihr Körperbau erinnert an die Zikaden, mit denen sie allerdings nur weitläufig verwandt sind. Unter den zahlreichen wirtsspezifischen Arten gibt es tatsächlich einen Ginster-Blattfloh (Psylla genistae). Da es aber auf Ginster, Sarothamnus und Ulex zahlreiche andere, ähnliche Arten gibt, ist eine sichere Ansprache Deines Tierchens hier kaum möglich. Wenn man den mühsamen Weg der genauen Bestimmung zu Ende gehen möchte, kommt man an einer Einsendung an Spezialisten wahrscheinlich nicht vorbei (z. B. Deutsches Entomologisches Institut, Postfach 100 238, 16202 Eberswalde). Ansonsten wäre ich selbst mit dem allerdings wenig wissenschaftlichen Namen "Ginster-Blattfloh" zufrieden.
Übrigens beobachte ich ein ähnliches Tier, den Buchsbaum-Blattfloh (Psylla buxi) schon seit vielen Jahren an meiner Buchsbaumhecke. Dieses Tierchen ist malachitgrün und fällt im Frühjahr durch eine Menge weißer Wachswolle auf. Der Schaden ist kaum nenneswert.
Gruß aus Wolfenbüttel, Heinz
Re: Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig
Verfasst: Mi 22. Apr 2009, 21:48
von Fahrenheit
Hallo Heinz,
herzlichen Dank! Ja, damit bin ich sehr zufrieden

.
Ich habe mal ein Wenig nach der Familie Psillidae gegoogled und einige interessante Seiten gefunden:
psyllids.org
Psylloidea bei Wikipedia
Besondes das Schema unter PSYLLID MORPHOLOGY bei psyllids.org zeigt typisch meine größte Nymphe (Bild 32).
Ich bin jetzt mal gespannt, wie die Imagos aussehen. Die Bilder folgen, sobald ich welche erwische.
Nochmals danke und schöne Grüße
Fahrenheit