Hallo Fredy,
Fredy hat geschrieben:
Eine Aufnahme von Geotropismus bei Fomitopsis pinicola kann ich auch beisteuern! Es handelt sich um ein schönes, älteres Exemplar, das ich im letzen Winter fotografiert habe:
Forum_2010.01.02 Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola - geotrop.jpg
Mein eigentliches Anliegen betrifft jedoch diese Aussage von Gerd:
(a) Bei z.B. mehrjährigen „Phellinus“ (Feuerschwamm)- oder Ganoderma (Lackporling)-Arten“ wurde eine geotrope „Anpassung“ noch nicht beobachtet.
- Ich habe hier nur meine Literatur ("Kreisel (1983): Bildungsabweichungen an Fruchtkörpern (Teratologie); in Handbuch der Pilzfreunde Band 2" zitiert.
---> Und, diese Beobachtung bezog sich, habe darauf evtl. nicht klar genug hingewiesen, nur auf die Regeneration (das Weiterwachsen) eines Fruchtkörpers nach Lageänderung des Substrats.
- Sepp (Boletus1) hat diese Umorientierung eines Fruchtkörpers von
"Fomitopsis pinicola" (Rotrandiger Baumschwamm) sehr eindrucksvoll gezeigt und wir haben auch bereits mehrfach ein gleiches Verhalten beim "Zunderschwamm" (Fores fomentarius) vorgestellt.
- Hier nochmals dein Bild von "Fomitopsis pinicola" (Rotrandiger Baumschwamm):
download/file.php?id=6116
---> Hier muss man genauer hinschauen, um dieses Bild zu bewerten. Man wird dann feststellen, dass der "ältere" Fruchtkörper (links) nach Lageveränderung des Substrats sein Wachstum verm. eingestellt hat und dann in seiner Nähe ein "neuer", isolierter Fruchtkörper entwickelt hat, der jetzt bei der Aufnahme des Bilder auch bereits mehrere Vegetationsperioden (*) hinter sich hat.
(*) Der erste Eindruck täuscht m.E. deshalb nur eine Regeneration/ein Weiterwachsen des "älteren" Fruchtkörpers vor. Und ich versuche das einmal zu begründen:
- Bei einer Lageänderung versucht sich die Fruchtschicht bei einem Weiterwachsen des Fruchtkörpers erneut "geotrop" (sieht man schön bei "Sepp") auszurichten.
---> Bei deinem Bild sieht man aber bei einem Vergleich der Fruchtschichten beider Fruchtkörper doch recht deutlich, dass der "jüngere" nicht durch weiterwachsen der Fruchtschicht aus dem "älteren" entstanden sein kann. Übrigens, schau genau hin: Da kannst du unterhalb des "rechten Fruchtkörpers noch den Rand eines weiteren entdecken.
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Fredy hat geschrieben:
Hierzu zwei Fragen:
1. Wie darf man sich das vorstellen:
Wachsen denn mehrjähige Phellinus- oder Ganoderma-Arten am umgestürzten Substrat einfach parallel zur Erdoberfläche weiter (Unterseite im rechten Winkel zur Erdoberfläche ausgerichtet oder sterben sie nach dem Fall (Tod) des Baumes sogar ab oder fangen sie je nach Art überhaupt erst am liegenden Substrat an zu wachsen (Ganoderma?)?
(1) Es ist bekannt, dass sich "vitale" Bäume recht gut und wirkungsvoll gegen "Pilzinfektionen" abschotten/schützen können und die Fruktifikation erst bei starker Schädigung oder nach dem Fällen einsetzt.
(2) Mir scheint es nur konsequent zu sei, dass Ganoderma- und Phellinus-Arten bei einer Lageänderung die Weiterentwicklung einstellen und einfach neue Fruchtkörper bilden, sofern das Substrat noch nicht ausgelaugt ist.
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Fredy hat geschrieben:
Anmerkung: Ich gehe aus eigener Anschauung davon aus, dass Pilze wie der Eichen-Feuerschwamm (Ph. robustus) auch an totem, positionsveränderten Substrat zumindest für eine längere Zeit noch nachwachsen, obwohl gerade dieser laut meiner Literatur am liebsten auf (noch) lebendem (also in aller Regel noch stehendem Substrat) wachsen soll.
--> Hier kommt wahrscheinlich auch noch ein Punkt mit ins Spiel, der Fragen aufwirft wie "ab wann ist ein Substrat überhaupt als "tot" zu bezeichnen" etc...
"Phellinus robustus" ist ein Schwächeparasit, der meist über Astbruch, Astgabelungen den Baum infiziert und im "Splintholz eine "Weißfäule erzeugt. Selbstverständlich wächst er nach Fällen des Baumes noch (oft jahrzehntelang!) weiter. Er ist schließlich kein "obligater" Parasit, der mit dem Tod des Wirtes auch stirbt.
Tot ist der Baum m.E., wenn (a) die Nährstoffversorgung vollständig unterbrochen wurde und (b) die Abwehrreaktion völlständig zusammengebrochen ist.
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Fredy hat geschrieben:2. Was hält Du (
Gerd) von diesem großen Exemplar eines Eichen-Feuerschwammes (Höhe ca. 40 cm am liegenden Substrat) unter Berücksichtigung Deiner obigen Aussage:
Forum_2010.02.27 Eichen-Feuerschwamm (Phellinus robustus) - Détail.jpg
Ich habe zwar damals diesen Feuerschwamm nicht speziell unter dem Aspekt des Geotropismus fotografiert und somit mein jetziges Anliegen nicht besonders exakt herausgearbeitet, aber ich persönlich würde doch sagen, dass dieses "Gewurschtel" nicht entstanden wäre, wenn der Pilz am stehenden Substrat weitergewachsen wäre. Ich vermeine auch einen deutlichen Willen des Pilzes zu erkennen, neue Fruchtschichten parallel zum Erdboden hin auszurichten.
Entspringt dieser Eindruck lediglich dem Lesen dieses Beitrages oder würdest Du mir irgendwo Recht geben wollen?
- Ja, sieht so aus, als ob der Fruchtkörper sich noch nicht auf eine wirklich geotrope Lage der Fruchtschicht eingeschossen hat und noch etwas verwirrt/orientierungslos ist.
---> Aber, das würde m.E. dann die Aussage von "Kreisel" stützen, dass Phellinus-Arten ein Problem haben, sich schnell und flexibel an eine Änderung der Substratlage anzupassen.
Grüße
Gerd