Re: Scheidenstreifling, doch welcher?
Verfasst: Mo 15. Jun 2009, 12:29
Hallo Gerd und alle anderen Scheidenstreiflingsliebhaber,
in der Hoffnung, nicht als Spielverderber dazustehen, möchte ich ein paar Anmelrungen machen. So einfach ist es nämich nicht bei Scheidenstreiflingen, es sind sehr viele neue Aten dazugekommen, und TULLOSS ackert weltweit und hat ein ziemlich anderen Bestimmungsansatz als gängige Literatur. Zum Besispiel wird sehr viel wert auf den Aufbau der Lamellentrama gelegt, in erster Linie wie die Hyphen unterhalb der Basidien aussehen. Für den Komplex Amanita crocea-fulva-romagnesiana gibt es einen Schlüssel auf seiner homepage als pdf zum herunterladen: http://pluto.njcc.com/~ret/amanita/key.dir/crocekey.pdf
Amanita romagnesiana (aus der fulva-Gruppe) ---> Stiel wie fulva
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A. romagnesiana in Laub- und Nadelwäldern inkl. Fichte
A. subnudipes unter Buche, Birke und Fichte
A. fulva unter Buche, Birke, Eiche, Fichte und Kiefer. Vermutlich noch um Abies zu ergänzen.
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TULLOSS trennt den stirps romagnesiana vom stirps fulva unter anderem durch die Länge der Hutriefung ab:
fulva: >0.2R (also mehr als ein Fünftel des Hutradius)
romagnesiana: < 0.2R
möglicherweise sind Deine Überschneidungen dadurch bedingt, dass Du sowohl fulva als auch romagnesiana in deinem Gebiet hast.
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A. crocea habe ich selbst schon als ausgereiftes, glachhütiges Exemplar noch fast weiß gefunden, mit nur leicht pfirsichfarbenem Schein. War allerdings ein Exemplar aus dem Fichtenjungwuchs und hatte vermutlich kaum mal Licht abbekommen. Auf dem Ausstellungstisch in Hornberg nahm es im Laufe der nächsten Stunde etwas Farbe an, aber längst nicht so wie normale croceas.
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Die Phenol-Reaktion soll in der Tat konstant verschieden sein zwischen A. fulva und A. crocea, doch für A. romagnesiana und A. subnudipes liegen keine Angaben vor.
Mit Guajak sollten alle Arten eine entsprechende Reaktion zeigen, wobei die Zeitdauer von 2 Minuten als "Guajak negativ" gewertet werden muss. Die Reaktion mit Guajak ist IMMER blaugrün, nur dauerts manchmal halt recht lange ... Positiv ist eine Reaktion dann, wenn sie innerhalb weniger Sekunden eintritt, sagen wir mal bis 20 oder höchstens 30 Sekunden.
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beste Grüße,
Andreas
in der Hoffnung, nicht als Spielverderber dazustehen, möchte ich ein paar Anmelrungen machen. So einfach ist es nämich nicht bei Scheidenstreiflingen, es sind sehr viele neue Aten dazugekommen, und TULLOSS ackert weltweit und hat ein ziemlich anderen Bestimmungsansatz als gängige Literatur. Zum Besispiel wird sehr viel wert auf den Aufbau der Lamellentrama gelegt, in erster Linie wie die Hyphen unterhalb der Basidien aussehen. Für den Komplex Amanita crocea-fulva-romagnesiana gibt es einen Schlüssel auf seiner homepage als pdf zum herunterladen: http://pluto.njcc.com/~ret/amanita/key.dir/crocekey.pdf
Amanita subnudipes (aus der crocea-Gruppe) ---> Stiel wie fulva(1) Stiel:
- Amanita crocea (Orangegelber Scheidenstreifling) ---> der +- gesamte stiel ist auffällig flockig schuppig bis (insbesondere im Alter) gebändert genattert !!!
- Amanita fulva (Rotbrauner Scheidenstreifling) ---> nicht oder nur undeutlich eher flaumig, faserschuppig, evtl. in der unteren Stielhälfte auch schwach gebändert
Amanita romagnesiana (aus der fulva-Gruppe) ---> Stiel wie fulva
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A. crocea kenne ich persönlich aus reinem Fichtenforst (Hornberg, an der Straße zur "Schönen Aussicht"). Wird auch von TULLOSS erwähnt, zudem noch Funde unter Alnus, Carpinus, Corylus, Fraxinus, Populus und Quercus.(2) Habitat, Ökologie:
- A. crocea ---> in Laub-, seltener Nadel-/Laubmischwäldern, auch an Wegrändern im Gras, meist bei Betula (Birke) oder Fagus (Buche), vorwiegend auf Silikatböden (sauer), +- wärmeliebend
- A. fulva ---> Laub- und Nadelwald auf stark sauren Böden, in heideartigen Randzonen von Mooren bei Vaccinium (z.B Heidel-, Preiselbeere) und Calluna (Heidekraut)
---> So steht es in der Literatur. Aber das darf man bei A.fulva nicht ganz so eng sehen. Diese Art wächst bei mir über „Jurakalk“ auf Lösslehm in „stinknormalen“ Nachfolge-Fichtenforsten (kein Laubholz im Umkreis von ca. 50m), die nur oberflächlich (nicht extrem stark) versauert und keineswegs „anmoorig“ oder „heideartig“ sind.
---> A. crocea (nur wenige Funde im Ulmer Raum nachgewiesen) bildet m.W. Mykorrhiza mit Laubbäumen (bevorzugt Birke und Buche) und sollte in reinen Nadelwäldern nicht vorkommen.
A. romagnesiana in Laub- und Nadelwäldern inkl. Fichte
A. subnudipes unter Buche, Birke und Fichte
A. fulva unter Buche, Birke, Eiche, Fichte und Kiefer. Vermutlich noch um Abies zu ergänzen.
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(3) Hutriefung:
- A. crocea ---> mit langer (bis 1/3 des Hutes), feiner Riefung
- A. fulva ---> stark, kammartig (und kürzer) gerieft
---> Insbesondere bei jungen und mittleren Fruchtkörper betrachte ich dies als rel. gutes Trennmerkmal. Bei älteren Fruchtkörpern gibt es insbesondere bei A. crocea durchaus Fruchtkörper, bei denen die Riefung auffällig kräftig sein kann. Und auch bei der Länge der Riefung gibt es nicht sicher zuordenbare Überschneidungen.
TULLOSS trennt den stirps romagnesiana vom stirps fulva unter anderem durch die Länge der Hutriefung ab:
fulva: >0.2R (also mehr als ein Fünftel des Hutradius)
romagnesiana: < 0.2R
möglicherweise sind Deine Überschneidungen dadurch bedingt, dass Du sowohl fulva als auch romagnesiana in deinem Gebiet hast.
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mit der Farbüberschneidung ist das so ne Sache. Vielleicht sind auch andere Arten involviert. A. romagnesiana hies nicht umsonst erst mal A. crocea var. aurantiofulva, was folglich auf eine fulva-farbene crocea hindeutet.(4) Hutfarbe
Leider ist die Hutfarbe m.E. kein so sicheres Trennmerkmal, wie die Literatur suggeriert (vergl. z.B. die Abb./Beschreibungen im Laux)
Mein Rat: Dieses Merkmal sollte man nicht überbewerten, auch wenn die Literaturangaben bei sehr typischen Fruchtkörpern zutreffen.
---> Bei beiden Arten kann der Hut , wenn er die Gesamthülle durchstößt fast weiß sein. Die endgültige Färbung erwickelt sich dann erst durch "Luft-/Lichtzufuhr!?“
---> Und insbesondere im Alter können sich die Farben überschneiden. Ich erinnere mich da an einige kontroverse Diskussionen an unserem „monatlichem Stammtisch“, bei dem ein Bestimmungsversuch über die Hutfarbe „in die Hose ging“.
A. crocea habe ich selbst schon als ausgereiftes, glachhütiges Exemplar noch fast weiß gefunden, mit nur leicht pfirsichfarbenem Schein. War allerdings ein Exemplar aus dem Fichtenjungwuchs und hatte vermutlich kaum mal Licht abbekommen. Auf dem Ausstellungstisch in Hornberg nahm es im Laufe der nächsten Stunde etwas Farbe an, aber längst nicht so wie normale croceas.
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ganz meiner Meinung, aber es kommen auch die anderen beiden Arten ins Spiel die es bei uns gibt.(5) Sonstige Merkmale (A.crocea vs. A. fulva)
- Volva etwas abstehend vs. am Stiel anliegend
- Stiel kräftiger vs. schlanker
- Volva-/Stielfarben etc.
---> Diese Merkmale können sich nach meiner Beobachtung bei beiden Arten überlappen.
- Übrigens, auch die Volvastruktur ist identisch: Beide Arten haben keine oder nur wenige Sphaerozysten (kugelige Zellen)
Hier habe ich eine andere Meinung. Der Länge-Breite-Koeffizient ist auch in dieser Gruppe ein sehr wichtiges Merkmal. Die Schwierigkeit liegt darin, bei diesen fast runden Sporen auch genügend zu finden, die definitiv flach auf der Seite liegen. Denn die Unterschiede im Q-Wert sind gering. Sie sind aber - richtige Messung und 20 Sporen vorausgesetzt - meiner Erfahrung nach tatsächlich in diesem kleinen Wertebereich dennoch konstant und ein gutes Merkmal.(6) Mikroskopische Merkmale
- Die Sporen beider Arten sind +-gleich bezüglich Größe, L/D-Verhältnis, Volumen, Farbe, Oberflächenstruktur und sind inamyloid.
(7) Farbreaktion auf Chemikalien
- Endlich Merkmale, mit denen man im Zweifelsfall beide Arten sicher trennen kann:
---> Nach Literatur (A. Meixner (1975): Chemische Farbreaktionen von Pilzen, J. Cramer-Verlag) zeigen beide Arten unterschiedliche Farbreaktionen:
A. crocea: ---> Stielfleisch mit Phenol dunkel weinrot
A. fulva:---> Stielfleisch mit Phenol schokoladenbraun
A. fulva ---> Huthaut, Volva mit Phenolanilin sofort weinrosa, dann braun; Hauthaut
A. fulva ---> Volva mit Guajac-Tinktur nach 2 Minuten blau; in anderer Literatur wird „blau-grün“ angegeben.
Die Phenol-Reaktion soll in der Tat konstant verschieden sein zwischen A. fulva und A. crocea, doch für A. romagnesiana und A. subnudipes liegen keine Angaben vor.
Mit Guajak sollten alle Arten eine entsprechende Reaktion zeigen, wobei die Zeitdauer von 2 Minuten als "Guajak negativ" gewertet werden muss. Die Reaktion mit Guajak ist IMMER blaugrün, nur dauerts manchmal halt recht lange ... Positiv ist eine Reaktion dann, wenn sie innerhalb weniger Sekunden eintritt, sagen wir mal bis 20 oder höchstens 30 Sekunden.
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Meiner Meinung nach eher nicht, sofern man die anderen Arten außer crocea und fulva auch anerkennt.Zwischenbilanz:
Frage: Kann man beide Arten im Feld (auch ohne Chemikalien) immer sicher trennen?
beste Grüße,
Andreas