Re: Pilz auf verletzter Eiche
Verfasst: Mo 2. Nov 2009, 03:27
Hallo Kurt,
(1) Holz wird grob gesagt in 3 Stufen (Initialphase, Optimalphase und Finalphase) abgebaut und in jeder dieser "nicht scharf trennbaren" Phasen kann man eine von der Holzart und dem Vermorschungsgrad abhängige "sich ändernde, typische Pilzflora" (Sukzession von Pilzarten) beobachten.
---> Anders ausgedrückt:
- Mit zunehmender Holzzersetzung übernehmen neue Pilzarten den weiteren Abbau und verdrängen die Arten der davorliegenden Zersetzungsphase. Der Grund dürfte klar sein: Die "neuen Pilzarten" sind konkurrenzstärker und besser an den aktuellen Zersetzungsgrad angepasst, der zusätzlich den vorherigen Pilzarten evtl. nicht mehr genügend Nahrung bietet.
(2) Eine typische Sukzession an Buche zeige ich (ein Griff in mein Folienfundus) nachfolgend:
- Bei der Bewertung dieser Folie sollte man aus mehreren Gründen etwas vorsichtig sein:
(a) Insbesondere der Übergang zwischen Optimalphase und Finalphase ist m.E. extrem fließend:
---> "Hypholoma spec." wird hier der Finalphase zugeordnet. Auf extrem morschem Holz (späte Finalphase) habe ich diese Arten noch nie beobachtet, sondern eher bereits auf Holz mit noch rel. geringem Zersetzungsgrad.
---> Übrigens bestätigt RUNGE [1] (da wird auch auf H. lateritium an Quercus (Eiche) eingegangen) meine Beobachtung, das Hypholoma-Arten m.E. bereits in der Optimalphase das Holz besiedeln.
(b) Ein Baumstumpf z.B. wird nicht gleichmäßig abgebaut:
---> Man kann oft bereits stark morsches "Kernholz" und gleichzeitig noch kaum "vermorschtes" Splintholz und eine kaum geschädigte Rinde beobachten.
----------------
Und jetzt zu deiner Beobachtung:
- Ich kann da als reiner "Pilz-Amateur" nur spekulieren und biete dir eine aus meiner Sicht plausible Erklärung:
(a) Das stark vermorschte Holz bietet deiner "H. lateritium" nicht mehr genug Nahrung oder wurde dort von Konkurrenzmyzel verdrängt.
(b) Das Myzel durchwächst jetzt die noch nicht so stark zersetzten Holzanteile (evtl. nur Splintholz, das m.E. auch nicht mehr "vital" ist) und bildet dann zwangsläufig genau dort seine Primordien/Fruchtkörper.
Literatur:
[1] A. Runge (1975): Pilzsukzession auf Laubholzstümpfen; Zeitschr. f. Pilzkunde 41:3 1 - 38
Grüße
Gerd
Eine interessante Frage, zu der ich zuerst eine Vorbemerkung bringe:kurtjegle hat geschrieben: Der Stamm hat nur noch auf ca. 40% des Umfangs vitales Gewebe. Und nur dort erscheinen die Pilze. warum nicht auch auf der Seite mit dem toten Gewebe?
(1) Holz wird grob gesagt in 3 Stufen (Initialphase, Optimalphase und Finalphase) abgebaut und in jeder dieser "nicht scharf trennbaren" Phasen kann man eine von der Holzart und dem Vermorschungsgrad abhängige "sich ändernde, typische Pilzflora" (Sukzession von Pilzarten) beobachten.
---> Anders ausgedrückt:
- Mit zunehmender Holzzersetzung übernehmen neue Pilzarten den weiteren Abbau und verdrängen die Arten der davorliegenden Zersetzungsphase. Der Grund dürfte klar sein: Die "neuen Pilzarten" sind konkurrenzstärker und besser an den aktuellen Zersetzungsgrad angepasst, der zusätzlich den vorherigen Pilzarten evtl. nicht mehr genügend Nahrung bietet.
(2) Eine typische Sukzession an Buche zeige ich (ein Griff in mein Folienfundus) nachfolgend:
- Bei der Bewertung dieser Folie sollte man aus mehreren Gründen etwas vorsichtig sein:
(a) Insbesondere der Übergang zwischen Optimalphase und Finalphase ist m.E. extrem fließend:
---> "Hypholoma spec." wird hier der Finalphase zugeordnet. Auf extrem morschem Holz (späte Finalphase) habe ich diese Arten noch nie beobachtet, sondern eher bereits auf Holz mit noch rel. geringem Zersetzungsgrad.
---> Übrigens bestätigt RUNGE [1] (da wird auch auf H. lateritium an Quercus (Eiche) eingegangen) meine Beobachtung, das Hypholoma-Arten m.E. bereits in der Optimalphase das Holz besiedeln.
(b) Ein Baumstumpf z.B. wird nicht gleichmäßig abgebaut:
---> Man kann oft bereits stark morsches "Kernholz" und gleichzeitig noch kaum "vermorschtes" Splintholz und eine kaum geschädigte Rinde beobachten.
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Und jetzt zu deiner Beobachtung:
- Ich kann da als reiner "Pilz-Amateur" nur spekulieren und biete dir eine aus meiner Sicht plausible Erklärung:
(a) Das stark vermorschte Holz bietet deiner "H. lateritium" nicht mehr genug Nahrung oder wurde dort von Konkurrenzmyzel verdrängt.
(b) Das Myzel durchwächst jetzt die noch nicht so stark zersetzten Holzanteile (evtl. nur Splintholz, das m.E. auch nicht mehr "vital" ist) und bildet dann zwangsläufig genau dort seine Primordien/Fruchtkörper.
Literatur:
[1] A. Runge (1975): Pilzsukzession auf Laubholzstümpfen; Zeitschr. f. Pilzkunde 41:3 1 - 38
Grüße
Gerd