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Giftiges von der Wiese
Verfasst: Sa 5. Nov 2005, 15:35
von Harry
Hallo Pilzfreunde,
wenn man im Zusammenhang mit Pilzen von Anisduft redet kommen einem gleich die essbaren Vertreter der Anischampignons in den Sinn. Das ein feiner Anisduft nicht gleich mit Essbarkeit gleichgestellt werden darf verdeutlichen uns einige Arten aus der Gattung der Trichterlinge.
Hier gibt es zum einen den als essbar bezeichneten Grünen Anistrichterling zum andern einige Arten aus der Sektion der Fragrantes, die als sehr stark giftig zu bezeichen sind. Diese " weißen Anistrichterlinge " sind untereinander makroskopisch recht schwierig auseinanderzuhalten und wohl bisher auch noch nicht genügend geklärt.
Die im Bild zu sehenden Pilze bezeiche ich als Clitocybe fragrans. Sie sind im Moment auf einer von einigen Kiefern bestandenen Wiese sehr stark vertreten. Die Frischpilzmenge die eine tödliche Vergiftung hervorrufen kann, wäre hier rasch erreicht.
Clitocybe fragrans - Dufttrichterling
In erster Linie sind hier größere Mengen an Muskarin für die Vergiftungen verantwortlich. Nach einer Latenzzeit von 1/4 bis 4 Stunden kommt es zu Schweißausbrüchen, Tränenfluß, vermehrter Speichelfluß, Verengung der Pupillen und zum Teil starkem Zittern. Durchfälle, Erbrechen, Magen-Darm Kolliken, verlangsamte Herztätigkeit, Schockzustände, Atemnot und Krämpfe der Bronchien sind weitere Symtome einer schweren Muscarinvergiftung. Unbehandelt führt diese Vergiftung zum Tod durch Lungenödem und Kreislaufversagen. 2% der tödlichen Pilzvergiftungen gehen auf das Konto von Muscarin.
Vertreter der Fragrantes kommen gerne in Laub und Nadelwäldern vor. Auch ausserhalb von Wälden sind sie in parkähnlichen Arealen unter einzeln stehenden Laub und Nadelbäumen anzutreffen.
Gruß
Harry
Re: Giftiges von der Wiese
Verfasst: Sa 5. Nov 2005, 17:57
von Gerd †
Hallo Harry,
Hier gibt es zum einen den als essbar bezeichneten Grünen Anistrichterling
-
Richtig:
---> Clitocybe odora (Grüner Anistrichterling) wird als essbar bezeichnet.
-
Aber:
---> Schon geringe Mengen (Der Anis-Geruch bleibt beim Kochen erhalten bzw. verstärkt sich m.E. noch) in einem Mischgericht verderben das ganze Essen.
Schönes Wochenende
Gerd
Re: Giftiges von der Wiese
Verfasst: Sa 5. Nov 2005, 18:25
von AK_CCM
Hallo Gerd,
Danke für die Warnung. Nach meinem Hexeneiexperiment im Sommer muss ich nicht mehr alles probieren...
Gruß, Andreas
Re: Giftiges von der Wiese
Verfasst: Sa 5. Nov 2005, 21:05
von Gerd †
Hallo Andreas,
Danke für die Warnung.
- Gern geschehen. Für mich jedenfalls gilt bezüglich Clitocybe odora (Grüner Anistrichterling):
Einmal (war vor 30 Jahren) und nie wieder !!!
--->
Doch das muss (die Art ist ja essbar) jeder für sich selbst entscheiden.
- Man kann sich aber leicht vorstellen, wie das Essen bereits bei kleinen Mengen in einem größeren Mischgericht riecht.
---> Denn, sogar einzelne Fruchtkörper riecht man im Wald bereits aus beachtlichen Entfernungen. Dagegen (was die Entfernung angeht) ist der Geruch der Stinkmorchel ein Waisenknabe.
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Nach meinem Hexeneiexperiment im Sommer muss ich nicht mehr alles probieren...
-

Probieren geht über Studieren.
Frage:
Wo lag hier Dein Problem ?
- Das Innere des Hexeneis riecht und schmeckt (habe ich nur roh getestet) nach Rettich, also nicht unangenehm !
---> Das eigentliche Problem besteht darin, die äußere glebrige Masse zu entfernen.
Grüße
Gerd
Re: Giftiges von der Wiese
Verfasst: Mo 7. Nov 2005, 14:16
von AK_CCM
Hallo Gerd,
grundsätzlich probiere ich erst einmal Pilze, bevor ich sie verurteile, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Dass der komprimierte Fruchtkörper eines Stinkmorchel-Hexeneis nach Rettich schmecken soll, hat mir die Birgit auch schon erzählt. Rohe Hexeneier riechen tatsächlich nach Rettich, das habe ich schon festgestellt.
Wahrscheinlich werde ich irgendwann doch noch von meiner eigenen Neugier soweit getrieben, dass ich einen entsprechenden Versuch unternehme - aber für heuer reichen die Hexeneier á la Bratkartoffel:
Zuerst habe ich sie gehäutet, die Haut ist an der Oberseite mit dem "komprimierten Furchtkörper" verwachsen und muss dort mit dem Messer abgeschnitten werden. Dann habe ich sie mitsamt dem Glibber in 0,5-cm-dicke Scheiben geschnitten.
Anschließend gabe ich etwas geschmacksneutrales Öl und ein paar Butterflocken für den Geschmack in eine Pfanne und habe die Scheiben in die Pfanne gegeben. Anschließend das Ganze noch gepfeffert und gesalzen.
Nach etwa 10 - 15 Minuten habe ich das Ganze aus der Pfanne genommen. Sogar jetzt gab es noch glibberige Glibberreste an den Scheiben. Das meiste war jedoch zu einer Kruste geworden. Der Geschmack war rettich-ähnlich, wenn ich meine ganze Fantasie benutze.
Zwar lösten die gebratenen Hexeneier bei mir keinen Brechreiz aus, aber gut schmeckt für mich was anderes!
Als Fotomotiv sind sie dagegen bestens geeignet - auch wenn's gescheit stinkt:
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypic ... ay/3504189
Gruß, Andreas
Ähhh, dumme Frage ....
Verfasst: Di 8. Nov 2005, 00:05
von Der Juergen
Andreas, hast Du die Gleba (dunkelgrüne Sporenmasse) mitgebraten und gegessen? Ich habe Hexeneier noch nie gegessen - aber ich las irgendwo, dass man nur das Innere, quasi den embryonalen, jungen Pilz (ohne Gleba) essen sollte. Wie hat denn Dein "Experiment" denn so gemundet?
Grüßle
Juergen
Re: Ähhh, dumme Frage ....
Verfasst: Di 8. Nov 2005, 08:26
von AK_CCM
Hallo Juergen,
Der Juergen,08.11.2005, 00:05 hat geschrieben:hast Du die Gleba (dunkelgrüne Sporenmasse) mitgebraten und gegessen? Ich habe Hexeneier noch nie gegessen - aber ich las irgendwo, dass man nur das Innere, quasi den embryonalen, jungen Pilz (ohne Gleba) essen sollte.
Wie auf meinen Bildern ersichtlich, habe ich die feste Gleba drangelassen. Bevor ich mich aber an die Hexeneier heranwagte, habe ich mich natürlich erst einmal
im pilzepilze.de-Forum über mögliche Zubereitungsarten informiert. Die Gleba wegzuschneiden wäre dann derart aufwändig, dass es sich nicht rentieren würde, Hexeneier zu essen.
Wie hat denn Dein "Experiment" denn so gemundet?
Mir hat's nicht geschmeckt. Ich musste mich zwar nicht übergeben, aber wie schon geschrieben: Gut schmeckt für mich was anderes! Nachdem ich 3 Scheiben probiert hatte, habe ich den Rest in die Tonne entsorgt. Damit haben sich gebratene Hexeneier für mich erledigt.
Vielleicht versuche ich sie nächstes Jahr noch einmal roh. Denn ich bin großer Rettich-Fan, vielleicht schmeckt das ja besser. Zumindest habe ich es dann versucht. Unterm Strich lässt sich festhalten, dass es sicher bessere Pilze für die Pfanne gibt!
Gruß, Andreas
Re: Giftiges von der Wiese
Verfasst: Di 8. Nov 2005, 11:09
von Anonymous
Hallo Andreas,
also diese Hexeneier hätte ich wohl auch nicht gegessen!
Die waren ja schon fast reif
Gruß Hans
Re: Re: Giftiges von der Wiese
Verfasst: Mi 9. Nov 2005, 12:03
von AK_CCM
Hallo Hans,
[quote=Hans,08.11.2005, 11:09]Die waren ja schon fast reif[/quote]
auch die Bilder im pilzepilze.de-Forum sahen so aus, die Gleba war auch bei meinen Exemplaren noch fest. Wie sehen denn die "unreifen" Hexeneier Deiner Meinung nach aus?
Bild 1: So sah eines meiner Hexeneier im Querschnitt aus
Bild 2: Hexeneier mit aufgerissenem Scheitel sind offensichtlich zu alt
Gruß, Andreas