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Ein variables Haarbecherchen...

Verfasst: Mi 17. Mai 2006, 23:14
von Kazuya
hallo,

hier präsentiere ich nun auch mal meinen ersten Beitrag in diesem Forum, und ich fange mal mit diesem kleinen Discomyceten aus der Gruppe der Schlauchpilze an:



Es handelt sich um das Haarbecherchen Belonidium mollissimum, welches etwa bis 2 mm breite Fruchtkörper bildet und gelbliche bis rotbräunliche Randhaare aufweist. Die Fruchtschicht (=Hymenium) kann mal weißlich, mal dunkelgrau sein. Die Variabilität ist lichtabhängig: kommt wenig Licht an die Fk. heran, so sind die Haare hellgelb und die Fruchtschicht meistens dunkelgrau. Kommt dagegen sehr viel Licht an die Fk., so sind die Haare dunkelrötlich und die Fruchtschicht weiß (siehe dazu auch den Beitrag im pilzepilze-forum: "Ein Haarbecherchen wechselt die Haarfarbe").











Hier sind sämtliche Varianten abgebildet, es ist aber alles die gleiche Art.

Des Weiteren konnte ich beobachten, dass die Art (das hauptsächliche Substrat war Epilobium) an sämtlichen umliegenden, abgestorbenen Kräuterstängeln erschien, egal von welchen Kräutern. Manche waren auch im Boden vergraben und trotzdem waren sie von Fk. besetzt.

Beste Grüße,
Kazuya

Re: Ein variables Haarbecherchen...

Verfasst: Mi 17. Mai 2006, 23:52
von Harry
Hallo Kazuya,

schöner Beitrag von einem schönen Pilzchen.

man könnte vielleicht noch anmerken, dass das schwefelgelbe Haarbecherchen ( Dasycyphus sulfureus ) sehr ähnlich sein kann. Da es auch noch das selbe Substrat besiedelt, ist zur sicheren Abgrenzung ein Blick durch das Mikroskop eigentlich unerlässlich.

Die von dir vorgestellte Art hat ja deutlich kleinere Sporen.

Gruß
Harry

Re: Ein variables Haarbecherchen...

Verfasst: Do 18. Mai 2006, 00:37
von Kazuya
hallo,

nach etwas Erfahrung kann man Belonidium sulfureum (syn: Dasyscyphus sulfureus) durchaus auch ohne Mikro abgrenzen. Deutliche Unterschiede bestehen in der Haarfarbe. B. mollissimum hat so gut wie nie schwefelgelbe Haare, sondern irgendwie immer gelblich, hellgelb, dunkelgelb, gelbbräunlich, rotbräunlich, während B. sulfureum richtig schön schwefelgelbe Haare mit meistens grauer Fruchtschicht hat. Letztere kommt zudem im Herbst vor, während B. mollissimum im Frühling erscheint.

Diese Abgrenzung erfordert schon eine etwas tiefer greifende Erfahrung, d.h. beide Arten sollte man mehrfach gefunden haben, dann kann man durchaus auch ohne Mikro auskommen ;)

edit: dieser Fund hier ist NICHT mikroskopiert worden.

Gruß,
Kazuya

Re: Re: Ein variables Haarbecherchen...

Verfasst: Do 18. Mai 2006, 08:12
von Harry
Hallo Kazuya,


[quote=Kazuya,18.05.2006, 00:37]

nach etwas Erfahrung kann man Belonidium sulfureum (syn: Dasyscyphus sulfureus) durchaus auch ohne Mikro abgrenzen. Deutliche Unterschiede bestehen in der Haarfarbe. B. mollissimum hat so gut wie nie schwefelgelbe Haare, sondern irgendwie immer gelblich, hellgelb, dunkelgelb.
[/quote]

So gut wie nie schließt meines Erachten nicht aus, dass er nicht auch mal schwefelgelbe Haare haben kann. Und ausserdem, wer kann schon die verschiedenen Gelbtöne richtig benennen? Ich kann mir vorstellen das es Übergangsformen gibt bei denen eine makroskopische Bestimmung alles andere als sicher ist. Siehe dir nur die beiden Bilder in " Pilze der Schweiz - Band1 " an. Die beiden Autoren geben übrigens die Erscheinungszeit beider Arten mit April bis Oktober an. Mit einer jahreszeitlichen Abgrenzung ist da also auch nix zu holen. Ich währe für meine Person mit Schnellschüssen äußerst vorsichtig.

Gruß
Harry

Re: Ein variables Haarbecherchen...

Verfasst: Do 18. Mai 2006, 12:19
von Kazuya
hallo Harry,
Siehe dir nur die beiden Bilder in " Pilze der Schweiz - Band1 " an. Die beiden Autoren geben übrigens die Erscheinungszeit beider Arten mit April bis Oktober an. Mit einer jahreszeitlichen Abgrenzung ist da also auch nix zu holen. Ich währe für meine Person mit Schnellschüssen äußerst vorsichtig.
nun, ich wäre wiederum vorsichtig mit Breitenbach und Kränzlin. Ich selbst beziehe mich lieber auf die reichhaltigen Erfahrungen des Herrn Kasparek und verweise stattdessen auf den Tintling Nr. 36, S. 53: "Nach eigenen Erfahrungen handelt es sich bei Frühjahrsfunden immer um T. mollissimus. Die Art ist wesentlich häufiger zu finden". Das ist absolut deckungsgleich mit meiner Erfahrung, und ich HABE Erfahrung in diesem Punkt (erstmal ist die jahreszeitliche Trennung ein hervorragender Hinweis und dann ist B. mollissimum noch etwas häufiger als B. sulfureum).

Wenn man sich BK anschaut, dann behaupten die das Gegenteil (B. mollissimum: verbreitet, aber nicht häufig; B. sulfureum: Verbreitet). Ein weiterer Unterschied besteht meinen Beobachtungen zufolge im Substrat: B. mollissimum immer an verschiedenen Kräutern, vorrangig auch Doldenblütler, aber nie an Brennnessel (von meinen vielen Funden KEIN EINZIGER auf Urtica), während meine wenigen Funde von B. sulfureum einmal auf Brennnessel und einmal auf Federmohn (!) vorkamen.

nochwas: die vorliegende Art ist nun doch mikroskopiert worden: Es ist Belonidium mollissimum (Sporen 12-14x1,5 µm).

Beste Grüße,
Kazuya

Re: Ein variables Haarbecherchen...

Verfasst: Do 18. Mai 2006, 21:29
von Armin
Hallo Kazuya,
auch von meiner Seite aus danke für deinen Beitrag.
Ich darf, ohne jemanden auf die Füße treten wollen, kurz feststellen, dass wir uns (PSP) noch nicht sehr viel mit den Ascomyceten beschäftigt haben und meistens nur sporadisch einzelne Arten bestimmen (versuchen).
D.h. übergeordnete Gattungszusammenhänge sind den meisten von uns uns bei den Ascos und speziell bei meiner nachfolgenden Frage zumindest bei mir unklar.
Jetzt zu meinem Anliegen:
Kannst du vielleicht mit einigen wenigen Sätzen die wichtigsten Gattungen und Kennmerkmale zu den "Haarbecherchen" beschreiben. Wann haben wir es wahrscheinlich mit einem "Haarbecherchen" zu tun haben und welche ähnliche (verwechselbare) Gattungen gibt es noch, die man aber nicht unter den Oberbegriff "Haarbecherchen" einreiht.
Ist mir klar dass dies problematisch sein kann, aber vielleicht lässt es sich kurz und bündig was dazu sagen (wäre schön).
Gruß Armin

Re: Ein variables Haarbecherchen...

Verfasst: Do 18. Mai 2006, 22:28
von Kazuya
hallo Armin,

das lässt sich sicherlich machen, aber da werde ich noch einen eigenen Thread für eröffnen, mit einigen weiteren Bildern über die Haarbecherchen allgemein. Kurz un bündig lässt sich das irgendwie nicht so gut erklären...das ist ein riesiges Feld.

Gruß Kazuya

Re: Ein variables Haarbecherchen...

Verfasst: Do 18. Mai 2006, 22:48
von Armin
Hallo Kazuya,
Kann ich mir denken das dies nicht einfach ist. Wir sind übrigens mit unserem Pilzverein von Freitag bis Sonntag auf unserem Frühjahrwochenende in der Pfalz und dürfen uns mal 3 Tagen vom Internet entspannen. Also nimm dir ruhig Zeit und lass dich nicht von solchen Unwissenden wie uns zur Arbeit hetzen. Trotzdem im Voraus danke
Gruß Armin

Re: Ein variables Haarbecherchen...

Verfasst: Do 18. Mai 2006, 23:28
von Kazuya
hallo,

ich werd trotzdem einen thread darüber erstellen. Der ist vllt auch allgemein für jeden informativ...sollte vllt versuchen, nicht allzu sehr ins Wissenschaftliche zu gehen ^^

Gruß Kazuya