Haarbecherchen (Hyaloscyphaceae)
Verfasst: Do 18. Mai 2006, 23:59
Hallihallo,
auch aufgrund der Anregung von Arnim habe ich mir gedacht, dass ich hier mal einen etwas umfassenderen Beitrag über eine ganze Pilzfamilie präsentiere: Haarbecherchen (Hyaloscyphaceae). Vorgestellt werden alle wichtigen Arten und ihre typischen Merkmale sowie ihr Vorkommen. Hinweise auf Verwechslungen werden ebenso berücksichtigt wie Phänologie (Erscheinungszeit) und Häufigkeit.
1. Typische Merkmale von Haarbecherchen
=> Fruchtkörper als Apothecium, scheiben-, teller-, urnen- oder kugelförmig, mit oder ohne Stielteil (dieser kann in einzelnen Fällen unter 0,4 mm lang sein und ist muss daher genauer untersucht werden), 0,2 bis 3 mm breit, seltener mehr als 3 mm; mit meist flacher und glatter Fruchtschicht (Hymenium), welches oft weiß, grau, gelblich, braun oder seltener auch rosa oder rötlich gefärbt ist; Rand auffallend behaart, ebenso Außenseite und Stiel (falls vorhanden), Haarfarbe reicht von hyalin über gelblich bis rötlich bishin zu dunkelbraun (selten schwarz); Farbe bei einigen (allen?) Arten abhängig von der Lichtintensität und daher stark variabel.
=> Sporen überwiegend elliptisch bis langelliptisch, oft klein (1-3 µm breit), hyalin, oft mit Tröpfchen, glatt. Asci stets achtsporig, uni- oder biseriat, oft unregelmäßig biseriat, inoperculat, hyalin, kurz oder lang gestielt, mit oder ohne Haken. Paraphysen oftmals auffällig hervorragend, lanzettlich, seltener fädig, machmal auch kopfig oder unregelmäßig geformt, hyalin, mit oder ohne hyaline oder lichtbrechende Tropfen. Haare meist inkrustiert, aber auch glatt, septiert, hyalin bis dunkelbraun, auch rotbraun, apikal bisweilen kopfig, manchmal auch apikal glatt, unterschiedlich lang (40-200 µm).
=> Standort: totes organisches Material, meistens Blätter, Kräuterstängel und Holz, nie auf Erde.
=> Erscheinungszeit übers ganze Jahr, bevorzugt aber im Frühling zwischen März und Juni.
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ARACHNOPEZIZA
Arachnopeziza aurelia
Bild: Kazuya
1. Goldgelbes Spinnwebbecherchen (Arachnopeziza aurelia)
Fk. 0,5-2,5 mm breit, zitronengelb, stiellos einem auffallenden, weißen Filz aufsitzend, der sich über das Substrat zieht. Vorkommen: auf verschiedenen Pflanzenresten, z.B. Eichelschalen, Nadeln, Blätter, kleine Ästchen etc. Phänologie: Frühjahr. Verbreitung: Selten, nach gezieltem Suchen vllt häufiger.
BELONIDIUM
Belonidium sulfureum
Bild: Breitenbach & Kränzlin, Band 1
2. Schwefelgelbes Haarbecherchen (Belonidium sulfureum)
Fk. 0,5-2 mm breit, stiellos dem Substrat aufsitzend; Hymenium grau, Haare schwefelgelblich. Vorkommen: auf Brennnesselstängeln sowie auf Federmohn, seltener auch auf anderen Kräuterstängeln (z.B. Impatiens). Phänologie: Juli bis November. Verbreitung: zerstreut, in der Eifel eher selten.
Belonidium mollissimum
Bild: Kazuya
3. Gelbes Haarbecherchen (Belonidium mollissimum)
Fk. 0,5-2 mm breit, stiellos dem Substrat aufsitzend; Hymenium weiß bis dunkelgrau, Haare hellgelblich bis dunkel rotbraun. Vorkommen: auf Stängeln von Doldenblütlern sowie auch auf Epilobium und anderen Krautresten. Phänologie: April bis Juni. Verbreitung: zertreut bis häufig.
BRUNNIPILA
Brunnipila fuscescens
Bild: Kazuya
4. Braunes Buchenblatt-Becherchen (Brunnipila fuscescens)
Fk. 0,3-0,8 mm breit, becherförmig mit kurzem Stielteil; Hymenium hell graubraun, manchmal auch fast weißlich, cremefarben, Rand mit braunen Haaren. Vorkommen: auf Blättern von Buchen (Fagus), seltener auch auf Blättern anderer Bäume. Phänologie: April bis Juni. Verbreitung: überall sehr häufig.
5. Brunnipila calycioides auf Binsen
Bild: BK, Band 1
6. Brunnipila calyculiformis auf Holz von Haselnuss
Bild: Ryman&Holmäsen
Brunnipila palearum
Haar von Brunnipila palearum, ca. x1000
Bilder: Kazuya
7. Braunes Grashaarbecherchen (Brunnipila palearum)
Fk. 0,3-0,7 mm breit, kelchförmig mit langem Stielteil; Hymenium graubraun, ebenso die Haare, die etwas weißlich glitzern (=Kristalle). Mikroskopisch fallen die hyalinen Kristalle an der Haarspitze besonders gut auf. Vorkommen: auf Gräsern. Phänologie: Frühjahr. Verbreitung: unbekannt, nach gezieltem Suchen wahrscheinlich häufig.
CAPITOTRICHA
Capitotricha bicolor
Bild: Baral
8. Zweifarbiges Haarbecherchen (Capitotricha bicolor)
Fk. 0,5-2,5 mm breit, schüssel- bis flach tellerförmig, mit kurzem Stiel dem Substrat aufsitzend; Hymenium zitronen- bis orangegelb, Haare weiß. Vorkommen: auf Ästchen diverser Laubhölzer, lt. BK vor allem auf Buche. Phänologie: Frühjahr. Verbreitung: in der Eifel selten.
Capitotricha patula
Bilder: Baral
9. Weißgelbes Blatthaarbecherchen (Capitotricha patula)
Fk. 0,5-1 mm breit, kelchförmig mit deutlichem Stielteil; Hymenium weiß bis hellgelblich, Haare weiß. Vorkommen: auf Blättern von Eiche. Phänologie: Frühjahr bis Herbst. Verbreitung: unbekannt, nach gezieltem Suchen wahrscheinlich gut verbreitet.
.....:::[Beitrag wird fortgesetzt!]:::.....
auch aufgrund der Anregung von Arnim habe ich mir gedacht, dass ich hier mal einen etwas umfassenderen Beitrag über eine ganze Pilzfamilie präsentiere: Haarbecherchen (Hyaloscyphaceae). Vorgestellt werden alle wichtigen Arten und ihre typischen Merkmale sowie ihr Vorkommen. Hinweise auf Verwechslungen werden ebenso berücksichtigt wie Phänologie (Erscheinungszeit) und Häufigkeit.
1. Typische Merkmale von Haarbecherchen
=> Fruchtkörper als Apothecium, scheiben-, teller-, urnen- oder kugelförmig, mit oder ohne Stielteil (dieser kann in einzelnen Fällen unter 0,4 mm lang sein und ist muss daher genauer untersucht werden), 0,2 bis 3 mm breit, seltener mehr als 3 mm; mit meist flacher und glatter Fruchtschicht (Hymenium), welches oft weiß, grau, gelblich, braun oder seltener auch rosa oder rötlich gefärbt ist; Rand auffallend behaart, ebenso Außenseite und Stiel (falls vorhanden), Haarfarbe reicht von hyalin über gelblich bis rötlich bishin zu dunkelbraun (selten schwarz); Farbe bei einigen (allen?) Arten abhängig von der Lichtintensität und daher stark variabel.
=> Sporen überwiegend elliptisch bis langelliptisch, oft klein (1-3 µm breit), hyalin, oft mit Tröpfchen, glatt. Asci stets achtsporig, uni- oder biseriat, oft unregelmäßig biseriat, inoperculat, hyalin, kurz oder lang gestielt, mit oder ohne Haken. Paraphysen oftmals auffällig hervorragend, lanzettlich, seltener fädig, machmal auch kopfig oder unregelmäßig geformt, hyalin, mit oder ohne hyaline oder lichtbrechende Tropfen. Haare meist inkrustiert, aber auch glatt, septiert, hyalin bis dunkelbraun, auch rotbraun, apikal bisweilen kopfig, manchmal auch apikal glatt, unterschiedlich lang (40-200 µm).
=> Standort: totes organisches Material, meistens Blätter, Kräuterstängel und Holz, nie auf Erde.
=> Erscheinungszeit übers ganze Jahr, bevorzugt aber im Frühling zwischen März und Juni.
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ARACHNOPEZIZA
Arachnopeziza aurelia
Bild: Kazuya
1. Goldgelbes Spinnwebbecherchen (Arachnopeziza aurelia)
Fk. 0,5-2,5 mm breit, zitronengelb, stiellos einem auffallenden, weißen Filz aufsitzend, der sich über das Substrat zieht. Vorkommen: auf verschiedenen Pflanzenresten, z.B. Eichelschalen, Nadeln, Blätter, kleine Ästchen etc. Phänologie: Frühjahr. Verbreitung: Selten, nach gezieltem Suchen vllt häufiger.
BELONIDIUM
Belonidium sulfureum
Bild: Breitenbach & Kränzlin, Band 1
2. Schwefelgelbes Haarbecherchen (Belonidium sulfureum)
Fk. 0,5-2 mm breit, stiellos dem Substrat aufsitzend; Hymenium grau, Haare schwefelgelblich. Vorkommen: auf Brennnesselstängeln sowie auf Federmohn, seltener auch auf anderen Kräuterstängeln (z.B. Impatiens). Phänologie: Juli bis November. Verbreitung: zerstreut, in der Eifel eher selten.
Belonidium mollissimum
Bild: Kazuya
3. Gelbes Haarbecherchen (Belonidium mollissimum)
Fk. 0,5-2 mm breit, stiellos dem Substrat aufsitzend; Hymenium weiß bis dunkelgrau, Haare hellgelblich bis dunkel rotbraun. Vorkommen: auf Stängeln von Doldenblütlern sowie auch auf Epilobium und anderen Krautresten. Phänologie: April bis Juni. Verbreitung: zertreut bis häufig.
BRUNNIPILA
Brunnipila fuscescens
Bild: Kazuya
4. Braunes Buchenblatt-Becherchen (Brunnipila fuscescens)
Fk. 0,3-0,8 mm breit, becherförmig mit kurzem Stielteil; Hymenium hell graubraun, manchmal auch fast weißlich, cremefarben, Rand mit braunen Haaren. Vorkommen: auf Blättern von Buchen (Fagus), seltener auch auf Blättern anderer Bäume. Phänologie: April bis Juni. Verbreitung: überall sehr häufig.
5. Brunnipila calycioides auf Binsen
Bild: BK, Band 1
6. Brunnipila calyculiformis auf Holz von Haselnuss
Bild: Ryman&Holmäsen
Brunnipila palearum
Haar von Brunnipila palearum, ca. x1000
Bilder: Kazuya
7. Braunes Grashaarbecherchen (Brunnipila palearum)
Fk. 0,3-0,7 mm breit, kelchförmig mit langem Stielteil; Hymenium graubraun, ebenso die Haare, die etwas weißlich glitzern (=Kristalle). Mikroskopisch fallen die hyalinen Kristalle an der Haarspitze besonders gut auf. Vorkommen: auf Gräsern. Phänologie: Frühjahr. Verbreitung: unbekannt, nach gezieltem Suchen wahrscheinlich häufig.
CAPITOTRICHA
Capitotricha bicolor
Bild: Baral
8. Zweifarbiges Haarbecherchen (Capitotricha bicolor)
Fk. 0,5-2,5 mm breit, schüssel- bis flach tellerförmig, mit kurzem Stiel dem Substrat aufsitzend; Hymenium zitronen- bis orangegelb, Haare weiß. Vorkommen: auf Ästchen diverser Laubhölzer, lt. BK vor allem auf Buche. Phänologie: Frühjahr. Verbreitung: in der Eifel selten.
Capitotricha patula
Bilder: Baral
9. Weißgelbes Blatthaarbecherchen (Capitotricha patula)
Fk. 0,5-1 mm breit, kelchförmig mit deutlichem Stielteil; Hymenium weiß bis hellgelblich, Haare weiß. Vorkommen: auf Blättern von Eiche. Phänologie: Frühjahr bis Herbst. Verbreitung: unbekannt, nach gezieltem Suchen wahrscheinlich gut verbreitet.
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