Hallo Kurt #3, Harry #4
Was nützt es mir oder meinem Land oder meinen Bäumen, wenn ich weiss, ob es sich um eine Birkenrotkappe, einen Hainbuchen-Rotfuss, eine Espenrotkappe oder einen Eichenrauhfuss handelt?
Harry hat's erwähnt:
- Deinen Bäumen ist es völlig wurscht, mit welchen Mykorrhizapartnern sie anbandeln. Wichtig ist nur, dass sie bei irgendwelchen Symbiosepartner (die sind oft sehr wählerisch nicht nur in Bezug auf den Baumpartner, sondern auch auf Säure-/Nährstoffangebot des Bodens) auf Gegenliebe stossen.
- Dir sollte es nicht wurscht sein, wenn Du (wenn ich Dich richtig verstanden habe) die Lebewesen auf Deinem Land kartieren möchtest.
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Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass insbesondere Mykorrhizapartner die Vitalität der Bäume drastisch erhöhen.
- Hierzu nur ein paar Stichworte zum Thema Mykorrhiza:
Nutzen der Mykorrhiza für den Baum:
Mykorrhiza
- verbessert Bodenstruktur
(Durchlüftung, Wasserdurchlässigkeit, Bakterien)
- ermöglicht Nährstoffaustausch zwischen den Bäumen
(schwächere Bäume mit geringer Assimilationsleistung werden dadurch hochgepäppelt)
Das Pilzmyzel
- vergrößert den Einzugsbereich der Wurzel um das 10- bis 100-fache
- verbessert Wasser- und Nährstoffversorgung der Pflanze
- schützt die Pflanze vor parasitischen Erdpilzen (z. B. Hallimasch)
Der Baum
- kann Nährstoffangebot effizienter nutzen
- besitzt höhere Trockenstreßtoleranz, erhält erhöhtes P-Angebot
- hat erhöhte Widerstandskraft gegenüber Schadstofferregern
Nutzen für den Pilzpartner:
- Der Pilz (das Myzel) ist als C-heterotrophes Lebewesen auf organische Nahrung angewiesen, die ihm der Baum im äußeren Wurzelbereich als "Einfachzucker" (meist Glukose) zur Verfügung stellt.
Kann man (auch ohne Fruchtkörperbildung) feststellen, ob ein Baum einen Pilzpartner hat?
- Ja, da die Feinwurzeln stummelartig verkürzt und von Pilzmycel umsponnen sind.
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Soviel ich weiss, kann man auf das Wachstum und die Verbreitung einer vorhandenen Mykorrhiza als Mensch sowieso keinen Einfluss nehmen, es sei denn man zerstört sie, und das will ich ganz bestimmt nicht.
Auch hierzu hat sich Harry ja schon geäußert. Deshalb nur eine kleine Ergänzung:
(1) Positive menschliche Beeinflussung:
- Bei Aufforstungen in schwierigem Gelände (z.B. in der Alpen) verläßt man sich seit Jahren nicht mehr darauf, dass sich zufällig ein Pilzpartner findet, sondern beimpft "mit durchschlagendem Erfolg" bereits den "Setzling" mit dem Myzel eines geeigneten Pilzpartners.
(2) Neutraler menschlicher Einfluss:
-
Vernünftige Fruchtkörperentnahme (bis hin zu einem völligen Absammeln aller Fruchtkörper, ausgenommen Babies und überalterte Fruchtkörper) schädigt das Myzel genau so wenig wie das Abernten von "Obst" einen Obstbaum schädigen.
- Da hat man es sich früher (vergleiche "Gefährdete Pilze in Baden-Württemberg (1984)" zu einfach gemacht, wenn man den Speisepilzsammler als "Buhmann" hinstellt und +-gleichrangig neben die unter (3) genannten Einflüsse stellt.
Negativer menschlicher Einfluss:
Mit dem "Sauren Regen" hat Harry nur einen Punkt angesprochen. Weitere Gründe wären u.A.
- Biotopzerstörung durch Überbaung
- Biotopveränderung (Nachfolge-Fichtenforst)
- Systematisches Trockenlegen von Feuchtgebieten, Auwäldern
- Systematisches Abholzen nicht gewünschter Bäume (z.B. Birken)
- Grünland- und Forstdüngung
- Übrigens, das Allheilmittel "Kalkdüngung" als Reaktion auf den "Sauren Regen" kann man m.E. zwischenzeitlich auch nur "als Rohrkrepierer bezeichnen, da wie Harry bereits erwähnt hat, viele Mykorrhizapilze "saure, nährstoffarme Böden" bevorzugen.
---> Mag ja sein, dass dadurch der PH-Bereich des Bodens bezüglich Ansprüche der Mykorrhiza-Pilze verbessert wird. Das Grundübel "frühzeitiger Blatt-/Nadelwurf" bzw. drastische Verminderung der Assimilationsleistung der Bäume läßt sich dadurch nicht beseitigen. In der Folge bleibt dem Mykorrhizapartner auch "bei idealem Boden" nichts übrig, als abzusterben, da ein "extrem geschädigter oder abgestorbener Baum" ihm die notwendige Nahrung nicht mehr zur Verfügung stellen kann.
Zitat Harry:
Wie sagt man recht treffend : Zuerst stirbt der Pilz dann der Wald !
Das ist mir zu kurz und sollte ergänzt werden:
Zuerst stirbt der Pilz, ---> dann der Wald ---> und dann der Mensch !!!
Grüße
Gerd