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Mir unbekannter Lamellenpilz
Verfasst: Di 5. Dez 2006, 21:13
von Hase
Hallo zusammen,
ich bin neu hier und weiß nicht, ob ich gleich alles richtig mache. Da ich von Pilzen so gut wie keine Ahnung habe, dies aber in bescheidenem Maße ändern möchte, mache ich hier nun mal einen Schritt in diese Richtung. Diese Lamellenpilze fand ich heute am Rande einer Kiesgrube auf einer von Weiden und Pappeln umgebenen Wiese.
Kann mir da jemand bei der Bestimmung helfen?
Liebe Grüße
Andreas
Re: Mir unbekannter Lamellenpilz
Verfasst: Di 5. Dez 2006, 21:28
von Harry
Hallo Andreas,
zunächst einmal herzlich willkommen im Forum der Pilzfotopage. Es freut mich sehr, dass du dich hier angemeldet hast.
Doch nun zu deinen Pilzen:
Sie gehören in die Familie der Tricholomatacea und hier in die Gattung Tricholoma. Wenn du genau hinschaust siehst du dass der Stiel einen wolligen Ring trägt. Anhand dieses Merkmals ist er relativ leicht als Beringter Erdritterling ( Tricholoma cingulatum ) zu identifizieren. Er ist ein Mykorrhizapilz und streng an Weidenarten gebunden.
Gruß
Harry
Re: Mir unbekannter Lamellenpilz
Verfasst: Mi 6. Dez 2006, 08:41
von Hase
Danke Harry, für die schnelle Antwort. Gehe ich recht in der Annahme, dass dieser Pilz ungenießbar ist?
Und was mein Anmelden betrifft: für mich ist es nur logisch, bei Pilzfragen ein Pilzforum zu kontaktieren. Na ja, und ob es in nächster Zeit noch viele Fotos gibt, wage ich zu bezweifeln - immerhin steht ja der Winter quasi vor der Tür. Aber nächstes Jahr kommen bestimmt einige zusammen.
Liebe Grüße
Andreas
Re: Mir unbekannter Lamellenpilz
Verfasst: Do 7. Dez 2006, 15:41
von Andreas
Hallo ebenfalls Andreas,
er ist essbar und schmeckt genauso eklig (mein persönliches Geschmacksempfinden ...) wie der Gilbende Erdritterling.
beste Grüße,
Andreas
Re: Mir unbekannter Lamellenpilz
Verfasst: Do 7. Dez 2006, 18:20
von Harry
Hallo Andreas, hallo Andreas,
wer jetzt wer ist könnt ihr euch aussuchen.

:

:
Tricholoma cinculatum habe ich noch nicht gegessen, ein Urteil über seinen Speisewert steht mir somit auch nicht zu.
Während der Cortinarientagung 2005 in Morella ( Spanien ) wurden Unmengen eines sehr nahen Verwandten gefunden und den Tagungsteilnehmern von einem Restaurant zubereitet. Gemeint ist Tricholoma terreum der Gemeine Erdritterling. Das als Vorspeise gereichte Pilzgericht war nicht zu verachten, nur hat man vom eigentlichen Pilzaroma nicht viel mitbekommen. Reichlich Olivenöl und mediterane Gewürze bildeten den Geschacksvordergrund und haben den eigentlichen Pilzgeschmack vollkommen überdeckt. Ein, nur sehr wenig gewürztes Gerichte von Pilzen um T. terreum hab ich noch nicht ausprobiert.
Wenn schon ein dunkler, düster anmutender Ritterling dann Tricholoma portentosum. Der Geschmack vom Schwarzfaserigen Ritterling ist wirklich genial und übertrumpft zumindest für mich den des Steinpilzes um Längen.
Gruß
Harry
Re: Re: Mir unbekannter Lamellenpilz
Verfasst: Do 7. Dez 2006, 18:42
von Dedimyk
[quote=Harry,07.12.2006, 18:20]
Wenn schon ein dunkler, düster anmutender Ritterling dann Tricholoma portentosum. Der Geschmack vom Schwarzfaserigen Ritterling ist wirklich genial und übertrumpft zumindest für mich den des Steinpilzes um Längen.
Gruß
Harry [/quote]
da hast Du zwar Recht, er schmeckt wirklich ausgezeichnet, aber Tricholoma portentosum gehört zu den gefährdeten Pilzen und steht bei uns in Niedersachsen und Bremen auf
der Roten Liste mit Gefährdung 3 und wird deshalb von mir nicht mehr gesammelt.
Ich weise bei meinen Pilzberatungen und Kursen immer auf die Rote Liste hin und habe in den letzten Jahren schon diverse Sammler aufklären können, was sich gerade in den Beratungen wiederspiegelt.

:
Gruß Detlef
Re: Mir unbekannter Lamellenpilz
Verfasst: Do 7. Dez 2006, 19:19
von Harry
Sorry Detef,
ich habe nicht bedacht, dass der Pilz in einigen Bundesländern in den Roten Listen der gefährdeten Arten auftaucht. Ich bin nur von unserem Saarland ausgegangen und hier ist er Gott sei Dank noch öfter zu finden. Eingang in die Rote Liste hat er hier noch nicht gefunden.
Gruß
Harry
Re: Re: Mir unbekannter Lamellenpilz
Verfasst: Fr 8. Dez 2006, 07:23
von Dedimyk
[quote=Harry,07.12.2006, 19:19]
Sorry Detef,
ich habe nicht bedacht, dass der Pilz in einigen Bundesländern in den Roten Listen der gefährdeten Arten auftaucht. Ich bin nur von unserem Saarland ausgegangen und hier ist er Gott sei Dank noch öfter zu finden. Eingang in die Rote Liste hat er hier noch nicht gefunden.
Gruß Harry
[/quote]
Hallo Harry,
ihr Glücklichen im Saarland.
Ja es ist sehr bedauerlich, daß dieser wirklich ausgezeichnete Speisepilz, der ein ganz typischer Vertreter unserer bodensauren Kiefernwälder ist, so stark rückläufig und gefährdet ist. :heul:
Wenn ich mir die aktuellen Funde der letzten Jahre betrachte, dann ist meines Erachtens die
1995 letztmalig festgelegte Gefährdung 3 der Roten Liste mehr als überholt.
Ich glaube schon, daß der beängstigende Rückgang, wahrscheinlich bei der nächsten Roten Liste einen höheren Gefährdungsgrad beinhalten wird.
Dann kann ich Euch nur wünschen, daß er noch lange so gut gefunden und dann natürlich auch gegessen werden kann.

:
Herzliche Grüße Detlef
Re: Mir unbekannter Lamellenpilz
Verfasst: Sa 9. Dez 2006, 10:13
von Andreas
Hallo,
hier mal spasshalber, falls es interessiert, die Bewertung dieser Art in der zwar seit über einem Jahr fertiggestellten, aber noch nicht veröffentlichten Rote Liste für Baden-Württemberg:
BW gesamt: mh << (v) = führt zur Einstufung RL 3
Oberrheingebiet: s < vv = führt zur Einstufung RL 3
Schwarzwald: mh << vv = führt zur Einstufung RL 3
Odenwald: ss < (v) = führt zur Einstufung RL 2
Nördl. Gäulandschaften: es ? ? = führt zur Einstufung RL R
Südl. Gäulandschaften: s << vv = führt zur Einstufung RL 2
Schwäbische Alb: s << vv = führt zur Einstufung RL 2
Voralpenland: s < (v) = führt zur Einstufung RL 3
Dabei bedeutet das Buchstabenkürzel (Pos.1):
mh = mäßig häufig, s = selten, ss = sehr selten, es = extrem selten
Die Pfeilsymbole an 2. Position geben die Bestandsentwicklung für die letzten 100-150 Jahre:
< = schwach rückläufig, << = stark rückläufig, <<< = sehr stark rückläufig, = = gleichbleibend, (<) = rückläufig, aber Ausmaß unbekannt
Die Pfeilsymbole an 3. Position geben ebenfalls die Bestandsentwicklung wieder, allerdings die kurzfristige der letzten 25 Jahre, die hier nochmals gesondert betrachtet wird.
(v) = schwach rückläufig oder Ausmaß des Rückgang unbekannt, vv = stark rückläufig, vvv = Sehr stark rückläufig, = = gleichbleibend
Das "=" an 4. Position gibt an, dass keine ZUSÄTZLICH zur eh schon vorhandenen Bedrohung der Art gefährdende Faktoren bekannt sind.
Im Falle der BW Gesamtbewertung "mh << (v) =" würde das also bedeuten:
Die Art ist derzeit als mäßig häufig anzusehen ("mh"), ist also in 56-330 MTB-Quadranten akutell nachgewiesen (Grenzwerte wurden so von mir definiert).
Sie ist langfristig gesehen stark zurückgegangen ("<<"), d.h. 70-80% Verlust (oft durch Biotopbindung geschätzt)
In den letzten 25 Jahren ist die Art ebenfalls zurückgegangen, der Rückgang lässt sich aber nicht genau einschätzen, daher das Symbol "(v)".
zusätzliche Faktoren die zu den bekannten allgemeinen gefährdend wirken sind keine bekannt ("=")
Auf diese Weise sind in der Ba.-Wü.-Roten Liste ALLE in BW bekannten Pilzarten aufgeführt, egal ob gefährdet oder nicht und ALLE sind sowohl für BWgesamt als auch für die einzelnen Naturräume bewertet worden. Das waren immerhin fast 4500 Arten. Ergebnis: 34% sind gefährdet!
beste Grüße,
Andreas