Hallo Pilzfreunde,
am vergangenen Sonntag war ich voller Erwartung in ein schönes Kalkgebiet gefahren um schöne Boleten zu finden und abzulichten. Ein sehr alter Boletus aereus und ein noch älterer satanas war die ganze Ausbeute des Nachmittags. Kurz vorm Verlassen des Waldes sind mir ein paar Gestreifte Teuerlinge über den Weg gelaufen die ich dann in meiner Verzweiflung geknipst habe. Mir persönlich gefallen die Bilder nicht so gut, der Hintergrund war an dieser Stelle nicht so ideal. Hier die Bilder:
Cyathus striatus - Gestreifter Teuerling
Habt ihr euch nicht schon mal gefragt wo eigentlich der Name Teuerling herkommt?
Nun, es gibt in verschiedenen Ländern auch verschiedene Deutungen des Namens. Im Deutschland des Mittelalters wurden die Teuerlinge als eine Art Inflationsbarometer angesehen. Unsere Vorfahren glaubten ja, dass alle in der Natur vorkommende Gebilde eine überirdische Botschaft beinhalten müsse. So sah man in den linsenförmigen Sporenpaketen ( an Geldstücke erinnernd ) die Teuerungsrate voraus. Fand man einen fast
leeren Tiegel, bedeutete dies, dass die Preise stabil blieben. Ein gefüllter hingegen gab Grund zur Annahme, dass sich in naher Zukunft alles verteuern würde. Die deutsche Bezeichnung Teuerlinge war geboren.
In Schweden dachte man weniger an das liebe Geld sondern eher an gefüllte Brotkörbe - heute noch werden sie dort Brödkorgsvamar ( Brotkorbpilze ) genannt. In England hingegen werden sie als Bird´s nest Fungi ( Vogelnestpilze ) bezeichnet.
Ist schon lustig an was man beim Anblick der kleinen hübschen Kerlchen so alles erinnert wird.
Und wie verbreiten die Teuerlinge ihre Sporen?
Wie bei anderen Teuerlingsarten auch, reisst kurz vor der Sporenreife das Deckelchen auf, und gibt die Sicht auf die linsenförmigen Sporenpakete frei. In der Fachsprache nennt man sie Peridiolen. Diese Sporenpakete sind anfänglich bis zur vollkommen Sporenreife mit einer Art klebrigen " Nabelschnur " mit den Fruchtkörpern verbunden. Bei vollkommener Sporenreife lösen sie sich von diesen ab, jedoch nicht von den Peridiolen.
Der Wind spielt bei der Verbreitung dieser grossen Sporenpakete zunächst keine Rolle. Regentropfen übernehmen diese Aufgabe. Treffen sie das Innere der tiegelförmigen Fruchtkörper, werden diese herausgeschleudert und mit etwas Glück bleiben sie mit Hilfe der schon erwähnten klebigen Nabelschnur an benachbarten Pflanzen hängen. Reisst dann die Haut der Peridiolen auf, fallen die Einzelsporen aus und können nun vom Wind davongetragen werden.
Gruß
Harry