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Ustilago maydis, der Maisbeulenbrand

Verfasst: Mo 14. Aug 2006, 18:13
von Harry
Hallo Phytoparasitenfreunde,

der Maisbeulenbrand ( Ustilago maydis ) ist ein Brandpilz der die gesamte Maispflanze befallen kann. Bereit im 4-5 Blattstadium können sich die silbrigen Brandgallen an den Blattrippen zeigen. Meist findet sie aber an den Kolben, die durch den Pilz stark deformiert werden. Hier zwei Fotos:





folgendes Bild stammt aus 2005 und zeigt eine Maispflanze die am Fuß
des Stängels befallen war.



Laut Literatur soll dieser parasitäre Basidiomycet im Jungstadium essbar sein. Hat jemand von euch das Dingens schon mal gegessen?

Gruß
Harry

Re: Ustilago maydis, der Maisbeulenbrand

Verfasst: Di 15. Aug 2006, 07:17
von Dedimyk
Hallo Harry und natürlich alle anderen Phytoparasitenfreunde,

sehr schön, daß Du Ustilago maydis, den Maisbeulenbrand hier vorstellst. :freu:

Er kann z.Z. am besten an den Rändern der Maisfelder, vorwiegend an Futtermais recht selten gefunden werden, also ich kann nur aus meiner Erfahrung für Südostniedersachsen sprechen und da ist Ustilago maydis nicht häufig, bzw. sondern sogar recht rar.

Ich würde so gefühlsmäßig sagen in Ballungsgebieten, wo recht viel Futtermais angebaut wird, ist vielleich ein Befall von 5-10% zu vermelden, sonst in Einzelfeldern < 2%.

Habe eben mal die Englera ( siehe Literaturnachweis, die Brandpilzbibel ) und die zugehörigen Nachträge von 2000 und 2004 von Professor Hildemar Scholz gesichtet und dabei nur folgende Funde für das Saarland aufgelistet gesehen:

1964 durch Dtsch.Pfl. schutzdienst V und MTB 6706, 6709 und 6808 o. Datum und Sammlungdangabe von Derbsch & Schmitt 1984, also alles nur Altfunde, sogar ohne Belegnachweis, der bei Brandpilzen unbedingt gefordert wird.

In der Pilzkartierung 2000online ist überhaupt keine Ustilago maydis bzw. Ustilago zea ( in online Kartierung ) im Saarland verzeichnet.

Harry, hier hast Du die große Chance einen Ersteintrag zu machen, wenn Du Deinen Fund vom letzten Jahr und den Neufund 2006 mit allen Daten eingibst. :su:

Ich mache auch Dir den Vorschlag diesen Fund für Dich in 2000online einzugeben, wenn Du mir die erforderlichen Daten zur Verfügung stellst. :giveme:

Gerade die Verbreitung der seltenen Brandpilze liegt mir besonders am Herzen.

So jetzt will ich noch mal kurz Ustilago maydis vorstellen und Harrys Frage beantworten:

Ustilago maydis der Maisbrand verursacht die Bildung unregelmäßiger Tumore auf den Maisstauden.

Besonders große Geschwülste bilden sich auf den weiblichen Blütenständen ( den Maiskolben).

Zu Beginn seiner Entwicklung ist der Tumor weißlich und von käseartiger Konsistenz.

Mit der Zeit verfärbt er sich weinrot und zuletzt bei der Sporenreife tiefschwarz, dabei wird die Oberfläche papierartig und brüchig und das Innere ist angefüllt mit schwarzer pulveriger Sporenmasse.

Die jungen, noch reinweißen, süßlichen und aromatischen Tumore sind bei einigen Naturvölkern sehr begehrt und werden gegessen.

Die verfärbten Tumore mit den reifen schwarzen Sporen des Maisbrandes verunreinigen den Eßmais und können schwere Vergiftungen hervorrufen, die denen der Mutterkornkrankheit ähnelt, eines gefährlichen Getreidebefalls, der im Mittelalter zu unzähligen Todesfällen führte. :wand:

Ich selber habe Ustilago maydis noch nicht probiert, werde es aber ganz bestimmt nachholen, wenn ich reinweiße unreife Fruchtkörper finde. :freu:

Nach der Kurzvorstellung von Ustilago maydis hier noch abschließend ein Sammeltipp von mir:

Außen an den Maisfeldrändern vorbeigehen und nur so auf den ersten Meter in die Tiefe achten, der Befall tritt meistens im Feldrandbereich auf und die "Tumore" sind praktisch unübersehbar.

Auch nicht Verzagen, wenn die ersten Felder ohne Funde abgelaufen werden, irgendwann hat man Glück, vor allem, wenn man schon nicht mehr daran glaubt. :giveme:

So jetzt Spaß beim Ansehen der schönen Bilder und viel Erfolg bei der Suche.

Herzliche Grüße Detlef


Literaturverzeichnis:

-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004

Re: Ustilago maydis, der Maisbeulenbrand

Verfasst: Di 15. Aug 2006, 10:46
von Harry
Hallo Detlef,

vielen Dank für deine zusätzlichen Infos zum Maisbeulenbrand. Ich bzw. wir haben ihn unweit von " Satans Kindern "also in Rheinland-Pfalz und nicht im Saarland gefunden. In dem Bundesland gab es bisher auch noch keinen Eintrag in die Pilzkartierung 2000. Wie gesagt gab - ich habe heute morgen das bisher " jungfräuliche " Bundesland mit einem Fundpunkt versehen.

:tup: :tup:

Gruß
Harry

Re: Re: Ustilago maydis, der Maisbeulenbrand

Verfasst: Di 15. Aug 2006, 12:33
von Dedimyk
[quote=Harry,15.08.2006, 10:46]
Hallo Detlef,
vielen Dank für deine zusätzlichen Infos zum Maisbeulenbrand. Ich bzw. wir haben ihn unweit von " Satans Kindern " also in Rheinland-Pfalz und nicht im Saarland gefunden. In dem Bundesland gab es bisher auch noch keinen Eintrag in die Pilzkartierung 2000. Wie gesagt gab - ich habe heute morgen das bisher " jungfräuliche " Bundesland mit einem Fundpunkt versehen.
Gruß Harry
[/quote]

Hallo Harry,

Willkommen im Kreis der Pilzkartierer 2000online. :freu: :freu:

Habe eben die Pilzkartierung 2000online angesehen und die sieht so Dank Dir aus, Gratulation dazu: :wo:

Ustilago zeae (Beckm.) Unger 6811 1 2 Regin Regin/Regin Bottenbach 14.08.2006 14.08.2006 RP 2006-08-15 Fund 28497

und dazu hab ich noch eine Anmerkung: die beiden fettmarkierten Daten geben Dir die Möglichkeit sogenannte von bis-Daten einzugeben und das eine Bild war vom 30.07.2005, d.h. wenn vom gleichen Funfort dann 30.07.2005 14.08.2006 eingeben, andernfalls den Fund vom 30.07.2005 separat mit anderen Funddaten eingeben.

Bei der Änderung nur die letzte Spalte Funde anclicken und Änderung entsprechend eingeben.

Auf jeden Fall finde ich es prima, daß Du die Daten eingegeben hast und jetzt zum Kreis der Kartierer 2000online gehörst und sicher zukünftig auch brav :giggle: alles eingibst.

Nur weiter so und vielleicht gelingt Dir der Fund von Ustilago maydis auch im Saarland ( oder war der Fund aus 2005 vielleicht daher ? ). :biggt:

Herzliche Grüße Detlef

Re: Ustilago maydis, der Maisbeulenbrand

Verfasst: Di 15. Aug 2006, 15:43
von Heinz †
Hallo Detlef,

es ist immer wieder schön und erstrebenswert, etwas dazu zu lernen, so bezüglich der reichhaltigen Ausführungen zum Maisbeulenbrand. Nur sollten die hierbei benutzen Begriffe fachlich richtig angewandt werden (auch wenn man vieles abschreiben muss!). So möchte ich als Phytopathologe die Begriffe ?Tumore? und ?Geschwülste? richtig stellen, denn derartige Bildungen sind Gewebewucherungen mit ungeordnetem und ungehemmtem Wachstum. Für den Beulenbrand sind diese Begriffe fehl am Platze. Hier werden ja vor allem die Maiskörner vom Pilz in hoch organisierter Weise vergrößert und zu sporenhaltigen Brandbutten umgewandelt. Morphologisch handelt es sich hierbei um ?Pilzgallen? (als Gegenstück zu den Zoocecidien).
Wer die Wartezeit zum ?Kosten? der Maisbeulen abkürzen möchte, der fliege nach Mexiko, wo der junge Maisbrand in Restaurants als Delikatesse angeboten wird. Bei entsprechenden Kontakten, kann man sogar sehen (eigene Erlebnisse!) wie ausgewählte Felder (in der Provinz Nuevo León) mit Maisbrandsporen infiziert werden, um die unreifen Brandkolben für Speisezwecke zu ernten. Mein dortiger Kollege hat damals augenzwinkernd Andeutungen über die ?besondere? Wirkung der Brandpilzmalzeit gemacht. Vielleicht ist mir zu jener Zeit durch Verzicht auf den ?Kaviar azteca? etwas entgangen?

Gruß aus Wolfenbüttel, Heinz

Re: Re: Ustilago maydis, der Maisbeulenbrand

Verfasst: Di 15. Aug 2006, 18:22
von Dedimyk
[quote=Heinz,15.08.2006, 15:43]
Hallo Detlef,
Nur sollten die hierbei benutzen Begriffe fachlich richtig angewandt werden (auch wenn man vieles abschreiben muss!). So möchte ich als Phytopathologe die Begriffe ?Tumore? und ?Geschwülste? richtig stellen, denn derartige Bildungen sind Gewebewucherungen mit ungeordnetem und ungehemmtem Wachstum. Für den Beulenbrand sind diese Begriffe fehl am Platze. Hier werden ja vor allem die Maiskörner vom Pilz in hoch organisierter Weise vergrößert und zu sporenhaltigen Brandbutten umgewandelt. Morphologisch handelt es sich hierbei um ?Pilzgallen? (als Gegenstück zu den Zoocecidien).
Gruß aus Wolfenbüttel, Heinz[/quote]

Lieber Professor Butin,

vielen Dank für die Richtigstellung.

Ich hatte die Begriffe Tumore und Geschwülste nicht unter pathologischen , sondern allgemeinverständlichen Gesichtspunkten gewählt, gebe Ihnen aber Recht, daß dies hier nicht den Befallsmerkmalen entspricht. :idee:

Anderseits befinde ich mich ja auch noch in der fortgeschrittenen Lernphase auf dem Gebiete der Phytoparasiten und wer anders als Sie, mein Mentor :wo: kann meine Fehler erkennen und mir aufzeigen, wie ich sie abstellen kann. :su:

Ihr Bericht über Mexiko hat mich begeistert, diese Version des Genusses des Maisbeulenbrandes kannte ich noch nicht, ebenfalls den Begriff ?Kaviar azteca? ( finde ich einfach köstlich ).

Vieleicht sollten wir beide mal gemeinsam einen "Versuch" starten :prost:

Herzliche Grüße aus der Heide nach Wolfenbüttel

Detlef

Neue Bilder von Ustilago maydis dem Maisbeulenbrand

Verfasst: Mo 28. Aug 2006, 12:06
von Dedimyk
Hallo Phytoparasitenfreunde,

ich hatte ja gestern schon angekündigt, daß ich 8 befallene Maispflanzen mit zum Teil verrückten Formen von Ustilago maydis gefunden habe, die ich noch mal kurz in Bildform zu diesem Beitrag einstellen wollte. :biggt:

Hier die Bilder:









Ich hätte noch viel mehr Bilder machen können, soviel unterschiedliche Formen des Befalles gab es zu sehen. :freu:

Aber eines ist unübersehbar, die Sporen sind schon schwarz gefärbt und damit fast reif und die Brandpilzfruchtkörper leider nicht mehr eßbar, sondern giftig. :idee:
Erklärung dazu weiter oben von Professor Butin und mir.

Für unser Neumitglied Jule ( Julia ) aus Schleswig - Holstein, die so gerne diesen Brandpilz finden will, gebe ich nachfolgend noch mal einen Tipp ab: :guck:

Also hier war am Rande eines Calluna-Heideschutzgebietes ein recht großes Futtermaisfeld, ich schätze mal so ca. 300m Länge angelegt worden, an dem ich brav mit meinem Westi entlang marschiert bin.

Dabei habe ich nur den Rand bis maximal 1,5- 2 m in die Tiefe beobachtet und eben auf dieser Begehungsstrecke insgesamt 8 von Ustilago maydis befallene Maispflanzen gefunden.
Interessanteweise, überwiegend direkt am Feldrand in der ersten Reihe, oder eben vielleicht 0,5 - 1m tief in der 2./3. Reihe.

Ich hoffe Julia, daß es jetzt auch bei Dir klappt mit der Suche, denn scheinbar gibt es dieses Jahr auch von Ustilago maydis bessere Funde.

Dir und natürlich allen anderen Phytoparasitenfreunden wünsche viel Erfolg .


Herzliche Grüße Detlef

Re: Ustilago maydis, der Maisbeulenbrand

Verfasst: So 3. Sep 2006, 14:02
von 
Hab sowas hier auch sehr häufig gefunden
















Re: Ustilago maydis, der Maisbeulenbrand

Verfasst: Mo 4. Sep 2006, 06:46
von Dedimyk
Hallo Gecko,

herzlich Willkommen als Gast in diesem Forum.

Das sind auch sehr interessante Fruchtkörperausbildungen des Brandpilzes Ustilago maydis.

Aus welchem Bundesland kommst Du und wirst Du den Fund erfassen, ist vielleicht in Deinem Bundesland bisher noch selten nachgewiesen?

Gerade bei den insgesamt seltenen und zum Teil stark gefährdeten Brandpilzen ist eine Erfassung sehr wichtig, um die Verbreitung und Entwicklung überwachen zu können.

Dabei gehört Ustilago maydis ( Ustilago zeae ) zwar zu den häufigeren Brandpilzen, aber trotzdem ist eine Erfassung wichtig.

Herzliche Grüße Detlef

Re: Ustilago maydis, der Maisbeulenbrand

Verfasst: Mo 4. Sep 2006, 08:48
von 
Moijn moijn,


diese Bilder hab ich Nähe Aachen gemacht.

---erfassen --- :confused:

ööhh
wie ?

ich hab zufällig hier hin gefunden weil ich nicht wusste was das ist
und danach gesucht habe


nun stellt sich mir die Frage:
Was wird mit diesem Futtermais geschehen?
Wenn der Pilz doch nun giftig ist


Gruss
Gekko

Re: Re: Ustilago maydis, der Maisbeulenbrand

Verfasst: Mo 4. Sep 2006, 17:09
von Dedimyk
[quote=,04.09.2006, 08:48]
Moijn moijn,
diese Bilder hab ich Nähe Aachen gemacht.
---erfassen --- :confused:
ööhh
wie ?
ich hab zufällig hier hin gefunden weil ich nicht wusste was das ist
und danach gesucht habe
nun stellt sich mir die Frage:
Was wird mit diesem Futtermais geschehen?
Wenn der Pilz doch nun giftig ist
Gruss Gekko
[/quote]

Hallo Gecko,
ich werde die Daten für Dich in Pilzkartierung 2000 online eingeben, wenn Du mir etwas nähere Angaben machst.Ich habe mir eben das MTB-Blatt Aachen 5202 angesehen, da müßte ich schon wissen welcher Ort das war und auch das Funddatum, damit ich den Quadranten und Teilquadranten im MTB festlegen kann.

Denn Nordrhein-Westfalen ist bei der Kartierung der Ustilago maydis ( Ustilago zeae ) absolut unterrepräsentiert, nur ein paar Alteinträge und 1 neuerer von 1992 aus dem Kreis Euskirchen.

Du kannst mir die Daten auch per email oder per PN hier zukommen lassen ( bitte auch Deinen Namen als Findereintragung ).

Nun zu Deiner Frage bezüglich der Giftigkeit des Futtermais.
Wenn er als Futtermais verwendet wird, dann wird er so klein gehäckselt und die Brandpilzfruchtkörper so zerkleinert und verteilt, daß eine Vergiftung des Viehs ausgeschlossen werden kann, es geht um den Genuß ganzer Fruchtkörper.
Außerdem ist der Metabolismus des Viehs nicht mit dem des Menschen zu vergleichen und ich weiß nicht welche Auswirkungen es dort gibt.

Ein Großteil des Mais, bei uns z.B. wird neuerdings auch als Biomasse für entsprechende Kraftwerke genutzt und dort spielt die Brandpilzverunreinigung überhaupt keine Rolle.


Herzliche Grüße Detlef

Re: Ustilago maydis, der Maisbeulenbrand

Verfasst: So 1. Okt 2006, 12:29
von kazi
Hallo,

letzte Woche habe ich einen Massenfund des Maisbeulenbrandes gehabt, hier im Saarland. Leider war der Fotoapparat diesmal nicht dabei.
Ich war erstaunt, dass fast jede Pflanze befallen war. Scheint wirklich ein gutes Jahr für diesen Pilz zu sein.

LG
Katja