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Taphrina farlowii auch in anderen Bundesländern?

Verfasst: Do 10. Jul 2008, 12:13
von Harry
Hallo Pilzfreunde,

unlängst stellte sich im Phytoparasitenforum heraus, dass eine seit mehr als 100 Jahren verschollene ja sogar zwischenzeitlich vergessene Taphrina in Deutschland wieder aufgetaucht ist. Detlef hat sie in Niedersachsen, ich im Saarland und zwischenzeitlich auch in Rheinland-Pfalz nachweisen können. Der Befall von Taphrina farlowii an Prunus serotina ( Spätblühende Traubenkirsche ) ist hier so stark und auch verbreitet so das ich annehmen muss dass dieser Phytoparasit auch in anderen Bundesländern sein Unwesen treibt.

Mich würde interessieren wo sonst noch in unserem Lande Spätblühende Traubenkirschen mit Befall von Taphrina farlowii zu finden sind. Das Befallsbild könnt ihr euch unter folgenden Thred anschauen:

Taphrina deformans an Gewöhnlicher Traubenkirsche

Ja ich weiß das ist ein Widerspruch. Die wahre Identität dieses Wucherlings hat sich erst mit der fortschreitenden Diskusion gezeigt. So, ich darf euch bitten in den euch bekannten Beständen von Prunus serotina mal Ausschau nach einem möglicherweise vorhanden Befall zu halten. Fundmeldungen sind hier jederzeit willkommen.

Da nicht jeder das Phytoforum verfolgt habe ich den Aufruf hier in Pilze allgemein gebracht.

Gruß
Harry

Re: Taphrina farlowii auch in anderen Bundesländern?

Verfasst: Di 12. Aug 2008, 12:38
von Dedimyk
Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,

Dein Aufruf zeigt Erfolg, bravo, wie nachfolgend zu lesen ist:

Am 24.7.2008 meldete sich Max Kronfeldner aus Bayern und schrieb mir eine email, bezog sich auf unseren Beitrag im Phytoparasitenforum

http://www.pilzfotopage.de/cgi-bin/sbb/ ... 3&show=522

und teilte mir mit, daß er auch so befallene Prunus serotina gefunden und ob ich die mal überprüfen könne, da er seiner Meinung nach auch die Taphrina farlowii gefunden hätte.

Nach meiner Zusage bekam ich dann einen Brief mit Frischmaterial zugeschickt, das leider zum Teil mit Schimmelbefall versehen bei mir ankam und der Rest ergab beim Mikroskopieren nur Konidien irgendwelcher Vertreter der Deuteromycotina und keine Asci die Taphrina farlowii zu zuordnen gewesen wären.

Ich muß allerdings sagen, daß das Befallsbild mit einer Vielzahl kleiner "Beulen" nicht dem entsprach, das Harry und ich gefunden und bildmäßig vorgestellt hatten.

Nachdem ich Dem Finder das Ergebnis mitgeteilt und auch noch mal typische Bilder meiner Datei inclusive der zugehörigen Mikrobilder beigefügt hatte, war das Thema erstmal soweit erledigt.

Am 6.8.2008 schickte er mir dann erneut ein email mit neuen aktuellen Bildern und diese Ausführung entsprach makroskopisch dem typischen Befallsbild der T. farlowii.

Das teilte ich ihm dann auch mit, sowie die Präpariertechnik ( Vertikalschnitt durch eine der typischen großen Beulen mit einem Dünnschnittpräparat von ca. 2 - 3 mm Länge ), um die er nachgesucht hatte, denn er wollte gerne selbst mikroskopieren und den Fall überprüfen.

Am 10.8.2008 bekam ich dann folgendes email:

Hallo Herr Emgenbroich,

jetzt habe ich eine Erfolgsmeldung!

Habe heute nochmals Frischmaterial besorgt: Ihre Tipps zur Mikroskopie waren dann recht wertvoll:
Ich habe die Asci (ohne Baumwollblau) eindeutig gesichtet. Damit ist Taphrina farlowii auch für Bayern belegt.

(Mikrofotos habe ich allerdings keine, weil mein OM 2- System, mit dem ich früher Dias fertigte, zur Zeit nicht einsatzbereit ist.)
Belegblätter werden von mir herbarisiert.

Interessant ist vielleicht noch folgende Beobachtung: Befallene Blätter zeigen alsbald braune nekrotische Stellen
(war im Forum auch so gezeigt bzw. angesprochen).
Bei meinem Prunus serotinus - Standort (Stelle mit P. serotinus - "Aufwuchs") waren junge und jüngste Laubblätter bevorzugt befallen. Die Triebspitzen (Folge des Befalls!?) der Sprosse waren teils abgestorben: Dies zeigen die angefügten Fotos.

Mit herzlichen Grüßen


Max Kronfeldner


Hier die zugehörigen Bilder:

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dann teilte er mir noch die aktuellen Funddaten mit die hier dem email zu entnehmen sind:

Funddaten:
MTB 7041/4 Helmberg n Straubing, Landkreis Straubing-Bogen, Bayern
24.07.2008, 05.08.2008, 09.08.2008 , an Prunus serotinus - Aufwuchs,
leg et det: M. Kronfeldner
Foto- und Herbarbeleg
Herrn D. Emgenbroich sei für Hinweise und Hilfestellung bei der Bestimmung gedankt.

Auf meinen Hinweis, das Ergebnis doch bitte im Forum bekanntzugeben, bat er mich dies zu übernehmen, was ich mit diesem etwas ausfühlicheren Beitrag gemacht habe.

Damit ist jetzt die Taphrina farlowii nach dem Saarland und Niedersachsen jetzt auch in Bayern nachgewiesen und ich kann Harrys Apell nur wiederholen:

Bitte überprüft in Euren Bundesländern Prunus serotina-Bestände auf das Vorkommen von Taphrina farlowii!


Herzliche Grüße Detlef

Re: Taphrina farlowii auch in anderen Bundesländern?

Verfasst: Mi 13. Aug 2008, 17:02
von Dedimyk
Hallo Andreas,

da ich in Südost-Niedersachsen, nicht gerade in einer Wärmeoase wohne, fast gleiche klimatische Bedingungen wie Du ander Küste habe, nehme ich mal an, daß die Taphrina farlowii keine diesbezüglichen Ansprüche stellt.
Ich habe inzwischen nach dem Erstfund im MTB 3429.3 auch einen weiteren Fund jetzt im MTB 3529.1 gemacht und auch dort sind keine besonderen klimatischen Bedingungen vorhanden, so daß ich einfach vermute, daß der Wirt Prunus serotina entscheidend ist und wo entsprechende Bestände vorhanden sind ist vielleicht mit Funden zu rechnen.

Herzliche Grüße Detlef

Re: Taphrina farlowii auch in anderen Bundesländern?

Verfasst: Mi 13. Aug 2008, 22:26
von Harry
Hallo Andreas,

über die Verbreitung von Taphrina farlowii kann man noch nichts sagen. Diese in Vergessenheit geratene Art wurde ja gerade erst vor wenigen Wochen wiederentdeckt. Bisher liegen Meldungen aus Bayern, Niedersachsen und dem Saarland vor und es müsste schon mit dem Teufel zugehen wenn T. farlowii nicht auch in anderen Bundesländern nachgewiesen werden kann.

Du hast jedenfalls gute Chancen sie in Mecklenburg - Vorpommern zu finden, am Wirt ( Prunus serotina ) mangelt es ja bei euch nicht. Hier findest du eine Verbreitungskarte von Prunus serotina

Hier im Saarland scheinen die befallenen Traubenkirschen nach etwas feuchteren Tagen einen neuen Schub der Taphrina zu bringen.

Gruß nach Meckpom

Harry