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Hi!

Diesen Rostpilz habe ich am 19.05.2007 nahe Eckernförde im Schnaaper Wald am Wegrand auf den Blättern des Gewöhnlichen Rispengras (Poa trivialis) gefunden.

Es waren Paraphysen vorhanden, die waren aber recht schmal und auch dünnwandig und bescheiden zu fotografieren. Maße: 50µm lang (eine war sogar 80), Stiel 5,5µm breit und Kopf 7,5µm breit.
Die Sporen waren fein warzig. Maße: 30x23,3µm.

Wer kann helfen?

lg Jule

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

ich weiß nicht, wieviel Bestimmungsuntersuchungen ich in den letzten 4 Wochen mit diesem Problemfall eines Rostpilzes im II-Uredostadium mit ziemlich mickrigen Paraphysen auf Poa trivialis durchgeführt habe.
Nachdem ich schon aufgeben wollte habe ich wahrscheinlich doch eine passabele Lösung finden können unter Abgleich aller Rostpilze auf Poa mit Sporenmaßen,- und ,-ausführung, sowie Paraphysen ja/nein gemäß Gäumann, Klenke, Brandenburger und letztendlich Zwetko.

Nach Gäumann handelt es sich um Puccinia thalictri-poarum Fischer & Mayor 1925, die jetzt
Puccinia poae-nemoralis Otth 1870 ssp. poae nemoralis s. Savile 1964
heißt und verbreitet auf diversen Poa-Arten, darunter auch Poa trivialis, wie im vorliegenden Fall, gefunden werden kann.

Hier die Daten aus Brandenburger, Gäumann, Klenke und Zwetko zum Nachlesen und Erkennen:

II-Uredosporenlager klein, rund oder verlängert, orangefarbig auf gelblichen Flecken, von farblosen oder gelblichen kopfigen Paraphysen umgeben (bei Julia sind es farblose schwach kopfige Paraphysen) .

II-Uredosporen annähernd kugelig; Ø 25 - 30 µm , Membran fein stachelig( korrespondiert mit Julias Werten: "die Sporen waren fein warzig. Maße: 30x23,3µm" ); Inhalt orangegelb, bei einigen reifen Sporen schon erkennbar auf den Mikrobildern.

Puccinia poae-nemoralis Otth 1870 ssp. poae nemoralis s. Savile 1964 vollendet mit II-Uredien und III-Telien seine Entwicklung auf Poa und wechselt zur Neuinfektion mit 0-Pyknien und I-Aezien auf Berberis, wobei das Aezienstadium auf Berberis relativ selten gefunden wird.

Das war der letzte Streich der wirklich schwerst bestimmbaren Rostpilze im II-Uredostadium auf Süßgräsern und ich hoffe, daß die nächsten Rostpilze auf Süßgräsern dann im III-Teleutostadium vorliegen, wo Bestimmungen Spaß machen.


Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6