Hallo Marco,
Marco hat geschrieben:
Ich war gestern mal wieder an der Stelle, wo wir vor zwei Jahren den morcheloiden Rettichhelmling gefunden hatten. Diesmal stand dort nur ein normal geformter Fruchtkörper. Das könnte ein Hinweis darauf sein, daß zumindest das Myzel nicht ständig missgebildete Fruchtkörper zu Tage fördert.
Ich beobachte das weiter und werde berichte, wenn es was Neues gibt.
Zuerst einmal herzlichen Dank, dass du am Ball bleibst.
---------------
Ich bringe nochmals die Ursachen für eine derartige Missbildung: Gendefekt, Virusbefall, Witterungseinflüsse:
(1) Einen "Gendefekt" des Myzels habe ich nicht erwartet, da du sonst bei deinem Fund wohl mehr als einen "missgebildeten" Fruchtkörper gefunden hättest und m.E. auch bei deiner Nachkontrolle mehrere Missbildungen aufgetaucht wären.
(2) Denkbar ist, dass damals einer der Primordien (Fruchtkörperanlagen) bei der Fruchtkörperentwicklung (a) mutiert ist, (b)von einen Virus befallen wurde oder (c) einfach Witterungsverhältnisse eine Rolle spielten.
----------------
Die wirkliche Ursache der Missbildung für deine gezeigten Fund dürfte m.E. im nachhinein kaum feststellbar sein.
-
Ich spekuliere einmal und bringe meine Einschätzung:
(1)
Myzeldefekt kann man wohl ausschließen, da du sonst sowohl beim "Ertstfund" als auch jetzt vermehrt "missgebildete" Fruchtkörper finden müßtest.
(2) Gendefekt/Mutation am Primordium oder bei der Fruchtkörperentwicklung:
- Kann man wohl nur im Labor/in Kultur nachweisen. Und dazu müßte man den Fruchtkörper entnehmen und züchten.
---> Denn dann (vorausgesetzt er hat fertile Sporen gebildet) würde sich eine "isolierte Linie" (Beispiel dazu findet man in der Literatur) mit vermehrt missgebildeten Fruchtkörpern einstellen.
- Im Feld dürfte der Nachweis erheblich schwieriger (fast aussichtslos!) sein, da die Aussicht einer Myzelbildung durch Sporenverbreitung eh
gegen NULL geht und nur wenn sich daraus ein "neues Myzel" bildet eine verstärkte Anzahl missgebildeter Fruchtkörper einstellen wird.
(3) Virusbefall
- Ist m.E. auch nur im Labor (da reicht ein Lichtmikroskop nicht) nachweisbar.
---> Eine mögliche Erklärung ist das sicher, da hier m.E. nicht alle Fruchtkörper einer Population betroffen sein müssen.
(4) Witterungseinflüsse
- Kann man m.E. nicht ausschließen
---> Mich wundert allerdings hier noch mehr als im Fall (3), dass nur ein einzelner Fruchtkörper diese Missbildung aufweist, der Rettich-Helmling kein "Einzelgänger" ist und zur gleicher Zeit (bei gleichen Witterungsverhältnissen) "neue Fruchtkörper" bildet. Nach meiner Beobachtung führen witterungsbedingte "Abweichungen" (auch wenn ich die noch als arttypisch bezeichnen würde) zu einem deutlich Zunahme von ähnlich abweichenden Fruchtkörpern.
Grüße
Gerd
PS.:
Zu diesem Thema eine kleine Episode am Rand:
- Vor einigen Jahren stolperte ich über Pilze, mit leuchtend hellblauen Hutfarben , wie ein "wolkenloser Sommerhimmel". Dachte von Weiten, das ist etwas besonderes.
- Die Fruchtkörper zeigten außer der Farbe (einschließlich Geruch) alle Merkmale von Rettich-Helmlingen s.l. Auch wenn ich so leuchtend hellblaue an anderen Standorten im Ulmer Raum nicht feststellen konnte, in diesem Jahr waren überall die Rot-Pigmente zumindest stark reduziert. (Witterungsbedingt ?)
- Habe im Jahr darauf den Standort wieder aufgesucht: Da stand M. pura wieder in den normalen Farben.
-------------------
"ggg" Und wenn ich ein "Splitter" wäre, hätte ich daraus locker "wenigstens eine neue Värietät" vorstellen können.