Hallo Sabine,
mykologicus hat geschrieben:
um deine Frage zu beantworten: ja der Stiel war +/- rund, richtig rund, das ist keine nachträgliche Betrachtung auf dem Foto. Ich hatte sogar noch überlegt, ob ich den mitnehme.
Ob die obere Fruchtkörperhälfte Poren ausgebildet hat? Nein, da sind mir wirklich keine aufgefallen.
- Deine Ausführungen machen meinen „spekulativen“ Erklärungsversuch (darauf komme ich noch zurück) etwas schwieriger.
Nur soviel schon vorab:
- Du hast keine Poren beobachten. Das bedeutet m.E. nicht zwangsläufig, dass keine Porenbildung und auch kein Ansatz zu einer Porenbildung vorhanden war, da du den Fruchtkörper nicht detailliert im Schnitt begutachtet hast.
---> Die Trennlinie zwischen dem oberen und unteren Fruchtkörperteil (auf die ich hingewiesen habe) ist m.E. sehr markant. Ich vermute stark, dass dieser Fruchtkörper (die Art ist einjährig!) sich nicht in einem Schub sondern „witterungsbedingt“ in zwei Vegetationsschüben entwickelt hat. Doch das ist nur eine
Hypothese, mit der ich die
Wachstumsstörung und gewöhnungsbedingte Form dieses Fruchtkörpers zu erklären versuchen werde.
- Und als Konsequenz meiner Hypothese werde ich zuerst einmal beide Fruchtkörperteile getrennt bewerten und dann einen Gesamt-Erklärungsversuch präsentieren.
Oberer Teil:
- Der Birkenporling wird allgemein als „rein pileat“ (Konsol bildende) Pilzart beschrieben. Doch öfters habe ich festgestellt, dass diese „Konsolen“ durchaus einen „kurzen Stiel haben können. Und interessant ist, dass auch [1] darauf hinweist:
“LAUX“ hat geschrieben:
Fruchtkörper : Jung knollig aus dem befallenen Substrat hervorbrechend, später halbkreis- oder nierenförmig, kissenartig gewölbt
... an der Anwuchsstelle oft buckelig und stielartig verschmälert
[2] weist darauf hin, dass insbesondere an Holz wachsende „Nichtblätterpilze“ sich sehr variabel auf die Anwuchsstelle am Substrat anpassen und dabei sehr untypische „Fruchtkörper“ bilden können. --->
viewtopic.php?p=14289#p14289
- Ich kann mir in diesem Fall vorstellen, dass dieser Fruchtkörper etwas tiefer im Holz (evtl. in einem bereits zersetzten Loch, da ist es dunkel und kein Platz für pileates Wachstum) gebildet wurde und nicht rechtzeitig (vermutlich witterungsbedingt - Lichtangebot, Temperatur) mitbekommen hat, dass, nachdem er die Rinde durchbrochen hat, ein pileates Wachstum angesagt ist.
- Ich vermute ferner, dass witterungsbedingt dann das Wachstum eingestellt und erst später erneut fortgesetzt wurde.
Unterer Teil:
- Auch sonderbar, dass hier eine „untypische Glocke“ ausgebildet wurde:
---> Doch das überrascht mich jetzt weniger:
- Man kann immer wieder feststellen, dass die Fruchtkörperausprägung sich sehr stark an der Anwuchsstelle orientiert und auf der Schnittfläche eines Stumpfes völlig anders aussieht als an senkrechtem Substrat.
- Und in diesem Fall war das Substrat nicht im Wege und der Fruchtkörper konnte sich „im Sinne einer Optimierung der Fruchtkörpermasse/Ausbildung einer max. Porenfläche“, was nahe liegt, auch in Richtung Substrat entwickeln.
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Und welchen Schluss ziehe ich jetzt aus einer derartigen Fruchtkörperentwicklung:
(1) Der Fruchtkörper ist sichtlich untypisch deformiert und zeigt eine sehr deutliche
„Wachstumsstörung“.
(2) Hinweise auf eine Schublade, in die man diesen Fruchtkörper als „Missbildung/Bildungsabweichung“ ablegen kann, habe ich in meiner Literatur nicht gefunden.
---> Ganz im Gegenteil: Nur mehrfach Hinweise darauf, dass „an Holz wachsende Nichtblätterpilze“ extrem variable (zum Teil „abbartige“ Fruchtkörper ausbilden können, die meist „unzulässig als Missbildungen fehlinterpretiert werden.
(3) Ich tendiere dazu, dass dieser „Fruchtkörper“ (dafür spricht m.E. deutlich die Trennlinie zwischen oberem und unterem Fruchtkörperteil) „witterungsbedingt in zwei Schüben gebildet wurde.
(4) Deformierte Fruchtkörper können natürlich auch durch „Virenbefall“, „Hyperparasiten (Pilze die parasitisch andere Pilzarten befallen), „genetische Deformation“ hervorgerufen werden. Doch derartige Ursachen scheinen mir bei dem gezeigten Fruchtkörper mehr als unwahrscheinlich zu sein.
(5) Zugegeben, mir (bin auch nur ein Laie und kein Pilz-Teratologe) fällt es bei diesem Fruchtkörper auch sehr schwer, den als „noch in der Variabilität liegend“ zu bezeichnen. Aber, ich kenne leider keine Schublade, in die ich diesen Fruchtkörper als „Bildungsabweichung“ ablegen kann.
Literatur:
[1] H.E. Laux (2001): Der große Kosmos Pilzführer
[2] Michael – Hennig – Kreisel (1983): Bildungsabweichungen an Fruchtkörpern (Teratologie); Handbuch für Pilzfreunde Band V
Liebe Grüße
Gerd
PS.:
- Kennt ein Mitglied die Email-Adresse von Prof. Kreisel oder einem Pilzfach-Teratologen.
---> Ich würde gerne Kontakt zu einem derartigen Fachmann aufnehmen, um
(a) mit ihm einige bereits eingestellte Bilder zu diskutieren
(b) ihn als Koautor zu gewinnen, da ich vorhabe, wenigstens die wichtigsten „Highlights“ zu veröffentlichen.
- Also nur zu, da schlummern mit Sicherheit noch einige „Diamanten“ in euren Archiven, die man gebührend diskutieren sollte.