Hallo Dieter und alle Phytoparasitenfreunde,
ich habe gestern den mir zugeschickten Herbarbeleg des Rostpilzes auf Taraxacum officinale agg. ( vielen Dank dafür ) mikroskopiert und die kritischen Punkte abgeklärt.
Das Rätsel ist gelöst, die Abweichung der Sporengröße resultiert aus unklaren Angaben im Gäumann, den ich allein zur Erstbestimmung herangezogen hatte.
Gäumann gibt zwar bei den Sporen rundlich bis oval polyedrisch und gibt 12 - 16 µm lang, 10 - 14 µm breit an,
aber keine Maße für die runde Form ( 14 - 21 µm Ø ) , wie ich es im Abgleich mit Brandenburger und Klenke nachlesen konnte,
denn die Gäumann - Maße beinhalten nur die oval polyedrischen Sporen.
Daraus resultierten meine damaligen Zweifel bei den abweichenden Sporenmaßen von Dieter, die jetzt aber durch die voll mit den neuen Daten korrelierenden Maße beseitigt wurden.
Den letzten Beweis brachten dann neben den absolut übereinstimmenden makroskopischne Merkmalen wie: Blattverdickungen im Sporenlagerbereich, auch oberseits I-Aezienlager die mikroskopischen Merkmale wie: die in Ketten angeordneten Sporen
und der Aufbau der Pseudoperidienzellen,die fest verbunden, in deutlichen Längsreihen, außen nach unten übergreifend zu sehen waren, die ich bei dem Schnitt erhielt und hier zu sehen sind:

- 3-Puccinia silvatica-I-M-Pseud1.JPG (79.26 KiB) 1988 mal betrachtet

- 3-Puccinia silvatica-I-M-Pseud2.JPG (82.64 KiB) 1984 mal betrachtet

- 3-Puccinia silvatica-I-M-Pseud3.JPG (87.12 KiB) 1982 mal betrachtet
Damit ist die Bestimmung der
Puccinia silvatica J. Schröter 1879 ,um die es sich hier also auch handelt gesichert.
Hier die nochmal die Daten aus Brandenburger u, Klenke und Gäumann, jetzt allerdings vervollständigt um die Angaben zu den mikroskopischen Merkmalen der Pseudoperidien zum Nachlesen und Erkennen:
I-Aezien auf angeschwollenen, von einem verfärbten Hof umgebenen und oberseits gelb oder rötlich gefärbten Blattflecken, die zentrale 0-Pykniengruppe meist dicht gedrängt umgebend, größere oder kleinere, rundliche oder unregelmäßige Haufen bildend, unterseits oder selten vereinzelt oberseits hervorbrechend, nicht selten auch an den Blütenschäften.Pseudoperidie becherförmig mit ausgebogenem, zerschlitzten Rand.
Pseudoperidienzellen fest verbunden in deutlichen Längsreihen, außen nach unten übergreifend ( sehr gut auf den Mikrobildern zu erkennen ). Außenwand bis 8 µm dick, deutlich quergestreift, auf der Fläche punktiert. Innenwand etwas dünner, 4 - 6 µm, an den Rändern dicker als in der Mitte, durch Stäbchenstruktur gleichmäßig kleinwarzig.
I- Aezidiosporen in
langen, deutlichen Ketten, rundlich bis oval polyedrisch,
14 - 21 µm Ø oder 12 - 16 µm lang, 10 - 14 µm breit, Wand dünn 1 µm, sehr dicht und fein warzig, Warzenabstand kaum 1 µm, zwischen den feinen Warzen stellenweise gröbere und größere abfallende Plättchen. Tragzelle lang, Hymenium hoch, zwischen den ausgewachsenen und eben angelegten I- Aezidiosporen besteht ein allmählicher Übergang ( sehr schön bei den Mikrobildern 2 und 4 zu erkennen ).
Puccinia silvatica J. Schröter 1879 beginnt seine Entwicklung mit 0-Pyknien und I-Aezien auf Taraxacum laevigatum agg. und Taraxacum officinale agg. und
wechselt auf Carex, speziell Carex brizoides und vollendet dort mit II-Uredien und III-Telien seine Entwicklung.
Damit ist also auch dieser Fund bestimmt und es handelt sich um genau den gleiche Rostpilz Puccinia silvatica J. Schröter 1879 , wie er im Beitrag Löwenzahn 2 gezeigt und bestimmt wurde und beide Beiträge ergeben eine schöne Bilder,- und Mikrobildersammlung für die Datenbank fungi world.com
Vielen Dank für die Vorstellung dieses schönen Rostpilzes
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6
-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6