Julia hat geschrieben:Hi!
Diesen Rostpilz habe ich über Pfingsten in einem NSG bei Karlstadt an der Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) gefunden. Ich bin mir leider total unsicher, wo ich den hinstecken soll. Auffällig waren die Sporenornamente. Bin nicht sicher ob das schon Leisten oder noch zusammengewachsene Warzen sind.
Sporen sind 24,3 x 17,3.
lg Jule
nicht schon wieder ein Rostpilz auf Euphorbia cyparissias, der Zypressen-Wolfsmilch

war mein erster Gedanke als ich diesen Beitrag las und habe ihn erstmal verdrängt und zurückgestellt, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben und irgendwann muß bearbeitet werden.
Also habe ich ihn gestern zusammen mit diesem Rostpilz auf der Euphorbia cyparissias, also dem gleichen Wirt bearbeitet:
viewtopic.php?f=14&t=3555
und bin mit der Generaluntersuchung aller in Frage kommenden 6 Rostpilzarten nach Gäumann, Brandenburger,Klenke und Zwetko letztendlich fündig geworden.
Sehr geholfen haben mir neben den Befallsbildern vor allem die Mikrobilder der III-Teleutosporen
mit ihrer typischen Außenstruktur mit groben, oft in Längsrichtung der Spore gestreckten Warzen besetzt, die aber auch zu 5 - 7 µm langen Leisten verschmelzen, die im 1. Mikrobild gut zu erkennen sind.
Zuerst habe ich sie fehlinterpretiert ( war wohl der Wunsch der Vater des Gedankens ) als:
Von langen mitunter anastomosierenden ( quer miteinander verbundener Lamellen, Adern, Leisten oder Hyphen, wodurch ein Netzwerk bzw. kammerartige Alveolen entstehen, Ausdruck wird auch bei Sporenornamenten angewendet )
Längsleisten,
Damit schränkte sich die Abstimmung auf nur noch 2 mögliche Rostpilzarten ein, die in etwa ähnliche Sporenstrukturen aufweisen und gut unterscheidbar sind, was mir auch ohne Schwierigkeiten gelang.
Es handelt sich leider nur um den recht häufigen
Rostpilz Uromyces scutellatus (Persoon) Léveillé 1847, den wir hier schon einmal abgehandelt haben:
viewtopic.php?f=14&t=735&hilit=euphorbia
Der andere in Frage kommende Rostpilz wäre der sehr seltene Uromyces striolatus Tranzschel 1910 gewesen, der die
anastomoisierenden Längsleisten der Sporen gehabt hätte, eine dünne hellbraune Wand und eine deutliche kleine halbkugelige Papille .
Julias Mikrobilder zeigen eine
dicke braune 2 - 3 µm dicke braune Wand, außen mit groben , oft in der Längsrichtung der Spore gestreckten Warzen besetzt, die etwa 2 µm breit und 3 µm lang sind und sich bis auf 5 - 7 µm lange Leisten verschmelzen. Papille flach, undeutlich oder sogar fehlend. Stiel kurz farblos.
Hier nochmal die Daten aus Brandenburger, Gäumann, Klenke und Zwetko zum Nachlesen und Erkennen:
III- Teleutosporenlager auf der Unterseite sämtlicher Blätter, selten auch oberseits, rundlich, dicht stehend, etwa 0,5mm groß, meistens flach, von der aufgebrochenen Epidermis umgeben, schwarzbraun.
III-Teleutosporen in demselben Lager von sehr wechselnder Größe und Gestalt, oval ellipsoidisch, kugelig oder länglich, 15 - 40, meist 22 - 26 µm lang, 15 - 27 meist 22 µm breit. Wand hellbraun, 2 - 3 µm dick, außen mit groben, oft in der Längsrichtung der Spore gestreckten Warzen besetzt, die etwa 2 µm breit und 3 µm lang sind, mitunter aber auch zu 5 - 7 µm langen Leisten verschmelzen. Papille flach, undeutlich oder fehlend. Stiel kurz und farblos.
Schade es wär so schön gewesen, aber auch so hast Du uns wieder einen schönen Rostpilz vorgestellt und ich bin schlauer geworden, wie man die beiden Arten mikroskopisch unterscheidet.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6
-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6