Hallo Holger,
Holger hat geschrieben:
ich habe im anderen Forum von pflaumio Bilder zur Verfügung gestellt bekommen. Ich bin mal gespannt was Du dazu sagst und ob es zu dem Thema überhaupt passt.
Ingo W. hat den Täubling wie folgt beschrieben: Hier hat ein Ascomycet (Schlauchpilz), nämlich Hypomyces/ Peckiella viridis = Grüner Kugelpilz einen Russula (Täubling) befallen. Dabei wird das lamellige Hymenium verformt, gleichzeitig verhärtet der Pilz.[/attachment]
Zuerst einmal herzlichen Dank an dich für’s Zeigen und an pflaumio für die Bereitstellung dieser Missbildung, die [1] in der Schublade „Abweichende Hymenophore“ behandelt. In dem gezeigten Fall wird durch „parasitische Pilze“ die Ausbildung des Hymenophors unterdrückt.
- Das Befallsbild einer
Unterdrückung des Hymenophors durch parasitische Pilze ist gut auf den Bildern zu sehen:
- Anstelle von Lamellen ist die Hutunterseite +-glatt bis leicht radial gefurcht und dicht mit Perithezien (*) eines parasitischen Ascomyceten (Gattung
Hypomyces =Peckiella besetzt, die einem ziemlich harten
Filzlager (Subikulum) aufsitzen.
- Hypomyces-Arten befallen insbesondere Russulales (Milchlinge, Täublinge), aber auch Agaricales (Blätterpilze), Boletales, Aphyllophorales und Morchella.
- Eine makroskopische Bestimmung der Hypomyces spp ist meist aufgrund der Farbe des missgebildeten Hymenophors und des befallenen Wirt möglich.
---> Ein Beispiel für einen derartigen Parasiten-Befalls von
Lactarius salmonicolor (Lachs-Reizker) wurde bereits gezeigt und ausführlich diskutiert.
(*)
Perithecien (Sing. Perithecium): kleine bis winzige ovale, krugförmige, birnenförmige oder +-kugelige Fruchtkörperdiv. Ascomyzeten mit im Innern liegendemHymenium, aus dem die Sporen durch eine meist vorgebildete kanalartige Öffnung (Ostiolium) entlassen werden
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Doch nun zu deinen Bildern, die einen in meiner Literatur nicht abgebildeten Befall zeigt:
- Die gelblichgrüne bis olivgrünliche Farbe des missgebildeten Hymenophors und der gleichfarbige "Überzug" auf der oberen Stielhälfte zeigt, dass dieser Täubling durch Hypomyces viridis (= Peckiella viridis = Hypomyces luteovirens) befallen wurde.
---> Bevorzugte Wirte sind div. Russula spp., aber auch Lactarius pyrogalus, L. torminosus, L. turpis und Clitocybe alexandi.
- Im
IndexFungorum findet man folgende Angaben:
Current Name:
Hypomyces viridis (Alb. & Schwein.) P. Karst., Mycoth. fenn. (Helsinki) 2: 211 (1873)
Synonymy:
Byssonectria viridis (Alb. & Schwein.) Petch, J. Bot., London 74: 220 (1937) [1936]
Hypolyssus viridis (Alb. & Schwein.) Kuntze, Revis. gen. pl. (Leipzig) 3: 488 (1898)
Hypomyces luteovirens sensu Petch; fide Cannon, Hawksworth & Sherwood-Pike (1985)
Peckiella viridis (Alb. & Schwein.) Sacc., Syll. fung. (Abellini) 9: 944 (1891)
Sphaeria viridis Alb. & Schwein., Consp. fung. (Leipzig): 8 (1805)
Übrigens, die DGfM-OnlineKartierung hat (kein Einzelfall!!!) eine andere Vorstellung davon, was der derzeit gültige Name ist:
Hypomyces luteovirens (Fries) Tul.& C.Tul.
Grüner Schmarotzer-Pustelpilz
Synonyme:
Hypomyces viridis (Alb. & Schw.) Berk. & Br.
Peckiella luteovirens (Fr.) R.Mre.
Byssonectria luteovirens (Fr.: Fr.) Morav.
Peckiella viridis (A.& S.: Berk.& Br.) Sacc.
Byssonectria viridis (Alb.& Schw.) Petch
- Kartiert in der BRD sind derzeit nur 7 Funde (6 aus Bayern, 1 aus Baden-Württemberg)
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Literatur:
[1] (ID-05008): Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62
[2]
Hypomyces Homepage
[3]
Hypomyces Genus Hypomyces; MushroomExpert
[4]
Index Fungorum
[5]
SynopWin , "Online"-Kartierungsprogramm der DGfM
[6] E. Kajan (1988): Pilzkundliches Lexikon; Einhorn Verlag
Beste Grüße
Gerd
PS.: Natürlich wurde mich dieses Bild für meinen geplanten Artikel auch interessieren.
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Nachtrag: 11.06.2009, 01:48Uhr)
- Texte in blauer Schrift wurden geringfügig erweitert.
- Und zusätzlich wurde (auch in blauer Schrift) noch die Angeben aus der "DGfM-Online-Kartierung" hinzugefügt.