Hallo Dieter und alle Phytoparasitenfreunde,
DieterB hat geschrieben:Hallo zusammen,
gestern fand ich am Straßenrand zu Mischwald bei Brannenburg-Lechen (MTB 8238) auf der Zitter-Pappel einen Rostpilz. Das wurde schon mal im Beitrag
viewtopic.php?f=14&t=3279 behandelt.
Im Klenke kommt man schnell auf Melampsora populnea, mit den Kleinarten ist es für mich schwieriger. Im Schlüsselpunkt 01 wird gefragt, ob die Uredien auf deutlich gelben Flecken wachsen. Das finde ich nicht, sie wachsen auf grünem Untergrund (Bild 3). Im Schlüsselpunkt 03 ist für mich das klarste Unterscheidungsmerkmal die Dicke der Uredosporenwand. Bei meinen Messungen ist sie um die 3 µm dick und nicht 2 µm (Bild 7), so dass ich zwangsläufig bei
Melampsora magnusiana Wagner lande. Liege ich da richtig?
Danke und viele Grüße
Dieter
Bei dieser Bestimmung habe ich mich sehr schwer getan, was an der langen Bearbeitungszeit zu erkennen ist.
Es waren umfangreiche Analysen erforderlich, denn Zwetko hatte mich etwas irretiert, da er nur die Melampsora laricis, M.pinitorrqua, M. rostrupi und M. populnea in der wirtsbezogenen Betrachtung der Populus tremula aufführt.
Da ich aber genau wie Du den Klenke durchgeschlüsselt habe und wegen der sehr dicken II-Uredosporenwand, der Paraphysenausführung,- größe und des Befallsbildes ebenfalls bei
Melampsora magnusiana Wagner 1896 landete, habe ich die explizit untersucht .
Dabei zeigte es sich, daß im Gäumann der Wirt Popolus tremula klar als Dikaryophyt der Melampsora magnusiana Wagner 1896 neben Populus alba und Populus nigra ( mit schwächerem Befall ) ausgewiesen war und beim gezielten Nachlesen im Zwetko/Poelt das stand:II, III auf Populus alba und
P.tremula ( nicht nachgewiesen ).
Damit war geklärt, warum Melampsora magnusiana Wagner 1896 wirtsbezogen unter Populus tremula nicht aufgeführt wurde.
Der erfolgte Abgleich der Daten im Brandenburger, Gäumann, Klenke und Zwetko erbrachte dann sowohl makroskopisch, als auch vor allem mikroskopisch dank der wieder hervorragenden Mikrobilder,

daß es sich tatsächlich um
Melampsora magnusiana Wagner 1896 im II-Uredostadium handelt.
Hier die Daten zum Nachlesen und Erkennen:
II-Uredosporenlager auf der Blattunterseite, klein, nicht über 0,5mm, wenig polsterförmig, locker, nicht sehr auffällige Flecken bildend.
II-Uredosporen oval, länglich oder verkehrt eiförmig, auch rundlich oder etwas polygonal; Länge 17 - 24 µm, Ø 12 - 18 µm;
Wand bis 3 µm dick korrespondiert hervorragend mit Deinen gemessenen Werten von
2,87 - 3,39 µm ( der Wert von 3,91 µm an besonders dicker Stelle ist ein Ausreißer ), mit derben 2 - 3 µm entfernten Stachelwarzen besetzt ( sehr gut ebenfalls an den Auflichtbildern erkennbar ). Paraphysen durch das ganze II-Uredosporenlager gleichmäßig verteilt, meist mit dickem rundlichem, etwas in den Stile verschmälertem Kopfe, seltener im ganzen keulenförmig, 40 - 50 µm lang, oben 14 - 22 µm dick, mit 3 - 5 µm dicker Membran.
Melampsora magnusiana Wagner 1896 beendet mit II-Uredien und III-Telien auf dem Dikaryophyten Populus tremula, der Zitterpappel seine Entwicklung und
wechsel im Frühjahr auf die Haplonten Chelidonium majus, Corydalis cava, Corydalis intermedia und Corydalis solida um mit der Bildung von 0-Pyknien und I-Aezien die Neuinfektion einzuleiten.
Wenn die Bestimmung sich auch recht schwierig gestaltete, so war sie doch letztendlich von Erfolg gekrönt und
erbringt außerdem wieder eine neue Rostpilzart, die bereits in der Datenbank fungiworld.com bearbeitet ist und somit die Bilder und Mikrobilder wieder einen weißen Fleck dort mit Leben versehen werden ( Einstellung erfolgt sofort nach Aufbereitung ).
Vielen Dank für die Vorstellung dieser neuen Rostpilzart und Glückwunsch zu Deiner absolut richtigen Bestimmung.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6
-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6