Rostpilz auf Weißem Germer

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
DieterB
alter Hase
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Rostpilz auf Weißem Germer

Ungelesener Beitrag von DieterB »

Hallo zusammen,

der Weiße Germer (Veratrum album L.) ist eine durchaus nicht seltene Pflanze
Puccinia_veratri_1.jpg
Puccinia_veratri_1.jpg (197.3 KiB) 2698 mal betrachtet
im deutschen Anteil der Alpen. Erstaunlicherweise fressen ihn Kühe auf den Almen ab, für Menschen sind die zahlreichen Veratrum-Alkaloide (Veratridin, Cevadin, Germin, Desacetylgermitetrin und Germitetrin, Protoveratrin A, Protoveratrin B) stark giftig (tödliche Dosis 1-2 g Wurzeln, bedeutsam für Verwechslungen bei der Enzian-Schnaps-Herstellung).

Gefunden habe ich Puccinia veratri (DeCandolle) Duby 1830 am 19.08.2009 auf einer krautig neubesiedelten Wald-Rodungsfläche auf der Kronberger Alm im Sudelfeldgebiet (MTB 8238, Höhe 1124 m).

Hier der Befall:
Puccinia_veratri_2.jpg
Puccinia_veratri_2.jpg (143.7 KiB) 2701 mal betrachtet
Puccinia_veratri_3.jpg
Puccinia_veratri_3.jpg (143.76 KiB) 2697 mal betrachtet
und die Teleutosporen mit der stacheligen Oberfläche:
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Puccinia_veratri_4.jpg (146.03 KiB) 2696 mal betrachtet
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Puccinia_veratri_5.jpg (154.48 KiB) 2698 mal betrachtet
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Viele Grüße
Dieter
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Dedimyk
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Re: Rostpilz auf Weißem Germer

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Dieter und alle Phytoparasitenfreunde,
DieterB hat geschrieben:Hallo zusammen,

der Weiße Germer (Veratrum album L.) ist eine durchaus nicht seltene Pflanze
im deutschen Anteil der Alpen. Erstaunlicherweise fressen ihn Kühe auf den Almen ab, für Menschen sind die zahlreichen Veratrum-Alkaloide (Veratridin, Cevadin, Germin, Desacetylgermitetrin und Germitetrin, Protoveratrin A, Protoveratrin B) stark giftig (tödliche Dosis 1-2 g Wurzeln, bedeutsam für Verwechslungen bei der Enzian-Schnaps-Herstellung).

Gefunden habe ich Puccinia veratri (DeCandolle) Duby 1830 am 19.08.2009 auf einer krautig neubesiedelten Wald-Rodungsfläche auf der Kronberger Alm im Sudelfeldgebiet (MTB 8238, Höhe 1124 m).
Viele Grüße
Dieter
Glückwunsch zu dem Fund des Rostpilzes im III-Teleutostadium auf Veratrum album, dem Weißen Germer und der absolut richtigen Bestimmung mit Puccinia veratri (DeCandolle) Duby 1830.

Jetzt haben wir mit Deinem Fund den lt. Zwetko deutlich selteneren 2. möglichen Rostpilz auf diesem hochmontanen bis alpinen Wirt Veratrum album ssp. lobelianum, bzw. Veratrum album Grüner und Weißer Germer bildmäßig sowohl vom Befall, als auch mikroskopisch belegt, nachdem Julia den anderen Rostpilz Uromyces veratri (De Candolle) J. Schröter 1871 in diesem Beitrag schon vorgestellt hat:

viewtopic.php?f=14&t=819&hilit=Veratrum

Sehr schön ist auch Julias Fund des zugehörigen Haplonten ( Aezienwirt ) Kahler Alpendost (Adenostyles glabra) hier:

viewtopic.php?f=14&t=836&hilit=Veratrum

der ebenfalls Uromyces veratri (De Candolle) J. Schröter 1871 zeigt.

Für Puccinia veratri (DeCandolle) Duby 1830 fungieren einige Epilobium-Weidenröschen als Haplonten; das I-Aezienstadium soll sehr selten sein und ist lt. Zwetko bisher in Österreich noch nicht gefunden worden.

Herzlichen Dank für die Vorstellung dieses interessanten alpinen Rostpilzes, der mir natürlich aufgrund seines Biotops bisher auch unbekannt war.


Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Brandenburger, Wolfgang: Die Verbreitung der in den westlichen Ländern der Bundesrepublik Deutschland beobachteten Rostpilze ( Uredinales ),eine Bestandsaufnahme nach Literaturangaben
Schriftenreihe Regenburger Mykologische Schriften Band 3
Verlag: Regensburgische Botanische Gesellschaft,Erscheinungsdatum: 1994, 381 Seiten
Herausgeber: A.Bresinsky und H. Besl
ISSN: 0944-2820

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
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Julia
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Re: Rostpilz auf Weißem Germer

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Das Bild zeigt meiner Meinung nach nicht den Weißen Germer. Ist viel zu flach mit der Höhenangabe. Dieter, hast du ne Nahansicht der Blüte, inne und außen?

lg Jule
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Harry
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Re: Rostpilz auf Weißem Germer

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Julia,

ich glaube du irrst dich. Was sollte das anderes sein als der weiße Germer? 1124 m ist auch nicht zu flach für diese Pflanze, so viel wie ich weiß kann er im Alpenvorland ab einer Höhe von ca. 500 m gefunden werden.

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
DieterB
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Re: Rostpilz auf Weißem Germer

Ungelesener Beitrag von DieterB »

Hallo Julia,

an war für eine andere Pflanze hast Du denn gedacht? Ich hab keine Nahfotos gemacht, so dass ich nur vergrößernde Auszüge aus den vorhandenen Bildern machen konnte:
Germer1.jpg
Germer1.jpg (168.88 KiB) 2672 mal betrachtet
Germer2.jpg
Germer2.jpg (235.52 KiB) 2674 mal betrachtet
Das, was ich für den Weißen Germer (im weiteren Sinne, also ohne Differenzierung nach Unterarten) halte, ist hier überall in der ersten (nördlichen) Reihe der Berge zu finden.

Ich bin mir nicht sicher, woher Du das mit der Höhenstufe hast. Wenn Du Dir die Fundmeldungen im Botanischen Informationsknoten Bayern (http://www.bayernflora.de/de/info_pflan ... rum&g=&de=) ansiehst, fallen Fundangaben für Gebiete auf, die deutlich flacher liegen als das Arzmoos, wo ich den Phyto-Fund herhabe. Vielleicht hast Du auch die Möglichkeit, Einsicht zu nehmen in Sebald/Seybold/Philippi/Wörz: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs Band 7. Dort sind Fundstellen zwischen 400 und 870 m Höhe, z.B. am Bodensee-Ufer angegeben.

Vor vielen Jahren habe ich mal eine Betriebsbegehung in der bekanntesten Enzianbrennerei des Berchtesgadener Landes gemacht (für meinen Geschmack ist Enzian ein elendes Zeug, ich bin unverrückbar der Meinung, wer Enzian trinkt, dem schmeckt auch Pitralon-Rasierwasser ;-) ). Dabei hat uns der Eigentümer was zu Enzianpflanzen gesagt: Er meinte, es sei ein weit verbreiteter Irrtum anzunehmen, dass Enzian eine hochmontane Pflanze sei, sie sei früher genauso im flachen Voralpenland heimisch gewesen, allerdings schon lange dort ausgerottet. Es könne aber immer noch problemlos Enzian (hier im Landkreis in den Inn-Auen) gezüchtet werden zur Ergänzung der Wildfunde.

Viele Grüße
Dieter
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Dedimyk
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Re: Rostpilz auf Weißem Germer

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Dieter, Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

ich bin zwar kein Botaniker und kann deshalb auch nichts zu der Pflanze sagen, aber zu dem Rostpilz Puccinia veratri umso mehr.

Hier kann im Gäumann nachgelesen werden, daß Befallsbilder und alle Maße und Ausführungen der III-Teleutosporen absolut mit Dieters Mikrobildern übereinstimmen:

III- Teleutosporenlager, den II-Uredolagern ähnlich, braun, pulverig.

III-Teleutosporen meist ellipsoidisch, oben und unten gerundet, an der Grenze beider Zellen stark eingeschnürt; Länge 28 - 45 µm,Ø 16 - 24 µm; beide Zellen meist in Länge und Ø einander ungefähr gleich, zuweilen die obere kürzer und breiter; Wand gleichmäßig dick, gelbbraun, mit locker stehenden Stacheln besetzt; Keimporen mit sehr flacher, oft kaum erkennbarer, ebenfalls warziger Papille besetzt; Keimporus der oberen Zelle meist scheitelständig, derjenige der unteren Zelle zwischen Scheidewand und Stielansatzstelle in verschiedener Höhe, meist ungefähr in der Mitte; Stiel farblos, Sporen leicht ablösbar.-Häufig sind einzellige Teleutosporen, die den Uredosporen sehr ähnlich aussehen, doch dürften letztere eine helle Wand und lockereer stehende Stacheln zeigen.

Also für mich paßt da Alles und im Umkehrschluß müßte die Pflanze Veratrum-Germer sein.

Bin wirklich gespannt wie sich das noch entwickelt.


Herzliche Grüße Detlef
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Julia
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Re: Rostpilz auf Weißem Germer

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Nunja, ihr habt mich alle missverstanden. Macht aber nichts, komme mit Kreuzfeuer zurecht. So wie Detlef das in seinem Beitrag schrieb und ich das allgemein auch aufgefasst habe, hab ich die Pflanze als Weißer Germer gesehen. Also die ssp. veratrum. So....aber: Dass Dieter dass Allgemein zum Germer sagt wusste ich nicht. Der Weiße Germer im engeren Sinne ist nämlich sehr selten und erst ab 1700m und höher zu finden. Der Grüne Germer allerdings wächst überall dort unten. Darum ging es mir. Um nichts weiter sonst -.-

lg Jule
DieterB
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Re: Rostpilz auf Weißem Germer

Ungelesener Beitrag von DieterB »

Hallo Julia,

keinesfalls wollte ich Dich „unter Feuer“ nehmen, mein Beitrag war nicht aggressiv gemeint (hoffentlich liest er sich nicht so). Ich war nur verblüfft und etwas ratlos. Aber das hat sich ja geklärt.

Irgendwie fühle ich mich doch dafür verantwortlich, denn ich habe beim Abfassen des Themas noch überlegt, ob ich auf die Subspezies-Ebene eingehen soll, habe es aber gelassen, weil es mir für den Phyto-Fund nicht wichtig war. Für Dich als Profi-Botanikerin hat das bestimmt einen anderen Stellenwert.

Viele Grüße
Dieter
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Dedimyk
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Re: Rostpilz auf Weißem Germer

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Dieter und Julia,
DieterB hat geschrieben:Hallo Julia,

keinesfalls wollte ich Dich „unter Feuer“ nehmen, mein Beitrag war nicht aggressiv gemeint (hoffentlich liest er sich nicht so). Ich war nur verblüfft und etwas ratlos. Aber das hat sich ja geklärt.

Irgendwie fühle ich mich doch dafür verantwortlich, denn ich habe beim Abfassen des Themas noch überlegt, ob ich auf die Subspezies-Ebene eingehen soll, habe es aber gelassen, weil es mir für den Phyto-Fund nicht wichtig war. Für Dich als Profi-Botanikerin hat das bestimmt einen anderen Stellenwert.

Viele Grüße
Dieter
das mag ja alles recht einfach für Euch beide sein, aber ich möchte doch wissen, wie ich den Wirt jetzt benennen soll, denn das ist wichtig.
Klärt mich als Nichtbotaniker bitte auf wie der Germer jetzt heißen soll, damit ich die Bilder und Dateien entsprechend kennzeichnen kann.
Zwetko schreibt dazu: II+III auf Veratrum album L. ; bei Veratrum kommen sowohl ssp. album wie ssp. lobelianum ( Bernh. ) Arc. als Wirte in Frage.

Herzliche Grüße Detlef
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
DieterB
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Re: Rostpilz auf Weißem Germer

Ungelesener Beitrag von DieterB »

Hallo Detlef,

hier stimmt halt beides, die Art ist Weißer Germer, die Unterart Grüner Germer.

Viele Grüße
Dieter
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Dedimyk
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Re: Rostpilz auf Weißem Germer

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Dieter,
DieterB hat geschrieben:Hallo Detlef,

hier stimmt halt beides, die Art ist Weißer Germer, die Unterart Grüner Germer.

Viele Grüße
Dieter
danke, dann ist es also Veratrum album ssp. lobelianum , der gleiche Wirt, den Julia gefunden hat, großartig wir haben damit beide möglichen Rostpilzarten auf dem gleichen Wirt belegt.

Herzliche Grüße Detlef
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