Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
Julia hat geschrieben:Hi!
Dann jetzt hier den zweiten Wirt, um den Befall vollständig zu dokumentieren. Ich habe auf der Kraut-Weide (Salix herbacea) in der Schweiz, Osten, Graubünden, Flims, Cassons, Höhe NN: 2600m einen Rostpilz gefunden. Beim Bestimmen eben, habe ich gesehen, dass dieser der Telienwirt ist (ich habe nur Uredien gefunden).
Somit handelt es sich hierbei um Melampsora arctica Rostrup 1888.
Uredosporen: Ø = 17,7µm x 12,7µm
Paraphysen: im Durchmesser 50µm lang
Kopf: im Durchmesser 18,5µm breit
Stiel: im Durchmesser 4,5µm breit
Liebe Grüße Jule
das ist so einfach nicht zu sagen, denn auf
Salix herbacea, der Kraut-Weide als Dikaryophyt werden mit
Melampsora arctica Rostrup 1888 und
Melampsora larici-epitea Klebahn 1899 zwei sehr ähnliche Melampsora-Arten gefunden, die sich nur marginal in ihren II-Uredosporen und Paraphysen unterscheiden.
Ich habe gestern sehr umfangreiche Vergleiche beider Arten durchgeführt und als ich dann das Ganze sehr ausführlich hier dokumentiert hatte, gab es einen Absturz ( Error mit 1040 Zugriffen ).
Diesen großen Aufwand wiederhole ich heute nicht noch einmal , sondern präsentiere in Kurzform das Ergebnis:
Makroskopisch erkennt man auf beiden Blattseiten , hauptsächlich blattoberseits orangefarbene II- Uredosporenlager
ohne Flecken.
Die II-Uredosporen sind
rundlich bis deutlich verkehrt eiförmig sowie ellipsoidisch mit feinen entfernt stehenden Stacheln und bewegen sich im Maßspektrum 14 - 20 x 11 - 16 µm.
Die kopfigen Paraphysen besitzen einen rundlichen, breiten Kopf mit einer
gleichmäßigen Wanddicke und der
Inhalt ist farblos oder gelbkörnig, wie auf den Mikrobildern klar zu erkennen ist; auch hier ist das Maßspektrum 40 -60 x 17 - 22 µm eingehalten.
Alle diese Merkmale gehören einwandfrei zu
Melampsora arctica Rostrup 1888 , die Du also tatsächlich gefunden und richtig bestimmt hast.
Damit ist die Entwicklung der
Melampsora arctica Rostrup 1888 sowohl
im I-Aezienstadium auf dem Haplonten Saxifraga oppositifolia, dem Gegenblättrigen Steinbrech, als auch
im II-Uredostadium auf dem Dikaryophyten Salix herbacea, der Kraut-Weide bildlich dokumentiert.
Diese komplette Entwicklungsreihe werde ich umgehend in die Datenbank fungiworld.com einstellen.
Vielen Dank für die Vorstellung dieses interessanten Rostpilzes in unterschiedlichen Entwicklungen.
Viele Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6