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Porling?

Verfasst: Di 22. Sep 2009, 11:50
von Waldfreund
Hallo zusammen.

Ich bin neu hier. :wo:

Und da der Pilzfreund Dinge sieht, an denen andere blind vorbei gehen, habe ich mal ein Exemplar aus einem Garten (nicht meinem) abgelichtet weil er mir auffiel. Habe keine Ahnung was es darstellen soll, der Pilz ist sehr hart (deswegen Porling?) und man sieht deutlich dass er gebändert ist. Er wächst auf dem Baumstumpf eines Nadelbaumes.

Meine Digi ist nicht die beste, aber ich hoffe mal dass der Pilz so charakteristisch ist dass man ihn einordnen kann.

Gruß

Wolfgang

Re: Porling?

Verfasst: Di 22. Sep 2009, 14:19
von Gerd †
Waldfreund hat geschrieben: Ich bin neu hier. :wo:

Habe keine Ahnung was es darstellen soll, der Pilz ist sehr hart (deswegen Porling?) und man sieht deutlich dass er gebändert ist. Er wächst auf dem Baumstumpf eines Nadelbaumes.
Herzlich willkommen im Forum.

Bei der Bestimmung halte ich mich vorerst zurück, da ich große Teile des Fruchtkörpers nicht beurteilen kann.

Fragen:

(1) Hast du ein Schnittbild durch den Fruchtkörper?

(2) Hast du ein Bild, das die Poren/Unterseite des Hutes zeigt?

(3) Läuft die Unterseite der am Stamm angewachsenen Fruchtkörper am Stamm herab?

(3) Kannst du den Geruch des Fruchtkörpers beschreiben?


Grüße
Gerd

PS.:
Wenn ich wild spekuliere, könnte es sich um Heterobasidion annosum (Wurzelschwamm) handeln.

Re: Porling?

Verfasst: Di 22. Sep 2009, 19:47
von Waldfreund
Hallo Gerd.

Auch hier: herzlichen Dank für die schnelle Begutachtung.

Deine gestellten Fragen beantworte ich sobald ich dort am Pilz noch mal vor Ort bin und vor allem bessere Bilder machen kann. Denke mal im Laufe der kommenden Woche. Dann schneide ich den auch mal an. :spr:

Ein wenig aufschlußreiches Bild hänge ich mal an. Ist recht unscharf. Ich fürchte es wird Frage 3 nicht wirklich beantworten können.

Gruß

Wolfgang

Re: Porling?

Verfasst: Di 22. Sep 2009, 21:11
von Gerd †
Hallo Wolfgang,
Waldfreund hat geschrieben: Ein wenig aufschlußreiches Bild hänge ich mal an. Ist recht unscharf. Ich fürchte es wird Frage 3 nicht wirklich beantworten können.
Richtig, hilft mir nicht wirklich weiter:
- Aber immerhin so weit, dass ich mit meiner Spekulation "Wurzelschwamm" weit daneben liegen dürfte.

---> Also erst einmal abwarten auf die zusätzlichen Details.

Grüße
Gerd

Re: Porling?

Verfasst: Mo 28. Sep 2009, 20:14
von Waldfreund
Hallo zusammen.

Hier dann mal auf die schnelle ein Bild von unten und von oben. Ich habe den Fruchtkörper des letzten Bildes heute mal mitgenommen. Beschaffenheit, würde ich als "korkig" bezeichnen (trocken und sehr hart). Geruch ... hmmm ... würde ich nicht wirklich als charakteristisch einstufen. Nicht modrig, nicht scharf aber vielleicht fällt mir da noch eine passendere Beschreibung ein. Vielleicht ist das Gebilde schon etwas älter. Hoffe morgen auf mehr Licht für bessere Bilder (von der hinteren, angehafteten Seite und vorn).

Soviel erstmal für "mal eben schnell"

Gruß

Wolfgang

Re: Porling?

Verfasst: Mo 28. Sep 2009, 22:17
von Harry
Hallo Wolfgang,

ich denke es handelt sich um einen Vertreter aus der Gattung Gloeophyllum. Für mich kommen hier entweder der Tannenblättling oder der Zaunblättling in Frage. Beide besiedeln vorzugsweise das Totholz der Fichte, kommen aber auch gelegentlich an anderen Nadelgehölzen vor. Da beide auch vor verbautem Holz wie Zaunpfählen, Latten, Bauholz etc. nicht halt machen zählen sie nicht gerade zu den Lieblingen von Gartenbesitzern, Bauherren und Co.

Beide Arten sind makroskopisch nicht immer leicht auseinander zu halten, bei deinem Pilz tendiere ich Aufgrund des nicht ganz so gleichmäßigen Hymenophors auf Gloephyllum abietium den Tannenblättling. Mal abwarten was Gerd meint.

Gruß
Harry

Re: Porling?

Verfasst: Di 29. Sep 2009, 01:32
von Gerd †
Hallo Harry,
Harry hat geschrieben: ich denke es handelt sich um einen Vertreter aus der Gattung Gloeophyllum. Für mich kommen hier entweder der Tannenblättling oder der Zaunblättling in Frage. Beide besiedeln vorzugsweise das Totholz der Fichte, kommen aber auch gelegentlich an anderen Nadelgehölzen vor. Da beide auch vor verbautem Holz wie Zaunpfählen, Latten, Bauholz etc. nicht halt machen zählen sie nicht gerade zu den Lieblingen von Gartenbesitzern, Bauherren und Co.

Beide Arten sind makroskopisch nicht immer leicht auseinander zu halten, bei deinem Pilz tendiere ich Aufgrund des nicht ganz so gleichmäßigen Hymenophors auf Gloephyllum abietium den Tannenblättling. Mal abwarten was Gerd meint.
Tja, beim Betrachten der neuen Bildern ist mir auch nichts BESSERES als die Gattung "Gloeophyllum" eingefallen, da als Substrat "Fichte" angeben wurde:

(1) Die Alternative Eichenwirrling (Daedalea quercina), die eine ähnliche "Hutunterseite" haben kann, schließe ich völlig aus:
(a) Wurde m.W. noch nie an "Nadelholz" nachgewiesen
(b) Hat keine so struppig-filzige Oberfläche

(2) Auch Daedaleopsis confragosa var. tricolor (Dreifarbige Tramete) mit ähnlichen Hutfarben und ähnlich ausgebildeten "lamellenartigen Poren" kann man m.E. völlig ausschließen:
---> Kommt eh nur auf div. Laubhölzern vor und habe ich noch nie an Stümpfen beobachtet.

(3) Und auch die Gattung Lenzites (bildet auch "Lamellen" auf der Hutunterseite) kann man völlig ausschließen:
---> Da passt inkl. Substrat überhaupt nichts.
----------------------

Bleibt m.E. eh (beachte Substrat!) die Gattung "Gloeophyllum" übrig:#

---> Welche "Gloeophyllum"-Art (Zaun- oder Tannen-Blättling) es ist, da halte ich mich zurück:

Du hast bereits darauf hingewiesen, dass beide Arten nicht immer einfach "makroskopisch" zu trennen sind.
---> Aber, wenn ich mir die doch recht entfernt stehenden "Lamellen" (beim Zaunblättling stehen die deutlich enger zusammen) anschaue, kann ich mich auch für den "Tannen-Blättling" begeistern. Doch wetten darauf würde ich nicht.

Liebe Grüße
Gerd

@ Wolfgang:

- Danke, dass du zwischenzeitlich "aussagekräftigere" Bilder gebracht hast.
---> Jetzt wissen wir schon einmal, dass ich mit meiner "ersten Einschätzung" (habe darauf bereits bei deinen verschwommenen Bildern hingewiesen :roll: ) völlig daneben lag.

- Und ich bin mir ziemlich sicher (bring einmal ein Bild mit Maßstab, damit man die Lamellenanzahl abzählen kann), dass wir "ausreichend belastbar" deinen Fund bestimmen können.

Re: Porling?

Verfasst: Do 1. Okt 2009, 20:12
von Waldfreund
Hallo nochmal

und vielen Dank für eure Mühe! :su:

Und ... mea culpa ... ich bitte meine stümperhaften Ablichtungen zu entschuldigen. :er: Ich weiß natürlich sehr wohl dass immer ein Maßstab zugegen sein sollte. :spr: Bei meiner Stinkmorchel habe ich ja auch die Kastanien liegen lassen. :lol: Ich bin da aber oft etwas ... ungezwungen und vergesse das schon mal.

Gut ... hier ist sicher aufgrund der Lamellenzahl (die wahrscheinlich auch auf eine spezielle Art und Weise zu zählen sind? ... weil die ja nicht wirklich parallel stehen) ein etwas genaueres Mittel angebracht. Und so fand ich dann doch noch das gute alte, passable Geometriedreieck. Ich hoffe ich habe wenigstens eine hilfreiche Einstellung erwischt um das ganze letztendlich auszuzählen. Wenn nicht bin ich für einen Tipp sehr dankbar. :ge:

Ein Bild von der Anheftungsstelle am Substrat ist der Vollständigkeit halber auch dabei.

Viele Grüße und nochmals vielen Dank für eure Bemühungen. :wo:

Wolfgang

Re: Porling?

Verfasst: Do 1. Okt 2009, 23:50
von Gerd †
Hallo Wolfgang,
Waldfreund hat geschrieben: Ich weiß natürlich sehr wohl dass immer ein Maßstab zugegen sein sollte.
...
Ich bin da aber oft etwas ... ungezwungen und vergesse das schon mal.
- Du bist in guter Gesellschaft. Auch ich :wo: bin da oft etwas ungezwungen.
---> Macht nix. Denn Pilzbestimmung nach Bild ohne Zweifel und Rückfragen wäre langweilig.

Waldfreund hat geschrieben: Gut ... hier ist sicher aufgrund der Lamellenzahl (die wahrscheinlich auch auf eine spezielle Art und Weise zu zählen sind? ... weil die ja nicht wirklich parallel stehen) ein etwas genaueres Mittel angebracht.
- Richtig, die "Lamellen" laufen nicht parallel und sind am Hutrand häufig "gegabelt".
- Ich zähle, sofern nicht anders in der Literatur erwähnt in der Hutmitte eines nicht zu jungen Fruchtkörpers.

---> Doch bei den in Frage kommenden Arten "Gloeophyllum sepiarium (Zaunblättling) vs. G. abietinum (Tannenblättling)" bringt die von mir eingesehende Literatur den Hinweis "am Hutrand":

G. sepiarium (Zaunblättling):

[1] ca. 20 Lamellen pro cm
[2] 15 - 24 Lamellen pro cm
[3] 15 - 20 Lamellen pro cm

G. abietinum (Tannenblättling):

[1] ca. 10 Lamellen pro cm
[2] 8 - 12 Lamellen pro cm
[3] 8 - 13(15) Lamellen pro cm

Grob gesagt kann man feststellen, dass die "Lamellen" vom "Zaunblättling" meist (es gibt leider Übergangsbereiche) um Faktor 2 enger stehen als beim "Tannenblättling". Das kannst du sehr gut im direkten Vergleich in der Populärliteratur [4], [5] sehen.
---> Die kurzen Gabelungen am Hutrand solltest du übrigens nur als eine (nicht 2) Lamellen zählen. Und empfehlenswert ist auch die Lamellenanzahl an Fruchtkörpern zu zählen, bei denen die Lamellen nicht zu eng stehen.

OK. jetzt hat mich HARRY endgültig davon überzeugt, dass du G. abietinum (Tannenblättling) vorgestellt hast.
---> Übrigens: Keine Ahnung warum sich der Name "Tannen-Blättling" so hartnäckig hält. Denn das Hauptsubstrat ist die Rotfichte (Picea abies)

Beste Grüße
Gerd


Literatur:

[1] G.J. Krieglsteiner (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 1; Ulmer Verlag
[2] W. Jülich (1984): Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze; Kleine Kryptogamenflora Band II/b/1; G. Fischer Verlag
[3] J. Breitenbach & F. Kränzlin (1986): Pilze der Schweiz Band 2; Mykologioa Luzern
[4] H.E. Laux (2001): Der große Kosmos Pilzführer
[5] E. Gerhardt (2001): der große BLV Pilzführer