Hallo Kurt,
kurtjegle hat geschrieben:
Der Vergleich mit dem Blick über den Tellerrand gefällt mir. Ich sehe das so: Du sitzst im Pilzteller und ich im Baumteller. Jeder schaut aber auch in den Teller des anderen. Find ich gut.
- Finde ich auch gut: Denn wie meine "Mykorrhiza-Notizen" zeigen, sind Pilze und ihre Baumpartner aufeinander angewiesen.
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- Und jetzt versuche ich deine Fragen aus meiner Sicht zu kommentieren:
kurtjegle hat geschrieben:
Die nadeltragend Douglasie hat eine geringere relative Photosyntheseleistung als die blatttragende Birke.
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Dies kann man m.E. dem von mir zitierten Artikel nicht entnehmen, da keine Aussagen über das Alter beider Baumarten angegeben werden.
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Festgestellt wird, dass:
(a) auch im "Freilandversuch" (ist aus Laborversuchen bekannt) ein Stofftranfer zwischen Bäumen stattfindet
---> und dieser Transfer zwischen "nicht näher verwandten" Baumarten stattfindet, sofern sie über Mykorrhiza miteinander vernetzt sind
(b) die Mykorrhiza nicht nur einzelne Bäume unterstützt, sondern sogar das gesamte "Ökosystem Wald"
(c) der rel. Stofftranser eine Funktion der "Photosynteseleistung" der "Einzelbäume" ist.
---> Und es sollte klar sein, dass die "Photosyntheseleistung" eines Baumes insbesondere vom Alter, der Lichtexposition und der Nährstoffversorgung abhängt.
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kurtjegle hat geschrieben:
Nun meine Frage: Bezieht sich der "Nährstoffaustausch" zwischen den beiden Bäumen hauptsächlich auf den Kohlenstoff?
NEIN:
- Grundsätzlich ist (aus vielen Forschungsergebnissen" bekannt, dass der Baumpartner durch den "Mykorrhizapilz" mit allen notwendigen "Mineralien" und "Wasser" versorgt wird.
- Und wenn ich mir die Ursache für den "Stofftransfer" vorstelle, dann vermute ich (Stichwort "Diffusion") einen physikalen Prozess, der zu einer gleichmäßigen Verteilung von Teilchen und somit zur vollständigen Durchmischung (Abbau von Konzentrationsunterschieden bis hin zu einer vollständigen Durchmischung) zweier Stoffe in einer "Lösung" führt.
---> Und hier da es sich bei der "Diffusion" um einen physikalischen Prozess handelt, ist der auch wirksam bei "Isotopen" des gleichen chem. Stoffes, die sich immerhin "physikalisch" unterscheiden.
- Besonders interessant ist die Fähigkeit des Myzels mittels eines hocheffizienten Transport-Proteins der Bodenlösung Phosphat auch bei verschwindend geringer Konzentration zu entziehen. Dadurch können Mykorrhizen drei- bis fünfmal soviel Phosphat aufnehmen wie nicht infizierte Wurzeln. Mehr als 80% davon werden im "Pilzmantel" gespeichert und den Baumwurzeln zugänglich gemacht. [1]
---> Den Freilandversuch sollte man allerdings nicht überbewerten (Vergleiche Versuchsanordnung):

- Stofftransfer.jpg (38.74 KiB) 4777 mal betrachtet
- Hier wird nur ein Austausch von "Kohlenstoff" nachgewiesen.
kurtjegle hat geschrieben:
Wie ist es aber im Winter, wenn die Birke ihre Blätter abgeworfen und alle vegetativen Funktionen auf ein Minimum heruntergefahren hat? Die Douglasie behält aber ihre Nadeln und setzt die Photosynthese fort. Was ist dann mit dem Stofftransfer?
- Richtig: "Nicht immergrüne Laubbäume" transportieren im Herbst die organische Stoffe aus den Blättern in den Baumkörpern, entfernen das Wasser in den wasserführenden Gefäße und reduzieren ihre Lebensvorgänge auf ein Minimum.
- Richtig auch: Nadelbäume (Ausnahme Lärche) setzten im Winter die Photosynthese fort. Aber beachte bitte das deutlich veringerte Lichtangebot im Winter, das m.E. die "Photosyntheseleistung" deutlich reduziert. Ich sehe da allerdings eine Ausnahme: Junge Bäume, die während der Hauptvegetationsperiode im Schatten von "Laubbäumen" wachsen, dürften einen Vorteil haben.
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Bezüglich Stofftransfer muss ich spekulieren: Das Myzel dürfte auch im Winter (bei nicht deutlich unter dem Gefrierpunkt liegenden Bodentemperaturen) auch weiterhin eine "verm. reduzierte Nährstoffversorgung" der Baumpartner übernehmen. Und vergleiche obige Aussagen zum Phosphat evtl. auch bei Laubbäumen zu einem im Pilzmantel angereicherten "Nährstoffangebot" beitragen, der allerdings in der Ruhepause vom Baum nicht verwertet wird.
Abschlussbemerkung:
- Es gibt noch viel Forschungsarbeit zu leisten. Denn viele die "Mykorrhiza" betreffende Fragestellungen sind noch nicht geklärt.
Grüße
Gerd
[1] M. Harrison, M. van Buuren: "Nature", Band 378:626-629