Einzelne, voneinander isolierte "Hexeneier" und Fruchtkörper von Phallus impudicus (Gemeine Stinkmorchel) hat wohl jeder Pilzfreund schon gesehen.
- Umso erstaunter war ich, als mir auf einer Exkursion (03.10.2009; "Roter Berg", Ulm) folgende "Drillinge" vorgelegt wurden:
- Die "Hexeneier" lagen an den Berührungsstellen etwas "plattgedrückt" dicht gepresst aneinander und fielen nicht auseinander. Den auf den Bildern sichtbare Spalt habe ich erzeugt, da ich begutachten wollte, ob die Außenhüllen (Exoperidie) miteinander verwachsen sind.
- Und noch ein Detailbild kann ich zeigen, nachdem ich die "Hexeneier" etwas "kräftiger" voneinander getrennt habe:
- Kurz zusammengefasst das Ergebnis meiner Beobachtung, nachdem ich die Hexeneier vollständig voneinander getrennt hatte:
(1) Die Exoperidien sind an keiner Stelle miteinander verwachsen
(2) Nur aus dem linken Fruchtkörper (---> Detailbild) ist etwas der Gallertschicht herausgequollen und hat sich mit der intakten Exoperidie des oberen Fruchtkörpers verklebt.
(3) Die basalen Exoperidien-Teile der Hexeneier waren auffällig heller und stellenweise sehr locker miteinander verwachsen.
(4) Bei jedem der "Hexeneier" konnte man einen eigenen Myzelstrang (allerdings etwas "wollig" und verdickt) beobachten.
---> Gut zu erkennen an dem unteren "Hexenei" des Datailbilds.
(5) Die Myzelstränge waren leicht miteinander verwoben
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- Die Ursache für diese "Drillings-Bildung" dürfte m.E. klar sein:
---> Hier haben sich 3 nahe beieinander liegende "Primordien" (Fruchtkörperanlagen) +- synchron dazu entschlossen, einen Fruchtkörper auszubilden. Allerdings gehe ich davon aus, dass sich die Fruchtkörper deutlich nach der Ausbildung der fertilen Struktur (vergleiche Fruchtkörperentwicklung berührt haben.
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- Jetzt stellt sich mir natürlich die Frage, ob man diese "Drillinge" als Bildungsabweichung (insbesondere "Verwachsung" (Pseudofasciation) betrachten kann?
---> M.E. nein:
- Derartige Bildungsabweichungen wurden nach meiner Literatur bisher nur bei in Hut und Stiel gegliederten Basidio- und Ascomyzeten (ohne Gesamthülle bzw. Exoperiodie) beobachtet, bei denen (so vermute ich) sich die sich zu Fruchtkörpern entwickelnden "Primordien" relativ früh ("Differenzierungsphase", "Ansatz der fertilen Strukturen", evtl auch gerringfügig später) berühren und miteinander verwachsen.
Mein Fazit:
- Ich betrachte diese "Drillinge" (aus meiner "Froschperspektive) nicht als Bildungsabweichung, sondern nur als eine "zufällige, witterungsbedingte" Laune der Natur.
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Dieser Fund bringt mich noch auf eine zusätzliche Idee/Spekulation:
[1] zeigt und diskutiert einige Funde, die er als "echte Zwillinge, Drillinge etc," bezeichnet. Es handelt sich dabei u.A. um "Phallales", bei denen sich aus einem "Hexenei" mehrere Fruchtkörper entwickeln.
- Als Ursache gibt [1] an:
"Ursache derartiger Bildungsabweichungen sind offenbar Entwicklungsstörungen unberkannter Natur, die zu einer mehr oder weniger vollständigen Teilung eines zunächst einheitlichen Primordiums führen."
---> Na, da habe ich als "notorischer Querdenker" eine davon etwas abweichende "Idee/Hypothese", die ich in den Ring werfe:
- Wie entwickeln sich Primordien, die im "Primordialer Zustand" extrem eng zusammenstehen, weiter?
- Ich kann mir da sehr gut vorstellen, dass in der nachfolgenden "Differenzierungsphase" eine gemeinsame "Exoperidie" ausgebildet wird!!! und dies würde auch erklären, warum die "Hexeneier" größer sind als normal.
---> Und wenn meine Spekulation (scheint mir plausibel zu sein) zutreffen sollte, dann handelt es sich auch hier nicht um "eineiige Zwillinge, Drillinge etc.
---> Meine Bewertung bezüglich "echten Zwillingen" HIER sehe ich heute (lerne dazu
Beste Grüße
Gerd
Literatur:
1] Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62; Abb. 108-124