Hallo Udo, hallo Harry,
Udo hat geschrieben:
Bin auch mal gespannt, was Gerd und ggf. andere Pilzler dazu sagen.
- Herzlichen Dank für dieses hochinteressante Bild, bei dem ich auch nur spekulieren kann, da eine derartige Missbildung in meiner Literatur nicht erwähnt wird:
(1)
Stockwerkpilz schließe ich aus, da nach Literatur [1] bei Poriales auf Grund der andersartigen Wachstumsweise (*) ihrer Fruchtkörper solche „Doppelbildungen“ nicht auftreten.
(*) Die Fruchtkörper werden hier nicht in zwei Phasen (erst Primordium, dann Streckungswachstum = „Aufschirmen“) gebildet.
(2) Die Erklärungsversuche von Udo und Harry gefallen mir und passen gut zu der Regenerationsfähigkeit von Poriales-Arten.
Udo hat geschrieben:
Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass eine Hutzelle mutiert ist und das Bauprogramm des Pilzes noch einmal von vorne begonnen hat. Für die Ausbildung des Hutes hat es dann wohl nicht mehr gereicht.
---> Wenn ich diesem Gedanken folge, dann könnte folgendes passiert sein.
(a) Der untere Fruchtkörper hat wegen „Wassermangel“ seine Entwicklung eingestellt.
(b) Und später nachdem das Substrat erneut feucht wurde der Fruchtkörper nicht einfach vergrößert, sondern er hat versucht durch Regeneration (solche Bilder haben wir bereits mehrfach gesehen) eine neue Fruchtkörperentwicklung zu starten.
(c) So untypisch ist es übrigens nicht, dass ein durch Regeneration erfolgte Neubildung eines Fruchtkörpers nicht in allen Teilen normal ausgeprägt ist.
Harry hat geschrieben:
meine Meinung :
Könnte vielleicht sein dass sich hier ein imperfektes Stadium auf einem normal ausgebildeten Basidiocarp gebildet hat. Die weiße Spitze des " aufgesetzen Stieles" ( Konidien ) spricht jedenfalls dafür. Ein solches Nebeneinander ist ja aus dem Pilzreich auch von anderen Arten bekannt.
Deine Vermutung deckt sich weitgehend mir der Einschätzung von Udo uns würde plausibler erklären, warum es sich bei dem hutlosen Gebilde um eine z.B. witterungsbedingte „Anamorphe“ (imperfekte Form) handelt.
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Zu klären bleibt noch, ob es sich um zwei Fruchtkörper der gleichen Art handelt:
---> Normalerweise muss man dies bejahen, da „derartige Verwachsungen verschiedener Arten“ aus der Literatur nicht bekannt sind.
---> Was mich allerdings wundert:
(a) Anamorphe von Polyporus leptocephalus (Löwengelber Stielporling) sind mir aus der Literatur nicht bekannt.
(b) Mich erinnert dieser hutlose Fruchtkörper eher an die Nebenfruchtform von
Xylaria hypoxylon (Geweihförmige Holzkeule).
---> Doch dies ist pure Spekulation, sofern dieser Fund nicht am Exsikkat überprüft werden kann.
Grüße
Gerd
Nachtrag (in blauer Schrift); 08.01.2010; 17:43Uhr
Literatur
[1] (ID-05008): Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62