das Pilzfotopage - Forum

Hallo Phytoparsitenfreunde,

heute will ich Euch einen sehr seltenen BRandpilz vorstellen, den ich leider bis heute noch nicht selbst gefunden habe :heul: , der mir aber zur Verfügung gestellt wurde.

Bei unserem Treffen vom 13.-15.10.06 in Schöningen/ Elm mit unseren sachsenanhaltinischen Mykologenfreunden schenkte mir Udo Richter einige Exsikkate des seltenen Brandpilzes Ustilago cardui Fischer von Waldheim 1867 auf Carduus acanthoides, der Weg-Distel.

Anhand eines mitgebrachten Frischfundes konnte ich abends bei relativ schlechten Lichtverhältnissen sogar noch ein paar Bilder im eingesetzten Vergleichsbiotop machen.

Das Befallsbild zeigt kleine geschlossen bleibende Blütenstände, blaßrot bis schwarzviolett mit braunviolett stäubendem Sporenpulver.

Hier die Bilder der befallenen Blütenstände von Carduus acanthoides mit Ustlago cardui:





Horst Zimmermann aus Könnern bei Bernburg, mit dem ich gemeinsam auf Phytoparasitenjagd bei der Exkursion ging, erzählte mir von einem großen Carduus-Areal in seinem "Revier", das er schon seit Jahren beobachtet .

In Jahren starken Befalls mit Brandpilzen, könne man schon von weitem an dem verkümmerten Wuchs die befallenen Carduus-Pflanzen erkennen.
Im Folgejahr gäbe es dementsprechend weniger junge Pflanzen, da der Brandpilzbefall die Samenbildung unterbindet.

Beim Mikroskopieren war es eine wahre Freude, nicht knochenharte Perithezien zu quetschen um Asci mit Sporen, wie bei den Mehltaupilzen zu erhalten, sondern lediglich einen getrockneten Blütenstand über dem Objektträger zu schütteln : .

Ergebnis: 1000de von Sporen, die ein geschlossenes wabenförmiges Bild zeigten. :

Da mußte mit viel Wasser diverses ausgeschwemmt werden : , um überhaupt Einzelsporen sehen und fotografieren zu können.

Hier Bilder der Sporen von Ustilago cardui:





Lt. Scholz ( siehe Literaturangaben ) sind die Sporen kugelig bis ellipsoidisch, seltener etwas kantig, 14 -18 µm im Durchmesser, bis 21 µm lang; die Sporenwand ist blaß bräulich-violett, mit kräftigen, 2 -3 ( -6 ) µm hohen Leisten, die meist 5-eckige, 2 -3,5 µm weite Maschenfelder umschließen.

Neben Carduus acanthoides, kann Ustilago cardui auch noch auf Carduus crispus, Carduus nutans und Carduus personata gefunden werden.

Ich werde in 2007 alles daran setzen, Ustilago cardui auch bei uns in Niedersachsen nachweisen zu können ( schon der erste gute mykologische Vorsatz fürs "Neue Jahr" ) :

Herzliche Grüße Detlef

Literaturverzeichnis:

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004

Hi!

Ein mikroskopisch wirklich hübscher Pilz : Die Sporen sehen richtig toll aus.

Auch auf C. crispus? Na Gott sei Dank. Ich dachte schon, dass ich erst die Wegdistel suchen müsste, damit ich den finden kann.
Aber, der sieht für mich gar nicht aus wie ein Pilz (rein äußerlich), eher wie eine verblühte Distel...
Oweh, den zu erkennen wird schwer werden. Aber ich nehme mir ebenfalls für das nächste Jahr vor, auf der Kieskuhle auf und ab zu gehen und die C. crispus Bestände durchsuchen :biggt:
Dir bei deiner Suche auch viel Glück;)

mfg Jule

PS: Benutzt du immer die Bücher, die du als Literaturnachweis unten drunter schreibst, oder auch andere für Phytos?

[quote=Julia,16.12.2006, 08:34]
Hi!

Ein mikroskopisch wirklich hübscher Pilz : Die Sporen sehen richtig toll aus.

Auch auf C. crispus? Na Gott sei Dank. Ich dachte schon, dass ich erst die Wegdistel suchen müsste, damit ich den finden kann.
Aber, der sieht für mich gar nicht aus wie ein Pilz (rein äußerlich), eher wie eine verblühte Distel...
Oweh, den zu erkennen wird schwer werden. Aber ich nehme mir ebenfalls für das nächste Jahr vor, auf der Kieskuhle auf und ab zu gehen und die C. crispus Bestände durchsuchen :biggt:
Dir bei deiner Suche auch viel Glück;)

mfg Jule

PS: Benutzt du immer die Bücher, die du als Literaturnachweis unten drunter schreibst, oder auch andere für Phytos?
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Hallo Julia,

das ist ja das Merkmal der Brandpilze, daß man nur pulverige Stäube hat, denke an den Beitrag über Ustilago maydis mit den deformierten Fruchständen mit Pulver drin.

Ich zeige hier mal das Befallsbild, wie es Klenke recht gut für die Brandpilze schreibt:

Auffällige Arten: als schwarze oder dunkle, meist pulverig stäubende Flecken oder Streifen auf Blättern, Stängel oder in Blüten ( Befall von Staubblättern oder Fruchtknoten ) oder als Gallen an der Wurzel.

Weniger auffällige Arten: als gelbliche oder bleiche Flecken in Blättern ( dabei ist der Brandpilz dauerhaft epidermisbedeckt ) oder als Pulver in Früchten und Samen.

Für beide Arten gilt, daß der Befall systemisch oder lokal ist, manchmal mit Deformationen der Wirtspflanze bis zur Sterilität, oft aber eben auch sehr unauffällig.

Hier hatte ich einen Brandpilz vorgestellt, der die Samen befällt:

Ustilago oxalidis , ein Brandpilz an Sauerklee - Samen #1 Datum: 18.08.2006, 07:26

Und hier einen Brandpilz der die Antheren der Blüten befällt:

Ein gut bestimmbarer Brandpilz auf Stellaria aquatica ( Myosoton aquaticum ) #1 Datum: 06.08.2006, 16:55

Wenn Du Dir diese beiden Beiträge nochmals anschaust, dann kannst du zukünftige Befallsbilder besser erkennen. :guck:

Das Problem bei den Brandpilzen ist, daß sie zum einen hoch wirtsspezialisiert und zum anderen sehr sehr selten sind.
Das bedeutet in der Regel bis auf ein paar Ausnahmen, daß sie fast nicht gefunden werden.

Zu Deiner Frage bezüglich meiner Literaturangaben, natürlich benutze ich gerade bei den Bestimmungen von Phytoparasiten diese Spezialliteratur, es gibt nichts besseres, als diese überwiegenden Monographien.
Deshalb kommt ja auch immer der Literaturhinweis, um zu zeigen, welche Quellen bei der Bestimmung herangezogen wurden. :zustimm:

Und wenn Du irgendwann ein Mikroskop besitzt, dann kannst Du Dich an den zum Teil irren Sporen und Perithezien mit Appendices erfreuen. :

Bis dato mußt Du weiter mit meinen Beiträgen und Bestimmungsarbeiten Deiner Exsikkate vorlieb nehmen, bei denen in der Regel jetzt immer Mikrobilder veröffentlicht werden.

Für 2007 wünsche ich Dir ebenfalls Glück bei der Suche nach Ustilago cardui. :giveme:

Herzliche Grüße Detlef



Herzliche Grüße Detlef

Hi!

Moment mal....der auf Stellaria aquatica, den habe ich doch schon mal gesehen...wo und wann war denn das
Ach ja, vorletztes Jahr im Schulwald, dort habe ich einige Sternmieren (Stellaria holostea) gefunden, die komische Blüten hatten. Die Blüte war innerlich schwarz/lila, sah genauso auf wie auf Deinem Bild. Ich denke mal, dass das dann auch ein Brandpilz war. Nächstes Jahr werde ich ihn suchen gehen.

mfg Jule

Muhahah, fündig geworden. Das glaub ich ja gar nicht

Vor 4 Jahren war ich noch nicht so gut im Pflanzen bestimmen, deswegen hatte ich diese Sternmiere als etwas besonderes bestimmt : Wegen diesem Lilaschwarzen. Naja, neugierug wie ich ja immer bin , habe ich doch gleich einmal meine alten Herbarien durchwühlt, in der Hoffnung, ich habe sie vielleicht gepresst. In einem von 2001 habe ich es dann gefunden.

Ich häng Bilder an ("damals" hatte ich noch keine Digi).

Wirt: Stellaria holostea









mfg Jule

[quote=Julia,16.12.2006, 16:55]
Muhahah, fündig geworden. Das glaub ich ja gar nicht

Vor 4 Jahren war ich noch nicht so gut im Pflanzen bestimmen, deswegen hatte ich diese Sternmiere als etwas besonderes bestimmt : Wegen diesem Lilaschwarzen. Naja, neugierug wie ich ja immer bin , habe ich doch gleich einmal meine alten Herbarien durchwühlt, in der Hoffnung, ich habe sie vielleicht gepresst. In einem von 2001 habe ich es dann gefunden.

Ich häng Bilder an ("damals" hatte ich noch keine Digi).

Wirt: Stellaria holostea
mfg Jule
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Hallo Julia,

da war das doch gut, daß ich den Beitrag von Microbotryum stellariae auf Stellaria aquatica nochmals aufführte.
Microbotryum stellariae wird zerstreut in den Antheren aller gängigen Stellaria-Arten gefunden.
Ich habe sie bisher an den folgenden Stellaria-Arten nachgewiesen:

Myosoton ( Stellaria ) aquaticum, dem Wasserdarm , Stellaria graminea, der Gras - Sternmiere und Stellaria longifolia der Langblättrigen Sternmiere , aber noch nicht wie Du, auf der Stellaria holostea, der Großen Sternmiere

Da kannst Du ja den Herbarbeleg der Stellaria holostea mit den damaligen Funddaten als Exsikkat für den Brandpilz Microbotryum stellariae (Sowerby 1803) G.Deml & Oberwinkler 1982 , um den es sich hier einwandfrei handelt, entsprechend verwenden und natürlich auch kartieren. :

Auf dem ersten Deiner Bilder sieht man sehr schön das ausgefallene dunkle Sporenpulver neben der getrockneten Blüte. :

Ich sagte ja, im Hauptbeitrag bereits, daß das Mikroskopieren der Brandpilze eine wahre Freude ist, denn da liegen auch wieder einige 1000 Sporen rum, einfach so herausgefallen. :

Dann hast Du neben Ustilago maydis auf den Maiskolben jetzt das 2. Exsikkat eines Brandpilzes.

Also schön aufpassen, wenn ich den nächsten Brandpilz vorstelle, ob Du nicht noch einen fehlinterpretierten Herbarbeleg besitzt, der dann richtig bestimmt wird : , oder eben Jagd in der neuen Saison dann darauf machen.

Das gilt natürlich für alle anderen auch:"Wer auch noch so "komische Belege" haben sollte, keine Scheu zeigen und einfach hier bildmäßig vorstellen!" :giveme:

Herzliche Grüße Detlef