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Pilzbestimmung --->Armillaria mellea (ostoyae?) Hallimasch
Verfasst: Di 19. Okt 2010, 15:43
von kurtjegle
Hallo zusammen
Ein Mykologe, was ihr ja alle seid, geht durchs Gelände wie ich in vorliegendem Fall. Da sieht er einen markanten Pilz, dann eine grosse Zahl. Auf dem lehmigen Grasboden unter Birken, Espen, jungen Stieleichen. Erst mal sieht er die folgende Gruppe. Natürlich von oben. Ich zeige momentan nur das Foto, wie ich die Gruppe zuerst gesehen habe.Durchmesser des einzelnen Huts: 13 cm. Details wie Stiel, Lamellen, Schnitt folgen später. Wer von euch erkennt schon was? Familie? Gattung? Art? Gebt mal eure Tips ab. Wer Angst hat, sich vor seinen Mykologenkollegen zu blamieren, kann mir seinen Tip per PN mitteilen, ich stelle ihn dann anonym ein ohne Namensnennung.
Gruss
Kurt
Re: Praxis der Pilzbestimmung
Verfasst: Di 19. Okt 2010, 16:17
von Harry
Hallo Kurt,
ich würde sagen es handelt sich um einen Vertreter der Gattung Armillaria, also um einen Hallimasch.
Richtig??
Gruß
Harry
Re: Praxis der Pilzbestimmung
Verfasst: Di 19. Okt 2010, 17:22
von Holger
Hallo und guten Abend,
ich schließe mich vorbehaltslos Harry an, deutlicher Hellsporer und die äußere Form lassen für mich keine andere Richtung zu. Welche der Hallimasche möchte ich bei den gezeigten älteren Exemplaren nicht "raten".
Re: Praxis der Pilzbestimmung
Verfasst: Di 19. Okt 2010, 18:44
von kurtjegle
Rund herum stehen Pilze, fast eine Plantage, mit nachstehend fotografiertem Aussehen. Sind es dieselben wie im obigen Büschel?
Gruss
Kurt
Re: Praxis der Pilzbestimmung
Verfasst: Mi 20. Okt 2010, 10:57
von kurtjegle
Also, der Mykologe vermutet Hallimasch. Er nimmt die 2 mit nach Hause und legt sie auf einen neutralen Hintergrund. Der Junge hat blendend weisse Lamellen, der Ältere stark nachgebräunte sowie Guttationstropfen. Beide haben einen Ring am Stiel. Das Büschel des 1. Fotos wächst auf einem stark überwucherten Espenstrunk, die anderen frei zwischen den Bäumen. An den Baumstämmen auch in weitem Umkreis kann er keine Pilze entdecken. Kann er die Pilze schon mit diesen Merkmalen sicher bestimmen? Ich kann es natürlich nicht.
Gruss
Kurt
Re: Praxis der Pilzbestimmung
Verfasst: Mi 20. Okt 2010, 16:01
von kurtjegle
Ich schiebe noch schnell ein Bild nach, soeben gemacht.
Gruss
Kurt
Re: Praxis der Pilzbestimmung
Verfasst: Mi 20. Okt 2010, 19:26
von Harry
Hallo Kurt,
Hallimasch hat sich bestätigt und ich denke es ist der Dunkle Hallimasch ( Armillaria ostoyae ).
Gruß
Harry
Re: Praxis der Pilzbestimmung
Verfasst: Mi 20. Okt 2010, 20:06
von kurtjegle
Wie gefährlich ist er für meinen Wald? Greift er gesunde Bäume an? Im Wurzelbereich? Im Internet stehen wahre Schauergeschichten.
Und meine Pilze sehen einfach nicht so aus wie die putzigen Kugel- oder Glockenköpfchen auf Baumstämmen im Internet.
Gruss
Kurt
Re: Praxis der Pilzbestimmung
Verfasst: Fr 22. Okt 2010, 07:13
von Dedimyk
Hallo Kurt,
egal welche der 4 Arten des Hallimasch ( früher alles nur unter Sammelart Armillaria melea erfaßt ) Du nimmst, alle sind größte Waldschädlinge und befallen sowohl lebendes, als auch totes Substrat.
Habe schon diverse Fichten gesehen, die nach Hallimaschbefall spätestens nach 10 Jahren bei einem starken Sturm umgefallen sind.
Gibt leider kein Gegenmittel gegen diesen Parasiten.
Gruß Detlef
Re: Praxis der Pilzbestimmung
Verfasst: Fr 22. Okt 2010, 14:18
von Harry
Hallo Kurt,
ich muss Detlef in sofern Recht geben, dass der Hallimasch im eigentlichen Sinne von der Forstwirtschaft als einer der schlimmsten Waldschädlinge angesehen wird. Mit " im eigentlichen Sinne " meine ich die zwei am häufigsten verbreitetet Arten Armillaria ostoyae und Armillaria mellea. Es sind Arten die Erkrankungen und die damit verbundene Schwächung der Bäume rigoros ausnutzen und sie befallen. Oft tun sie das von bereits besiedeltem Totholz aus. Gerade diese Stümpfe sind gefährliche Infektionsherde da der Hallimasch von ihnen aus sein Mycel durch die Erde zu benachbarten Bäumen treibt und diese durch die Wurzeln befällt. Wenn man so will, ein recht weit entwickelte Art, da sie sich bei ihrer Verbreitung nicht alleine auf Sporen verlässt.
Diese oft viele Meter langen, schwarzen Mycelstränge werden in der Fachsprache als Rhizomorphen bezeichnet. Man kann sie recht gut an befallen Bäumen erkennen denen die Rinde ganz oder teilweise fehlt. Ich habe ja anfänglich erwähnt das er sein zerstörerisches Werk nur an Bäumen beginnen kann die bereits erkrankt und somit vorgeschädigt sind. Einer gesunden, vor Lebenskraft strotzenden Eiche, Fichte usw. kann er nichts anhaben.
Übrigens kennt man heute 7 Hallimascharten, die zum Teil auch rein saprobiontisch leben, also nichts mit Parasitismus zu tun haben.
Gruß
Harry
Re: Praxis der Pilzbestimmung
Verfasst: Mo 25. Okt 2010, 16:45
von kurtjegle
Ich habe zum ersten Mal versucht, die Sporenfarbe zu bestimmen. Halber feuchter Hut des alten Pilzes mit den Lamellen nach unten auf ein weisses Blatt Papier. Nach einigen Tagen war der Hut vertrocknet. Jetzt hat sich dieses Bild gezeigt. Die Farbe ist gut getroffen. Ist das Hellbraune die Farbe der Sporen? Zu welchem Hallimasch gehört diese? Habe ich Fehler gemacht? Welche?
Gruss
Kurt
Re: Praxis der Pilzbestimmung
Verfasst: Mo 25. Okt 2010, 22:28
von Rita
Hallo Kurt,
die Farbe des Sporenpulvers des Hallimasch ist weiß! Das sieht man oft bei den in großen Büscheln wachsenden Pilzen, daß die unteren Exemplare wie weiß bestäubt aussehen.
Daß dein Abdruck braun ist liegt wahrscheinlich daran, daß der Hut nass war und auf dem Papier gefault ist. Was man jetzt noch sieht sind dann wohl Lamellenreste und Reste vom Hutfleisch. Du brauchst nicht tagelang zu warten um einen Sporenabdruck zu erhalten. Wenn die Sporen reif sind, fallen sie innerhalb weniger Stunden aus und man kann den Hut wegnehmen bevor er in Verwesung übergeht.
LG
Rita